Samstag, 24. Dezember 2016

Erwartungen? – Und Enttäuschungen



Was für anstrengende Tage sind das derzeit nur? Vor allem die Geschäfte des Zentrums am Laufen zu halten, beschäftigt mich hier. Gunnars Familie, erstaunlicher Weise, nicht einmal so sehr wie ich erwartete. Ich sehe sie kaum. Speise jedoch seit gestern mit ihnen im großen Saal, wo man eine ganze Tafel für sie aufgestellt hat, damit sich alle Mitglieder der Familie zum Essen daran versammeln können. Auch ICH war gestern dort. Man beachtete mich kaum. Zumindest nicht im störenden Sinne. Was mich doch einigermaßen aufatmen ließ. Wo ich doch bereits Angst davor hatte. Trubel ist es allemal. Jedoch gleichwohl OHNE Gunnars Familie. Sie sind nur eine zusätzliche Last.
Der Überraschungsgast für mich ist Ian. Ich war gestern total perplex, als ich so beim Speisen saß und mit einem Mal, so ganz urplötzlich seine Stimme hörte, welche in diesem Augenblick das laufende Bühnenprogramm war. Nicht sofort drehte ich meinen Kopf dorthin, wo ich den Ursprung der Töne vermutete. Ich genoss sie zuerst und dann………ahhhhh………sah ich ihn. Er schaute zu mir her und lächelte mich an. Ich hatte es gewusst. Ians Blick, welchen ich auf mir spürte ohne ihn erblickt zu haben, verriet mir, was ich bereits erahnte und auch ICH sah doch ein wenig schmachtend zu ihm hin. Meine Augen blitzten. Gunnar, der neben mir saß, bemerkte es selbstredend und……lächelte nur sarkastisch. Allerdings war ihm klar bewusst, dass es für IHN keinerlei Grund für Eifersucht gab. Er ließ mir die Freude.
Ich winkte Ellen zu mir her und sie grinste nur.
„Ich wusste nicht, dass er kommt.“, sagte meine recht enthusiastische und überraschte Stimme zu ihr.
„Es sollte eine Überraschung sein.“
„Hast du ihn eingeladen?“, fragte ich sie.
„Nein. ER war es, der um diese Zeit der Auftritte hier im Zentrum gebeten hat.“
„Wie lang bleibt er denn?“
„Bis nächstes Jahr.“ Ellen zwinkerte mir beinahe verschwörerisch zu und ich wusste, was sie mir damit meinte.
Ich begrüßte Ian kurz in einer Pause zwischen den Songs und er gestand mit doch eher bedauerndem Blick, dass er NICHT allein gekommen war. Annica und seine Tochter Birke, welche an diesem Tag Geburtstag hatte, waren bei ihm. Genau DAS hatte ich bereits von der Rezeption erfahren, die ich kurz zuvor angerufen hatte, um nachzufragen.
Ich sah ihn dann nicht mehr an diesem Abend. Denn die Weihnachtsansprache für die Angestellten im kleinen Saal stand an, welche ICH bravourös, ohne jegliche Vorbereitung oder Manuskript, absolvierte. Ich sprach frei aus dem Bauch und aus meinen Herzen heraus. Ich fand, es war eine Meisterleistung. So gänzlich ohne Einweisung. Und ein Erfolg allemal. Die Angestellten klatschten begeistert. Insbesondere die Männer hatten diesen Blick…….

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Mag Derek gestern für mich noch ein Held gewesen sein, enttäuschte er mich einen Tag darauf. Was seine Hilfe nicht schmälern soll, welche er für mich und das Zentrum leistete. Ich hatte sie in jedem Fall gebraucht. Benötige sie noch immer. Gleichwohl Gunnar nun wieder im Zentrum ist. Hat er doch, verständlicher Weise, mit seinen nunmehr drei Kindern und der ganzen Familie, welche hier zugegen ist, kaum Zeit ein spirituelles Zentrum zu leiten. Nichts destotrotz schliefen wir gestern das erste Mal seit einigen Tagen wieder zusammen in einem Bett. Und zuvor hatten wir Sex. Wild und feurig. Er kam auch sehr rasch. Hatte es offenbar nötig. Denn in den Tagen zuvor, als er mit Alexa im Hospital verweilte, war wohl kaum ausreichend Gelegenheit dafür. Selbstredend ist mir bewusst, dass da noch Lara war. Und wer weiß noch, als ich mit Kevin in Deutschland war und Gunnar noch im Zentrum.
Als ich ihn allerdings danach fragte, war er mehr als genervt.
„Frau, hast du keine anderen Sorgen? Ist das nicht völlig egal? Und übermäßig Zeit zum Übertreiben hatte ich so wie so nicht!“
Dabei blieb es dann.

