Nein. Ich
sprach Gunnar nicht auf seine nächtlichen Aktivitäten an. Ich beließ es dabei.
Vorerst zumindest. Vergessen ist es sicherlich nicht. Denn es wird mit Sicherheit
NICHT das letzte Mal gewesen sein, dass Gunnar seinen Hunger woanders stillt,
als in meinem Bett.
Also, wozu
sich aufregen. Andernfalls sind seine Bemühungen doch ungebrochen. Er ist nach
wie vor ein mich liebender, (treu-) sorgender, hingebungsvoller Ehemann. Bis
auf,.....nun ja,.....solche Kleinigkeiten wie Alexa, oder gelegentliche
sadomasochistische Session mit wem auch immer. Welche er in Zukunft, wie ich
hoffe, besser zu zügeln weiß.
-------------------------
Nun, der gestrige
Tag war zu anstrengend und der Abend zu ausgedehnt für mich gewesen. Ich hatte
nur noch das Bedürfnis mich auszuruhen. Mit Gunnar auf der Couch zu sitzen,
oder zu liegen und keinen Muskel mehr rühren zu müssen. Was mir nicht gänzlich
gelang. Bis neun war ich noch im Büro gewesen und Gunnar war bei mir geblieben.
Derek ebenso und Kevin auch. Die Freiheiten als Chef, oder Chefin, sind nicht
so eminent, wie man sich das vorstellen mag. Sicherlich steht es mir fei, zu
gehen und zu kommen wann immer es mir beliebt. Jedoch gibt es für mich, ebenso
wie für Derek und Kevin, kein Wochenende und ebenso weder Tag noch Nacht. Wenn
man gebraucht wird, ist man eben zugegen.
Gunnar
hatte mich gescholten.
„Du weißt
aber schon, dass das alles viel zu viel für dich ist. Verteile die Arbeit doch
besser auf andere und mach’ nicht alles an einem Tag.“
„Wenn es
Zeit dafür ist und getan werden muss, dann muss es eben getan werden.“,
rechtfertigte ich mich.
„Koste es
was es wolle. Oder was?“, monierte und appellierte er an meine Vernunft und ich
wusste genau, er hatte Recht. Denn ich fühlte mich, mit Verlaub,....Scheiße!
„Rea, sei
vernünftig. Es tut dir doch nicht gut! Wie du sicherlich selbst bemerkst.“
„Ich weiß.
Ich weiß. Meine Füße brennen und seit einigen Tagen ebenso die Handflächen. Meine Arme sind schwer. Mein
Körper vibriert und ich habe Kopfschmerzen.“
„Also, was
sagst dir das? Schalte dringlichst ein paar Gänge zurück. Bitte Rea.
Überfordere dich nicht wieder. Wir haben hier bereits genug an Aufregung
erlebt.“ Hierbei spielte Gunnar auf die Nerven zermürbenden Zeiten mit diesen
kriminellen Abschaum an, welche wir hier im Zentrum zu bestehen hatten. Aus
diesem Grund bin ich so erpicht darauf, allem aus dem Weg zu gehen, damit mir
niemals mehr derartiges widerfährt!
„Du musst
dir das nicht alles allein aufbürden.“, appellierte er weiter an mich. „Du hast
doch genügend Leute, die das erledigen können.“
„Ja. Ich
weiß, dass du Recht hast.“
„Dann
versprich mir, dass du dich Morgen nicht wieder so derart verausgabst.“
Ich
schnaufte. „Ich verspreche es dir.“
„Okay.
Dann halte es auch.“
Und wieder
war ich auf der Couch in Gunnars Armen vor Erschöpfung eingeschlafen.
Zu Bett
gingen wir schließlich gegen halb eins.
Nach
überaus angenehmen Sex mit meinem Ehemann, pellten wir beide uns heute Morgen gegen
acht aus dem Bett. Auf dem Weg zum Restaurant, denn heute hatten wir
beschlossen endlich wieder einmal gemeinsam am Morgen zu speisen, läutete
Gunnars iPhone. Es war Magnus, der ihm eröffnete, dass es heute nötig sei, nach
Oslo zu fliegen. Die Japaner seien bereit zum Verhandeln.
Gunnar
schnaufte.
