Mittwoch, 17. August 2016

Was für ein wissenschaftlich, fantastischer Tag!




Gunnar kam gegen sieben Uhr abends dann doch und fand mich noch mit Derek und Kevin im Büro.
Ich war ärgerlich auf ihn. Gleichwohl er mir plausibel erklären mochte, es hätte noch so viel Arbeit im Büro gegeben, bin ich mir sicher und er bestreitet dies gleichwohl nicht, dass er noch zusätzlich einige Stunden bei, oder mit Alexa war.
Aber egal.
Die Männer unterhielten sich noch eine Weile, insbesondere Derek und Gunnar und ich erinnerte mich an mein Gespräch mit Derek einen Tag zuvor, wo er anmerkte, dass es doch mit uns schließlich nicht ewig so weiter gehen könne und dass ich mich irgendwann für einen von ihnen entscheiden müsse.
Ups.
Sollte ich seine Bemerkung etwa in Beziehung zu Giselle und der bevorstehenden Geburt seines Kindes setzen?
Es scheint mir so.
Einer der beiden, ich kann nicht sagen, ob es Derek oder Kevin war, kam noch einmal auf unser heutiges Diskussionsthema zurück.
„Gibt es am Abend nicht auch einen einstündigen Vortrag von einer Frau im großen Saal zu einem ähnlichen Thema?“, hörte ich Kevin sagen und noch im gleichen Moment sah er in unseren Notizen nach. „Heute um zwanzig Uhr. Gehen wir hin?“
Gunnar hob den Arm und sah auf SEINE Uhr. „Wollen wir nicht erst etwas essen?“, fragte er und hatte sich mir zugewandt. „Du hast bestimmt Hunger und wie ich dich kenne seit Mittag nichts weiter gegessen.“
Ja. Er hatte Recht.
„Kein Problem.“, sagte ich. „Wir können beides tun. Den Vortrag sehen und uns etwas zu essen bringen lassen. Ohnehin gibt es dort auch ein großzügiges Angebot von Kanapees.“
Kevin pustete die Luft durch seine Lippen. „Dann will ich Janina fragen, ob sie vielleicht mitkommen möchte. Sie hat mich so wie so schon einige Male angerufen und gefragt, wo ich bleibe. Wenn ich jetzt auch noch einen Vortrag besuchen will…….“, sprach es, obwohl er es vorgeschlagen hatte. Zog die Brauen hoch und legte die Stirn in Falten. Alle wussten Bescheid. Und die Männer begannen zu grinsen.


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Am Ende lauschten wir allen den Worten dieser Frau, im großen Saal. Auch Janina war mitgekommen.
Im Anschluss daran kamen Kevin, Janina und sogar Derek kurz noch zu uns nach Hause und es wurde weiter diskutiert, bis wir dann zu müde waren und sich die Runde, so allmählich gegen halt eins, aufzulösen begann.
Phhuuu! Was für ein wissenschaftlich, fantastischer Tag! Dachte ich so.
Gunnar nahm mich von hinten in seine Arme und drückte meinen Körper an den Seinen.
Obwohl es mir angenehm war, tat ich ein wenig meinen Unmut kund. Alldieweil ich vermutete, er hatte noch Lust auf Sex.
„Nein, nein.“, flüsterte er in mein Ohr. „Ich weiß, du bist müde.“
So standen wir eine kurze Weile dort und schmusten nur.
„Siehst du, wie gut ich mich mit Derek verstehe?“
Ich löste mich, drehte mich um zu ihm und sah ihn ein wenig empört und Schulter zuckend an. „WAS? Habe ICH mich etwa echauffiert in letzter Zeit, wenn du bei Alexa oder wem auch immer warst?“
Gunnar lächelte versöhnlich. „Nein. Und ich war NICHT bei anderen Frauen.“
„Aber bei Alexa. Und Alexa IST eine andere Frau.“
„Du sagtest, bei Alexa ODER anderen Frauen.“
„Dennoch ist sie eine ANDERE Frau.“
„Jetzt betreib keine Wortklauberei. Es wurde heute genug diskutiert.“ Gunnar wurde ernster. Drehte sich von mir weg und schien nervös. „Warum machst du das?“, fragte er nun.
„WAS tue ich denn?“
Er schnaufte. „Eben war alles noch so wunderbar und du beginnst sinnlose Diskussionen.“
Er hatte Recht. Verdammt!
Ich biss verlegen auf meine Lippe. Sah ihn mit gesenktem Kopf von unter her an, und versuchte es mit einer versöhnlichen Berührung und einem Augenaufschlag. Legte Demut in den Ton meiner Worte. „Verzeih.“, sagte ich leise und lehnte meinen Kopf an seinen Oberarm. Denn er hatte sich mir noch nicht wieder gänzlich zugewandt. „Es tut mir leid. Du hast selbstverständlich Recht.“
Gunnar räusperte sich kurz und sein Gesichtsausdruck wurde milder. Er drehte sich um und nahm mich nun wieder in den Arm. Drückte mich fest an seine Brust. „Wir beide. Wir beide. Nur wir beide. Wir gehören zusammen. Und nichts anderes.“, intonierte er. Ich musste lächeln und war…..glücklich.
Mit Genuss kuschelte ich mich in seine starken Arme. Er hob mich mit eben diesen hoch und trug mich zu Bett und so schlief ich bis heute Morgen um acht. Dann doch der Sex. Eher sporadisch. Aber dennoch angenehm.

