Fragt mich Sasha doch tatsächlich, nachdem wir wieder zu
Hause angekommen waren, ob ich sauer bin.
„Nein.“ Ich funkelte ihn böse an.
Und als ob er meine Antwort nicht wahrgenommen hätte,
fragt er weiter: „Warum?“
Der Blick, welchen ich ihm zuwarf, wäre sicher tödlich
gewesen…….
Er zog die Brauen hoch. Legte die Stirn in Falten und
drehte für den Augenblick schweigend ab.
Bei einer guten Gelegenheit buchte ich den Flug. Jedoch
nicht für Samstag. Denn, wozu Aufsehen erregen, wenn ich gänzlich legitim am
Sonntag Koffer packen, und am Montag mit Sasha zusammen zum Airport fahren
kann. Wieso nicht noch zwei bewusste Tage mit ihm. Womöglich auch, um ihn und
seine lauteren Absichten erneut zu prüfen. Ihm Fragen zu stellen. Ihm reale
Ängste vorzugaukeln. Nun so undenkbar sind meine Befürchtungen nicht, würde ich
mich tatsächlich auf ein Leben mit Sasha einlassen.
Im Grunde geht es mir darum auszuschließen, noch einmal
von dem
Mann, mit welchen ich verheiratet wäre/sein könnte, betrogen zu
werden. Selbstredend kann man nie sicher sein. Natürlich nicht.
Jedoch besonders innerhalb dieser „feinen Gesellschaften der oberen
Zehntausend“, der Begüterten,…..sind Lug und Trug (und noch Schlimmeres) an der
Tagesordnung. Versprechen kann Mann viel. Ich traue ihm nicht. Schließlich war
seine Identität von Beginn an erlogen. Nur ein Auftrag für ihn. Mag sein, und
das glaube ich ihm sogar, dass er sich tatsächlich in mich verliebte. Nur
bleibt er es auch? Woher sollte ich wissen, WAS mich mit ihm erwartet? Bei
Gunnar weiß ich woran ich bin, dass er mich immer lieben und nie im Stich
lassen wird. Obwohl auch das nicht sicher ist. Natürlich
betrog er mich andauernd. Aber man bedenke hier die Sektenzeit und dass er sich
Mühe gab, diese Neigungen und Spielarten abzulegen. Zog er doch diesbezüglich
seinen Onkel Erik heran und ließ sich von ihm mehrmals ver-hexen und es
wirte/wirkt sogar. Am Ende ist lediglich Alexa übrig. Und wer weiß, was noch
geschieht.
Aber zurück zu Sasha, bei dem ich noch bin.
Er beschwichtigte mich bezüglich meiner Bedenken. ER würde
mich nicht betrügen. „Warum sollte ich das tun? Du bist eine so schöne Frau.“
„Und wie wird es in fünf Jahren sein? Oder noch später?“
„Sasha lachte. „Nicht viel anders als heute. Nur eben
vertrauter.“ Dann kam er auf mich zu. Nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und
sah mich liebevoll an. „Du musst dich nicht sorgen. Ich betrüge dich schon
nicht. Es wird alles gut. Glaube mir doch endlich.“
„Womöglich bist du es dann leid, mit einer alten Frau und
all ihren Befindlichkeiten zu leben. Suchst dir eine Jüngere, wie es in solchen
Kreisen üblich ist.“, konnte ich dieses Thema noch immer nicht beenden.
Er schnaufte. „Lass es gut sein, mit dem Spekulieren und lebe
einfach mit mir. Was ist so
schwierig daran?“ Und an dieser Stelle ließ ich nicht ab und kam auf seine
Familie zu sprechen und dass ich DIESE eben nicht haben will. Genauso
wenig, wie die Gunnars. „Schließlich liegt es mir fern, deine Eltern zu
heiraten. Oder deine Brüder.“, ließ ich ihn bewusst in dem Glauben, dass es mit
uns (doch noch) etwas wird. Nun ja, für mich ist es immer so real, dass ich
mich versichern und nichts ausschließen möchte. Deshalb frage und grüble ich
offenbar auch so viel nach. Man kann doch nicht wissen, ob es womöglich nicht
doch noch alles anders kommt als geplant.
