Gunnar kam gegen
sieben Uhr abends dann doch und fand mich noch mit Derek und Kevin im Büro.
Ich war
ärgerlich auf ihn. Gleichwohl er mir plausibel erklären mochte, es hätte noch
so viel Arbeit im Büro gegeben, bin ich mir sicher und er bestreitet dies
gleichwohl nicht, dass er noch zusätzlich einige Stunden bei, oder mit Alexa
war.
Aber egal.
Die Männer
unterhielten sich noch eine Weile, insbesondere Derek und Gunnar und ich
erinnerte mich an mein Gespräch mit Derek einen Tag zuvor, wo er anmerkte, dass
es doch mit uns schließlich nicht ewig so weiter gehen könne und dass ich mich
irgendwann für einen von ihnen entscheiden müsse.
Ups.
Sollte ich seine
Bemerkung etwa in Beziehung zu Giselle und der bevorstehenden Geburt seines
Kindes setzen?
Es scheint mir
so.
Einer der
beiden, ich kann nicht sagen, ob es Derek oder Kevin war, kam noch einmal auf
unser heutiges Diskussionsthema zurück.
„Gibt es am
Abend nicht auch einen einstündigen Vortrag von einer Frau im großen Saal zu
einem ähnlichen Thema?“, hörte ich Kevin sagen und noch im gleichen Moment sah
er in unseren Notizen nach. „Heute um zwanzig Uhr. Gehen wir hin?“
Gunnar hob den
Arm und sah auf SEINE Uhr. „Wollen wir nicht erst etwas essen?“, fragte er und
hatte sich mir zugewandt. „Du hast bestimmt Hunger und wie ich dich kenne seit
Mittag nichts weiter gegessen.“
Ja. Er hatte
Recht.
„Kein Problem.“,
sagte ich. „Wir können beides tun. Den Vortrag sehen und uns etwas zu essen
bringen lassen. Ohnehin gibt es dort auch ein großzügiges Angebot von Kanapees.“
Kevin pustete
die Luft durch seine Lippen. „Dann will ich Janina fragen, ob sie vielleicht
mitkommen möchte. Sie hat mich so wie so schon einige Male angerufen und
gefragt, wo ich bleibe. Wenn ich jetzt auch noch einen Vortrag besuchen
will…….“, sprach es, obwohl er es vorgeschlagen hatte. Zog die Brauen hoch und
legte die Stirn in Falten. Alle wussten Bescheid. Und die Männer begannen zu
grinsen.
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Am Ende lauschten
wir allen den Worten dieser Frau, im großen Saal. Auch Janina war mitgekommen.
Im Anschluss
daran kamen Kevin, Janina und sogar Derek kurz noch zu uns nach Hause und es
wurde weiter diskutiert, bis wir dann zu müde waren und sich die Runde, so
allmählich gegen halt eins, aufzulösen begann.
Phhuuu! Was für
ein wissenschaftlich, fantastischer Tag! Dachte ich so.
Gunnar nahm mich
von hinten in seine Arme und drückte meinen Körper an den Seinen.
Obwohl es mir
angenehm war, tat ich ein wenig meinen Unmut kund. Alldieweil ich vermutete, er
hatte noch Lust auf Sex.
„Nein, nein.“,
flüsterte er in mein Ohr. „Ich weiß, du bist müde.“
So standen wir
eine kurze Weile dort und schmusten nur.
„Siehst du, wie
gut ich mich mit Derek verstehe?“
Ich löste mich,
drehte mich um zu ihm und sah ihn ein wenig empört und Schulter zuckend an. „WAS?
Habe ICH mich etwa echauffiert in letzter Zeit, wenn du bei Alexa oder wem auch
immer warst?“
Gunnar lächelte
versöhnlich. „Nein. Und ich war NICHT bei anderen Frauen.“
„Aber bei Alexa.
Und Alexa IST eine andere Frau.“
„Du sagtest, bei
Alexa ODER anderen Frauen.“
„Dennoch ist sie
eine ANDERE Frau.“
„Jetzt betreib
keine Wortklauberei. Es wurde heute genug diskutiert.“ Gunnar wurde ernster.
Drehte sich von mir weg und schien nervös. „Warum machst du das?“, fragte er
nun.
„WAS tue ich
denn?“
Er schnaufte. „Eben
war alles noch so wunderbar und du beginnst sinnlose Diskussionen.“
Er hatte Recht.
Verdammt!
Ich biss
verlegen auf meine Lippe. Sah ihn mit gesenktem Kopf von unter her an, und
versuchte es mit einer versöhnlichen Berührung und einem Augenaufschlag. Legte
Demut in den Ton meiner Worte. „Verzeih.“, sagte ich leise und lehnte meinen
Kopf an seinen Oberarm. Denn er hatte sich mir noch nicht wieder gänzlich zugewandt.
„Es tut mir leid. Du hast selbstverständlich Recht.“
Gunnar räusperte
sich kurz und sein Gesichtsausdruck wurde milder. Er drehte sich um und nahm mich
nun wieder in den Arm. Drückte mich fest an seine Brust. „Wir beide. Wir beide.
Nur wir beide. Wir gehören zusammen. Und nichts anderes.“, intonierte er. Ich
musste lächeln und war…..glücklich.
