Es fällt mir nicht nur leicht, nach
fast zwei Wochen der Abstinenz, den Namen meines Ehemanns auszusprechen und
nach ihm zu rufen, nein, ich erfreue mich sogar daran. Und er scheint willig
meinen Aufforderungen zu folgen. Ist wieder für mich da, nach den schweren
Stunden, nachdem er seine Mutter verlor.
„Geht es dir gut?“, frage ich ab und
an, tatsächlich besorgt und Gunnar fühlt, was ich fühle......wofür ich dankbar
bin. Vielleicht ist es mir vergönnt, ihm nun endlich ebenso, wie er mir
beständig, zur Seite zu stehen. Obgleich ich in den schlimmsten Stunden (aus
gesundheitlichen Gründen) versagte. Wo ER doch stets und beinahe zu jeder Zeit
bei mir war und sich beflissen um mich sorgte.
Bedauern, Reue und Scham bemächtigen sich zuweilen meiner.
Insbesondere, wenn ich Gunnar in Gedanken versunken in einer Ecke, am Tisch
oder Fenster stehen sehe. Der Tot seiner Mutter muss ihm verständlicher Weise
ungemein zusetzen. Dies ist mir mehr als bewusst. Und ich gebe mir, infolgedessen,
alle Mühe, Groll und Eifersucht fallen zu lassen und ihm nun endlich
beizustehen.
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„Wir bleiben vorerst hier.“, sagt
Gunnar zu mir.
„Wo hier?“
„Bei Erik“ Aber heute, oder besser
jetzt, werde ich zum Fußball gehen.“
Völlig entrüstet stand ich da. „Und
dann?“
„Was und dann?“
„Kommst du zurück? Oder wird
gefeiert? Wenn ja, mit wem und wo?“
„Gefeiert wird sicherlich. Der Rest
wird sich ergeben.“ Gunnar blieb ruhig und sachlich. Wirkte nicht gereizt.
Ich konnte nicht verstehen, was da
geschah. Kaum war Gunnar zurück gekommen und endlich wieder bei mir, hatte mir seine Liebe geschworen, obwohl er
von einer anderen kam und ich hatte ihm gerade erneut vergeben, war er bereit sogleich
wieder fort zu gehen. WARUM??
„Es lenkt mich ab, von dem was war.“,
sprach es meine Gedanken lesen und ging.
Völlig verwirrt war ich zurück
geblieben. Hatte darüber nachgedacht demütig zu Derek zurück zu kriechen. Nur
WIE sieht das in seinen Augen aus? Und was ich früher so liebte, nervt mich
jetzt. Dieses Hin und Her. Von Mann zu Mann.
Wie mir scheint, bin ich doch nun
offenkundig „sesshaft“ geworden.
Noch während ich über meine Lage und
Gunnars Fehlverhalten nach sinnierte, öffnete sich die Tür und Gunnar kam
zurück. Nahm mein trauriges Gesicht zwischen seine Hände, sah mir tief in die
Augen und sagte: „Ich komme zurück heute Abend. Versprochen. Aber jetzt, lässt
du mich gehen. Ist das ein Deal?“ Er küsste mich.
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Letztendlich ließ ICH meine Sorgen
doch eher bedenkenlos von Derek zerstreuen. Survte im Netzt, sah fern, ging ein
wenig spazieren mit Viggo und wartete auf meinen Ehemann. Der tatsächlich kurz
nach Mitternacht zurückkam. Stine hatte ihn mit ihrem Wagen hier her gebracht,
weil er und seine Brüder zu viel Alkohol getrunken hatten. Nun blieb sie für
diese eine Nacht bei uns. Was Erik nutzte, um sie auf ihre Gabe hinzuweisen,
der sie noch immer nicht folgen wollte.
Ich hingegen nutzte Gunnars Alkohol
geschwängerten Schlaf, stöberte auf seinem Handy und wurde fündig. Da waren Fotos
von seinen Konkubinen. Allem voran von Alexa. Eines davon zeigt sie beide im
botanischen Garten in Brooklyn beieinander sitzend. WIE kann DAS NUR „mögen“
sein?
Nun, trotz alledem sind solche Frauen
für Gewöhnlich nur Strohfeuer, die rasch verglühten. Ich hoffe zutiefst, dass es mit
dieser Alexa ebenso sein wird!
Merkwürdig ist nur, dass sie sich
wieder und wieder treffen. Gleich wo. (Hat Gunnar womöglich ebenso noch eine
andere Seelenpartnerin? – von der ich nichts weiß.)
Nun gut, auf meinem iPhone sind
ebenfalls Fotos von Kevin, Wanja und Derek. Auch noch immer eines von Troels
und sogar ein Selfie von Jason. Die Bilder von Jack habe ich schon längst
entfernt.
Ich stellte Gunnar am nächsten Morgen
nicht zur Rede. Gedachte nicht erneut zu diskutieren. Warum? Es nervt ihn nur und
ändert nichts daran.