Montag, 19. Januar 2015

Irrungen, Wirrungen – Liebe und Eifersucht



Mann geht hier anscheinend beinahe regelmäßig zur Jagd. Gunnar und selbst Thomas vermochten dem so männlichen Ritual nicht zu widerstehen. Ich jedoch,  gedachte nichts davon zu sehen und fuhr mit Christine zurück zum Zentrum.
„Grüß’ Derek.“, sagte Gunnar noch herausfordern grinsend und winkte mir zu nach einem Abschiedskuss.
„Natürlich.“, gab ich lächelnd zurück.

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Sogleich nach Ankunft rief ich Derek an. Christine musste das nicht zwangsläufig mit anhören.
„Du bist zurück?“
„Ja. Und allein. Wenn du Zeit erübrigen könntest, würde ich gern mit dir essen gehen.“

Zur Gänze bedacht, tastete ich mich, nach so vielen Tagen der Abstinenz seiner Gegenwart, an ihn heran. Womöglich hatte er genug vom Warten, genug von mir und gedachte unsere eher laue Beziehung vielleicht sogar ein Ende zu setzen. Oder war da eine andere Frau im Spiel? Mutmaste ich wild in meinem Kopf vor mich hin und Worte der fortwährenden Entschuldigungen verließen meinen Mund. Jedoch das ganze  Gegenteil war der Fall.
Derek griff nach meiner Hand und drückte sie sanft. „Ich wusste, auf was ich mich einlasse. Sorge dich nicht. Es ist alles okay mit uns.“ In seinen braunen Augen war so viel Liebe, Sanftmütigkeit und Herzensgüte, dass ich es kaum zu glauben vermochte.

Unsere Gespräche beinhalteten vorrangig die Sorgen der Menschen, insbesondere die der Angestellten hier im Zentrum und er verstand, selbstredend, dass diese Problematik Vorrang vor ihm hatten.
Ebenso sprachen wir über den Grund unserer, Gunnars und meiner, Reise der vergangenen Tage. Ich erzählte ihm, dass wir ein Haus für uns suchten und keines fanden und am Ende für zwei Tage bei Erik waren......wo Gunnar noch immer ist.
„Was wird nun aus uns allen?“, stellte er die letzte Frage.
„Ich weiß es nicht.“

Später:
„Ich mag dich gern etwas fragen. Aber hier ist nicht der angemessene Ort.“
Derek lächelte mir zu und.....wusste einfach....was ich meinte.
Auf dem Weg zum Frisör ermutigte mich Derek dann doch meine ach so heikle Frage  an ihn zu richten.
Ich zögerte und sah ihn ein wenig verschämt, samt Augenaufschlag an.
„Was ist los? Spuck’s aus.“
„Hast du vielleicht.......ich meine während ich nicht hier war.......eine andere Frau.....“
Derek lachte. „Nein. Um Himmels Willen. Nein!“ Er legte den Arm um meine Schulter, zog mich zu sich heran und drückte mich fest an sich. „Also wirklich! Was denkst du nur von mir?!“
Den Rest des Nachmittags verbrachte ich im Haarstudio, um mich am Abend frisch gestylt wieder mit Derek zu treffen.
Zwischendurch rief Gunnar an, um sich nach mir (und Derek) zu erkundigen, und vor allem, ob Wanja nicht doch wieder zurückgekommen sei.

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Da regte sich merkwürdiger Weise Widerwillen in meinem Bauch, wenn ich daran dachte zu Derek zu gegen und ich verstand nicht warum. Er ist in der Tat ein überaus attraktiver Mann. So warmherzig und ehrlich obendrein.
Nun gut. Seine Hautfarbe. Sehr viel größer als ich ist er auch nicht wirklich und....ich mag kleine Männer nicht. Aber seine inneren Eigenschaften machen dies alles wett.
Vielleicht waren es gleichwohl die vielen Tage, die ich ihn nicht sah und an denen ich fortwährend mit Gunnar zusammen war. Gewohnheit, aller Wahrscheinlichkeit nach.

„Du wirst so abwesend. So in Gedanken versunken und abgelenkt. Siehst mich nicht einmal richtig an.“, monierte Derek, während wir am Abend miteinander speisten.
„Magst du mich nicht mehr?“ Er grinste.
Meine Blicke der Entrüstung trafen ihn. Ich schüttelte mit dem Kopf und setzte eine etwas gequälte Miene auf. „Warum sagst du so etwas?“
„Entschuldige. Ich vergaß für einen Moment wie viel Sorgen du im Augenblick hast.“
Ich schnaufte......und  genau genommen, wäre ich doch viel lieben mit meinem Ehemann zusammen gewesen!
Gunnar schien ebenfalls keine Ruhe zu finden. Er rief mich einige Male an. Ich rief zurück und hatte damit den „Jagderfolg“ verdorben. Schön. Dachte ich. Ein Leben gerettet!
Derek und ich sahen lange fern. Bis nach Mitternacht. Drei Krimis hintereinander und ich war erschöpft. Die Augen vielen mir zu.
„Komm, wir gehen zu Bett.“
„Ja.“, und er trug mich zu Diesem. Gleichwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt beinahe fortwährend an Gunnar dachte, mich aber dennoch an Derek schmiegte, und nicht wirklich Lust auf Sex hatte, konnte Derek doch mehr als „überzeugend“ sein.
Er wollte es. Das bemerkte ich sehr rasch. Was jedoch nicht bedeutet, dass er mich bedrängte. Ich ließ ihn gewähren und......genoss!

