Ich hatte Kevins Eltern lange nicht gesehen. Sie waren
freundlicher als ich erwartet hatte. Er hatte offenbar für mich ein gutes Wort
bei ihnen eingelegt. Womöglich sogar von dem Voodoo-Ritual erzählt. Was ich
allerdings nicht für möglich halte, weil sie sehr konservativ eingestellt sind
und dergleichen für Hobbock halten. Ich vermag nicht zu sagen, was Kevin seinen
Eltern von mir erzählte und ich werde ihn gleichwohl nicht danach fragen. Aber
egal. Alles war…gut.
Das Kochen war perfekt. Janina hatte frisches Gemüse
besorgt. Natürlich BIO, ohne jegliche Gifte! Darauf hatte ich bestanden! Und ich
hatte sogar Spaß beim Kochen. Die anderen offenbar ebenfalls, denn wir
unterhielten uns angeregt dabei. Kevin sah man an, dass er glücklich war. (Lag
offenbar an meiner Gegenwart. Zwinker.) Es ist herzerweiternd, ihn SO zu sehen
und endlich konnte er mir zeigen, wie er wieder auf seinen eigenen Beinen
stehen kann. Ein Vorschnitt sondergleichen!!! Es macht mich glücklich, meinen
guten, alten Freund, den ich bereits so lange kenne, so fröhlich, beseelt und
gut gelaunt zu sehen.
Sasha wusste selbstverständlich, wie und was ich, in diesem
Augenblick, für Kevin empfinde. Er beschwerte sich nicht. Im Gegenteil.
Bedankte sich bei den beiden und bei Kevins Eltern, dass man ihn ohne weitere
Vorbehalte so herzlich an meiner Seite aufgenommen hatte.
Sasha erstaunt mich immer wieder, mit seinen (bisher doch
recht) perfekten Manieren.
„Er passt so gut zu dir.“, ließ mich Janina Augen
zwinkernd wissen.
„Ja. Das höre ich jetzt öfter.“
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Zum hebräisch lernen fehlt mir die Motivation. Bei „Quit
pro Quo“ betrüge ich Sasha hier. Zwinker. Denn gerade mit Kevin kann ich
politische Dinge gut diskutieren. Wir sind in Vielem gleicher Meinung. Sehen
beide, an WAS die Welt erkrankt. Infolgedessen sahen und hörten wir uns, gerade
JETZT, vor der Wahl, einige Videos an und…..kommentierten….heftig. Was dazu
führte, dass wir bei Kevin blieben, bis spät in die Nacht.
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Oh! Ich vergaß zu erwähnen, Derek rief mich an. Fragte,
wie es mir geht usw….
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Ich trage das Amulett von Erik seit gestern und eigentlich
traue ich mich kaum zu erwähnen, dass Gunnar mich angerufen hat. Das Gespräch
war glücklicherweise nur kurz, denn es war ungünstig gewesen. Sasha saß neben
mir. Wir frühstückten gerade. In Kalifornien muss es gegen Mitternacht gewesen
sein. Sasha hatte natürlich sofort bemerkt, mit WEM ich da sprach. Er war
aufmerksam geworden. Forschte in meinem Kopf, alldieweil ich nur sporadische
Antworten gab.
Gunnar hat einen neuen Plan und er ist noch irgendwie
vage, trotz alldem er ihn im Augenblick für den einzig Möglichen hält. Jedoch
kenne ich Gunnar bereits eine Weile und weiß, dass sich in jeder Minute noch alles
zu ändern vermag.
Gunnar sagte, ich solle NICHT zurück nach Kanada fliegen,
sondern allein nach Schweden, wo wir uns treffen würden. Klein Ragnar bringt er
selbstverständlich mit. Seine Auszeit würde er dann mit
mir zusammen bei Erik verbringen und, er liebe mich unbeschreiblich
sehr. Die derzeitigen Ereignisse hätten daran nichts geändert.
Für mich ist es gerade so, als würde ich auf einem
Pulverfass sitzen und irgendjemand hat immer die Fackel in der Hand.
Es ist nicht so, dass ich mir nicht wünsche, endlich
wieder bei Gunnar zu sein. Im Gegenteil. Es ist mein sehnlichster Wunsch. Nur,
andererseits bemächtigt sich mir ein wenig Furcht vor dem, wie Gunnar sein wird,
so kurz nach Alexas Tod. Ich befürchte noch immer, dass es Schuldzuweisungen
geben wird in Momenten der Eskalation und übermäßigen Traurigkeit. Gleichwohl
Erik und auch Gunnar selbst mir doch bestätigten, dass sich Gunnar an all dem,
was geschah, die Schuld zuschreibt. Wir werden sehen…….
Jetzt, wo ich nun kurz davor stehe, Gunnar wieder zu sehen,
frage ich mich schon, was mit Sasha wird.
Zuweilen, wenn er mich traurig wähnt, sieht er mich
durchdringend an und stellt Fragen. Und ich, antworte wahrheitsgemäß.
„Was hast du denn erwartet? Das es ewig so bleibt, wie
es jetzt gerade ist?“
„Du liebst Gunnar immer noch?“
„Seit WANN ist DAS eine Frage? Es war, ist und wird immer
so sein.“
Er schüttelt den Kopf, als könne er nicht fassen, was er
da von mir hört. Seine Augen blicken enttäuscht. Aber dann ein Aufbegehren. „Ich
wusste, es wird nicht leicht. Aber ich kämpfe weiter um dich. Gebe nicht auf.
Denn auch ICH liebe dich übermächtig und wahrscheinlich viel mehr, als du denkst.“
Oha. WAS sollte ich dazu sagen? Es
ist nach wie vor kompliziert. Aber war es je anders?