Was für anstrengende
Tage sind das derzeit nur? Vor allem die Geschäfte des Zentrums am Laufen zu
halten, beschäftigt mich hier. Gunnars Familie, erstaunlicher Weise, nicht
einmal so sehr wie ich erwartete. Ich sehe sie kaum. Speise jedoch seit gestern
mit ihnen im großen Saal, wo man eine ganze Tafel für sie aufgestellt hat,
damit sich alle Mitglieder der Familie zum Essen daran versammeln können. Auch ICH
war gestern dort. Man beachtete mich kaum. Zumindest nicht im störenden Sinne.
Was mich doch einigermaßen aufatmen ließ. Wo ich doch bereits Angst davor
hatte. Trubel ist es allemal. Jedoch gleichwohl OHNE Gunnars Familie. Sie sind
nur eine zusätzliche Last.
Der
Überraschungsgast für mich ist Ian. Ich war gestern total perplex, als ich so
beim Speisen saß und mit einem Mal, so ganz urplötzlich seine Stimme hörte,
welche in diesem Augenblick das laufende Bühnenprogramm war. Nicht sofort drehte
ich meinen Kopf dorthin, wo ich den Ursprung der Töne vermutete. Ich genoss sie
zuerst und dann………ahhhhh………sah ich ihn. Er schaute zu mir her und lächelte mich
an. Ich hatte es gewusst. Ians Blick, welchen ich auf mir spürte ohne ihn
erblickt zu haben, verriet mir, was ich bereits erahnte und auch ICH sah doch
ein wenig schmachtend zu ihm hin. Meine Augen blitzten. Gunnar, der neben mir
saß, bemerkte es selbstredend und……lächelte nur sarkastisch. Allerdings war ihm
klar bewusst, dass es für IHN keinerlei Grund für Eifersucht gab. Er ließ mir
die Freude.
Ich winkte Ellen
zu mir her und sie grinste nur.
„Ich wusste
nicht, dass er kommt.“, sagte meine recht enthusiastische und überraschte
Stimme zu ihr.
„Es sollte eine
Überraschung sein.“
„Hast du ihn
eingeladen?“, fragte ich sie.
„Nein. ER
war es, der um diese Zeit der Auftritte hier im Zentrum gebeten hat.“
„Wie lang bleibt
er denn?“
„Bis nächstes
Jahr.“ Ellen zwinkerte mir beinahe verschwörerisch zu und ich wusste, was sie
mir damit meinte.
Ich begrüßte Ian
kurz in einer Pause zwischen den Songs und er gestand mit doch eher bedauerndem
Blick, dass er NICHT allein gekommen war. Annica und seine Tochter Birke,
welche an diesem Tag Geburtstag hatte, waren bei ihm. Genau DAS
hatte ich bereits von der Rezeption erfahren, die ich kurz zuvor angerufen
hatte, um nachzufragen.
Ich sah ihn dann
nicht mehr an diesem Abend. Denn die Weihnachtsansprache für die Angestellten
im kleinen Saal stand an, welche ICH bravourös, ohne jegliche Vorbereitung oder
Manuskript, absolvierte. Ich sprach frei aus dem Bauch und aus meinen Herzen heraus.
Ich fand, es war eine Meisterleistung. So gänzlich ohne Einweisung. Und ein
Erfolg allemal. Die Angestellten klatschten begeistert. Insbesondere die Männer
hatten diesen Blick…….
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Mag Derek
gestern für mich noch ein Held gewesen sein, enttäuschte er mich einen Tag
darauf. Was seine Hilfe nicht schmälern soll, welche er für mich und das
Zentrum leistete. Ich hatte sie in jedem Fall gebraucht. Benötige sie noch
immer. Gleichwohl Gunnar nun wieder im Zentrum ist. Hat er doch, verständlicher
Weise, mit seinen nunmehr drei Kindern und der ganzen Familie, welche hier
zugegen ist, kaum Zeit ein spirituelles Zentrum zu leiten. Nichts destotrotz
schliefen wir gestern das erste Mal seit einigen Tagen wieder zusammen in einem
Bett. Und zuvor hatten wir Sex. Wild und feurig. Er kam auch sehr rasch. Hatte
es offenbar nötig. Denn in den Tagen zuvor, als er mit Alexa im Hospital verweilte,
war wohl kaum ausreichend Gelegenheit dafür. Selbstredend ist mir bewusst, dass
da noch Lara war. Und wer weiß noch, als ich mit Kevin in Deutschland war und
Gunnar noch im Zentrum.
Als ich ihn
allerdings danach fragte, war er mehr als genervt.
„Frau, hast du
keine anderen Sorgen? Ist das nicht völlig egal? Und übermäßig Zeit zum Übertreiben
hatte ich so wie so nicht!“
Dabei blieb es
dann.
Nun, warum enttäuschte
mich Derek gestern? Die Frage an sich. Aber WAS hatte ich denn erwartet?
