Ich sitze hier im Fitnessstudio und
beobachte meine beiden Männer, wie sie ihre Muskeln stählen. Aber ich greife
dem Lauf der Geschichte vor.
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„Wenn es mir nicht gut geht (so wie jetzt), ziehe ich mich für
gewöhnlich zurück (wie ein krankes Tier) und wünsche mir, dass mich die
Menschen in Ruhe lassen. Ich rede nicht viel. Mag niemanden sehen und tue, was
eben getan werden muss. Nichtsdestotrotz gönne ich mir dann (wenn möglich) DIE
Dinge, die mich erfreuen. Die mich ein wenig glücklich machen.
Ich mag nicht über Krankheiten sprechen. Es hört
mir ja doch keiner zu,....im Gegensatz zu mir, die ich stets ein offenes Ohr
für die Meisten habe.
Allerdings ist das Reden über Krankheiten keine
gute Energie. Es sind schlechte Mantren, welche eine nur noch tiefer in die
Kränklichkeit ziehen. DAS braucht man nicht!
Ich kann Dich da sehr gut verstehen.“
Ein Kommentar, den ich
schrieb, zu folgendem Post:
„
Kleinen Cappuccino beim Bäcker. Die Leute um mich
herum, reden nur von Krankheiten, Krankenhaus, Pflegeheim, Reha, Sterben,
schwere Arbeit und Trennungen. Niemand lächelt. Ich genieße meine kleine Abwechslung und fühle mich
mehr als anders. Ja auch ich hätte vielleicht gerade Grund zu Klagen, finde
aber in allem, was gerade geschieht oder eben gerade nicht geschieht „smile“-Emoticon immer das
Schöne, das Gute, das Sinnvolle dem Leben zugewandte. Es ist wie es ist. Gut.
Ju“
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Ich war doch noch im Büro bis fünf.
Ging dann allein zurück zum Haus. Derek war ins Fitnesscenter gegangen.
Allerdings wusste ich, dass Gunnar unterwegs zu mir war. Er hatte mich
angerufen vom Flughafen aus.
Als er dann endlich kam, begrüßte er
mich leidenschaftlich. Offenkundig war er tatsächlich glücklich, mich wieder zu
sehen. Was selbstredend mein Herz erfreut. Obgleich mir doch verborgen blieb,
was er am gestrigen Abend und in der Nacht so trieb. Oder eben nicht? Wer weiß
das schon. Japaner befinden es für unangebracht „Geschenke“ abzulehnen. Welcher
Art diese auch immer sein mögen. Infolgedessen fragte ich ihn in einem
günstigen Augenblick.
„Fremd gefickt?“ Was genau genommen
oft unsere/meine Frage ist, wenn er von irgendwoher zurückgekommen war.
Gunnar lachte. Es kam kein eindeutiges
und rasches NEIN. Was mich ahnen ließ, dass da etwas nicht stimmte.
„Und du?“
„Bekannt.“
„Ah! Natürlich. Und? Wie war’s?“
„Angenehm.“
Er war erstaunt. „Okay.“ Dennoch
gedachte ich ihm nicht zu gestehen, dass ich von seinem Stelldichein mit dieser
Casandra wusste. Denn genau aus diesem Grund, hatte ICH keinerlei schlechtes
Gewissen.
Er nahm mich noch einmal in den Arm
und strich mir mit dem Rücken seiner Hand über die Wange. „Wie geht es dir
denn?“
Ich schnaufte. „Ich denke möglichst
nicht daran.“
„Ist es schlimmer geworden?“
„Nein. Die Beschwerden verlagern
sich nur ständig. Mein ganzer Rücken fühlt sich merkwürdig an.“
„Möchtest du nicht doch lieber zu einem
Arzt?“
„Nein. Vielleicht nächste Woche,
FALLS es NICHT besser wird. Wir werden sehen.“
„Okay.“, erwiderte er ernst.
„Also was nun? Fremd gefickt?“,
fragte ich zum wiederholten Male und fixierte meinen Ehemann.
Gunnar schnaufte ein wenig und hob
die linke Augenbraue. Was tatsächlich nicht Gutes zu verheißen schien. „Du
kennst doch die Japaner. Der Geschäftsabschluss wurde natürlich mit einer Feier
und Geschenken besiegelt, welche ich NICHT ablehnen konnte. Hätte ich es getan,
hätte man mir das als Schwäche ausgelegt und ich hätte in deren Augen mein Gesicht
verloren.“
„Wie sahen die Geschenke aus?“
„Gut.“ Er grinste.
„Haben sie dir deine Wünsche
erfüllt?“
„Selbstverständlich. Dafür waren sie
doch da.“
Nun hätte ich genau genommen sauer
sein sollen. Nur konnte ich das nicht. Schließlich war auch ich mit einem
anderen zusammen gewesen. Also beließ ich es dabei und versuchte........zu
vergessen.
Ich wendete mich dem Schreiben zu.