Mit Genuss kuschelte
ich mich in seine starken Arme. Er hob mich mit eben diesen hoch und trug mich
zu Bett und so schlief ich bis heute Morgen um acht. Dann doch der Sex. Eher sporadisch.
Aber dennoch angenehm.
Während des
Frühstücks dachte ich so über Jason und seine Frau Lisa nach. Ich fand, sie
gehört eingesperrt. In jedem Fall ist sie gemeingefährlich! Sie ist ohnehin nur
bedingt unter Aufsicht ihres Mannes aus der Psychiatrie entlassen worden, um
bei ihren Kindern zu sein. Die Verhandlung wegen Körperverletzung steht noch
immer aus.
Meine kurze
Geistesabwesenheit bemerkte Gunnar selbstverständlich und nahm es als Aufforderung
in meinem Kopf zu stöbern.
„Hab‘ keine
Angst. Sie wird dir schon nichts tun.“
„D-u hast…..“
„….wieder in
deinen Kopf gesehen. Ja.“, beendete Gunnar meinen Satz und lachte. „Tut mir
leid. Es war nur so offensichtlich.“
Ich schnaufte.
„Mach‘ dir doch
ihretwegen doch keine Sorgen. Du hast doch nichts mit ihrem Mann.“, legte
Gunnar nach.
OHO! Klopfte er
jetzt etwa auf den Busch? Rasch die Gedanken ordnen und in ein reines Licht
gestellt, bevor er noch etwas merkt und meine Gedankenbilder von Hawaii mit
Jason sieht. Denn genau SO funktioniert das mit dem Gedankenlesen. Mir
zumindest geht es so, dass ich die Bilder sehe, die wer denkt.
„Nein. Du hast
Recht. Aber woher wusste sie, dass Jason tatsächlich mit Lara schläft? Hat sie
es ausschließlich angenommen und es ihr trotz alledem vergällt? Womöglich war
zwischen den beiden tatschlich nichts gewesen und sie vermutete es nur. Ist das
nicht so in einem kranken, eifersüchtigen Hirn? Dass man überall und in jeder
die Konkurrentin sieht.“
Gunnar
schmunzelte. „Du musst es ja wissen.“ Sprach es lachte breit.
„DU! ICH BIN
NICHT KRANKHAFT EIFERSÜCHTIG!!! Sonst würde man mich wie sie in irgendeinem
Hospital verwahren.“
„Schon gut!
Schon gut. War doch nur ein Spaß. Ich weiß doch, dass du mir meine Freiheiten
lässt.“
„Ach! So nennst
du das jetzt?“
Gunnar reagierte
nicht auf meine Frage und antwortete stattdessen: „Und ICH, lass dir deine.“
„Du kennst meine
Antwort darauf.“, kam es meinerseits wie aus der Pistole geschossen.
Gunnar nickte.
Trotz alledem intonierte ich sie erneut. „Ich würde keinen anderen Mann (hier war die EINZAL
wichtig!) mehr brauchen, wenn du keine anderen Frauen hättest.“
„Ich weiß. Ich
weiß…..“
So, nun ist
Gunnar wieder fort gefahren. Und offenbar vermisst man mich noch nicht im Büro.
Denn keiner hat sich bisher nach mir erkundigt. Irgendwie doch eigenartig. Insbesondere
wegen des gestrigen Geschehens des Nachts. Denn da wäre noch zu erwähnen, dass
es einen kurzen Stromausfall gegeben hat.
Mit einem Mal,
war alles dunkel. Es war so gegen halb zwei, gerade als ich den Lichtschalter
in der Küchenzeile betätigte, um mir noch ein Glas Wasser zu holen. DAS war in
der Tat eigenartig!!! Denn noch im selben Moment dachte ich, ICH sei schuld
daran. Allerdings ging nach wenigen Sekunden das Licht von ganz allein wieder
an. Der Kühlschrank begann zu schnurren und ich hatte bereits mit tastenden
Fingern nach der nächsten Taschenlampe Ausschau gehalten.
„Gunnar!“, hatte
ich gerufen. Der hatte nicht geantwortet. War offenbar ebenso perplex.
Als der Strom
wieder gegenwärtig war, ging Gunnar an die Tür und schaute hinaus.
„Nicht!“, rief
ich ihm hinterher. „Das ist ein Trick, den Verbrecher verwenden, wenn sie die
Leute dazu bringen wollen ihre Tür zu öffnen.“
Gunnar lachte. „Du
hast eindeutig zu viele Krimis gesehen.“
„Mag sein. Aber
Vorsicht ist stets geboten.“
„Wozu haben wir
denn ein Sicherheitsteam?“
„Ja. Natürlich.
Aber du weißt schon noch, was damals alles geschah…..trotz des
Sicherheitsteams.“
Gunnar wurde
ernster. „Ja. Du hast Recht. Man sollte wirklich besser Vorsicht walten lassen.“
„Ja! Mann
sollte!“
„Komm, es wird
Zeit….“
ICH werde mich
jetzt bei Ryan erkundigen, ob es gestern noch irgendwelche Zwischenfälle
gegeben hat. Aber wäre es so, hätte man
mir sicherlich bereits verständigt.
In jedem Fall
muss man die Umzäunung unseres ganzen Geländes überprüfen. Eine Arbeit von
Tagen.
Und vielleicht
höre ich mir heute noch einmal den Vortrag dieser Wissenschaftlerin an……….