Freitag, 15. September 2017

Eins nach dem anderen



Der Vormittag mit Sashas Eltern war überaus anstrengend für mich. Man plant für die Zukunft und MICH mit ein. Fügt mich bereits zur Familie hinzu. Jakov gedenkt seinen Sohn einzuarbeiten, ins Geschäft. Mir schlug man ein wenig Kunsthandel vor. Kein Interesse. Tut mir leid. Allerdings sprach ich dies nicht aus. Bemühte mich auszuweichen und freundlich zu bleiben. Die Sanktion für meine Unwilligkeit folgte auf dem Fuß, wo ich nicht nein sagen konnte. Ich nahm es NICHT mit einem Lächeln hin. War eher missmutig gestimmt.…..und wieder der Zorn. WAS denken sich diese Leute eigentlich? Ich bin doch kein kleines Kind, welches man für  Ungehorsam eine Strafe zugedenkt. Wütend oder trotzig zu sein, oder es ganz und gar offen zu zeigen, hätte mir nur Häme eingebracht. Also nahm ich hin, in der Hoffnung auf bessere Zeiten…..mit meinem Mann. Wenn dergleichen Spielchen in dieser Familie die gängigen Umgangsformen sind, dann….nein danke! DAS mochte ich noch nie! Immer schön lächeln, gleich wie es einer geht. Nicht mit mir! Dafür bin ich viel zu emotional.
Nun, es war sehr anstrengend für mich, seiner Mutter zu helfen. Jedoch, was wollte ich tun? Und das fatale daran ist, für den morgigen Vormittag hat man uns erneut eingeladen. Und hier erfolgt zumeist eine Trennung zwischen Männer und Frauen. Die Männer, also Sasha, ggf. seine Brüder und Jakov kümmern sich um Angelegenheiten des Geschäftes. Die Frauen sind im Haus beschäftigt und warten offenbar für gewöhnlich, dass der Mann nach Hause kommt. Natürlich könnte ich darauf bestehen mitzuarbeiten, im Handel mit Antiquitäten. Sicher eine überaus interessante Beschäftigung und Sasha würde es sicherlich gerne sehen, wenn ich mich in dieser Richtung betätige. Aber ich möchte es nicht, weil ich weiß, dass ich in jedem Fall zurück zu Gunnar will! Und ich sprach mit Gunnar und wir kamen überein, UNSERE Reise von neuem zu beginnen. Und zwar ALLEIN. Ohne Alexa. Denn Gunnar hatte über meinen Vorschlag nachgedacht und mit Alexa geredet. Jedoch werden wir aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erst zurück nach Schweden fliegen. Wir werden sehen.
Selbst Gunnar möchte, um meinetwillen, dass Alexa wieder in ihr Stockholmer Apartment zieht. Zudem bestätigte er mir heute Morgen, während unseres Gespräches, meinen Traum.
Ich hingegen, erzählte ihm von der Fehl- und Zurückleitung meiner Fracht. Dass meine Sachen nie in Montreal angekommen seien. Stattdessen ließe sie Kevin nun auspacken, alldieweil sie wieder in Schweden, im Zentrum und vor meiner Haustür stünden.
Gunnar lachte herzlich. „Genau DAS hatte ich mir gewünscht.“
„Dann wünsche dir denn Bann zu brechen.“, antwortete ich ihm.
„Das tue ich bereits die ganze Zeit.“
„Ich ebenso.“, erwiderte ich. „Und warum hilft es dann nicht? Warum kommt dieser Wunsch nicht in die Materie?“ Meine Verzweiflung und sein Sehnen nach ihm, waren deutlich in meinem Tonfall zu hören.
„Weißt du was? Wir wagen es einfach.“, sagte Gunnar dann schlussendlich. „Du buchst einen Flug und kommst zu mir nach South Dakota. Ich hole dich vom Flughafen ab. Was meinst du dazu? Wir beginnen unsere Reise von vorn. Nur du und ich.“
Ich war perplex. Wusste nicht, was ich sagen sollte. Fragte nach Alexa.
„Sie wird vorerst zu ihren Eltern nach Kalifornien reisen. Und zwar allein. Ich begleite sie hier zum Airport und ihre Eltern holen sie dort ab.“
„Und der Bann?“
„Erik gab mir grünes Licht einen Versuch der Annäherung zu starten. Mary und Rodney ebenfalls. Genauso wie Camille. Sie alle und auch Adam, haben daran gearbeitet. Wir werden sehen, wie es mir geht, wenn ich du mir näher kommst und wir wieder zusammen sind.“
„Und wenn es nicht funktioniert?“
„Dann kann ich immer noch nach Kalifornien fliegen.“
„Und was wird mit deinem Sohn, wenn Alexa nicht mehr im Zentrum wohnt?“
Gunnar schnaufte. „Eins nach dem anderen.“

