Donnerstag, 11. Februar 2016

Aber bitte mit einem Lächeln



Nein. Ich sprach Gunnar nicht auf seine nächtlichen Aktivitäten an. Ich beließ es dabei. Vorerst zumindest. Vergessen ist es sicherlich nicht. Denn es wird mit Sicherheit NICHT das letzte Mal gewesen sein, dass Gunnar seinen Hunger woanders stillt, als in meinem Bett.
Also, wozu sich aufregen. Andernfalls sind seine Bemühungen doch ungebrochen. Er ist nach wie vor ein mich liebender, (treu-) sorgender, hingebungsvoller Ehemann. Bis auf,.....nun ja,.....solche Kleinigkeiten wie Alexa, oder gelegentliche sadomasochistische Session mit wem auch immer. Welche er in Zukunft, wie ich hoffe, besser zu zügeln weiß.

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Nun, der gestrige Tag war zu anstrengend und der Abend zu ausgedehnt für mich gewesen. Ich hatte nur noch das Bedürfnis mich auszuruhen. Mit Gunnar auf der Couch zu sitzen, oder zu liegen und keinen Muskel mehr rühren zu müssen. Was mir nicht gänzlich gelang. Bis neun war ich noch im Büro gewesen und Gunnar war bei mir geblieben. Derek ebenso und Kevin auch. Die Freiheiten als Chef, oder Chefin, sind nicht so eminent, wie man sich das vorstellen mag. Sicherlich steht es mir fei, zu gehen und zu kommen wann immer es mir beliebt. Jedoch gibt es für mich, ebenso wie für Derek und Kevin, kein Wochenende und ebenso weder Tag noch Nacht. Wenn man gebraucht wird, ist man eben zugegen.

Gunnar hatte mich gescholten.
„Du weißt aber schon, dass das alles viel zu viel für dich ist. Verteile die Arbeit doch besser auf andere und mach’ nicht alles an einem Tag.“
„Wenn es Zeit dafür ist und getan werden muss, dann muss es eben getan werden.“, rechtfertigte ich mich.
„Koste es was es wolle. Oder was?“, monierte und appellierte er an meine Vernunft und ich wusste genau, er hatte Recht. Denn ich fühlte mich, mit Verlaub,....Scheiße!
„Rea, sei vernünftig. Es tut dir doch nicht gut! Wie du sicherlich selbst bemerkst.“
„Ich weiß. Ich weiß. Meine Füße brennen und seit einigen Tagen ebenso die  Handflächen. Meine Arme sind schwer. Mein Körper vibriert und ich habe Kopfschmerzen.“
„Also, was sagst dir das? Schalte dringlichst ein paar Gänge zurück. Bitte Rea. Überfordere dich nicht wieder. Wir haben hier bereits genug an Aufregung erlebt.“ Hierbei spielte Gunnar auf die Nerven zermürbenden Zeiten mit diesen kriminellen Abschaum an, welche wir hier im Zentrum zu bestehen hatten. Aus diesem Grund bin ich so erpicht darauf, allem aus dem Weg zu gehen, damit mir niemals mehr derartiges widerfährt!
„Du musst dir das nicht alles allein aufbürden.“, appellierte er weiter an mich. „Du hast doch genügend Leute, die das erledigen können.“
„Ja. Ich weiß, dass du Recht hast.“
„Dann versprich mir, dass du dich Morgen nicht wieder so derart verausgabst.“
Ich schnaufte. „Ich verspreche es dir.“
„Okay. Dann halte es auch.“

Und wieder war ich auf der Couch in Gunnars Armen vor Erschöpfung eingeschlafen.
Zu Bett gingen wir schließlich gegen halb eins.

