Sonntag, der 18. Dezember 2016- Bis
dahin: (Ursprünglicher Text, welcher bereits vorbereit war.)
Ich war mit
Derek zusammen essen. Es war schon spät. Bereits gegen drei. Meine Zeit für den
Lunch verschiebt sich immer weiter nach hinten im Tag. Dennoch vermag ich mich
nicht durchzuringen früher am Morgen aufzustehen. Insbesondere JETZT, wo es
dunkel ist. Und wozu einen Wecker läuten lassen? Ich finde dieses eine Privileg
sollte ich mir als Chefin gönnen, am Morgen mit der Arbeit zu beginnen, wann
immer ich will.
Nach dem Lunch
waren Derek und ich bei seiner Mutter Magdalena. Und wieder kam Giselle mit dem
Kind dazu. Aber mir wähnt, sie wird beständig freundlicher zu mir. Anscheinend
hat Giselle begriffen, dass ihr ursprünglicher Plan, mit dem Kind Derek an sich
zu binden, nicht funktioniert.
Währenddessen
ich noch bei Dereks Mutter war, läutete mein iPhon. Gunnar suchte mich.
„Wo bist du
denn?“
Ich sagte es ihm
UND er kam, um mich von dort abzuholen. Legte allerdings seine weiteren
Absichten mit klaren Worten dar.
„Ja. Ich war bei
Alexa und den Kindern.“, antwortete er auf meine Frage hin, wo ER denn gewesen
war. „Und jetzt stelle ich mir vor, dass DU mit mir kommst, zu Lara und den
Kindern. Alexa hole ich dann zu uns. Ich dachte, vielleicht bringst DU heute
einmal die Kinder ins Bett. Sie habe schon lange nach dir gefragt. Und dann“,
Gunnar beabsichtigte kaum eine Pause einzulegen, um mir eventuell die
Gelegenheit zu geben ihn zu widersprechen, „kommst du mit mir zu Alexa. Ich
habe in den letzten Tagen vor der Geburt nicht vor, sie lange alleine zu
lassen. Vielleicht schläfst du mit bei ihr.“
Ich räusperte
mich und schnappte nach Luft. „Verlangst du jetzt etwa von mir, dass ICH bei
Alexa auf der Couch schlafen soll?“
Gunnar grinste
ein wenige. Zuckte dann mit den Schulter und breitete die Arme aus. „Es ist
eine besondere Situation. Oder etwa nicht? Ich kann ihr nicht mehr allzu viel
zumuten. Und schon gar nicht, dass SIE bei UNS auf der Couch schlafen soll. In
ihrem Zustand ist das eine Zumutung.“
„Ja. Ich
verstehe dich schon Gunnar.“, versuchte ich nun meine Meinung kund zu tun.
„Aber?“, fragte
er und lächelte mich abwartend an.
„Nichts aber.“,
erwiderte ich ein wenig trotzig. Was selbstredend von ihm bemerkt worden war.
„Wollen wir
nicht gehen?“, Gunnar griff nach meinem Arm und schien es nun eilig zu haben.
Derek, seine Mutter Magdalena und selbst Giselle mit dem Kind auf dem Arm,
hatten uns zugehört. Was genau genommen für mich doch von Vorteil war.
„Sehen wir uns
heute Abend noch?“, fragte Derek.
„Kann sein.“
Und dann kam die
Nachricht, die ALLES veränderte.
…….und von welcher
ich bisher vor allem aus Gründen der Pietät und selbstredend aus Zeitmangel
hier noch nichts schrieb.
*** Kevins Vater
ist tot.***
Verstorben in
der Nacht vom 17. zum 18. Dezember 2016. Nur zehn Tage vor seinem 75.
Geburtstag.
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Nun, ich finde es
würde den Rahmen sprengen, diese haarsträubende Geschichte, welche in diesem
Moment begann volle Fahrt aufzunehmen, in vollem Umfang hier zu erzählen. Daher
nur in Abrissen, ein wenig abgekürzt und von Zeit zu Zeit vielleicht sogar Stenogramm.
Ich tat an
diesem Abend, was Gunnar von mir verlangte. War bei Lara und brachte mit ihm
die Kinder zu Bett. Und die Nacht verbrachte ich in Alexas Haus. Gunnar stieg
einmal zu mir und dann wieder zu ihr ins Bett bis, tja nun, BIS, mitten in der Nacht mein iPhon
läutete und Kevins gebrochene Stimme mir die Nachricht übermittelte.