„Verdammt!“
fluchte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Eigentlich gedachte ich mir
heute einen Tag frei zu nehmen und bei dir zu bleiben. Jetzt muss ich nach Oslo
fliegen und weiß noch nicht einmal, ob ich heute Abend zurück sein werde.“
Auch ich
machte ein betretenes Gesicht. Es gefiel mir selbstverständlich ebenso wenig,
dass Gunnar eine kurze, aber dennoch geschäftliche Reise zu tätigen hatte, ohne
um seine Rückkehr zu wissen.
Bevor
Gunnar in seinen Wagen stieg, diskutierten wir noch eine Weile darüber, mit wie
viel Leuten er fliegen solle. Zu zweit, zu Dritt, oder zu Viert. Die Kleidung war
gleichermaßen entscheidend. Betonte ich meine Anregung.
„Nimm den
teuersten Anzug, den du hast. Tue alles, was Vermögen repräsentiert. Jedoch
darf es nicht ZU aufdringlich erscheinen. Sonst wirkt es eher plump.“
Gunnar
pustete die Luft durch die Lippen. „Lasse ich Tom oder Magnus mit mir fliegen.
Anna-Marie, als Mädchen für alles, muss so wie so bei mir sein. Eigentlich
hätte ich Alexa mitgenommen, wäre sie nur hier. Aber egal.“
„Wieso
Tom?“
„Er ist,
um ehrlich zu sein, viel raschen in der Entscheidungsfindung als ich, oder
sonst wer im Büro. DAS ist bereits in den zwei Tagen klar geworden. Und bisher
hat er nicht versagt. Ich weiß nicht, als was er im vorherigen Job gearbeitet
hat. In jedem Fall muss es ein Stellung mit Verantwortung und von Wichtigkeit
gewesen sein.“
„Hast du
ihn denn danach gefragt?“
„Ja.“
„Und?“
„Es schien
ihm unangenehm zu sein. Er ist mir ausgewichen und ich ließ es dann. Er hat nur
angegeben, der Chef eines Spezialteams innerhalb der Polizei gewesen zu sein.
Hat dir Derek denn nichts dazu gesagt?“
„Nein.
Hätte ich ihn nicht zufällig am Samstag im Restaurant gesehen, wäre ich wohl am
Montagmorgen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Aber okay. Kirsten
scheint in der Tat vortrefflich in ihrem Job zu sein und auch Mike. Er ist, wie
Derek sagte, ein Genie.“
„Ja. Ich
kann ebenso nicht klagen. Tom ist echt prädestiniert für diesen Job. Er hat
Fähigkeiten, von denen ich nur träumen kann.“
Wir redeten
noch eine Weile so weiter, bis Gunnar auf die Uhr sah und die quälende Zeit in Erinnerung
brachte. „Ich muss jetzt los.“
„Achte
darauf, dass Anna Maria gleichermaßen etwas Angemessenes trägt UND sich stets
freundlich lächelnd im Hintergrund hält.
Gunnar
nickte, gab mir noch einen Kuss, stieg in seinen Wagen und brauste davon.
Und ich,
lenkte meine Schritte dem Büro entgegen.
„Eine
lange Verabschiedungszeremonie?“, kam Derek eine wenig spitzfindig herüber.
`Eifersüchtig?´,
hätte ich am liebsten fragen wollen, wegen seiner sarkastischen Art. Tat es
jedoch nicht. Alldieweil ich ihn nur zu gut verstand. Stattdessen war ich
versöhnlich und sanft und erklärte ihm, was wir da so diskutierten. Woraufhin
er lachte.
Kevin kam
daher gerollt. „Na ihr zwei, streitet ihr schon wieder oder macht ihr euch nur
an?“ Er grinste frech und sah von einem zum anderen.
Ich ging
in mein Büro und rief Gunnar noch einmal an, um ihn noch einige Empfehlungen zu
geben und nachzufragen, ob und wie er sich nun entschieden hätte.
„Du hast
das iPhone aber nicht in der Hand?“, fragte ich besorgt in Erinnerung, was
damals mit Kevin geschehen war, als wir miteinender sprachen und er gerade beim
Fahren war.
„Nein.
