Dienstag, 26. August 2014

Umfassendes Geständnis, miteinander reden und eine spontane Entlassung



Gunnar war tatsächlich noch im Office gewesen und arbeitete bis sechs.
Als er am Abend zurück zu mir kam, fiel es mir schwer ihn liebevoll zu empfangen.
Ich war traurig und enttäuscht. Nur konnte ich nichts drüber äußern, dass ich das mit Lara und Natalja wusste. Und ich musste mit meinen Gedanken vorsichtig sein. Wenn er sie womöglich las. Sonst hätte ich die Detektive noch enttarnt.
Aber zu meinem Erstaunen begann er von selbst darüber zu sprechen, dass er bei Lara und bei Natalja gewesen war. „Ich muss mit dir reden.“, sagte er und legte mir seine Arme von hinten um Schulter und Hals. Er Liebkoste und küsste meinen Nacken und ich ließ es zu. Drehte mich dann zu ihm um. Ere nahm mich bei der Hand und wir setzten uns auf die Couch.
„Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Eigentlich sollte ich nicht so sein, wie ich jetzt bin.“
Ich zog die Brauen zusammen und sah ihn fragend an.
Gunnar atmete tief und schwer. „Ich meine, dass ich noch immer mit anderen ficke, dürfte nicht sein.“
Ich verzog leicht das Gesicht. Aber schwieg und ließ ihn weiter reden.
„Ich mag es nicht. Habe keine wirkliche Lust darauf, aber lasse mich trotz alledem am Ende immer wieder darauf ein.“ Er hatte seinen Kopf zu mir herüber gedreht und sah mir bedauernd in die Augen. „Ich weiß, ich hatte dir versprochen treu zu sein. Und ich will mein Versprechen auch halten. Aber ich vermag es irgendwie nicht. Es ist nicht mehr so, dass ich aus eigenem Antrieb mit anderen Frauen ficke. Nur kann ich ihnen nicht widerstehen. Lasse es einfach zu, wenn sie mich verführen.“
Ich schwieg und hörte weiter zu. Gunnar sah mich noch einmal prüfend an und gestand mir von selbst seinen Fehltritt mit Natalja und den verunglückten Versuch  bei Lara zu widerstehen.
Was sollte ICH nun tun?
Ich ließ ihn weiter reden.
„Ich denke, im Grunde war es richtig, dass du an meinem Geburtstag bei mir geblieben bist. Aber ich weiß auch, dass es für deine Gesundheit nicht das Beste war.“
Gunnar streckte seine Arme nach mir aus und ich schmiegte mich (trotz alledem) willig an seinen warmen, wohlriechenden Körper. Er schnaufte. „Ich weiß, dass ich dich mit meinem Verhalten verletze, und ich weiß, ich habe dir versprochen mit keiner anderen Frau mehr zu ficken und ließ auch diesbezüglich alle Hexerei über mich ergehen. Dennoch ist da immer noch etwas, was mich am Ende nicht widerstehen lässt, und es entzieht sich bislang meiner Kenntnis, wie ich dem begegnen soll.“
Im Grunde fand ich es überaus bedeutend, dass Gunnar überhaupt mit mir so offen darüber sprach. Aber WAS sollte ich ihm erwidern? Was raten? Und vor allem wie konnte ich ihm, wie konnte ich UNS helfen?
Wir saßen so aneinander geschmiegt eine ganze Weile da und schmusten ein wenig. Genossen schlicht und einfach die Gegenwart des anderen.
„Ich will dich nicht verlieren. Verlass mich bitte nicht.“ Gunnar strich mir sanft übers Haar und sah mir flehend in die Augen.
Hatte er tatsächlich Angst, dass ich ihn verlasse? Was ich aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin nie tun würde.
„Weiß du“, und bevor er weiter sprach, berührten seine Lippen meinen Mund, „Es macht mir tatsächlich keinen wirklichen Spaß mehr mit einer anderen Frau zu ficken. Es tut mir auch leid, was ich sagte, wegen der Sache mit Alexandra in Hjalmars Schlafzimmer. Ich war an diesem Morgen (eher Mittag) echt nicht gut drauf.“
Er sprach dann noch davon, dass es bei Männern in der Tat nicht viel bis zur Erregung brauche und sicherlich hätte dies auch nichts mit Liebe zu tun, wenn dann eine Erektion und ein Samenerguss einfach so folgen würden. Während der Zeit in der Sekte, wäre der mehrmalige Geschlechtsverkehr an der Tagesordnung gewesen.
„Natürlich geht es auch ohne Sex. Aber komme ich dann in eine Situation, wo eine Frau tatsächlich mit mir ficken will, wird es schwierig und ich kann dann in der Tat nicht mehr standhaft bleiben.“ Gunnar zuckte mit den Schultern. „Ich kann es versuchen. Sie ein, oder zwei Mal zur Seite zu schuppsen. Aber wenn sie dann nicht nachlässt, lasse ich den Dingen ganz einfach ihren Lauf.“
„Womöglich solltest du doch eine psychotherapeutische Behandlung anstreben. Meinst du nicht?“, warf ich letztendlich diese „gängige Methode“ ein. Alldieweil mir ohnehin nichts Besseres einfiel.
„Ja. Wäre im Zusammenhang mit Eriks Zauber eine ganz gute Idee. Suche einen aus und lass ihn kommen.“
WOW! Was für ein Sinneswandel? Und ein echter Versuch seine Treue zu beweisen. (In der Wortwahl immer schön positiv bleiben!)