Noch umgehend
hatte ich mich, und auch Gunnar, angekleidet und wir waren zu Kevin und Janina
hinüber gegangen.
Kevin hatte so
wie so, nach dem Geburtstag seiner Lebensgefährtin am 14. Dezember,
beabsichtigt, mit seinem Sohn Vince und Janina zu seinen Eltern nach
Deutschland zu fliegen. Nicht nur weil Weihnachten war. Er gedachte mit seinem
Vater Geburtstag zu feiern. Was leider nun nicht mehr stattfinden kann.
Stattdessen dieses traurige Ereignis.
Am frühen Morgen
war der Entschluss dann gefasst, dass ICH mit den dreien (samt Kevins
beiden Pflegern Max und Matthias) zusammen nach Deutschland flog, während
Gunnar auf die Geburt seines Sohnes wartete. Mit Óðinn Asger und
Inula Castanea hatte er bereits alle Hände voll zu tun. Zur selben Zeit wie die
Geburt, stand der Geburtstag von seinem Bruder Hjalmar an. Laras Geburtstag war
einen Tag zuvor. Zudem
erwarteten wir Marie und Henrik in dieser Woche zurück. Und nicht NUR diese
beiden. Ebenso Alexas Eltern und Gunnars Familie. Vom Vater Johann, über seine
Schwester Stine, bis hin zu seinen Brüdern und deren Frauen. Es war schier
unmöglich, dass er das Zentrum leitete oder mich nach Deutschland begleiten
kann. (Und ins Geheim war ich ganz dankbar, genau DIESER Situation zu
entkommen. Da gab es nur einen Haken. WER leitete nun das Zentrum? Wer kümmerte
sich um alles? Denn Gunnar, selbst WENN er im Lande blieb, hatte fürwahr keine
Zeit. Er beabsichtigte nämlich am Montag, spätestens am Dienstag mit Alexa
zusammen, sowie er es bereits mit mir getan hatte, als ich krank gewesen war,
ins Hospital zu gehen, um ihr dort beizustehen. Was ich durchaus verstand.
Daher sahen wir
uns im Augenblick gezwungen, die Leitung des Zentrums, für ein paar Tage, in
die Hände von Mike, Ellen und Kirsten zu legen. Denn niemand von uns Dreien
hatte Zeit dafür. Weder ich, noch Gunnar, oder ganz und gar Kevin. ER hatte nun
etwas ganz anderes zu bewältigen. Einen Meilenstein in seinem Leben, der nicht
von Freude gekrönt sein kann.
Alles vollzog
sich überaus rasch. Es war keinerlei Zeit darüber zu dokumentieren, wie ich es
sonst für gewöhnlich handle. Daher reiche ich nach.
Als wir in
Deutschland ankamen war es Nacht. Kälte umfing uns, wie eisiger Schleier. Wir
fuhren mit dem PKWs zu Kevins Mutter. Abgesprochen war einen Stop bei Kevins Onkel
Arndt, um ihn mitzunehmen. Es lag auf dem Weg. Allerdings kamen wir nicht bis
dorthin. Wir hatten eine Panne. Riefen den ADAC und übernachteten
schlussendlich bei Kevins Onkel im Haus. Was gewissermaßen eine Herausforderung
für mich war. Angefangen bei den Speisen, bis hin zur Schlafmöglichkeit. Es war
nötig Vieles schlicht und einfach zu übersehen und den Umständen zuschreiben,
in denen wir uns befanden. Nicht einfach für mich. Ich haderte mit der
Situation. Hielt jedoch durch. Wollte niemand noch zusätzlich zu ihrer Trauer
belasten. Fügte mich ein.
Über die Geschehnisse
in einem trauernden Haus weiß wohl jeder Bescheid. Hier gibt es nicht viel zu
sagen. Es war wie es eben war. Auch hier fügte ich mich in die Gegebenheiten.
Ebenfalls nicht einfach für mich. Ich zahlte den Preis (für mein Entkommen aus
der Familien-Invasion). War allein. Wollte außerdem niemanden zur Last fallen.
Hielt mich mit allem zurück und bedeckt.
Zwar hatte ich
mich so peu à peu an die Umstände dort gewöhnt und war ganz froh eben NICHT im
Zentrum bei all den Menschen von Gunnars Familie zu sein, aber dennoch fühlte
ich mich nicht wohl und trat schlussendlich früher als geplant allein die Heimreise
an.