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Verwirrung am Morgen
Ich gedachte auszuschlafen. Alldieweil wir erst weit nach Mitternacht eingeschlafen waren. Aber da war die Dienstberatung am Montagmorgen, der ich besser beiwohnen sollte.
Eilig sprang ich aus dem Bett. Vergaß meine Kränklichkeit dabei und......der Schwindel brachte mich zurück auf die Bettkante. Mist!
Nichtsdestotrotz rief ich Christine an und fragte, ob sie bereits begonnen hätten.
„Nein....“ Ich ließ sie nicht ausreden und sagte noch: „Ich komme gleich“, und wagte den zweiten Versuch....der gelang.
Rasch zogen wir die Kleidung über. Die ausgiebige Morgentoilette und das Styling fielen aus und während Derek mich zum Office begleitete fragte er nach Gunnar. „Wann wird er wieder kommen? Oder haben wir noch einen Tag für uns?“
„Ich kann es Dir nicht sagen.“, erwiderte ich eher kurz angebunden, das Briefing schon im Kopf. „Wir werden sehen.“

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Trotz aller Schwierigkeiten, denen wir derzeit unterliegen, ging ich ruhig und würdevoll zu meinem Platz. Denn es geht darum, als (noch) Chefin den Gleichmut zu wahren und ein Vorbild zu sein. Selbst, in den abstrusesten Situationen.
Christine erhob das Wort. „Wir warten auf meinen Sohn. Er wird bald hier sein.“ Und sie sah mich (vorwurfsvoll) dabei an. Vermutlich wusste sie über Derek Bescheid.
Tatsächlich kam Gunnar noch innerhalb der nächsten viertel Stunde und setzte sich, nebst Kuss auf die Stirn, gleich neben mich. In diesem Augenblick fühlte ich irriger Weise zu Derek eine derart innige und liebevolle Zuneigung. Und am liebsten hätte ich noch mehr Zeit mit ihm verbracht. Nur warum? Gunnar war nun endlich wieder bei mir! Was mich glücklich hätte machen müssen! So rasch war eine „Umgewöhnung“ nicht möglich. Dachte ich so. (Die Gefühle können offensichtlich den Ereignissen nicht folgen. Wer weiß. Ich verwarf die Gedanken und da die Sitzung noch nicht gleich begann, tuschelte ich mit Gunnar noch eine Weile.
„Du bist schon zurück?“
„Hättest du mehr Zeit mit Derek verbringen wollen?“, kam Gunnar sogleich zur Sache und ich vermutete stark, dass er meine Gedanken gelesen hatte.
„Nein. Ich bin froh, dass du da bist. Das weißt du doch. Ich hatte mich nach dir gesehnt. Kann nicht ohne dich sein.“ (Ohne Frage!)
„Nur allein wolltest du auch nicht bleiben?“
„Natürlich nicht. Das war dir doch sicherlich bewusst und ich dachte du billigst es.“ Schuldbewusst sah ich Gunnar in die Äugen und er....lächelte nur. Ließ sich nichts merken und begann von dem Misserfolg der Jagd durch meinen Anruf zu erzählen. Dass alle geflucht und gewettert hätten. Ich grinste nur. „Schön, dass ich mit meinem Anruf dazu beitragen konnte, dass das Tier noch weiter leben darf.“
Gunnars scheinbarer Ärger war im Nu verflogen und er lachte nun ebenfalls.
Nach einer Weile sagte er so glatt aus dem Kalten heraus: „Ich gehe dann zu Lara.“
Mit blieb der Atem stehen.
„Was?“ Er hob die Arme und die Schultern. „Ich habe sie lange nicht gesehen. Und außerdem wollten wir ehrlich zueinander sein.“
„O-k-a-y-„, stammelte ich nur betreten und das Briefing begann.

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Ich ging allein zum Restaurant. Christine und Thomas kamen etwas später und setzen sich zu mir an den Tisch. Nach dem Essen gingen wir noch einmal die Bestellungen durch (und ich kürzte...).  Gunnar schien in der Zwischenzeit ein anderes Verlangen zu stillen und ich sah ihn, bis zu diesem Zeitpunkt, nicht mehr.