Nun, warum enttäuschte mich Derek gestern? Die Frage an sich. Aber WAS hatte ich denn erwartet? Er ist ein freier Mann.
Es war am gestrigen Abend gewesen. Gunnar hatte mich, nach dem Dinner im großen Saal an der Tafel mit seinen Verwandten, nach Hause gebracht und mir versprochen an diesem Abend bei mir zu sein. Nur tat er dies nicht sofort. Er ließ mich im Haus allein und entschuldigte sich bei mir für die nächsten Stunden. Ging zurück zu seinen Brüdern und Kindern.
Ich war wütend gewesen. Desillusioniert. Selbstredend war mir bewusst, dass er eben NICHT bei mir bleibt, JETZT, wo seine Familie im Zentrum ist und sein Sohn geboren worden war.
Was sollte ich nun tun? Schließlich hatte ich bereits mit Derek gesprochen, dass Gunnar heute bei mir ist und bleibt. Und Jason hatte sich frei genommen. War mit seiner Familie nach Hawaii geflogen. Der Glückliche! Alles andere war Makulatur. Nichts, was mich tatsächlich hätte begeistern können. Gleichwohl nicht als Äquivalent für meinen Mann oder meinen Liebhaber, Derek.
Ian vielleicht? Jedoch IHN gedachte ich für diese wenigen Stunden eben NICHT anzubetteln bei mir zu sein. Wo er doch kaum beabsichtigen würde, seine Annica eifersüchtig zu machen. Oder womöglich doch? Wer weiß das schon? In jedem Fall wusste ich, dass er nichts dagegen haben würde, ein, zwei Stunden bei mir zu sein. Dennoch tat ich es nicht. Ging stattdessen zu Derek hinüber und klopfte unangemeldet an seine Tür. Was selbstredend verhängnisvoll war.
Zu Beginn dachte ich, er sei nicht da. Nichts regte sich im Inneren. Selbst nach zwei, drei Minuten nicht. Infolgedessen wendete ich und begab mich auf den Weg zurück zu meinem Haus. Ich hatte noch nicht einmal zehn Schritte getan, als ich Dereks doch eher leise Stimme hörte, die behelligt klang.
„Bist du das Rea?“
Ich drehte mich um und rannte fast auf ihn zu. Er stand in der Tür und hatte nur ein Handtuch um seine Hüften gelegt.
„Warst du schon im Bett? Dann verzeih.“ Ich küsste ihn und…..roch…..eine andere Frau……Tat einen Schritt zurück. Dieser Geruch stieß mich geradezu ab. Entsetzt war mein Blick. Jedoch, WAS hatte ICH denn erwartet? Derek ist ein ungebundener Mann und für wahr kein Eremit.
Wer ist sie?“ Ich trat noch weiter zwei Schritte zurück und starrte ihn abwartend an.
„Rea….ich dachte du……..bist heute bei deinem Mann.“
„Und da konntest du es nicht erwarten, dich umgehend mit jemand anderen zusammen zu tun.“
„Sie kam von allein. Ich rief sie nicht an.“
WER ist es denn nun?“
Derek sagte es mir nicht.
Ich ging.

Welche anderen Optionen hatte ich nun? Keine. Also blieb ich allein in meinem Haus. Legte die Beine hoch, sah fern und wartete auf die Rückkehr meines Ehemannes.
Gunnar kam so gegen halb eins. Verhältnismäßig früh für ihn. Und er war nicht einmal angetrunken. Wunder soll es tatsächlich noch geben. Nach Bier hat er allerdings trotz alledem gerochen (-stunken).
Wir saßen noch eine Weile zusammen. Gunnar und ich. So etwa eine Stunde. Der Fernseher lief. Dann der doch recht unvermittelte Sex. So wie es oft bei Gunnar ist, wenn er es nötig hat. Dennoch war ich nicht abweisend zu ihm. Eher froh, ihn endlich wieder einmal, nach Tagen der absoluten Abstinenz von meinem Mann, in mir zu spüren. Es hat gut getan. Obwohl er doch recht ungestüm war.
„Habe ich dir weh getan?“, fragte er mich noch und ich verneinte, was nicht gelogen war. Und ER……sah glücklich aus.

Heute Morgen ein rasches Aufstehen gegen halb acht und umgehend danach das Frühstück an der großen Tafel mit all seinen Verwanden, wo Gunnar noch immer ist. Ich,….. begab mich allein zurück zum Haus, um (endlich!) zu schreiben. Denn später wird keine Zeit dafür sein.
Schauen wir, was der Tag heute bringt.

In jedem Fall wünsche ich all meinen Leserinnen und Lesern ein fröhliches Weihnachtsfest und einen gesegneten Abend!!!


Persönliches:
Für mich ist dieses Jahr, so rein spirituell gesehen, die Wintersonnenwende völlig untergegangen. Was ich doch außerordentlich bedaure.