Nach dem Lunch, welchen ich gemeinsam
mit Gunnar im Restaurant einnahm, ging ich mit ihm ins Büro. Alldieweil ich
mich bei Dahl über die Vorschritte bezüglich der Arbeitsnachweise zu
informieren gedachte.
„Ja. Ja. Der Prozess wurde von mir in
Gang gesetzt.“, sagte er fast theatralisch. Gerade so, als wäre dies ein Teil
seiner Berechtigung hier weiterhin jobben zu dürfen.
Ich musste schmunzeln bei dem
Gedanken diesem Macho eine Lektion erteilt, oder ihn zumindest „aufgescheucht“
zu haben. Wie befriedigend, angesichts der (Frech-) Freiheiten, die er sich
innerhalb seiner Arbeitszeit und innerhalb dieses spirituellen Zentrums
herausnahm.
Ich blieb noch eine kurze Weile,
stand am geschlossenen Fenster im Office und sah dem Regen zu, wie er fiel.
Dachte an das Zimmer darüber. Was würde nun daraus werden? Jetzt, wo Gunnar
mir treu ist. Aber es gab mit großer Sicherheit noch einige andere „Nutzer“.
Thomas und in jedem Fall Dahl und wer weiß wer noch.
Und wenn mir Kate begegnet, erinnere
ich mich stets lächelnd an Vincents Ausspruch: `Sie fickt alles, was bei zehn
nicht auf den Bäumen ist.´ Ich werde mich hüten, mich in ihre Angelegenheiten
einzumischen oder David auch nur ein sterbend Wörtchen davon zu berichten. Es geht
mich schlicht und einfach nichts an.
Ben Homgren ist selbstredend eine
Augenweide in diesen tristen Räumlichkeiten und diesem staubig trockenem
Milieu. Obgleich er, mit seiner, für mich altmodisch wirkenden Hornbrille,
exakt in diese Umgebung hinein passt.
Marion Volaire ist der „frische
Wind“, der um die Tisch und Stühle weht und Julia Lundin, gemeinsam mit
Casandra Fish, die jugendliche Spitzigkeit, welche hier eigentlich nicht
hingehört. Marion Wallin hingegen, wirkt stets ein wenig prüde, und Imara Sumei
strahl eine Art besonderer Würde aus. Obgleich ich spüre, dass Dahl genau diese
Eigenschaft an ihr zu vernichten sucht. Ich vermute ihn irritieren
selbstsichere Frauen. Nur sehe ich ebenfalls, wie erhaben Imara Dahl gegenüber
agiert. Sich nicht einschüchtern lässt von seiner selbstgerechten, zum Teil
überheblichen Präsenz.
Bei Ellen denke ich an ihre
Lesbischkeit. Wann wird sie sich gänzlich outen? Jedoch vor allem frage ich
mich: WIE in aller Welt vermochte sie mit Gunnar in dieser eckstatischen Weise
zu ficken? Wenn sie doch (vermutlich) eher auf Frauen steht.
Oh Christine, arme Christine. Das
Bild wie ihr Thomas mit Natasha Sandström fickt, geht mir nicht mehr aus dem Sinn. Aber auch hier bewahre ich stilles Schweigen.
Amaya Ji, zu guter letzt, die sich
hier doch ganz ordentlich eingewöhnte und wir uns letztendlich an ihren neuen
Namen.
So schließt sich der Kreis der
Angestellten in diesem, (meinem) Büro und ich verlies es, nachdem ich Gunnar
einen heißen, leidenschaftlichen Kuss auf seine Lippen presste. Ging zu Vincent
und Hannes, die zum meinem Leidwesen keine guten Nachrichten für mich
bereithielten.
Gunnar hatte am Morgen, als ich zu
Hause mein diary schrieb, Lara in ihrer Hütte aufgesucht. Natürlich stellte sie
erneut beharrlicher die Frage nach ein, zwei Stunden Zeit mit meinem Ehemann.
Sie erwähnte sogar leicht errötend seinen Schwanz, welchen sie nur all zu gern
noch einmal in sich gespürt hätte.
Ja. In der Tat. Diesen Wunsch vermag
ich durchaus ganz gut zu verstehen!
Sie ließ nicht nach, in ihren
Bemühungen sich Gunnar körperlich aufzudrängen und erreichte tatsächlich, dass
er an diesem Morgen mit ihr schlief.
Ich senkte den Blick und den Kopf.
War traurig über das, was ich da sah. Es war ein „Rückschlag“. Ohne Frage.
Jedoch nicht gänzlich unerwartet.
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Gunnar war noch schwimmen, bevor wir
uns zum Dinner im Restaurant wieder sahen. Natürlich überzog Traurigkeit mein
Gesicht. Ich vermag mich nur schwerlich zu verstellen und ebenso
selbstverständlich hatte Gunnar meine Gedanken gelesen. Sah offensichtlich die
Bilder in meinem Kopf.
„Es tut mir leid.“, sagte er leise
und senkte den Blick, als wir bereits auf dem Rückweg zu unserem Haus waren.
