Ich hatte Derek überredet nach dem
Lunch mit mir zum Zentrum zu fahren.
„Nur rasch eine Massage. Nichts
weiter....und zurück. Es dauert nicht lange. Bis Gunnar zurückkommt, sind wir
längst wieder hier.“
Ein wenig Widerwillig und mit
Bedenken kam schlussendlich ein: „Okay.“
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Genau genommen hatte ich geplant
meinen Wagen vom Zentrum mit hier her, zu Erik zu bringen. Denn, wenn Gunnar am
Wochenende zum Geburtstag seines Bruders nach Stockholm fährt/führe, wird er
sicherlich nicht vor dem Mittag des nächsten Tages, oder noch später,
zurückkommen. Infolgedessen hätte ich genügend Zeit, mit meinem Wagen zum
Zentrum zu fahren, um..... noch einmal allein und face to face mit Wanja zu
sprechen.
So der Plan.
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Als ich so gegen vier am Nachmittag
die Wellness-Einrichtung verließ, sah ich von weitem Gunnars Wagen stehen. Ich
dachte sofort an Lara. Oder womöglich auch eine andere seiner zahlreichen
Gespielinnen. Wer weiß. Dachte ich, und gab Derek zu verstehen, dass er allein
vorausfahren solle. Ich käme umgehend mit meinem eigenen Wagen nach.
„Ich will dich im Rückspiegel
sehen.“, war seine Bedingung, die ich selbstredend einhielt.
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Gunnar kam so gegen halb acht zu uns in
den Zauberwald. Meinen Wagen hatte ich ein wenig versteckt hinter dem
Holzschuppen geparkt. Sodass er nicht gleich zu sehen war. Nun ja. Am Morgen
würde er ihn sicher entdecken.....und aller Wahrscheinlichkeit nach Fragen
stellen. Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Nein!
Dennoch stellte ICH ihm die Frage und
erwartete eine Antwort in Ehrlichkeit. So wie er es versprach. „Wo bist du
solange gewesen?“
Er erzählte, was er alles erledigt
hatte, und auch, dass er im Zentrum war, um nach dem Rechten zu sehen und die
Umzugsfirma anzuweisen, was einzupacken sei.
„Warst du bei Lara?“, fragte ich
dann.
„Ja. War ich.“
Ein müdes Lächeln überzog mein
Gesicht.......nichts weiter.
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Wollte ich noch Sex an diesem Abend
mit meinem Ehemann? Wo er doch bereits bei Lara gewesen war. Obwohl ich ein
gewisses Verlangen verspürte, entschied ich mich für ein NEIN.....und wir saßen
ausschließlich noch ein langes Weilchen mit den anderen zusammen. Sprachen
miteinander und sahen fern.
Zu Bett gingen wir etwa gegen zwei.
Zu spät für mich. Im Grunde dachte ich, ein Gläschen Rotwein würde mir die
nötige Schwere bescheren, die ich offensichtlich an diesem Abend nötig hatte,
um zu Bett zu gehen. Aber als wolle mich der Alkohol Lügen strafen, war ich
lebhafter als zuvor.
Heute Morgen schliefen wir aus.
Nichts lag an.
Der Tag verlief wie gewöhnlich. Die
Männer redeten und scherzten reichlich miteinander. Erik, Joseph und Taylor
bereiteten die Speisen. Garten, brieten und bucken, dass man hätte denken
könnte, sie würden eine ganze Kompanie verköstigen müssen. Derek hatte andere
Aufgaben. Gunnar stand mit den Herren in der Küche und half gelegentlich. Man
redete miteinander. Es ging, und es geht beinahe ständig, um „zauberhafte“
Dinge. Viggo hatte „Feuerdienst“. Er war
im Schuppen. Hackte Holz und brachte es in unterschiedlichen Zeitabständen zu
uns herein, wo er die Holzscheide an die Feuerstellen legte.
Was für ein Glück, dachte ich, dass
Gunnar nicht die outdoor Arbeiten verrichtete. Auf diese Weise blieb mein Wagen
von ihm tatsächlich unentdeckt.
Gunnar brach, ohne meinen Wagen gesehen
zu haben, gegen halb fünf zu seinem Bruder nach Stockholm auf, um mit ihm und
seinen Freunden Geburtstag zu feiern.