Ignorierte für eine Weile meinen Ehemann. Obgleich ich doch glücklich war, dass
ich ihn endlich wieder bei mir hatte.
Nach einer Weile kam Gunnar von
hinten an mich heran. Umfing mich erneut mit seinen Armen und drückte mich an
sich.
„Sei nicht böse. Ich bin es ebenso
wenig. Vergiss es einfach. Es hat keinerlei Relevanz. Wir wollen doch nicht
streiten.“
Ich räusperte mich und nickte dann.
Was blieb mir auch anderes übrig.
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Wir beide hatten noch Einiges an
unseren Notebooks zu erledigen. Anschließend, gegen halb acht, das gemeinsame
Dinner im Restaurant.
Ich fühlte mich so kraftlos und
Übelkeit plagte mich. Keine gute Voraussetzung.
Wir blieben nicht lange und gingen
zurück zum Haus. Sex gab es keinen. Weder am Abend noch am Morgen. Wir hatten
ein wenig ferngesehen und uns noch einmal über die Geschenke unterhalten.
Ich gedachte genauer zu wissen, WELCHE seiner Gelüste und Neigungen sie ihm
erfüllt hatten.
„Alle.“, erwiderte er zu Beginn als
Sammelbegriff.
„Erzähl’ mir doch etwas darüber.“,
bat ich meinen Ehemann, der mich mit hoch gezogener Braue von der Seite her,
mit einem zweifelnden Blick bedachte.
„Du bist dir sicher?“
„Ja. Was könntest du mir sagen, was
ich nicht bereits weiß, oder gesehen hätte.“
Er lachte ein wenig zynisch und
begann.
Es waren zwei japanische Frauen, wie
er sagte und von zahlreichen Spielzeugen war die Rede. Also NICHTS, was ich
nicht kannte. Die Eine hätte er so richtig durchgefickt (Gunnars Worte!). An
dieser Stelle kam der sadistische Teil von ihm durch. Dann wechselte er über
zum Masochisten mit einer Domina, die ihm den Schwanz auspeitschte und seinen
„Hintern“ verwöhnte.
„Alles in allem eine
sadomasochistische Session. Wie du sie sonst mit Siv und ihren Schwestern
betreibst.“, sagte ich fast emotionslos und kühl, als reine Feststellung.
Gerade so, als würde es mich nicht weiter berühren. Und auch Gunnar redete
darüber, als wäre es eine Sache, die sich eben ereignet hätte
und....nichts weiter.
Aber auch DAS kannte ich schon und
wusste, dass es ihm in der Tat nichts weiter bedeutete, wie die Befriedigung
seiner sexuellen Bedürfnisse. Was ich versuchte nachzuvollziehen. Denn auch ICH
vermochte Sex und Liebe ganz gut zu trennen. Allerdings gelang es mir nicht
immer. Denn Derek mochte ich tatsächlich.
Und auch Gunnar fragte mich Einiges,
was das Zusammensein und den Sex mit Derek betraf. Es war erstaunlich. Denn DAS
hatte er noch NIE getan.
„Was gefällt dir so an ihm und wie
er es macht? Wo liegt der Unterschied zwischen uns beiden?“ Usw......
So brachte er mich dazu, zu
vergleichen und ihm recht nüchtern mitzuteilen, wie ich meine beiden Männer so
empfand. Was genau genommen beinahe einer psychologischen Einschätzung glich.
Denn es ging dabei nicht ausschließlich um sexuelle Belange. Sondern ebenfalls
um den Menschen an sich.
Derek ist ohne Frage der
gefühlvollere Typ. Mit viel Einfühlungsvermögen und Zärtlichkeit. Gunnar ist
anscheinend manchmal nur darauf bedacht, seine Bedürfnisse zu befriedigen.
Obgleich er doch stets ebenfalls auf mich achtet. Er ist eindeutig härter als
Derek beim Sex. Die gefühlvollen, normalen Dinge liegen ihm nicht ganz so sehr.
Derek ist da doch eher einfach gestrickt. Er benötigt keine zusätzlichen Stimmulanzien.
Nur mich. Was ich doch an ihm zu schätzen weiß.
„Du bist von deinem Wesen her oft so
kühl. Auch ein wenig herber als er.“, gestand ich Gunnar ganz einfach.
Er hob die Brauen und sah mich
verwundert an. „ICH bin KÜHL? Aha.“ Er lachte. „Du meine Güte! Wir sind jetzt fünf
Jahre verheiratet und die Frau findet mich......KÜHL. Aber ich kann doch auch
sehr leidenschaftlich sein?“
„Ja. Natürlich. Beim Sex. Ich weiß.
Aber von deinem Wesen her bist du......mit WAS könnte ich es nur vergleichen?
