Ebenso
unspektakulär wie die Ankunft hier, war unser dritter Hochzeitstag. Selbst die Gazetten
meldeten nichts wirklich Außergewöhnliches oder Erstaunliches.
Womöglich
empfinde ich es auch nur auf diese Weise .....als „gewöhnlich“.
Vielleicht
erwarte ich zu viel? (Aber das ist nicht wirklich so. Eher bin ich desillusioniert
(was Gunnar betrifft).)
Möglicherweise,
ja sicher sogar, ist der Zauber der ersten Tage unseres Kennenlernens bereits
verflogen, als Gunnar mich auf seinen Armen vom Ufer des Mississippi nach Hause
getragen hatte, nachdem ich von Damballa besetzt gewesen, plan- und ziellos in
die Sümpfe gelaufen und ohnmächtig geworden war. Ja, in der Tat ist da nicht
mehr viel Staunen. Man kennst sich.......jetzt...etwas besser. Hat sich
aneinander gewöhnt und miteinander verändert.....in dreieinhalb Jahren.
Zudem
ist mir dieser Ort so derart vertraut. Erinnert mich an märchen- und fabelhafte
Zeiten. An Augenblicke des Lachens, der Verrücktheit, der Traurigkeit mit
meiner damaligen „Freundin“ und engsten Vertrauten „Marie“. Wo ist sie hin? Die
Zeit, und die Marie?
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Die
Temperaturen am Tag unseres dreijährigen Eheversprechens hatten sich ein wenig
in höhere Gefilde bewegt. Es waren beinahe dreißig Grad mit einer 83 %igen
Luftfeuchte und kaum ein Quäntchen Wind. Das typische Wetter für Louisiana.
Genau
genommen saßen wir nur draußen auf der Veranda und ließen es ruhig angehen.
Tranken, speisten und redeten über Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges.
Spirituelle Themen wurde an diesem Tag ausgespart und gleichermaßen die von
tiefer Freundschaft und übermütiger Heiterkeit durchdrungene Zeit mit Marie.
Marie.
Wo nur ist die Ursache für ihre Feindseligkeit? Der Grund für das Konkurrenzverhalten, welche
sie mir nach wie vor entgegen bringt und welches so unnötig ist. Beständig
rückt sie ihr Entzücken in den Vordergrund Henrik gefunden zu haben. Betont bei
jeder Gelegenheit, wie außergewöhnlich glücklich sie mit ihm ist und was für
ein liebenswerter, reizvoller und ansehnlicher Mann er doch wäre. Dazu unterstreicht
sie wieder und wieder die Akzeptanz, die Henrik Gunnars Kindern entgegen
bringt.
„Er
liebt sie, als wären sie die Seinen.“
Wie
außergewöhnlich! Wie spektakulär! Wie beispiellos! (Was selbstredend von mir
ein wenig „sarkastisch“ gemeint ist.)
Am
Abend wurde ein Feuer entzündet. Gunnar telefonierte mit Erik und später ebenso
mit seiner Mutter.
Unendlich
viele Gäste gab es während dieser Feierlichkeit nicht, wenn man sie denn überhaupt so
nennen kann, nicht. Da waren nur die Turners, Henrik, Marie und die Kinder,
Gunnar und ich.
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Am
darauf folgenden Tag besuchten wir Camille.
Es
war ein kurzer Besuch. Sie hatte wenig Zeit und daher wurden spirituelle Themen
doch eher nicht weiter vertieft.
Sie
verabschiedete uns höflich aber dennoch rasch und entschieden. Vertröstete uns
auf „später“. Was auch immer dies bedeuten mochte.
So
streiften wir durch New Orleans bis in die Nacht hinein und kehrten erst nach
Mitternacht zum Haus zurück. Gunnar gedachte noch eine Weile in den Straßen von
New Orleans zu verweilen. Aber da war ein Polizeiaufgebot wie sonst nie. Das irritierte mich und
vermittelte mir, angesichts der letzten Ereignisse in diesem Land, nicht
wirklich ein Gefühl der Sicherheit. Im Gegenteil.
Nun,
nach all den strapaziösen Stunden muss ich nicht zusätzlich erwähnen, wie
erschöpft ich gewesen war. Die Lust auf Schreiben war nicht gegenwärtig und die Muse
hatte mich nicht geküsst. So wie so verwunderte es mich, wie ich dieses doch Kräfte
zehrende site seeing überstanden hatte. Zumal bei diesen Temperaturen.
Sex,
gab es bis hier her keinen mehr. Und ich fragte Gunnar, ob er mit dieser Situation
denn zufrieden wäre. So gänzlich ohne Konkubinen. (Ha, ha!)
Er
nahm mich lächelnd in den Arm. Drückte mich fest an sich und schmiegte seine
Wange an mein Haar. „Natürlich. Was denkst du denn.“