Während des Frühstücks dachte ich so über Jason und seine Frau Lisa nach. Ich fand, sie gehört eingesperrt. In jedem Fall ist sie gemeingefährlich! Sie ist ohnehin nur bedingt unter Aufsicht ihres Mannes aus der Psychiatrie entlassen worden, um bei ihren Kindern zu sein. Die Verhandlung wegen Körperverletzung steht noch immer aus.
Meine kurze Geistesabwesenheit bemerkte Gunnar selbstverständlich und nahm es als Aufforderung in meinem Kopf zu stöbern.
„Hab‘ keine Angst. Sie wird dir schon nichts tun.“
„D-u hast…..“
„….wieder in deinen Kopf gesehen. Ja.“, beendete Gunnar meinen Satz und lachte. „Tut mir leid. Es war nur so offensichtlich.“
Ich schnaufte.
„Mach‘ dir doch ihretwegen doch keine Sorgen. Du hast doch nichts mit ihrem Mann.“, legte Gunnar nach.
OHO! Klopfte er jetzt etwa auf den Busch? Rasch die Gedanken ordnen und in ein reines Licht gestellt, bevor er noch etwas merkt und meine Gedankenbilder von Hawaii mit Jason sieht. Denn genau SO funktioniert das mit dem Gedankenlesen. Mir zumindest geht es so, dass ich die Bilder sehe, die wer denkt.
„Nein. Du hast Recht. Aber woher wusste sie, dass Jason tatsächlich mit Lara schläft? Hat sie es ausschließlich angenommen und es ihr trotz alledem vergällt? Womöglich war zwischen den beiden tatschlich nichts gewesen und sie vermutete es nur. Ist das nicht so in einem kranken, eifersüchtigen Hirn? Dass man überall und in jeder die Konkurrentin sieht.“
Gunnar schmunzelte. „Du musst es ja wissen.“ Sprach es lachte breit.
„DU! ICH BIN NICHT KRANKHAFT EIFERSÜCHTIG!!! Sonst würde man mich wie sie in irgendeinem Hospital verwahren.“
„Schon gut! Schon gut. War doch nur ein Spaß. Ich weiß doch, dass du mir meine Freiheiten lässt.“
„Ach! So nennst du das jetzt?“
Gunnar reagierte nicht auf meine Frage und antwortete stattdessen: „Und ICH, lass dir deine.“
„Du kennst meine Antwort darauf.“, kam es meinerseits wie aus der Pistole geschossen.
Gunnar nickte. Trotz alledem intonierte ich sie erneut. „Ich würde keinen anderen Mann (hier war die EINZAL wichtig!) mehr brauchen, wenn du keine anderen Frauen hättest.“
„Ich weiß. Ich weiß…..“

So, nun ist Gunnar wieder fort gefahren. Und offenbar vermisst man mich noch nicht im Büro. Denn keiner hat sich bisher nach mir erkundigt. Irgendwie doch eigenartig. Insbesondere wegen des gestrigen Geschehens des Nachts. Denn da wäre noch zu erwähnen, dass es einen kurzen Stromausfall gegeben hat.
Mit einem Mal, war alles dunkel. Es war so gegen halb zwei, gerade als ich den Lichtschalter in der Küchenzeile betätigte, um mir noch ein Glas Wasser zu holen. DAS war in der Tat eigenartig!!! Denn noch im selben Moment dachte ich, ICH sei schuld daran. Allerdings ging nach wenigen Sekunden das Licht von ganz allein wieder an. Der Kühlschrank begann zu schnurren und ich hatte bereits mit tastenden Fingern nach der nächsten Taschenlampe Ausschau gehalten.
„Gunnar!“, hatte ich gerufen. Der hatte nicht geantwortet. War offenbar ebenso perplex.
Als der Strom wieder gegenwärtig war, ging Gunnar an die Tür und schaute hinaus.
„Nicht!“, rief ich ihm hinterher. „Das ist ein Trick, den Verbrecher verwenden, wenn sie die Leute dazu bringen wollen ihre Tür zu öffnen.“
Gunnar lachte. „Du hast eindeutig zu viele Krimis gesehen.“
„Mag sein. Aber Vorsicht ist stets geboten.“
„Wozu haben wir denn ein Sicherheitsteam?“
„Ja. Natürlich. Aber du weißt schon noch, was damals alles geschah…..trotz des Sicherheitsteams.“
Gunnar wurde ernster. „Ja. Du hast Recht. Man sollte wirklich besser Vorsicht walten lassen.“
„Ja! Mann sollte!“
„Komm, es wird Zeit….“


ICH werde mich jetzt bei Ryan erkundigen, ob es gestern noch irgendwelche Zwischenfälle gegeben hat. Aber wäre es so, hätte  man mir sicherlich bereits verständigt.
In jedem Fall muss man die Umzäunung unseres ganzen Geländes überprüfen. Eine Arbeit von Tagen.
Und vielleicht höre ich mir heute noch einmal den Vortrag dieser Wissenschaftlerin an……….