Selbstverständlich nicht.“
„Tatsächlich?“
Ich hörte
ihn lachen. „Ja. Tatsächlich.“
„Okay.
Dann sag’ mir, wie du dich entschieden hast UND, sobald du es weißt, ob du
heute noch zurückkommen wirst. Es würde mich freuen.“
„Ich
weiß.“
----------------------------
Ich denke
gerade darüber nach, dass ich angesichts der umfangreichen Postings, womöglich
sogar zweimal am Tag etwas hier schreiben sollte. Andererseits bleibt im
Augenblick so wie so kaum Zeit dafür. Vielleicht sollte ich mich auch kürzer
fassen. WAS mir bisher nur mäßig gelang. Obgleich ich es mir bereits so häufig
vorgenommen habe.
Oh, ich
vergaß Sarah zu erwähnen, die heute Morgen im Restaurant mit besorgter Miene zu
mir kam.
„Rea, kann
ich dich kurz sprechen?“
„Aber
natürlich. Um was geht es denn?“
„Na ja, da
war das Gerücht mit dem Neuen. Tom. Dass er an Ryans Stelle eingesetzt
werden sollte. Aber jetzt wäre er nicht mehr hier und man spekuliert so
Einiges.“
Ich musste
lächeln. „Keine Angst Sarah. Dein Ryan ist sicher auf seiner Position. Ich
würde es niemals wagen, ihn von dort zu entfernen. Sei denn, er hätte selbst
Schuld daran. Der Neue, Tom, arbeitet jetzt mit Gunnar in der Zweigstelle des
Unternehmens meines Vaters. Denn hier konnte ich ihn nicht wirklich brauchen.
Dennoch bestand Derek darauf, ihm einen Job zu geben.“
Sie schien
nun sichtbar erleichtert zu sein, ob meiner Erklärung.
Dass Tom
tatsächlich im Gespräch war, als Stellverstreter von Ryan zu arbeiten, sagte
ich ihr jedoch nicht. Warum sie unnütz irritieren? Niemand hätte dies einen
Vorteil gebracht.
Was mir
sagt, dass es NICHT immer gut ist die vollständige Wahrheit zu sagen. Zum
Schutz vor unnötigen Problemen, oder Auseinandersetzungen. Dies lässt mich
gleichwohl an Gunnar denken. Es war doch recht überlegt von mir, mein Wissen
über seine nächtlichen Aktivitäten nicht anzusprechen.
In jedem
Fall ist heute Besonnenheit und eindeutig mehr Ruhe angesagt! Denn mir geht es
in der Tat nicht wirklich gut. Noch immer brennen meine Hände und ich hoffe, es
ist ausschließlich ein Zeichen der Überanstrengung und womöglich sogar noch des
stetig wechselnden Wetters und wird wieder vergehen. Wenn nicht......??? (Sähe
es in der Tat nicht gut für mich aus. Es würde in jedem Fall erneut einen
Krankenhausaufenthalt und Cortison bedeuteten.)
Gunnar hat
Recht. Sollten noch Tätigkeiten anfallen, gibt es schließlich Angestellte
dafür. Es ist für mich dringlichst nötig, mich wieder ins Gleichgewicht und aus
der Anspannung und Hast in die Ruhe zu bringen.
Des Weiteren
werde ich mich befleißigen, heute einen Termin bei meiner Neurologin zu
bekommen. Es kann nicht schaden, in absehbarer Zeit bei ihr vorbei zu schauen.
Im Büro
versuche ich nicht daran zu denken, was Gunnar mit dieser Casandra Fish alles
getan haben mag,.....wenn ich sie sehe. Jetzt erschließt sich mir auch ihr süffisantes
Grinsen, welches sie mir gegenüber so manches Mal an den Tag legt. Am liebsten
würde ich sie feuern! Andererseits, würde ich alle Frauen entlassen, mit denen
Gunnar intim gewesen ist, wäre dies wohl eine.......lange Liste.......und würde
beweisen, dass ich keinesfalls darüber stehe.
Will ich
allerdings zeigen, DASS ich über diesen Dingen stehe, muss ich den Frauen
gleichwohl zu verstehen geben, DASS ich es weiß. Aber bitte........mit einem
Lächeln.