Sein Arm legte sich um meine Schulter und mir war vom ersten Augenblick an
bewusst, was er meinte. „Ich wollte das nicht. Verzeih.“
Eine Zeit lang gingen wir still nebeneinander
her. „Was soll ich denn tun?“, fragte er plötzlich.
„Ihr unmissverständlich klar machen,
dass du sie nicht mehr fickst.“
„Ja. Das habe ich. Aber....“ Ich
kannte den „Rest“.
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Das
Damokles Schwert der erneuten Untreue schwebte ab dato nun wieder über mir und
machte mich kopflose in meinem Handeln. Dennoch, ich war es gewohnt die
beständige Contenance zu wahren. Meine Gedanken zu ordnen und mich auf das
Wesentliche zu konzentrieren. Was ich auch tat....und tue.
Ob
es nun eine Einmaligkeit war, oder Gunnar doch weiterhin, oder doch nur ab und
an wieder mit Lara schläft, wird sich zeigen.
So
enttäuscht wie ich war, nahmen meine Füße, als besinnlichen Spaziergang, den
Weg zum See und gleich anschließend zu Kevins Hütte. Es war so etwa gegen acht
und Gunnar hatte einen Kinobesuch erwähnt, an welchen ich nicht wirklich
interessiert gewesen war.
Ich
klopfte, aber keiner sagte herein. Infolgedessen drückte ich die Türklinke
nieder und betrat sacht und aufmerksam um mich schauend den Raum. Wo waren Max
und Matthias gelblieben? Da war niemand, jedoch hörte ich Geräusche und ging
darauf zu. Die Tür zum Schlafzimmer stand einen Spalt weit offen und ich lukte
hindurch. Ein Schrei (des Entsetzens) der Verblüffung sprang aus mir heraus und
im selben Moment hielten die beiden in ihren Aktivitäten inne und sahen zu mir
an die Tür. Ich blieb wie angewurzelt stehen und hielt mir die Hand vor den
Mund. Ich sah Kevin, der auf dem Bett lag und Lisa Anekelea mit ihrer Fotze,
die er leckte, über seinem Gesicht. Sie verbog sich eckstatisch nach hinten und
nach vorn. Stöhnte und schrie. Ich hielt den Atem an.
Es
dauerte einige Sekunden bis ich mich fasst und „Sorry! Sorry.“, stammelte. Auf
den Absätzen wendete und aufgelöst nach draußen sprang. Da blieb ich stehen und
schluckte. Ging dann zügig weiter zum Haus. Schloss die Tür hinter mir und
schnaufte...... What on earth was
that? Phhhuu......
Niemand braucht über den anderen zu werten, zu spotten
oder zu lästern. Jeder von ihnen, außnahmslos jeder, hat “seine Leichen im
Keller”!
“Was ist los?”, fragte mich Gunnar und band eine Uhr um
sein Handgelenk.
„Du
bestehst also auf den Kinobesuch, wie ich sehe?“, erwiderte ich ohne seine
Frage zu beantworten.
„Ja.
Bist du soweit?“
Ich
schnaufte. „Muss das denn sein?“
Gunnar
zog die linke Augenbraue nach oben und sah mich zweifelnd an. „Ich dachte das
wäre ausgemacht.“
„Ja
schon. Aber....“
„Kein
aber. Wir gehen.“
Während
der Fahrt informierte mich Gunnar sogleich über seine Pläne bezüglich seines
Geburtstages am vierundzwanzigsten August.
„Hammary
spielt gegen Ljungskile. Ich wäre’ gern dabei.“
Abermals
dieser vermaledeite Fußball! Dachte ich so und Gunnar grinste.
„Ich
weiß, dass du mich nicht begleitest.“
„Ellen
vielleicht?“, schlug ich ein wenig missmutig vor.
„Ja.
Ich werde sie vielleicht tatsächlich fragen.“
Nun,
seine Wortwahl ließ vermuten, dass er sie nicht wirklich mit sich zu nehmen
gedachte.
„Ich
denke, es wird dir gleichwohl lieber sein, wenn ich nicht mit dir gehe. Denn es
fehlt mir an der nötigen Begeisterung für diesen Sport. Deine Brüder sind
sicherlich die vorteilhaftere Wahl.“
Einen
Augenblick Stille zog ein.
„Was
sieht dein Plan für diesen Tag sonst noch so vor?“, fragte ich gereizt.
„Wollen
wir essen gehen?“
„Nein.“
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Es
wurde sehr spät am Abend. Daher schliefen wir heute aus. Und ich ließ es zu und
mich erneut überrumpeln, dass Gunnar mich einfach so fickt, als ich noch im
Halbschlaf war und gerade so am Erwachen war.
Was
sollte das? Gedachte er mir etwas „Gutes“ zu tun? Seine erneute (und
unerwartete) Verfehlung mit Lara dadurch wett zu machen?
Männer
verhalten sich gewöhnlicher Weise nun einmal so. Ähnliches mit Ähnlichen zu
überdecken und somit ungeschehen zu machen. Erinnerungen zu wandeln. Oder es
zumindest zu wollen.
Wie
Widersinnes dies auch sein mag, es gelingt tatsächlich zumeist.......