Sonntag, 25. Dezember 2016

Gleiches Recht für alle und KEINE neuen „Geschichten“



 (Ein Foto aus dem Haus von Kevins Onkel Arndt Weinheim, wo ich eine Nacht recht spartanisch schlief.)



Marie beklagte sich tatsächlich, dass ich keine Zeit für sie hätte. Wo sie schon einmal hier in Schweden sei. (Was sie so nebenbei gesagt, immer wieder an den Tod ihres Sohnes Raymond erinnert, welcher hier im See vor vier Jahren ertrunken ist.)
„Warum begleitest du mich nicht? Hilf‘ mir ein wenig bei dem, was ich tue.“, schlug ich ihr vor und sie folgte meinem Angebot bereitwillig. Das wir uns jedoch in dieser Zeit näher gekommen wäre, vermag ich nicht wirklich zu bestätigen. Sie bemühte sich. Ich bemerkte das. Dennoch bin ich mir recht unsicher, WAS ich davon zu halten habe. Ich verstehe sie nicht mehr. Sie ist nicht mehr DIE Marie, wie ich sie aus Kindertagen kenne. Nein. Sie ist vor allem sprunghaft im Ausdruck ihrer Gefühle mir gegenüber. In einem Augenblick scheint sie mich noch zu hassen. Mir Vorwürfe entgegen zu schleudern. Und im Nächsten ist sie bereits und erstaunlicher Weise auf Versöhnungskurs. Daher bin ich vorsichtig geworden im Umgang mit ihr. Was ich überaus bedauerlich finde. War sie doch früher meine beste Freundin. Nur damals wusste ich noch nichts davon, dass sie meine Schwester ist. Das hat man mir, nein, das hat man UNS verheimlicht. Aus welchen Gründen auch immer.

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Seitdem Gunnars Kind geboren wurde und er wieder hier im Zentrum (so la, la) mit mir zusammen ist, ist Derek erneut in den Hintergrund getreten. Denn im Grunde bin ich schon ganz froh, mit meinem Mann vereint zu sein. Zeit mit ihm verbringen zu können. Des Nachts mit ihm in einem Bett sein.
Womöglich ist dieses Kind nicht DIE Beeinträchtigung unseres Zusammenseins, wie ich es anfangs befürchtete. Denn Gunnar hält sich seit der Geburt seines Sohnes, Jarl Ragnar Norwin, doch eher mit den Besuchen und dem Zusammensein mit Alexa zurück. Offenbar ist es doch jetzt eher ein Störfaktor im Umgang mit ihr. Was mir nur recht sein kann und ich versuche diesen kleinen Vorteil für mich auszunutzen, unter anderem, indem ich ihm, in keinster Weise für irgendetwas böse bin. Gestand er mir doch erst am gestrigen Abend, nachdem ich ihn danach fragte, dass er am Abend für kurze Zeit bei Lara gewesen und mit ihr intim geworden war. Was sonst? Es war ihm schlicht und einfach danach. Insbesondere JETZT, wo der Mond im Sternzeichen des Skorpions steht, UND, nachdem er in den Tagen mit Alexa im Hospital doch recht ausgehungert war. Ein Wunder überhaupt, dass sein zwangsweise gezügeltes Verlangen nun, nachdem es frei gelassen ward, nicht in sadomasochistische Orgien auszuarten droht. Er lernt offenbar doch, sich so allmählich zu beherrschen. Ein Wunder, wenn man es so nimmt, nach all den Saturnalien der Sektenzeit. Womöglich ebenso ein Grund für mich, ihm Respekt dafür zu zollen UND keinerlei eifersüchtige Szenarien meinerseits zuzulassen. Welche mir, um ehrlich zu sein, einsichtiger Weise selbst nicht zu Gute kommen. An dieser Stelle muss ich meinem Ehemann völlige Zustimmung gewähren UND ebenso, dass es uns beiden besser tut, wenn ich großherziger, verständnisvoller und entgegenkommender bin.
Und ja, ich habe das Baby gesehen. Es schrie und strampelte und vermag nach wie vor NICHT zu verstehen, warum man um derlei Dinge so ein Brimborium macht. Nichts für meiner einer. Punkt.

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Ich beneide Jason in diesem Augenblick um den Ort seines Seins. Hawaii. Selbstredend NICHT um die Umstände, in denen er sich befindet. Am liebsten wäre ICH mit ihm gereist. Jedoch ohne seine Bälger. Diese Reise war mir offenbar nicht vergönnt. Aber egal. Durch die Verpflichtung dem Zentrum gegenüber, nehme ich die Anwesenheit von Gunnars Verwandtschaft nicht so eminent wahr.
Der Störfaktor ist allerdings dieses Dalal. Ich redete mir Gunnar heute Morgen noch einmal darüber. Und es ist nicht die Person an sich, sondern ihr Erscheinungsbild.
„Das Zentrum ist eine islamfreie Zone. Eine Frau mit Kopftuch und langem Gewand hat hier nichts zu suchen. Verstehst du das? Ich nehme nicht einmal Gäste aus arabischen Ländern an, oder Muslime überhaupt.“, argumentierte ich Gunnar gegenüber.
„Aber sie ist Familie.“, setzte er meinen Motiven entgegen.
„Na und? Kann sie sich nicht anders kleiden, solange sie hier im Zentrum ist? Anpassung ist gefragt! UND WAS hat sie als Muslime überhaupt auf einem christlichen Fest zu suchen, oder es zu zelebrieren?“
„Hey, hey hey. Nun komm‘ mal wieder runter. Sie ist die Frau meines Bruders.“
„Ich dulde keine Muslime hier!“ Schnauf………..

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Seitdem ich Ian hier wieder sah, reflektiere ich über meine Gefühle zu ihm. In diesem Fall scheine ICH die Sprunghafte zu sein. Jedoch nur in zeitlich begrenzten Rahmen. Zumeist wenn ich ihn in Action sehe, wallen die Gefühle auf. Ich kann wirklich nicht sagen, wie viel Liebe zu ihm da noch in mir ist. In jedem Fall ist er für mich noch immer ein überaus attraktiver Mann (von welchen ich mich womöglich sogar  widerspruchslos zu einem Schäferstündchen überreden ließe).
Aber weshalb alte Geschichten auffrischen? Das Dumme ist nur, an NEUEN bin ich in keinster Weise interessiert. (Wie man es beispielsweise im Falle Sasha Fließe sehen mag. So wie so gibt es viele gut aussehende Männer hier.)
Tja nun, wie werde ich in der Zeit seines hier Seins mit ihm verfahren? Ich weiß es nicht. Man wird sehen. Ich lasse alle laufen, wie es eben ist. ICH werde in keinem Fall die treibende Kraft einer kurzen Wiedervereinigung sein.


Manchmal, tja manchmal würde ich nur allzu gern ausbrechen aus den Konventionen, welche zu befolgen sind und welche ich mir hier an dieser Stelle selbst auferlegte. Insbesondere was Gunnar, unsere Ehe und das Zentrum betrifft. An der Spitze ist es immer einsam. Frau muss vorzugsweise ein Beispiel für andere sein. Kann sich keine Fehler leisten. Vor allen Dingen nicht, was ihr Benehmen, ihr Leben betrifft.
Nun gut, mag sein, ein Liebhaber ist an meiner Seite. Derek. Doch recht reaktionär in meiner Stellung. Jedoch nicht mehr wirklich für diese Zeit und vor allem nicht für die Umstände, in welchen ich mich befinde, seitdem ich verheiratet bin.
Alles in allem, finde ich, sollte gleiches Recht für alle gelten. Oder etwa nicht?