Es ist einiges geschehen und bevor ich beginne zu
berichten, dann doch vorerst zu meinen Gefühlschwankungen.
Womöglich hätte ich sie nicht einmal so eklatant bemerkt,
hätte Sasha mich nicht darauf hingewiesen. In einem Augenblick bin ich wütend
und ungehalten, vor allem ihm gegenüber, dann traurig und im
Nächsten wieder überaus verliebt und liebevoll mit ihm. Es gäbe von mir zwei
Seiten, hatte er gemeint. Ich selbst hatte es dann ebenso bemerkt. Die Eine,
welche zufrieden und glücklich ist mit Sasha hier zu leben. Und die Andere, die
hier nicht sein will. Die, die sich nach Gunnar sehnt. In diesem Zusammenhang
schaue ich Sasha zuweilen an und bin verwundert, dass ich in ihn verliebt sein
kann. Dass er mir überhaupt….gefällt. Denn er ist nicht wirklich mein Gesicht. Jedoch seine Attraktivität
beschränkt sich nicht ausschließlich auf sein Äußeres, wie Größe, Körperbau und die Züge
seines Gesichtes. Er hat etwas Aristokratisches, etwas Königliches, dass ihn zum Teil ausmacht und umgibt. Und ich denke, einige Menschen stellen zu Recht
fest, dass wir gut zueinander passen. Das mag schon sein. Auch wenn ich nun so
weit gegangen bin, Sasha die Ehe versprach und mit ihm hier zusammen wohne in
unserem Haus, welches ich mir aussuchen durfte und nun genau genommen das Hochzeitsgeschenk
seiner Eltern für uns ist, sehne und denke ich doch weiterhin an Gunnar. ER
ist für mich noch immer tausend Mal attraktiver als Sasha. (Sorry.)
Ich hatte Gunnar einige Male angerufen. Hielt es nicht mehr
aus,…..in Momenten des Verzehrens…..nach ihm. Ich liebe meinen Mann. Jedoch ER
hatte nichts anderes zu tun, als sich wieder und wieder für seine Mätresse zu entscheiden. Ich schlug ihm Diese und Jenes als (vorübergehende) Lösung vor. ER jedoch
verneinte. Er könne nicht….bla, bla, bla usw…usf.
Heute Morgen, aus dem Schlaf heraus, hatte ich ihn
angerufen. Wollte seine Stimme hören, gerade SO, als wäre ich mit IHM
wach geworden,.....an diesem Morgen. Was Sasha jedoch nicht wirklich erhebend fand,
aber MIR,
in diesem Augenblick, völlig gleichgültig war.
WO soll das nur hinführen? Mit Sasha und mir.
Kürzlich stellte er mir tausend Fragen, merkte eben diese
Gefühlschwankungen an und konfrontierte
mich damit. Zwischendurch sprach er immer wieder mit seinem Bruder Misha, dem
ICH eiskalt sagte: „Löst du den Bann von mir und Gunnar nicht, töte ich dich.“
Sasha war entsetzt. Räusperte sich und legte seine Stirn in Falten.
Zwischendurch immer wieder Fragen. Und auch ICH befragte ihn, in Momenten der
gefühlten Liebe zu ihm, zu Diesem und Jenem. Entschuldigte mich bei Sasha ganz
und gar, für meine Unverfrorenheiten. Für meine Patzigkeit. Für meinen Zorn.
„Verzeih mir! Verzeih mir! Es tut mir leid.“
„Ich weiß mein Schatz“, sagte er dann zu mir, „du musst
deine neue Situation erst einmal meistern.“
Gunnar erwähnt allerdings immer wieder, dass Erik eine
Lösung fände UND, dass er (Gunnar) nicht willig sei, die Scheidungspapiere
zu unterzeichnen.
Im Grunde bin ich doch recht verzweifelt. Ich bin bei
Sasha, in unserem neuen Haus und es gefällt mir hier. Ohne Vorbehalte könnte
ich diesen Weg weiter gehen. Aber dann denke ich an Gunnar……..und weiß genau
genommen nicht, WAS ich alles SEIN soll. Zornig? Traurig? Froh? Sarkastisch. Usw...
Sasha fragte dann, warum ich wütend auf ihn sei. Und er
fragte weiter, weil ich doch recht gegensätzliche Antworten gegeben hatte. Am Ende
stellte er dann resignierend fest, dass ich meine Wut, worüber auch immer,
offenbar an ihm ausließ.
„Es ist niemand weiter da.“, warf ich kalt zurück. Dann
wieder der Anruf bei seinem Bruder.
„Was willst du nur andauernd von diesem Dreckskerl?“, rief
ich Sasha wütend hinterher, der gerade das Zimmer verließ, um mit Misha über wer
weiß was - sicher über mich - zu reden. Nun können sie neue Ränke schmieden.
Dachte ich mir. Und auch das Thema Juden-tum und seine Regeln kamen erneut auf
den Tisch der Diskussionen, die, genau genommen, keiner von uns beiden führen
wollte.
(Mein Frust bahnte sich jedoch (zuweilen) seinen Weg nach
draußen.)
--------------------------------
Der Einzug in unser neues Heim war recht unspektakulär.
Wir sahen uns noch einmal alle Räume an. Inspizierten, ob alles so in Ordnung
war, wie es sein sollte.
„Den Pool werden wir dieses Jahr nicht mehr brauchen.“,
sagte Sasha lächelnd zu mir, als wir im Garten waren.
Ich verneinte. „Wir brauchen dringend Personal.“, warf ich
ein.
Sasha nickte. „Ich kümmere mich darum.“
Gestern Abend nötigte mich Sasha eine Kunstausstellung
seiner Eltern zu besuchen. Und das am Abend. Ich war ohnehin vom Tag (des
–Einzugs!) bereits erschöpft. Was schlussendlich meine Stimmung nun nicht
wirklich hob. Und dann noch diese Frau! Hatte ich Sasha
gegenüber nicht erst vor kurzem erwähnt, WENN
ich mich für einen Mann entscheide, dann kriechen die Ex- Freundinnen und
–Frauen aus ihren Bunkern. So ist es stets gewesen. War ich eifersüchtig?
Gleichwohl Sasha fragte mich dies. Ja und nein.
Zuerst war ich wütend. (Was in dieser Umgebung nun
wirklich kein Wunder war!) Nicht dass ich unhöflich dieser Frau gegenüber
gewesen wäre. Nein. Jedoch ein wenig schroff und auch irgendwie enttäuscht,
alldieweil ich hoffte, dass es mit Sasha anders sei, wie mit all den anderen.
„Ich habe nicht im Zölibat gelebt, als ich dich noch nicht
kannte.“, merkte Sasha, sich verteidigend an und JA. Er hat natürlich Recht
damit. Infolgedessen,….war und BIN ich nicht wirklich eifersüchtig. Warum? Sie
geht mich nichts an!
„Rea, es ist nicht nötig sich zu sorgen. Ich betrüge dich
nicht. Warum sollte ich das tun? Habe ich doch so eine wunderschöne Frau an
meiner Seite.“
All die Leute und all das drum herum strengten mich an
diesem Abend zu sehr an. Erschöpften mich, sodass ich bereits gegen zehn Uhr
tot müde war. Sasha jedoch hielt mich hin. „Noch ein halbes Stündchen.“, sagte
er wiederholt zu mir. Gegen Mitternacht fuhren wir dann heim. Und ja, Sex gab es
gelegentlich gleichermaßen….zwischendurch.
Im Augenblick, ist Sasha losgefahren, um Speisen für den
Mittagstisch zu besorgen……..