Nach überaus angenehmen Sex mit meinem Ehemann, pellten wir beide uns heute Morgen gegen acht aus dem Bett. Auf dem Weg zum Restaurant, denn heute hatten wir beschlossen endlich wieder einmal gemeinsam am Morgen zu speisen, läutete Gunnars iPhone. Es war Magnus, der ihm eröffnete, dass es heute nötig sei, nach Oslo zu fliegen. Die Japaner seien bereit zum Verhandeln.
Gunnar schnaufte.
„Verdammt!“ fluchte er, nachdem er das Gespräch beendet hatte. „Eigentlich gedachte ich mir heute einen Tag frei zu nehmen und bei dir zu bleiben. Jetzt muss ich nach Oslo fliegen und weiß noch nicht einmal, ob ich heute Abend zurück sein werde.“
Auch ich machte ein betretenes Gesicht. Es gefiel mir selbstverständlich ebenso wenig, dass Gunnar eine kurze, aber dennoch geschäftliche Reise zu tätigen hatte, ohne um seine Rückkehr zu wissen.
Bevor Gunnar in seinen Wagen stieg, diskutierten wir noch eine Weile darüber, mit wie viel Leuten er fliegen solle. Zu zweit, zu Dritt, oder zu Viert. Die Kleidung war gleichermaßen entscheidend. Betonte ich meine Anregung.
„Nimm den teuersten Anzug, den du hast. Tue alles, was Vermögen repräsentiert. Jedoch darf es nicht ZU aufdringlich erscheinen. Sonst wirkt es eher plump.“
Gunnar pustete die Luft durch die Lippen. „Lasse ich Tom oder Magnus mit mir fliegen. Anna-Marie, als Mädchen für alles, muss so wie so bei mir sein. Eigentlich hätte ich Alexa mitgenommen, wäre sie nur hier. Aber egal.“
„Wieso Tom?“
„Er ist, um ehrlich zu sein, viel raschen in der Entscheidungsfindung als ich, oder sonst wer im Büro. DAS ist bereits in den zwei Tagen klar geworden. Und bisher hat er nicht versagt. Ich weiß nicht, als was er im vorherigen Job gearbeitet hat. In jedem Fall muss es ein Stellung mit Verantwortung und von Wichtigkeit gewesen sein.“
„Hast du ihn denn danach gefragt?“
„Ja.“
„Und?“
„Es schien ihm unangenehm zu sein. Er ist mir ausgewichen und ich ließ es dann. Er hat nur angegeben, der Chef eines Spezialteams innerhalb der Polizei gewesen zu sein. Hat dir Derek denn nichts dazu gesagt?“
„Nein. Hätte ich ihn nicht zufällig am Samstag im Restaurant gesehen, wäre ich wohl am Montagmorgen vor vollendete Tatsachen gestellt worden. Aber okay. Kirsten scheint in der Tat vortrefflich in ihrem Job zu sein und auch Mike. Er ist, wie Derek sagte, ein Genie.“
„Ja. Ich kann ebenso nicht klagen. Tom ist echt prädestiniert für diesen Job. Er hat Fähigkeiten, von denen ich nur träumen kann.“
Wir redeten noch eine Weile so weiter, bis Gunnar auf die Uhr sah und die quälende Zeit in Erinnerung brachte. „Ich muss jetzt los.“
„Achte darauf, dass Anna Maria gleichermaßen etwas Angemessenes trägt UND sich stets freundlich lächelnd im Hintergrund hält.
Gunnar nickte, gab mir noch einen Kuss, stieg in seinen Wagen und brauste davon.
Und ich, lenkte meine Schritte dem Büro entgegen.

„Eine lange Verabschiedungszeremonie?“, kam Derek eine wenig spitzfindig herüber.
`Eifersüchtig?´, hätte ich am liebsten fragen wollen, wegen seiner sarkastischen Art. Tat es jedoch nicht. Alldieweil ich ihn nur zu gut verstand. Stattdessen war ich versöhnlich und sanft und erklärte ihm, was wir da so diskutierten. Woraufhin er lachte.
Kevin kam daher gerollt. „Na ihr zwei, streitet ihr schon wieder oder macht ihr euch nur an?“ Er grinste frech und sah von einem zum anderen.