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- Meine Eltern brachen gestern zur Skandinavien-Tour auf.
- Kevin sah ich die letzten Tage nicht. Hannes und Vincent vermeldeten, dass er sich weiterhin mit Lisa getroffen hätte, die ihm offenbar gestand, dass sie von Jason schwanger war. Daraufhin hätte es Streit gegeben und sie wäre nicht mehr zu ihm gegangen. Kevin hingegen schien ihnen nun etwas depressiv. Er hätte das Haus nur noch mit seinen Pflegern für kurze Spaziergänge verlassen. Selbst die Speisen ließe er sich bringen. Jason dagegen sei gänzlich normal und seitdem er wüsste, dass er erneut Vater würde, wäre er ganz aufgedreht......was mich wiederum vermuten ließ, dass er Veronica womöglich doch endlich die Wahrheit sagte.
- Malika scheint mir neuerlich aus dem Weg zu gehen. Der Grund dafür bleibt mir jedoch im Verborgenen. Wo ich dachte, sie wolle meine Freundin sein.
-  Als „Freundin“ bewährt sich doch letztendlich nach wie vor Sarah Sjögren.
- Um die Neueinstellungen der jungen Männer kümmere ich mich persönlich, sobald ich vom Hospital zurückgekommen bin.
- Gleichfalls wird dann festgelegt, wo „unsere Reise beginnen soll“. Obwohl Gunnar für meine, diese Idee noch nicht wirklich Begeisterung aufzubringen vermag. Den Grund dafür, verriet er mir bisher nicht.

Befindlichkeiten
Es geht mir nicht gut. Aber wann tat es das überhaupt seit Beginn dieser beschissenen Krankheit??!!
Mein Innenleben, insbesondere im unteren Bereich, machen Probleme. Und ich bin unsicher darüber in wieweit ich im Hospital darüber berichten soll. Umso mehr ich beklage, umso mehr wird man selbstverständlich tun wollen, was nicht immer bedeutet, dass dies auch gut für mich ist.
Unter diesen Beschwerden gestaltet sich selbstverständlich ebenso jeglicher Sex ein wenig kompliziert. Was nun wieder die Frage nach Gunnars „Appetit“  und seiner Treue aufwirft.

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Im Augenblick geht es hier im Zentrum nur noch um Lara und Natalja, mit denen er außerehelich verkehrt.
Aus diesem Grund sprach ich Natalja heute Morgen nach unserem Frühstück schlicht und einfach an. Machte sie noch einmal darauf aufmerksam, dass Gunnar sich seit Wochen ernsthaft dazu entschlossen hatte mir nun letztendlich doch treu zu sein, was sie (gefälligst!) zu respektieren hätte und dass sie sich selbst dafür entschieden hätte, dass Kind zu gebären. Aber, das dies mit Gunnar am Ende nichts weiter zu tun hätte.
„Außer, dass ER der Vater ist.“, warf sie ein wenig gereizt ein.“
„Du musst es ja nicht bekommen.“
„Aber ich will es.“, erwiderte sie trotzig. „Ich will Mutter sein.“
(Hier dachte ich an den unseligen Einfluss von Emilia Stephansdottir.)
Alles in allem werde ich ihre Entscheidung vorerst akzeptieren müssen, so wie sie nun einmal ist.

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Ich habe es getan.
Ohne weitere Vorwarnung, ausschließlich nach einer kurzen Absprache mit Christine, die mir selbstredend und lächelnd zustimmte, setzte ich Dahl Lindquvist gleich zu Beginn des Briefings davon in Kenntnis, dass er in Kürze seine Entlassung entgegennehmen könne und infolgedessen nun ab sofort den Büroräumen fern zu bleiben hätte. Basta! (Troels behielt Recht. Ich tat ohnehin was ICH für richtig hielt.)
Gunnar starrte mich an. Setzte zum Widerspruch an. Ließ es dann aber. Alle anderen, außer Christine natürlich, schauten nicht weniger entsetzt. Ein kurzes Lächeln sah ich bei Julia Lundin. Selbst Benn Holmgren vermochte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Seine Aufgaben übernimmt ab jetzt Amaya Ji.“
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Alles in allem bin ich im Augenblick, was das Schreiben betrifft, obgleich ich es auch als Ablenkung verwende, ziemlich unkonzentriert. Was man mit Sicherheit bereits an meiner zerstreuten Art des Formulierens der Worte bemerken kann.
Ich finde, dass derzeit viel zu viel auf mich einstürmt, was ich kaum (allein)  bewältigen kann........