Es ist eine Farce, eine Verhöhnung meiner,
dieser Frau, Natalja zu begegnen, von ihr bedient zu werden und freundlich zu
ihr sein zu müssen, obgleich ich weiß, dass sie meines Ehemannes Kind in sich
trägt.
Hatte sie es von Beginn an geplant?
Oder sah sie „ihre Felle davon schwimmen“?
Gibt es nicht zur Genüge andere
Männer? Maldita sea! Verdammte Huren, die sich beständig als meine
vornehmlichen „Freundinnen“ tarnen. Putas de mierda! Ich hätte niemals einer
anderen Frau den Ehemann gestohlen. Da war stets zu viel Anstand in mir. Die
Erziehung und vor allem anderen meine eigenen, hoch angesteckten Idealen, denen
ich folgte und noch immer folge. Obgleich ich überaus rasch bemerkte, dass sich andere Frauen
mitnichten an Solches, oder Ähnliches, hielten und nach wie vor nicht halten.
„Wirst du es deiner Mutter
gestehen?“, fragte ich Gunnar leise am gestrigen Abend, als wir alle noch
beisammen saßen.
„Nein. Das hat noch Zeit.“, war seine
knappe Antwort, bevor er sich wieder den Gästen zuwandte.
Erik hatte jedoch gespürt, dass sich
eine feine, negative und angespannte Energie zwischen mir und Gunnar befand.
Ich sah es ihm an, ging geradewegs auf ihn zu und es war mir gleichgültig, was
Gunnar dazu sagen würde.
Ich baute mich förmlich vor ihm auf
und sah ihm forschend in die Augen.
Nach etwa einer Minute begann er zu schmunzeln. „Oh! Oh!“, sagte er und wusste genau, was ich dachte. Denn er hatte in
meinen Gedanken gelesen, was mein, was unser Problem im Augenblick war.
„Wie hat Gunnar darauf reagiert?“,
fragte er mich. "wie geht er damit um?"
Ich zuckte mit den Schultern. „Normal
und loyal.“
„Wem gegenüber?“
Ich musste zynisch grinsen. „Beiden.“
“Weißt du was ich vermute?“, sagte
Erik nach einer Weile zu mir. „Wir haben Gunnar nicht ver-, sondern entzaubert.
Er wurde in den zehn Jahren in dieser Sekte nicht nur konditioniert, nein,
sondern bewusst verhext. Man wusste, dass er dir irgendwann begegnen würde und
arbeitete darauf hin seine sexuelle Ausrichtung so zu verändern, dass keine
Frau das lange aushalten kann. Und jetzt, ist er womöglich ein ganz normaler
Mann geworden, der sich zwar an alles erinnert und womöglich auch zeitweilige
Rückfälle erleidet, aber dennoch DER Gunnar geworden ist, der er ohnehin, also
ohne den Einfluss der Sekte geworden wäre.“ Erik grinste. „Vielleicht hat er
trotz alldem noch ein paar kleine masochistische Neigungen, welche ihm ohnehin
zu Eigen gewesen wären. Und aller Wahrscheinlichkeit nach wird er weiterhin
seinen Interessen, wie Fußball, Sauna, gelegentliche Partys, Bier trinken und
womöglich auch dem Modeln folgen. Er wird eben ein ganz normaler Mann
sein,....so zu sagen.“
Ich runzelte die Stirn und schwieg.
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Gunnar musste mich auf Grund meiner
chronischen Müdigkeit frühzeitig zu unserem Haus zurück begleiten und blieb bei
mir, bis ich eingeschlafen war. Ging dann aber noch einmal zurück zur Feier.
Am Morgen, der beginn eines „ganz
normalen“ Tages.
Nach dem Lunch mit Gunnar, Christine
und Thomas im Restaurant, werde ich Dahl „auf die Finger“ sehen. Oder besser
gesagt, bei Hannes und Vincent vorbei schauen, um „live“ alle Aktivitäten,
gleichwohl die von Gunnar, zu überwachen.
Ich habe mich ohnehin dazu
entschlossen, Vincent und Hannes weiterhin hier als Detektive zu beschäftigen.
Ja sogar ihren Betätigungsradius zu erweitern. Sie sind in der Tat für allerlei Informationen gut.
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New’s
- Christine offenbarte ich natürlich Thomas
„Geheimnis“, dass er insgeheim mit Natasha
Sandström fickt, nicht.
- Lisa Anekelea fragte mich nicht
nach ihrem Ehemann. Sie dinierte mit Kevin. Entwickelt sich da etwas, zwischen
den beiden? Verwunderlich wäre es nicht. Ich könnte mir durchaus vorstellen,
dass Lisa einen Mann, welcher sie nicht betrügt, zu schätzen wüsste. Zudem
vermag Kevin noch gut mit Kindern umzugehen.
- Kevin engagierte tatsächlich, wie
wir es in New Orleans besprachen, Rose Berggen als die Nanny seines Sohnes.
- Ellen unterhielt sich gestern
intensivst und wild gestikulierend mit Gunnar. Mir gegenüber erwähnte er jedoch
nichts davon. Angesicht dem, was ich von Vincent erfuhr, ist zu vermuten, dass
sie mit ihm über ihre „lesbischen Neigungen“ sprach. Wobei ich mir jedoch nicht
wirklich sicher bin, worüber die beiden tatsächlich redeten.
- Emilia Stephansdottirs „Rauswurf“
(Platz-/Geländeverweis) wende ich mich in den nächsten Tagen zu.
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Marie bedrängt mich hinsichtlich der/unserer
Familienforschung.
„Du musst deinen Vater anrufen.“,
fordert sie immer wieder. „Ich will es wissen. Du nicht auch? Am besten wäre
es, wenn wir nach Deutschland reisen.“
Ich stöhne und setze eine Miene des
Leidens auf. „Später. Lass mich vorerst den
anstehenden Aufenthalt im Hospital hinter mich bringen. Anschließend
plane ich ohnehin eine umfangreichere Reise mit Gunnar. Wir könnten in Berlin
beginnen und du wärst dort selbstverständlich dabei. Was denkst du Marie?“
Sie war begeistert. „Die Kinder und
Henrik kommen selbstverständlich mit.“, und ich ahnte worauf dies hinaus lief.
„Deine Eltern würden vielleicht die Zwillinge gerne sehen. Meinst du nicht?“
Ich nickte nur. Konnte gerade so ein
sarkastisches Lächeln vermeiden und wendete mich ab.