Er ist ein freier Mann.
Es war am gestrigen
Abend gewesen. Gunnar hatte mich, nach dem Dinner im großen Saal an der Tafel
mit seinen Verwandten, nach Hause gebracht und mir versprochen an diesem Abend
bei mir zu sein. Nur tat er dies nicht sofort. Er ließ mich im Haus allein und
entschuldigte sich bei mir für die nächsten Stunden. Ging zurück zu seinen
Brüdern und Kindern.
Ich war wütend
gewesen. Desillusioniert. Selbstredend war mir bewusst, dass er eben NICHT bei mir
bleibt, JETZT, wo seine Familie im Zentrum ist und sein Sohn geboren worden
war.
Was sollte ich
nun tun? Schließlich hatte ich bereits mit Derek gesprochen, dass Gunnar heute
bei mir ist und bleibt. Und Jason hatte sich frei genommen. War mit seiner
Familie nach Hawaii geflogen. Der Glückliche! Alles andere war Makulatur.
Nichts, was mich tatsächlich hätte begeistern können. Gleichwohl nicht als
Äquivalent für meinen Mann oder meinen Liebhaber, Derek.
Ian vielleicht?
Jedoch IHN gedachte ich für diese wenigen Stunden eben NICHT anzubetteln
bei mir zu sein. Wo er doch kaum beabsichtigen würde, seine Annica eifersüchtig
zu machen. Oder womöglich doch? Wer weiß das schon? In jedem Fall wusste ich,
dass er nichts dagegen haben würde, ein, zwei Stunden bei mir zu sein. Dennoch
tat ich es nicht. Ging stattdessen zu Derek hinüber und klopfte unangemeldet an
seine Tür. Was selbstredend verhängnisvoll
war.
Zu Beginn dachte
ich, er sei nicht da. Nichts regte sich im Inneren. Selbst nach zwei, drei Minuten
nicht. Infolgedessen wendete ich und begab mich auf den Weg zurück zu meinem
Haus. Ich hatte noch nicht einmal zehn Schritte getan, als ich Dereks doch eher
leise Stimme hörte, die behelligt klang.
„Bist du das
Rea?“
Ich drehte mich um
und rannte fast auf ihn zu. Er stand in der Tür und hatte nur ein Handtuch um
seine Hüften gelegt.
„Warst du schon
im Bett? Dann verzeih.“ Ich küsste ihn und…..roch…..eine andere Frau……Tat einen
Schritt zurück. Dieser Geruch stieß mich geradezu ab. Entsetzt war mein Blick.
Jedoch, WAS hatte ICH denn erwartet? Derek ist ein ungebundener Mann
und für wahr kein Eremit.
„Wer
ist sie?“ Ich trat noch weiter zwei Schritte zurück und starrte ihn
abwartend an.
„Rea….ich dachte
du……..bist heute bei deinem Mann.“
„Und da konntest
du es nicht erwarten, dich umgehend mit jemand anderen zusammen zu tun.“
„Sie kam von
allein. Ich rief sie nicht an.“
„WER
ist es denn nun?“
Derek sagte es
mir nicht.
Ich ging.
Welche anderen
Optionen hatte ich nun? Keine. Also blieb ich allein in meinem Haus. Legte die
Beine hoch, sah fern und wartete auf die Rückkehr meines Ehemannes.
Gunnar kam so
gegen halb eins. Verhältnismäßig früh für ihn. Und er war nicht einmal
angetrunken. Wunder soll es tatsächlich noch geben. Nach Bier hat er allerdings
trotz alledem gerochen (-stunken).
Wir saßen noch
eine Weile zusammen. Gunnar und ich. So etwa eine Stunde. Der Fernseher lief.
Dann der doch recht unvermittelte Sex. So wie es oft bei Gunnar ist, wenn er es
nötig hat. Dennoch war ich nicht abweisend zu ihm. Eher froh, ihn endlich
wieder einmal, nach Tagen der absoluten Abstinenz von meinem Mann, in mir zu
spüren. Es hat gut getan. Obwohl er doch recht ungestüm war.
„Habe ich dir
weh getan?“, fragte er mich noch und ich verneinte, was nicht gelogen war. Und
ER……sah glücklich aus.
Heute Morgen ein
rasches Aufstehen gegen halb acht und umgehend danach das Frühstück an der
großen Tafel mit all seinen Verwanden, wo Gunnar noch immer ist. Ich,….. begab
mich allein zurück zum Haus, um (endlich!) zu schreiben. Denn später wird keine
Zeit dafür sein.
Schauen wir, was
der Tag heute bringt.
In jedem Fall wünsche ich all
meinen Leserinnen und Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest und einen gesegneten Abend!!!
Persönliches:
Für mich ist
dieses Jahr, so rein spirituell gesehen, die Wintersonnenwende völlig
untergegangen. Was ich doch außerordentlich bedaure.