Sonntag, 31. Mai 2015

„Sesshaft“ geworden




Es fällt mir nicht nur leicht, nach fast zwei Wochen der Abstinenz, den Namen meines Ehemanns auszusprechen und nach ihm zu rufen, nein, ich erfreue mich sogar daran. Und er scheint willig meinen Aufforderungen zu folgen. Ist wieder für mich da, nach den schweren Stunden, nachdem er seine Mutter verlor.
„Geht es dir gut?“, frage ich ab und an, tatsächlich besorgt und Gunnar fühlt, was ich fühle......wofür ich dankbar bin. Vielleicht ist es mir vergönnt, ihm nun endlich ebenso, wie er mir beständig, zur Seite zu stehen. Obgleich ich in den schlimmsten Stunden (aus gesundheitlichen Gründen) versagte. Wo ER doch stets und beinahe zu jeder Zeit bei mir war und sich beflissen um mich sorgte.
Bedauern, Reue und Scham  bemächtigen sich zuweilen meiner. Insbesondere, wenn ich Gunnar in Gedanken versunken in einer Ecke, am Tisch oder Fenster stehen sehe. Der Tot seiner Mutter muss ihm verständlicher Weise ungemein zusetzen. Dies ist mir mehr als bewusst. Und ich gebe mir, infolgedessen, alle Mühe, Groll und Eifersucht fallen zu lassen und ihm nun endlich beizustehen.

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„Wir bleiben vorerst hier.“, sagt Gunnar zu mir.
„Wo hier?“
„Bei Erik“ Aber heute, oder besser jetzt, werde ich zum Fußball gehen.“
Völlig entrüstet stand ich da. „Und dann?“
„Was und dann?“
„Kommst du zurück? Oder wird gefeiert? Wenn ja, mit wem und wo?“
„Gefeiert wird sicherlich. Der Rest wird sich ergeben.“ Gunnar blieb ruhig und sachlich. Wirkte nicht gereizt.
Ich konnte nicht verstehen, was da geschah. Kaum war Gunnar zurück gekommen und endlich wieder bei mir,  hatte mir seine Liebe geschworen, obwohl er von einer anderen kam und ich hatte ihm gerade erneut vergeben, war er bereit sogleich wieder fort zu gehen. WARUM??
„Es lenkt mich ab, von dem was war.“, sprach es meine Gedanken lesen und ging.
Völlig verwirrt war ich zurück geblieben. Hatte darüber nachgedacht demütig zu Derek zurück zu kriechen. Nur WIE sieht das in seinen Augen aus? Und was ich früher so liebte, nervt mich jetzt. Dieses Hin und Her. Von Mann zu Mann.
Wie mir scheint, bin ich doch nun offenkundig „sesshaft“ geworden.
Noch während ich über meine Lage und Gunnars Fehlverhalten nach sinnierte, öffnete sich die Tür und Gunnar kam zurück. Nahm mein trauriges Gesicht zwischen seine Hände, sah mir tief in die Augen und sagte: „Ich komme zurück heute Abend. Versprochen. Aber jetzt, lässt du mich gehen. Ist das ein Deal?“ Er küsste mich.

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Letztendlich ließ ICH meine Sorgen doch eher bedenkenlos von Derek zerstreuen. Survte im Netzt, sah fern, ging ein wenig spazieren mit Viggo und wartete auf meinen Ehemann. Der tatsächlich kurz nach Mitternacht zurückkam. Stine hatte ihn mit ihrem Wagen hier her gebracht, weil er und seine Brüder zu viel Alkohol getrunken hatten. Nun blieb sie für diese eine Nacht bei uns. Was Erik nutzte, um sie auf ihre Gabe hinzuweisen, der sie noch immer nicht folgen wollte.

Ich hingegen nutzte Gunnars Alkohol geschwängerten Schlaf, stöberte auf seinem Handy und wurde fündig. Da waren Fotos von seinen Konkubinen. Allem voran von Alexa. Eines davon zeigt sie beide im botanischen Garten in Brooklyn beieinander sitzend. WIE kann DAS NUR „mögen“ sein?
Nun, trotz alledem sind solche Frauen für Gewöhnlich nur Strohfeuer, die rasch  verglühten. Ich hoffe zutiefst, dass es mit dieser Alexa ebenso sein wird!
Merkwürdig ist nur, dass sie sich wieder und wieder treffen. Gleich wo. (Hat Gunnar womöglich ebenso noch eine andere Seelenpartnerin? – von der ich nichts weiß.)
Nun gut, auf meinem iPhone sind ebenfalls Fotos von Kevin, Wanja und Derek. Auch noch immer eines von Troels und sogar ein Selfie von Jason. Die Bilder von Jack habe ich schon längst entfernt.
Ich stellte Gunnar am nächsten Morgen nicht zur Rede. Gedachte nicht erneut zu diskutieren. Warum? Es nervt ihn nur und ändert nichts daran.