Freitag, 5. Februar 2016

Ein braver Ehemann - Teil 2



Gunnar betrifft die Erkältung bisher nicht. Obwohl wir die letzten Tag eng beieinander waren. Ohnehin ist er jemand, der kaum eine Krankheitsgeschichte hat. Was können ihm da schon ein paar so lapidare Viren anhaben?

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Wer hätte es gedacht. Ich, für meinen Teil, sicherlich nicht.
Mein Ehemann straft mich doch tatsächlich Lügen. Er war weder gestern, noch wird er heute nach Stockholm fahren. Er wird bei mir bleiben, wie er sagt.
Mag sein, dass er gestern nicht in jedem Augenblick bei mir gewesen war. Dennoch ist er NICH, man höre und staune (!!!), fremd gegangen. Stattdessen schwitzte er, am gestrigen Abend, lieber für drei Stunden im Fittnessstudio.
Derek hatte an unsere Tür geklopft, als er bemerkt hatte, dass wir zurück im Zentrum waren.
„Komm doch herein.“, bat ich ihn über die Schwelle zu treten. Denn er war davor stehen geblieben. Hatte gezögert und sich einige Male geräuspert, was offensichtlich so viel bedeuten sollte, dass er noch immer nicht wieder vollständig genesen war. Wie auch? Erkältungen sind im Durchschnitt erst nach zwei Wochen ausgeheilt.
„Ich weiß nicht so recht, ob das gut ist. Ich habe....“, stotterte er und Gunnar wank ihn energisch herein.
„Setzt dich.“, sagte er und wies auf den Platz neben mir.
Derek sah Gunnar mit großen Augen an und legte die Stirn in Falten. „Nein. Ich will Rea doch nicht gefährden. Du weißt doch, dass ich erkältet bin.“
„Es ist zu spät.“, sagte ich zu Derek und sah ihn dabei mit einem Blick der Kapitulation entgegen.
„Oh nein! Ich habe dich angesteckt. Das tut mir so unendlich leid Rea.“
„Derek. Beruhige dich.“, beschwichtigte ich ihn, alldieweil ihm seine Bekümmertheit anzusehen war und offensichtlich zu Herzen ging. „Viren gibt es schließlich überall.“
Und schon im nächsten Moment wandte er sich Gunnar zu. „Ich hoffe, dir geht es zumindest gut.“
Gunnar lächelte ihn an und ich hatte ihn lange nicht so freundlich Derek gegenüber gesehen. „Ja. Es ist alles okay mit mir. Ich bin ein robuster, nordischer Kerl. Ein paar Viren hauen mich nicht um. Sie sind doch eher die Herausforderung.“ Er lachte, ging ein paar Schritte auf Derek zu und klopfte ihn brüderlich auf die Schulter.
(Wir wunderten uns.)
Derek setzte sich mit wiederholten Worten der Entschuldigung neben mich und lächelte mich zaghaft an. Offenkundig quälten ihn Selbstvorwürfe. Dann sah er zu Gunnar hinüber und wieder zurück zu mir. Ich zuckte mit den Schulter und hob die Brauen, denn auch für mich war Gunnars Überfreundlichkeit recht ungewöhnlich. Jedoch löste sich das Rätsel alsbald auf.
„Würdest du eine Weile bei Rea bleiben. Ich gehe für ein paar Stunden ins Fittnessstudio.“
Ich schüttelte unmerklich mit dem Kopf und sah Gunnar entgeistert und vorwurfsvoll an, alldieweil ich vermutete, dass er, wie gewöhnlich, vor hatte, zu einer anderen Frau, oder ganz und gar mit mehreren in sein Spielzimmer zu gehen.
Gunnar sah natürlich, was da so in mir vor sich ging und lachte ein wenig schmunzelnd, während er mich ansah. „Nein Rea.“ Und nun betonte er jedes Wort einzeln. „Ich gehe tatsächlich meine Muskeln trainieren. NICHTS WEITER.“
Ich sah ihn zweifelnd an und kniff die Augen zusammen.
„Du kannst mir ruhig glauben, wenn ich es dir sage.“
„Ich dachte....“, begann ich den Satz und ließ ihn offen.
„Nein. Vertraue mir Rea. Ich gehe ausschließlich ins Fittnessstudio.“
„O – k – a – y.“
„In drei Stunden bin ich wieder da.“
Infolgedessen blieb ich mit Derek allein.
Wir redeten ein wenig miteinander und ich erkundigte mich nach seiner Mutter.
„Ich war schon seit Tagen nicht mehr bei ihr.“
„Ist auch besser so.“
„Ich weiß“.
Nach einer Weile des nebeneinander Sitzens, sah Derek lächelnd zu mir herüber. „Am liebsten würde ich meinen Arm um dich legen. Aber vielleicht ist es besser, wenn ich dir noch nicht zu nahe komme.“
Ich lächelte Derek an. „Der Arm kann nicht schaden. Wo du doch so wie so schon neben mir sitzt.“
Eine Stunde verging und die Zweite. Ich wurde unruhig und rief im Fittnessstudio an, wo man mir bestätigte, dass Gunnar seit zwei Stunden trainierte.
WOW! Dachte ich. Es gibt noch Wunder und er gibt sich doch tatsächlich Mühe. Wird er doch noch ein braver Ehemann? Und er bittet in seiner Abwesenheit sogar meinen Liebhaber bei mir zu bleiben. Welche Großherzigkeit. Hat Erik ihn womöglich erneut verhext?

Nun, trotz aller Husterei meinerseits, war es ein einigermaßen angenehmer Abend.
Gunnar kam kurz vor zwölf geduscht zurück und Derek ging.

Sex mit Gunnar gab es selbstverständlich keine. Obgleich ich die Nacht über kaum schlief. Nur gut, dass mir Gunnar, vorausschauender Weise, bereits seit Tagen Antigrippemittel verordnet hatte. Wo ich noch dachte, wozu dient DAS denn?
Es geht mir so einigermaßen. Alle meine Termine, habe ich in jedem Fall, erst einmal  abgesagt.

Kevin hatte sich gestern ebenso nach mir erkundigt, wie Thomas und Marie. Von einem Besuch am heutigen Tage, hatte ich ihm jedoch abgeraten.
„Am besten, du kommst nach New Orleans.“, hatte Marie zu mir gesagt. Nun, womöglich keine schlechte Idee. Zumindest überlege ich es mir. Allein allerdings, mag ich nicht gehen. Ohne Gunnar, werde ich nirgendwohin fliegen. So wie so, muss ich mich erst einmal erholen.