Selbstredend
hatte ich einige Male mit Gunnar telefoniert. Er war ganz aufgeregt. Seine
Gedanken kreisten ausschließlich und verständlicher Weise um die Geburt seines
dritten Kindes und die Mitglieder seiner Familie. Natürlich hätte ich auch zu
meinen Eltern fahren können. Nur DIE, waren bereits auf großer Fahrt. Haben
sich eine gemeinsame Reise in die Südsee gegönnt. Das Haus stand quasi leer.
Nur, WAS wollte ICH dort so gänzlich allein? Infolgedessen entschloss ich mich
auf die Reise zurück nach Schweden zu begeben, ohne es Gunnar anzukündigen. In
der letzten Nacht kam ich hier an. Niemand wusste davon.
Ich warf Mantel
und Schuhe ab. Drehte den Heizkörper auf, setzte mich und ruhte aus. Resümierte
über die vergangenen Tage. Dann rief ich Derek an, in der Hoffnung dass er Zeit
für mich erübrigen könnte, so spät in der Nacht. Dachte jedoch im gleichen
Atemzug daran, dass er bei Giselle oder irgendeiner anderen sein könnte. ER
sagte in jedem Fall, er sei allein und ich solle doch zu ihm kommen. Denn
erneut gedachte er NICHT zu mir ins Haus zu kommen. Schließlich HÄTTE Gunnar
unverhofft auftauchen können. KÖNNEN, wohl gemerkt. (Was ER offenbar nicht
ermunternd fand.) Was jedoch nicht zu
erwarten war. Denn er weilte an Alexas Seite im Hospital. Das Kind wurde
schließlich an diesem Tag erwartet und womöglich war es sogar schon auf der
Welt. Oder gerade im Begriff eben diese zu betreten. Wer weiß. Dachte ich so………
Nun, in jedem
Fall war es mir NICHT wirklich recht, mein Haus zu verlassen, so kurz nachdem
ich hier angekommen war. Wichtiger jedoch war mir gewesen, nicht allein zu
sein. Also ging ich zu ihm. Schlief bei Derek. Nicht mehr. Frühstückte mir ihm
und bat ihn nun inständigst doch zuzustimmen, mir für einige Tage im Büro
behilflich zu sein. Angesichts der heiklen Lage stimmte er zu und wir gingen es
an. Arbeiteten mit den anderen bis nachmittags um drei, wo ich meinen üblich
späten Lunch zu mir nahm. Um Marie, oder Gunnars Verwandte hatte ich mich bis
dahin nicht kümmern können. (Und wollte es gleichwohl nicht.) Schlicht und
einfach keine Zeit!
Gunnar hatte mir
nun tatsächlich zwischendurch eine Nachricht zukommen lassen, dass sein Sohn, Jarl Ragnar Norwin, geboren worden war. Und, dass er, zur
Sicherheit, mit Alexa noch zwei Tag im Hospital bleiben würde. Ich hoffte nur,
der ganze Trubel spielte sich in seinem Dunstkreis ab. Daher verhielt ich mich
still….bis jetzt. Sofern man mich nicht sah, weiß kaum jemand, dass ich
anwesend bin. Nur die Wenigen, mit denen ich heute zu tun hatte. Selbst Gunnar
sagte ich bis zu diesem Zeitpunkt NICHTS davon. (Wozu?)
Derek ist ein Schatz. Er blieb bei
mir, beinahe die gesamte Zeit und half, wo er nur konnte.
Sieh an. Doch irgendwo mein Held
(der Zeit/der Situation). Ich bin doch einigermaßen glücklich, dass es ihn gibt
und er bei mir ist. Alles in allem ein loyaler Freund und…..gelegentlicher
Liebhaber. Denn,…..wer weiß, was noch wird. Und hier vermute ich, dass Derek
seine Chance sieht. In der Geburt von Gunnars dritten Sohn mit seiner Geliebten
Alexa. Er spekuliert womöglich darauf, dass ich Gunnar nun endlich doch
verlasse. Zumindest wäre dies ein vernünftiger Grund, warum er sich doch noch
einmal so für mich engagiert.
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Alles in allem beabsichtige ich, mich heute noch bedeckt zu halten. Mich dem
Trubel, der Verwandtschaft und auch Marie zu entziehen. Ruhe und Schlaf zu
finden. Auch hier, im Privaten, ist Derek ein getreuer Freund. Ein wahrer
Schatz (nützlicher Begleiter). (Auch wenn er mir (im Augenblick?) nicht
gänzlich gehört.) Sehr angenehm…….