23.
September 2017
Vermeintliche Einsicht scheint sich so augenscheinlich bei
Sasha auszubreiten, kurz bevor das Ende naht und ich, aller Wahrscheinlichkeit
nach, wieder bei Gunnar sein werde. Ist das nun gespielt, um mir zuzureden,
oder wahr?
„Wenn das alles tatsächlich SO ist, hast du natürlich
Recht.“, merkte Sasha nachdenklich an, während wir uns einige Videos ansahen,
welche die derzeitige Lage der Welt darstellen und erklären.
WAS halte ich nun davon? Ist die Einsicht real? Oder nur
vorgegeben, um mich bei sich zu halten? Selbstredend war und bin ich daran
interessiert, wie mehrmals erwähnt, Sasha die Augen zu öffnen und ihn auf meine
Seite, also zu meiner Sicht auf die Welt hin zu ziehen. Das war das Ziel. Mein
Ziel. Aber nun wirkt Eriks Amulett. Und wäre es nicht vorteilhaft, gleichwohl
Sasha Eines anzulegen? So wie ER es mit mir und dem Davidstern hatte tun
wollen. Allerdings vermute ich, dass diese Aktion Sasha noch enger an mich
binden würde, was nicht zwangsläufig sein muss
Zur Erklärung noch ein kurzes Zitat.
Ich zitiere: „Bei
den Wikingern symbolisierte das achtfache Rad des Ægishjálmur Ordnung und
Vollendung. Außerdem galt es als mächtiges Schutzamulett - so mächtig, dass
seine Herstellung nach der Christianisierung verboten und mit der Todesstrafe
belegt wurde. In nordischen Ländern war dieser Anhänger das wichtigste Amulett,
um magische Kräfte zu erhalten, und man nahm an, dass er seinen Träger dabei
unterstütze, aus Chaos Ordnung zu schaffen und erfolgreich alle anstehenden
Aufgaben zu vollenden."
Zitat Ende.
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24.
September 2017
Es war gestern keine Zeit zum Schreiben gewesen. Wir waren
unterwegs. Jedoch zuvor kam unangemeldeter Besuch. (WIE hat ER uns nur
gefunden?) Zumindest wusste ICH nichts davon. Sashas Bruder Misha ist ebenfalls
wieder in Berlin und gedachte zum Haus meiner Eltern zu kommen, um uns zu
sehen.
Er blieb nicht lange. Dafür sorgte ich schon. Und
natürlich umgehend die Frage nach dem Geschenk von seiner Mutter an Sasha
gerichtet. Nicht an mich. Nur einen Moment später, sah ich die beiden, wie sie,
ein wenig abseits, heftig diskutierten und fragte Sasha dann worum es gegangen
war. Er bestätigte mir meine Vermutung.
„Warum hast du die Kette eigentlich noch nicht umgelegt?“
„Oh!“, tat ich verwundert. „Die vergaß ich in Kanada.“
„Nein. Ich habe sie mitgebracht und wenn du magst, lege
ich sie dir um.“
Oha!!! Was nun?
„Wie viele Ketten soll ich noch tragen.“, wurde ich unruhig
und ein wenig ungehalten. „Im Augenblick hängt mir meine Eule, der Schungit und
das Amulett von Erik um den Hals.
„Warum nimmst du das nicht ab und trägst stattdessen das Geschenk
meiner Mutter?“
Ich pustete wütend die Luft aus mir heraus. Sasha merkte
das selbstverständlich und ruderte zurück.
„Entschuldige.“ Er hob die Hände. „Tut mir leid. Ich wollte dich nicht drängen.“ Sein
Gesicht war verklärt. „Besonders JETZT, wo es so gut mit uns läuft.“
Ich tat
verdutzt. „Wie kommst du darauf, dass es GUT läuft?“
Nun schien ER
verblüfft zu sein. „Tut es das nicht? Wir haben so viel miteinander gescherzt
und gelacht. Und heute Morgen….na du weißt schon was.“ Ein verschmitztes
Lächeln huschte über Sashas Gesicht und ich wusste, dass er unser intimes
Zusammensein andeutete, gleich, nachdem wir aufgewacht waren. Genauso wie
heute.
Gestern war ich
offenbar so gut gelaunt, alldieweil ich zu diesem Zeitpunkt noch der Meinung
war, gleich am Montag nach Schweden zu reisen, um dort ENDLICH Gunnar wieder zu
sehen. Heute Morgen jedoch, war es wohl eher das ins Gesicht schauen und
annehmen des Unausweichlichen. DENN, Gleich nachdem wir uns aus dem Bett
gepellt hatten und Sasha in der Dusche war, hatte ich Erik angerufen, der mir nichts
Gutes zu berichten hatte. Gunnar hatte sich bislang noch nicht wieder bei mir
gemeldet. Aus diesem Grund rief ich Erik an.
Wie vermutet,
hatte Gunnar aus dem Augenblick heraus wohl offenbar seine Meinung erneut
geändert. Nur war er offensichtlich zu feige (so wie ich auch) MIR DAS zu
erläutern. Stattdessen hatte er es Erik gesagt, weil er zu wissen schien, dass
ICH IHN danach frage, bevor ich Gunnar selbst anrief, WENN er sich nicht von
alleine bei mir meldet.
Natürlich hatte
ich abwarten wollen, nach diesem heiklen Tag der Beerdigung von Alexa. Ich
gedachte Gunnar nicht zu drängen. Jedoch war ich zu neugierig gewesen und hatte
stattdessen Erik kontaktiert, um ihn nach Neuigkeiten von Gunnar zu fragen. Schließlich
ist bereits Sonntag und Sasha drängt darauf, zurück nach Montreal zu fliegen.
Wir beide,
Gunnar und ich, sind Feiglinge geworden. Woran das nur liegt? An der
Höflichkeit? Der Furcht, etwas Unangenehmes zu hören, oder sagen zu müssen?
Brauchen wir deshalb einen Mittelsmann wie Erik (?), der diese Aufgabe anscheinend
angenommen hat und hervorragend bewältigt.
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Wenn sich Gunnar
bis Morgen bei mir nicht meldet, oder ich ihn nicht erreichen kann, fliege ich
mit Sasha zurück nach Kanada.
Und erneut wäre
die Hoffnung gestorben, Gunnar alsbald wieder zu sehen……….schnauf……
Zur Wahl,
weswegen ich genau genommen hier her gekommen bin, gehen wir gemeinsam nach dem
Mittagessen.