(Ein Foto aus dem Haus von Kevins Onkel Arndt Weinheim, wo ich eine Nacht recht spartanisch schlief.)
Marie beklagte
sich tatsächlich, dass ich keine Zeit für sie hätte. Wo sie schon einmal hier
in Schweden sei. (Was sie so nebenbei gesagt, immer wieder an den Tod ihres
Sohnes Raymond erinnert, welcher hier im See vor vier Jahren ertrunken ist.)
„Warum
begleitest du mich nicht? Hilf‘ mir ein wenig bei dem, was ich tue.“, schlug
ich ihr vor und sie folgte meinem Angebot bereitwillig. Das wir uns jedoch in
dieser Zeit näher gekommen wäre, vermag ich nicht wirklich zu bestätigen. Sie
bemühte sich. Ich bemerkte das. Dennoch bin ich mir recht unsicher, WAS ich
davon zu halten habe. Ich verstehe sie nicht mehr. Sie ist nicht mehr DIE
Marie, wie ich sie aus Kindertagen kenne. Nein. Sie ist vor allem
sprunghaft im Ausdruck ihrer Gefühle mir gegenüber. In einem Augenblick scheint
sie mich noch zu hassen. Mir Vorwürfe entgegen zu schleudern. Und im Nächsten
ist sie bereits und erstaunlicher Weise auf Versöhnungskurs. Daher bin ich
vorsichtig geworden im Umgang mit ihr. Was ich überaus bedauerlich finde. War
sie doch früher meine beste Freundin. Nur damals wusste ich noch nichts davon,
dass sie meine Schwester ist. Das hat man mir, nein, das hat man UNS
verheimlicht. Aus welchen Gründen auch immer.
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Seitdem Gunnars
Kind geboren wurde und er wieder hier im Zentrum (so la, la) mit mir zusammen
ist, ist Derek erneut in den Hintergrund getreten. Denn im Grunde bin ich schon
ganz froh, mit meinem Mann vereint zu sein. Zeit mit ihm verbringen zu können.
Des Nachts mit ihm in einem Bett sein.
Womöglich ist
dieses Kind nicht DIE Beeinträchtigung unseres Zusammenseins, wie ich es
anfangs befürchtete. Denn Gunnar hält sich seit der Geburt seines Sohnes, Jarl Ragnar Norwin, doch eher mit den Besuchen
und dem Zusammensein mit Alexa zurück. Offenbar ist es doch jetzt eher ein
Störfaktor im Umgang mit ihr. Was mir nur recht sein kann und ich versuche
diesen kleinen Vorteil für mich auszunutzen, unter anderem, indem ich ihm, in
keinster Weise für irgendetwas böse bin. Gestand er mir doch erst am gestrigen
Abend, nachdem ich ihn danach fragte, dass er am Abend für kurze Zeit bei Lara
gewesen und mit ihr intim geworden war. Was sonst? Es war ihm schlicht und
einfach danach. Insbesondere JETZT, wo der Mond im Sternzeichen des Skorpions
steht, UND, nachdem er in den Tagen mit Alexa im Hospital doch recht
ausgehungert war. Ein Wunder überhaupt, dass sein zwangsweise gezügeltes
Verlangen nun, nachdem es frei gelassen ward, nicht in sadomasochistische
Orgien auszuarten droht. Er lernt offenbar doch, sich so allmählich zu
beherrschen. Ein Wunder, wenn man es so nimmt, nach all den Saturnalien der
Sektenzeit. Womöglich ebenso ein Grund für mich, ihm Respekt dafür zu zollen UND
keinerlei eifersüchtige Szenarien meinerseits zuzulassen. Welche mir, um
ehrlich zu sein, einsichtiger Weise selbst nicht zu Gute kommen. An dieser
Stelle muss ich meinem Ehemann völlige Zustimmung gewähren UND ebenso, dass es
uns beiden besser tut, wenn ich großherziger, verständnisvoller und
entgegenkommender bin.