Zuweilen scheint mir, Gunnar folgt ebenfalls nur einem Impuls und seine Ideen sind verhältnismäßig unausgegoren. Aber egal. Hauptsache wir sind zusammen. Wer nicht wag, der nicht gewinnt!
Aber WAS wird nun aus der Deutschland-Reise mit Sasha, welche am kommenden Montag starten soll.

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Dann heute Morgen wieder der Streit mit Sasha nach dem Gespräch mit Gunnar. Zudem gedachte ich nicht noch einmal zu seinen Eltern zu gehen. Der gestrige Besuch war mit genug.
„Soll dies jetzt die Regel werden, dass wir täglich zu deinen Eltern gehen?“, fragte ich Sasha gereizt.
Der hob die Schultern. „Ich meine, irgendetwas arbeiten müssen wir schon. Zumindest ich. Und meine Mutter würde es mögen, mit dir zusammen zu sein, wenn ich bei meinem Vater bin. Sie möchte dir gern das Antiquitätengeschäft zeigen. Ich dachte nur, du freust dich darauf in alten Sachen zu wühlen und Kostbarkeiten zu entdecken.“
Ich schnaufte. Funkelte ihn böse an. Widersetzte mich weiter. Sasha ließ nicht nach. Drängte darauf, dass ich mit ihm gehe.
„Ich bleibe hier. Geh‘ endlich! Verschwinde!“, wurde ich zornig und zeigte es ihm auch.
Sasha tat, als verstünde er mich nicht. Redete immer weiter. Bat und dann wurde sein Tonfall doch etwas schärfer.
„Ach so läuft das bei euch? Die Frau hat zu gehorchen und du magst dir die Blöße nicht geben vor deinen Eltern, dass deine angehende Frau nicht tut, was du ihr sagst? Ha! Was glaubst du denn, wen du vor dir hast? Das kleine hörige Dummchen? Geh‘ allein. Ich bleibe hier!“, wurde ich trotzig. Und im Hinterkopf buchte ich bereits den Flug zu Gunnar. Würde Sasha alleine gehen, hätte ich genügend Zeit dafür und gleichwohl zum Packen.
Sasha blieb hartnäckig. Ließ meine Einwände nicht gelten. Schien sie glatt zu überhören. Meine Trotzigkeit und Wut schluckte er Brockenweise hinunter. Das sah ich ihm an. Er blieb ruhig.
Und dann der wiederholte Hinweis auf das Geschenkt seiner Mutter.
„Leg es doch bitte um.“, bat er mich mit sehr ernstem Blick. Ich schaupte vor Wut. Schrie ihn an und ich sah, dass er Mühe hatte, sich zu beherrschen, nicht ebenso ein paar Worte in entsprechendem Fortissimo zurückzugeben. Er blickte nach unten bei jedem Widerport, den ich gab. Seine Kiefermuskeln bewegten sich heftig. Vermutlich stand er unter Druck. Wollte seine Eltern nicht verärgern, bzw. enttäuschen und nun kam ich daher und folgte nicht, wie ich sollte.
Ich setzte mich durch. Zumindest zu Beginn. Ließ Sasha alleine gehen. Setzte mich mit meinem Notebook hin und schrieb. Aber JETZT, nach einer dreiviertel Stunde, wo ich hiermit fertig bin (den Flug noch nicht orderte! Und noch nicht packte), kam Sasha zurück und nervte von neuem. Infolgedessen ende ich hier und tue zum Schluss doch, was er will. Nur die Kette lege ich nicht um!!!