Montag, 29. Februar 2016

Gelüste und Verpflichtungen



Natürlich war Alexa noch bei uns geblieben und heute Morgen fand ich sie sogar in unserem Bett, wo sie vermutlich die ganze Nacht über an Gunnars anderer Seite geschlafen hatte. Ich hatte sie mir NICHT dorthin gewünscht. Aber Gunnar schon. Und bei Alexa bin ich mir nicht sicher. Allerdings vermute ich, dass es auch IHR lieber gewesen war, zu dritt in einem Bett zu schlafen, als allein auf der Couch zu liegen und ihren Geliebten allein bei seiner Frau zu wissen.
Alexa scheint in der Tat NICHT die eifersüchtige, missgünstige, boshafte Mätresse zu sein, die mich, als Gunnar Ehefrau auszubooten versucht. Nach wie vor verhält sie sich in meiner Gegenwart überaus freundlich, hilfsbereit und entgegenkommend. Und Gunnar bestätigte mir obendrein, dass sie gleichwohl auch sonst nie schlecht über mich redet. Doch eher respektvoll. Akkreditierte er. Was mich letztendlich dazu bewog, auch ihr gegenüber weniger Feindseligkeit zu zeigen. Ohnehin fehlt mir schlicht und einfach die Kraft, um mich an dieser Angelegenheit aufzureiben.

Nichtsdestotrotz steht der Mond noch immer im Skorpion, was Alexa heute Morgen aller Wahrscheinlichkeit nach zu Fellatio bewog. Obwohl Gunnar es nicht wirklich wollte. Er hatte es eilig. Gedachte heute endlich wieder zur Arbeit zu gehen. Hatte Magnus bereits angerufen und gefragt, ob er gebraucht würde. Ob es Wichtiges anlag.
„Dein Vater wirft mich raus.“, sagte er lachend zu mir.
„Nein. Sicherlich nicht. Im Zweifelsfall ist doch eher um MEIN Wohl besorgt.“, hatte ich ihm geantwortet.
Und obgleich ich doch am aller liebsten mit Gunnar zusammen geblieben wäre, stellte ich mir vor, Derek zu mir zu bestellen, wenn Gunnar gegangen war, um mit ihm zu schlafen. Nur wusste ich auch, dass Derek kein Hund war, welchen man seine Befehle geben konnte. Er hätte es mir großer Sicherheit bemerkt und moniert, dass man (in diesem Fall ICH) ihn nicht benutzen kann wie einen Gegenstand.

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Gesundheitlich ist anzumerken, dass mein Magen von dieser enormen Menge Cortison erheblich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich stehe wieder am Anfang. Bei jeder, nur all zu kleinen Menge Nahrung, die in ihn fällt, nörgelt er erneut mit Schmerzen. Was bedeutet, dass ich ohne eine zusätzliche Säuretablette NICHTS zu essen vermag. Gebratenes scheint er im Augenblick absolut nicht zu mögen. Kaltes ebenso wenig. In Ruhe zu speisen und sorgfältiges Kauen sind derzeit mehr als angebracht.

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Obwohl Gunnar mir davon abgeraten hatte, nahm ich nach dem Frühstück im Restaurant am montäglichen Briefing teil.
„Du hast fähige Leute.“, hatte Gunnar zu mir gesagt, als ich anmerkte womöglich heute einmal im Büro vorbei zu schauen. „Die schaffen das schon.“
„Ja.“, bestätigte ich. „Kevin wird das schon regeln.“
Gunnar stutze ein wenig und zog die linke Braue nach oben, wie so oft, wenn ihm etwas eigenartig erschien. „Willst du Derek feuern?“
„NEIN! Gott bewahre. Natürlich nicht.“
„Manchmal klingt es so, als wäre er bereits auf dem absteigenden Ast.“ Gunnar hob nun beide Augenbrauen und sah mich abwartend an. Ich antwortete ihm allerdings nichts.

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Während ich am Morgen im Restaurant saß, um mein Frühstück (so la, la) einzunehmen, saß Jason Anekelea neben mir. Ich hatte ihn zu mir gewunken und erfreute mich an seiner Gegenwart. Wir redeten kurz über Gunnar, das Zentrum, wie es mir ging und schwelgten für einige Minuten in Erinnerungen an Berlin und ich konnte nicht umhin ihm einige Komplimente seines Aussehens wegen an den Kopf zu werfen, was ihm sichtlich verlegen stimmte.
„Hätten wir eine Zukunft gehabt?“, fragte er schließlich unerwartet.
Ich nahm noch einen Schluck Tee aus meiner Tasse und sah ihn forschend an.
„Ich denke schon.“, erwiderte ich schließlich und er grinste mich voller Genugtuung an.

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Während des Briefings fiel mir immer wieder diese Casandra Fish ins Auge und ich dachte daran, dass Gunnar mit ihr in seinem Spielzimmer gefickt hatte. Am aller liebsten würde ich sie raus werfen. Dachte ich so. Aber wäre SIE es nicht, wäre es eine andere. Und warum sollte ich dieses Mädchen einer guten Lehrstelle berauben, nur, weil ich zornig auf sie war. Alles in allem gehören stets zwei Personen dazu. Immerhin hätte sie auch NEIN sagen können. Nur Gunnar scheint noch immer für viele Frauen im Zentrum ein begehrter Partner für gewisse Stunden zu sein.

.....and now, I'll go to lunch........