Es fällt mich gerade nichts ein.“ Ich dachte noch einige Sekunden angestrengt
nach. „Vielleicht in dem Ausdruck deiner Gefühle nicht so feingliedrig. Du
magst feurig sein, auch gelegentlich aufbrausend, deinen Willen absolut
vertretend und wenn du einiges getrunken hast scheinst du fast unbesonnen, auf
Physis setzend. Setzt deine Stärke ein. Es ist dir dann wichtig, aus dir raus
zu gehen.“
„Macht er das nicht?“
„Ich habe Derek noch nie betrunken
erlebt.“
„Vermeidest du es deshalb mit mir
zusammen zu sein, wenn ich auf Partys gehe und trinke?“
„Ja. Ich mag dich nicht SO sehen.“
Gunnar stutzte.
„Aber ich glaube“, redete ich weiter,
„ich habe dir das bereits vor einiger
Zeit schon einmal gesagt. Allerdings ist es eine Weile her. In letzter Zeit
hattest du doch stets deine Bekleidung auf etwaigen Festen.“
„Alexa?“
„Ja. Hast du sie mittlerweile
erreicht?“
„Ja.“
„Und? Was sagst sie?“
Gunnar räusperte sich. „Ich denke,
sie wird wieder kommen. Sie brauchte anscheinend nur eine kleine Auszeit, wie
sie sagte. Allerdings hält sie sich mit Erklärungen sehr zurück. Weicht aus.“
„Was gibt sie an, zu der Liebe, die
sie zu dir fühlt?“
„Sie sagt, dass sie mich liebt.“
Wie du das ausdrückst, scheinst du
ihr dies nicht wirklich abzunehmen?“
„Doch schon.“
„Aber?“
„Da ist neuerdings so ein Unterton,
welchen ich noch nie bei ihr hörte.“
„Hast sie womöglich jemand anderen kennen
gelernt?“
„Nein. Das glaube ich nicht.“ Und
ICH konnte es kaum glauben, dass ich mich so ganz spröde und ungeziert mit
meinem Ehemann über seine Geliebte unterhielt. Schluss damit. Dachte ich so.
Jedoch die Unterhaltung ging noch eine Weile weiter und genau genommen tat es
gut, sich einmal richtig, über alles, auszusprechen. Gunnar schien diese Konversation
ebenfalls nicht unangenehm zu sein. Ich sah, wie er, wenn auch vorsichtig, so
manches Mal die Worte genau wählend, erleichtert war, mit mir darüber reden zu
können. Ich vermute, genau DAS schätzt er gleichwohl an mir. Andere Frauen
wären dazu wahrscheinlich kaum in der Lage. Vor allem, dabei so abgeklärt und
ruhig zu sein/zu bleiben.
So wurde es ein angenehmer, langer
Abend für uns beide. Heute Morgen schliefen wir aus. Räkelten uns noch lange,
bevor wir das Bett gegen zehn verließen. Es war kalt und ich hatte nicht das Verlangen
nach draußen zu gehen. Infolgedessen frühstückten wir im Haus.
Der Tag verlagert sich so nach
hinten. Und der Lunch auf zwei Uhr.
Anschließend doch noch ein Stück
gehen. Es ist sssooooo schön, meinen Ehemann bei mir zu haben. Wir bleiben
beide übers Wochenende hier. Allerdings nächste Woche wird es kompliziert. Siv
hat Geburtstag und Gunnars Bruder Carsten ebenfalls. Da stehen erneut die
Partys an (die NICHT in meinem Interesse sind und die ICH nicht mag). Gunnar
hat mich gebeten, wenigstens mit ihm zu Carsten zu kommen. Nur gedenke ICH mich
der Begegnung mit dessen Freundin und ihrer Familie NICHT auszusetzen! Womit
erneut unsere Interessen auseinander gehen.
Schade......eigentlich.
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Da ich bei Gunnar sein wollte, stimmte
ich zu und begleitete ihn zum Fitnesscenter.
Dort traf ich Derek. Und ich fühlte
mich (ebenso!) zu IHM hingezogen. (Er küsste mich, trotz Gunnars Anwesenheit,
kurz auf die Lippen.) Was der Beweis für mich ist, dass ich zwei
Personen/Männer lieben kann. Jeden, auf seine Weise. Kevin ist jedoch ebenfalls
nicht zu vergessen. Ich empfinde noch immer viel für ihn. Bei Ian bin ich mir
nicht sicher. Meine Gefühle zu ihm, scheinen sich derzeit auf Leidenschaft
reduziert zu haben. Aber ich vermute, das liegt gleichwohl an ihm.
Wanja ist eine ganz andere
Hausnummer. Ich werde ihn wohl immer lieben. Ihn nie vergessen. Offensichtlich
war er die größte, oder es die intensivste Liebe, die ich je für einen Mann
empfand. Felicio......habe ich (bewusst) vergessen. Und an Jack möchte ich
nicht mehr denken. Er war ein gewalttätiger Säufer und Egoist.
Wenn ich so darüber nachdenke, finde
ich es alles in allem überaus angenehm, mit Gunnar so reden zu können. Und
Gunnar empfindet offenkundig das Gleiche.
Ich denke, es ist ein Prozess
der gegenseitigen Entwicklung, wenn man lange Zeit mit EINEM Partner zusammen
ist. Man wächst aneinander.