Donnerstag, 8. Dezember 2016

Der Job der Chefin fordert seinen Tribut



Nein, ich schmuste nicht mehr mit Derek. Es blieb schlicht und einfach keine Zeit. Der Job der Chefin fordert seinen Tribut.
Zudem schrieb ich, während ich auf Derek in seiner Hütte wartete, mein Tagebuch.

Gunnar hatte mich schlussendlich angerufen. Er selbst war so gegen zwölf im Büro eingetroffen und hatte mich gesucht. Kevin äußerte nur vage Vermutungen darüber, wo ich hätte sein können. Aber egal.
Derek begleitete mich noch zum Büro, wo er mir berichtete, dass sich seine Mutter bezüglich der Reise über Weihnachten und Sylvester nach Hawaii, noch nicht entschieden hätte.
Lunch gab es erst gegen zwei. Schnauf. Es wird mir noch zur schlechten Gewohnheit die Mahlzeiten um Stunden zu spät als normal einzunehmen. Nicht wirklich gut, wie ich finde. Aber egal.
Der Nachmittag im Büro war mehr als anstrengend. Preisvergleiche und noch KEINE Bestellungen, alldieweil es einen Systemabsturz gab. Meine Listen waren mit einem Mal weg und ich musste von neuem beginnen. Das nervte mich enorm. Und selbst dann stimmte irgendetwas nicht. Es lief nicht wie es sollte und am Ende, nachdem ich es wieder und wieder vergeblich versuchte, ließ ich es ein. Meine Augen haben es mir in jedem Fall nicht gedankt, dass ich so lange am Nachschauen, Überlegen und ausprobieren war. Trotz Kirstens Hilfe. Gunnar hatte andere Prioritäten.
MEIN Dinner war so gegen sieben und dann…..suchte ich meinen Mann. Er war bei Lara, wo auch seine Kinder waren UND Alexa.
Interessant.
Lara nahm offenbar den Job der Nanny an. Denn man hatte bereits Bettchen für die Kleinen bei ihr aufgestellt.
Ich blieb nicht lange dort. Ging weiter und ließ Gunnar zurück bei den beiden Frauen und seinen Bälgern. Nahm den Weg zu Dereks Hütte, wo allerdings noch kein Lichtschein durch die Fenster drang. Was darauf schließen ließ, dass er eben NICHT anwesend war. Infolgedessen rief ich ihn an und er war, wie erwartet, mit seiner Mutter zusammen. Hatte sie gerade nach Hause gebracht.
Also WAS nun? Sollte ich mich mit ihm verabreden? Oder besser doch nicht?
„Können wir uns bei dir treffen?“, fragte ich ihn schließlich.
„Okay. Ich bin sofort bei dir.“
„Soll ich warten? Es ist kalt.“
„Komm‘ mir entgegen, wenn du magst.“
Am Ende entschlossen wir uns nach Stockholm ins Kino zu fahren, mit Dereks Wagen. Gegen elft waren wir zurück.
Derek wartete bis ich Gunnar, der noch immer bei Alexa war, angerufen hatte. Gleich darauf kontaktierte er seine Mutter und fragte nach, ob alles in Ordnung sei, oder es nötig wäre, sie noch einmal zu besuchen.
Gunnar indes, hatte, nachdem er von mir erfuhr wo ich war, nun in der Tat darauf bestanden, dass wir beide uns in meinem Haus trafen. (Welch‘ Wunden für meinen eigenen Mann! (Muss ICH als seine FRAU nun um Audienzen bitten?)) Er würde noch im Augenblick hinüber gehen.
Derek fuhr mich mit seinem Wagen bis vor die Tür, weil mir kalt war. Ich verabschiedete mich von ihm. Bedankte mich für die schönen Stunden und drückte ihm gegenüber mein Bedauern aus, dass wir nun doch nicht mehr miteinander schlafen konnten.
„Tut mir leid.“
„Das nächste Mal vielleicht. Wir sehen uns dann Morgen.“, sprach es und zwinkerte mir lächelnd zu.

Gunnar war nicht böse oder irgendwie verärgert. Nein. Er fragte ausschließlich fast beiläufig, ob ich Freude an dem Abend in Stockholm gefunden hätte. Das Leben schien für ihn einfach weiter zu gehen und er fand offenbar alles genau richtig, wie es eben war.
MIR gefiel und gefällt dieser Zustand unseres NICHT-Zusammenseins in keinster Weise! Ich vermisse meinen Mann! Und wünsche mit ihm öfter und länger und vor allem allein zusammen zu sein. Aber daran schien Gunnar nicht zu denken. Für ihn war alles in Ordnung. Die große glückliche Familie, die in den kommenden Wochen noch wachsen wird. Was mir, so ganz persönlich, die Haare zu Berge stehen lässt. Gleichwohl für die Gunnars Kinder, Óðinn Asger und Inula Castanea, habe ich keinen Sinn und keine Zeit. Sie hätten nach Tante Rea gefragt.
Und um genau zu sein, hätte ich am aller liebsten mit Gunnar über diesen Zustand diskutiert. Lies es aber dann. Wozu? WAS würde das ändern? Nichts. Schade also um die Zeit, welche ich in diesem Augenblick verschwendete, wo ich doch nun ENDLICH die Gelegenheit hatte, mit meinem Mann zusammen zu sein! Für Intimitäten war ich allerdings viel zu müde. Und auch am Morgen fielen eben diese bedauerlicher Weise wegen Zeitmangels aus.
Kevin hatte sich gemeldet und nachgefragt, was nun mit der abgebrochenen Bestellung wird.
„Ich komme. Bin bereits im Restaurant und esse.“
„Lass dir Zeit. Das Ganze hat keine Eile. Ist Gunnar bei dir?“
„Nein. Wie haben zwar das Haus gemeinsam verlassen. Er jedoch bog zu Alexa, oder Lara und seinen Kindern ab. Während ich zum Restaurant gegangen bin.“

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Nach einigen Telefonaten ist die Bestellung nun endlich fortgeschickt! Der Göttin sei Dank!
Gunnar ist noch immer nicht hier im Büro angekommen. Ich vermute, er suchte bei Lara seine Bedürfnisse zu befriedigen, da ICH heute Morgen keine Zeit für ihn fand.
Für seine Kinder wurde noch eine zweite Nanny dazu geholt. Anna Vanderhoof. Sie jobbt bereits seit Jahren hier bei uns im Zentrum. (Wieso nahm er sie und nicht Margherita Milano? Die Kinder kennen Margharita. Oder denkt er schlicht und einfach nicht weiter darüber nach und nimmt die erst Beste, die ihm für diese Aufgabe in die Gedanken kommt.)

Persönliches:
Ich bin seit gestern überaus genervt. Nichts scheint mehr geradeaus zu laufen. Die ständigen Probleme, ob nun der Belange des Zentrums oder privater Dinge wegen, sind nicht gesund für mich. Deshalb wohl auch die recht angespannte und schlicht anmutende Ausdrucksweise....heute. Zumindest erscheint es mir so.