Ich ging in mein Büro und rief Gunnar noch einmal an, um ihn noch einige Empfehlungen zu geben und nachzufragen, ob und wie er sich nun entschieden hätte.
„Du hast das iPhone aber nicht in der Hand?“, fragte ich besorgt in Erinnerung, was damals mit Kevin geschehen war, als wir miteinender sprachen und er gerade beim Fahren war.
„Nein. Selbstverständlich nicht.“
„Tatsächlich?“
Ich hörte ihn lachen. „Ja. Tatsächlich.“
„Okay. Dann sag’ mir, wie du dich entschieden hast UND, sobald du es weißt, ob du heute noch zurückkommen wirst. Es würde mich freuen.“
„Ich weiß.“

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Ich denke gerade darüber nach, dass ich angesichts der umfangreichen Postings, womöglich sogar zweimal am Tag etwas hier schreiben sollte. Andererseits bleibt im Augenblick so wie so kaum Zeit dafür. Vielleicht sollte ich mich auch kürzer fassen. WAS mir bisher nur mäßig gelang. Obgleich ich es mir bereits so häufig vorgenommen habe.

Oh, ich vergaß Sarah zu erwähnen, die heute Morgen im Restaurant mit besorgter Miene zu mir kam.
„Rea, kann ich dich kurz sprechen?“
„Aber natürlich. Um was geht es denn?“
„Na ja, da war das Gerücht mit dem Neuen. Tom. Dass er an Ryans Stelle eingesetzt werden sollte. Aber jetzt wäre er nicht mehr hier und man spekuliert so Einiges.“
Ich musste lächeln. „Keine Angst Sarah. Dein Ryan ist sicher auf seiner Position. Ich würde es niemals wagen, ihn von dort zu entfernen. Sei denn, er hätte selbst Schuld daran. Der Neue, Tom, arbeitet jetzt mit Gunnar in der Zweigstelle des Unternehmens meines Vaters. Denn hier konnte ich ihn nicht wirklich brauchen. Dennoch bestand Derek darauf, ihm einen Job zu geben.“
Sie schien nun sichtbar erleichtert zu sein, ob meiner Erklärung.
Dass Tom tatsächlich im Gespräch war, als Stellverstreter von Ryan zu arbeiten, sagte ich ihr jedoch nicht. Warum sie unnütz irritieren? Niemand hätte dies einen Vorteil gebracht.
Was mir sagt, dass es NICHT immer gut ist die vollständige Wahrheit zu sagen. Zum Schutz vor unnötigen Problemen, oder Auseinandersetzungen. Dies lässt mich gleichwohl an Gunnar denken. Es war doch recht überlegt von mir, mein Wissen über seine nächtlichen Aktivitäten nicht anzusprechen. 


In jedem Fall ist heute Besonnenheit und eindeutig mehr Ruhe angesagt! Denn mir geht es in der Tat nicht wirklich gut. Noch immer brennen meine Hände und ich hoffe, es ist ausschließlich ein Zeichen der Überanstrengung und womöglich sogar noch des stetig wechselnden Wetters und wird wieder vergehen. Wenn nicht......??? (Sähe es in der Tat nicht gut für mich aus. Es würde in jedem Fall erneut einen Krankenhausaufenthalt und Cortison bedeuteten.)
Gunnar hat Recht. Sollten noch Tätigkeiten anfallen, gibt es schließlich Angestellte dafür. Es ist für mich dringlichst nötig, mich wieder ins Gleichgewicht und aus der Anspannung und Hast in die Ruhe zu bringen.
Des Weiteren werde ich mich befleißigen, heute einen Termin bei meiner Neurologin zu bekommen. Es kann nicht schaden, in absehbarer Zeit bei ihr vorbei zu schauen.
Im Büro versuche ich nicht daran zu denken, was Gunnar mit dieser Casandra Fish alles getan haben mag,.....wenn ich sie sehe. Jetzt erschließt sich mir auch ihr süffisantes Grinsen, welches sie mir gegenüber so manches Mal an den Tag legt. Am liebsten würde ich sie feuern! Andererseits, würde ich alle Frauen entlassen, mit denen Gunnar intim gewesen ist, wäre dies wohl eine.......lange Liste.......und würde beweisen, dass ich keinesfalls darüber stehe.
Will ich allerdings zeigen, DASS ich über diesen Dingen stehe, muss ich den Frauen gleichwohl zu verstehen geben, DASS ich es weiß. Aber bitte........mit einem Lächeln.