Gunnar
betrifft die Erkältung bisher nicht. Obwohl wir die letzten Tag eng beieinander
waren. Ohnehin ist er jemand, der kaum eine Krankheitsgeschichte hat. Was
können ihm da schon ein paar so lapidare Viren anhaben?
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Wer hätte
es gedacht. Ich, für meinen Teil, sicherlich nicht.
Mein Ehemann
straft mich doch tatsächlich Lügen. Er war weder gestern, noch wird er heute
nach Stockholm fahren. Er wird bei mir bleiben, wie er sagt.
Mag sein,
dass er gestern nicht in jedem Augenblick bei mir gewesen war. Dennoch ist
er NICH, man höre und staune (!!!), fremd gegangen. Stattdessen schwitzte er,
am gestrigen Abend, lieber für drei Stunden im Fittnessstudio.
Derek
hatte an unsere Tür geklopft, als er bemerkt hatte, dass wir zurück im Zentrum
waren.
„Komm doch
herein.“, bat ich ihn über die Schwelle zu treten. Denn er war davor stehen
geblieben. Hatte gezögert und sich einige Male geräuspert, was offensichtlich
so viel bedeuten sollte, dass er noch immer nicht wieder vollständig genesen war.
Wie auch? Erkältungen sind im Durchschnitt erst nach zwei Wochen ausgeheilt.
„Ich weiß
nicht so recht, ob das gut ist. Ich habe....“, stotterte er und Gunnar wank ihn
energisch herein.
„Setzt
dich.“, sagte er und wies auf den Platz neben mir.
Derek sah
Gunnar mit großen Augen an und legte die Stirn in Falten. „Nein. Ich will Rea
doch nicht gefährden. Du weißt doch, dass ich erkältet bin.“
„Es ist zu
spät.“, sagte ich zu Derek und sah ihn dabei mit einem Blick der Kapitulation entgegen.
„Oh nein!
Ich habe dich angesteckt. Das tut mir so unendlich leid Rea.“
„Derek.
Beruhige dich.“, beschwichtigte ich ihn, alldieweil ihm seine Bekümmertheit anzusehen war und offensichtlich zu Herzen ging. „Viren gibt es schließlich überall.“
Und schon
im nächsten Moment wandte er sich Gunnar zu. „Ich hoffe, dir geht es zumindest
gut.“
Gunnar
lächelte ihn an und ich hatte ihn lange nicht so freundlich Derek gegenüber
gesehen. „Ja. Es ist alles okay mit mir. Ich bin ein robuster, nordischer Kerl.
Ein paar Viren hauen mich nicht um. Sie sind doch eher die Herausforderung.“ Er
lachte, ging ein paar Schritte auf Derek zu und klopfte ihn brüderlich auf die
Schulter.
(Wir
wunderten uns.)
Derek
setzte sich mit wiederholten Worten der Entschuldigung neben mich und lächelte
mich zaghaft an. Offenkundig quälten ihn Selbstvorwürfe. Dann sah er zu Gunnar hinüber
und wieder zurück zu mir. Ich zuckte mit den Schulter und hob die Brauen, denn
auch für mich war Gunnars Überfreundlichkeit recht ungewöhnlich. Jedoch löste
sich das Rätsel alsbald auf.
„Würdest
du eine Weile bei Rea bleiben. Ich gehe für ein paar Stunden ins
Fittnessstudio.“
Ich
schüttelte unmerklich mit dem Kopf und sah Gunnar entgeistert und vorwurfsvoll
an, alldieweil ich vermutete, dass er, wie gewöhnlich, vor hatte, zu einer
anderen Frau, oder ganz und gar mit mehreren in sein Spielzimmer zu gehen.
Gunnar sah
natürlich, was da so in mir vor sich ging und lachte ein wenig schmunzelnd,
während er mich ansah. „Nein Rea.“ Und nun betonte er jedes Wort einzeln. „Ich
gehe tatsächlich meine Muskeln trainieren. NICHTS WEITER.“
Ich sah
ihn zweifelnd an und kniff die Augen zusammen.
„Du kannst
mir ruhig glauben, wenn ich es dir sage.“
„Ich
dachte....“, begann ich den Satz und ließ ihn offen.
„Nein.
Vertraue mir Rea. Ich gehe ausschließlich ins Fittnessstudio.“
„O – k – a
– y.“
„In drei
Stunden bin ich wieder da.“
Infolgedessen
blieb ich mit Derek allein.
Wir
redeten ein wenig miteinander und ich erkundigte mich nach seiner Mutter.
„Ich war
schon seit Tagen nicht mehr bei ihr.“
„Ist auch
besser so.“
„Ich weiß“.
Nach einer
Weile des nebeneinander Sitzens, sah Derek lächelnd zu mir herüber. „Am
liebsten würde ich meinen Arm um dich legen. Aber vielleicht ist es besser,
wenn ich dir noch nicht zu nahe komme.“
Ich
lächelte Derek an. „Der Arm kann nicht schaden. Wo du doch so wie so schon
neben mir sitzt.“
Eine
Stunde verging und die Zweite. Ich wurde unruhig und rief im Fittnessstudio an,
wo man mir bestätigte, dass Gunnar seit zwei Stunden trainierte.
WOW!
Dachte ich. Es gibt noch Wunder und er gibt sich doch tatsächlich Mühe. Wird er
doch noch ein braver Ehemann? Und er bittet in seiner Abwesenheit sogar meinen Liebhaber
bei mir zu bleiben. Welche Großherzigkeit. Hat Erik ihn womöglich erneut verhext?
Nun, trotz
aller Husterei meinerseits, war es ein einigermaßen angenehmer Abend.
Gunnar kam
kurz vor zwölf geduscht zurück und Derek ging.
Sex mit
Gunnar gab es selbstverständlich keine. Obgleich ich die Nacht über kaum
schlief. Nur gut, dass mir Gunnar, vorausschauender Weise, bereits seit Tagen
Antigrippemittel verordnet hatte. Wo ich noch dachte, wozu dient DAS denn?
Es geht
mir so einigermaßen. Alle meine Termine, habe ich in jedem Fall, erst
einmal abgesagt.
Kevin
hatte sich gestern ebenso nach mir erkundigt, wie Thomas und Marie. Von einem
Besuch am heutigen Tage, hatte ich ihm jedoch abgeraten.
„Am
besten, du kommst nach New Orleans.“, hatte Marie zu mir gesagt. Nun, womöglich
keine schlechte Idee. Zumindest überlege ich es mir. Allein allerdings, mag ich
nicht gehen. Ohne Gunnar, werde ich nirgendwohin fliegen. So wie so, muss ich mich
erst einmal erholen.