Der Abend war recht angenehm. Kuscheln auf dem Sofa. Ich hatte Sasha vergeben. Gedacht nicht mehr zu schmollen. Und
man höre und staune, ich habe das alkoholfreie Bier für mich entdeckt. Und zwar
mit Orangensaft. Erfahrungsgemäß hätte ich gedacht, dass mit Gunnar diese Art
von Getränken näher bringt, was er auch tat. Womöglich daher das derzeitige
Interesse daran. Eine Art Melancholie. Ein Stück Sehnen. Ein Stück Erinnerung
an meinen Mann und das Wissen, dass wir alsbald wieder zusammen sein werden.
Es wurde zu spät für Sex, gestern Abend. Jedoch heute
Morgen……und als Sasha das Zimmer in Richtung Bad verließ, nachdem wir fertig
waren, rief ich Gunnar an. Der war total aufgeregt und schien verstört. Ich kam
nicht einmal dazu ihm zu sagen, dass der Flug zu ihm am Montag von statten
geht.
„Hey. Tut mir leid. Wir können jetzt nicht ausführlich
reden. Hier ist die Hölle los. Alexa führt sich auf wie eine Furie. So kenne
ich sie nicht. Und das schadet dem Kleinen. Der weint.“
„Was ist denn passiert?“, fragte ich noch.
„Es geht um dich und vor allem auch darum, dass sie aus
dem Zentrum weg und wieder in ein Stockholmer Apartment ziehen soll. Und nun
wirft sie mir sogar noch vor, ich würde sie abschieben wollen zu ihren Eltern,
um wieder mit dir zusammen zu sein. Ich kann jetzt nicht weiter reden. Ich rufe
dich später noch einmal an.“, sprach es und legte auf.
Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte Alexa bemerkt, dass es
ernst wird mit Gunnars Absichten, MICH wieder voll und ganz in sein
Leben zu holen und SIE etwas weiter weg zu stellen, Trotz des Kindes. Was ohnehin
bereits überaus erstaunlich ist, wie ich finde. Denn in Allgemeinen weckt ein
Kind stets den Beschützerinstinkt im Mann. Ebenso für die Mutter. Was bisher
schließlich auch so gewesen war. Aber vielleicht ist Gunnars Liebe zu mir doch
viel Größer als ich dachte. Natürlich wäre Alexa noch immer in unserem Leben
präsent, als die Mutter seines Kindes und er könnte sie und das Baby jederzeit
besuchen und so lange bleiben, wie er selbst es für richtig hält. Was
mir durchaus bewusst ist. (Nur frage ich
mich eben, wie lange sie noch unter uns weilen wird? Also eine absehbare
Zeit, welche ich noch auszuhalten hätte. Allerdings weiß ich bei Gunnar
gleichermaßen, dass er mich mit aller größter Wahrscheinlichkeit irgendwann
wieder betrügen wird. Ob nun nur gelegentlich, womit ich wohl noch zufrieden
sein müsste, oder dann doch des Öfteren, wenn Eriks Zauber nicht mehr wirkt.)
Aber WAS würde mich mit Sasha erwarten? Ich weiß es nicht. Es ist immer wie
russisch Roulett mit den Männern in diesem patriarchalen System.
Ich muss jetzt hier enden. Sasha schaut bereits ernst. Er
mag es nicht, wenn ich zu lange im Internet bin, oder hier schreibe.
Zudem hat er heute Gäste eingeladen. Eine kleine
Einweihungsparty, wie er es nennt.
„Nur die Familie und ein paar Freunde.“, hatte er zu mir
gesagt, als ich doch recht erstaunt über dieses Vorhaben war.
„Ich dachte, wir hatten das besprochen. Und ist es nicht
selbstverständlich eine kleine Party in einem neuen Haus zu geben?“
Ich bin keineswegs begeistert davon. Jedoch, was will ich
schon dagegen tun?