Und ja, ich habe
das Baby gesehen. Es schrie und strampelte und vermag nach wie vor NICHT zu
verstehen, warum man um derlei Dinge so ein Brimborium macht. Nichts für meiner
einer. Punkt.
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Ich beneide
Jason in diesem Augenblick um den Ort seines Seins. Hawaii. Selbstredend NICHT
um die Umstände, in denen er sich befindet. Am liebsten wäre ICH
mit ihm gereist. Jedoch ohne seine Bälger. Diese Reise war mir offenbar nicht
vergönnt. Aber egal. Durch die Verpflichtung dem Zentrum gegenüber, nehme ich
die Anwesenheit von Gunnars Verwandtschaft nicht so eminent wahr.
Der Störfaktor
ist allerdings dieses Dalal. Ich redete mir Gunnar heute Morgen noch einmal
darüber. Und es ist nicht die Person an sich, sondern ihr Erscheinungsbild.
„Das Zentrum ist
eine islamfreie Zone. Eine Frau mit Kopftuch und langem Gewand hat hier nichts
zu suchen. Verstehst du das? Ich nehme nicht einmal Gäste aus arabischen
Ländern an, oder Muslime überhaupt.“, argumentierte ich Gunnar gegenüber.
„Aber sie ist
Familie.“, setzte er meinen Motiven entgegen.
„Na und? Kann
sie sich nicht anders kleiden, solange sie hier im Zentrum ist? Anpassung ist
gefragt! UND WAS hat sie als Muslime überhaupt auf einem christlichen Fest zu
suchen, oder es zu zelebrieren?“
„Hey, hey hey.
Nun komm‘ mal wieder runter. Sie ist die Frau meines Bruders.“
„Ich dulde keine
Muslime hier!“ Schnauf………..
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Seitdem ich Ian
hier wieder sah, reflektiere ich über meine Gefühle zu ihm. In diesem Fall
scheine ICH die Sprunghafte zu sein. Jedoch nur in zeitlich begrenzten Rahmen. Zumeist
wenn ich ihn in Action sehe, wallen die Gefühle auf. Ich kann wirklich nicht
sagen, wie viel Liebe zu ihm da noch in mir ist. In jedem Fall ist er für mich
noch immer ein überaus attraktiver Mann (von welchen ich mich womöglich sogar widerspruchslos zu einem Schäferstündchen überreden
ließe).
Aber weshalb
alte Geschichten auffrischen? Das Dumme ist nur, an NEUEN bin ich in keinster
Weise interessiert. (Wie man es beispielsweise im Falle Sasha Fließe sehen mag.
So wie so gibt es viele gut aussehende Männer hier.)
Tja nun, wie
werde ich in der Zeit seines hier Seins mit ihm verfahren? Ich weiß es nicht.
Man wird sehen. Ich lasse alle laufen, wie es eben ist. ICH werde in keinem
Fall die treibende Kraft einer kurzen Wiedervereinigung sein.
Manchmal, tja
manchmal würde ich nur allzu gern ausbrechen aus den Konventionen, welche zu
befolgen sind und welche ich mir hier an dieser Stelle selbst auferlegte.
Insbesondere was Gunnar, unsere Ehe und das Zentrum betrifft. An der Spitze ist
es immer einsam. Frau muss vorzugsweise ein Beispiel für andere sein. Kann sich
keine Fehler leisten. Vor allen Dingen nicht, was ihr Benehmen, ihr Leben
betrifft.
Nun gut, mag
sein, ein Liebhaber ist an meiner Seite. Derek. Doch recht reaktionär in meiner
Stellung. Jedoch nicht mehr wirklich für diese Zeit und vor allem nicht für die
Umstände, in welchen ich mich befinde, seitdem ich verheiratet bin.
Alles in allem,
finde ich, sollte gleiches Recht für alle gelten. Oder etwa nicht?