Nur wenige Minuten später schrieb ich
Wanja eine SMS. Fragte ihn, ob er Zeit hätte....zu reden. Und im nächsten
Augenblick schon läutete mein iPhone. „Да. Конечно.“
Somit waren die Weichen gestellt. Dachte ich. Aber
ich hatte nicht mit Viggo gerechnet, der meinen Wagen selbstredend gesehen
hatte. Als ich mich klamm heimlich aus dem Haus geschlichen hatte, um ins
Zentrum zu fahren, tauchte urplötzlich, als hätte er von Erik die Kunst des
sich unsichtbar Machens bereits gelernt, Viggo hinterm Holzschuppen auf.
„Tz, tz, tz. Na so was. Wollen wir uns heimlich
davon stehlen?“ Er grinste.
„WIR wollen gar nichts. ICH werde JETZT mit meinem
Wagen fahren!“, gab ich mich selbstbewusst und gebieterisch.
„Wohin soll’s denn gehen?“
Ich stutzte und hatte mitnichten die Absicht IHM auch
nur mit einem einzigen Wort von meinen Plänen zu berichten und ging einfach nur
weiter auf die Tür meines Wagens zu. Viggo schob sich zwischen mich und das
Auto. Er stand direkt vor mir und sah mir provokativ in die Augen. Bewegte sein
Gesicht mit einem Schmunzeln einige Millimeter vor dem Meinen hin und her. Sog
die Luft tief und hörbar in seine Nase ein. „Du riechst gut.“
„Was willst du?“
„Dich küssen.“, forderte er ein wenig dreist.
Ich schwenkte um. Stemmt die Fäuste demonstrativ
rechts und links in meine Hüfte und schnaufte lauft „Was ist eigentlich los mit
dir?“
Viggo antwortete nicht und blieb genau so stehen.
Er sah mir direkt in die Augen und berührte mit seinen Köper ganz leicht den
Meinen. Ich konnte seinen Atem auf dem Gesicht meiner Haut spüren und hören,
wie er immer hastig wurde. Viggo schien erregt zu sein. Denn ich nahm da etwas wahr
an meinem Bein, was sich regte.
„Viggo! Jetzt ist es genug. Lass mich einsteigen!“,
forderte ich und wenn Viggo ganz genau hinsah, würde er sicher in meinen Augen
und Gedanken lesen können, wie mein Selbstvertrauen so allmählich schwand.
Vigggo bewegte sich nicht von der Stelle.
„Was soll das hier werden?“, fragte ich und bemühte
mich um einen verärgerten Tonfall. Er lächelte nur und änderte seine Position
um keinen Millimeter. Stattdessen hob er seinen linken Arm und strich mir mit
dem Rücken seiner Hand über die Wange. Ich wich NICHT zurück. Lächelte ihn
stattdessen beinahe kokketierend an und zog dabei, wie Gunnar es zu tun pflegt,
die linke Augenbraue nach oben.
Er öffnete den Mund ein wenig und leckte sich über
die Lippen. Seine Augen funkelten.
„Jetzt küss mich endlich. Ich habe nicht ewig Zeit.“
Ich griff mit meiner Hand um seinen Nacken und zog ihn diesen einen Zentimeter
zu mir heran. Drückte meine Lippen auf die Seinen und im selben Moment
umschlangen mich seine Arme und hielten mich fest. Er küsste mich ungestüm. Ich
wich mit meinem Kopf zurück. „Warte. Nicht so hastig. Nicht so grob. Bitte.“
Viggo lächelte und wurde sanfter. Nur fand die
Küsserei kein Ende und wurde stetig leidenschaftlicher.
Oh. Oh. Dachte ich so und sträubte mich ein wenig
und stemmt mich mit meinen Händen gegen ihn. JETZT ist es allerhöchste Zeit die
Notbremse zu ziehen! Bevor es noch zum Äußersten kommt. Obgleich ich dennoch
vermutete, dass Viggo es nicht wagte........und genau so war es auch.
Urplötzlich hörte er auf mich zu küssen und ließ mich los. Ging ein, zwei Schritte
zurück, hob seinen Kopf und breitete die Arme aus. „Erst dann, wenn DU es
willst. Wenn DU mich darum bittest.“ Er setzte ein überlegenes Lächeln auf.
„Fahr!“, sagte er noch. Wandte sich ab von mir und ging ins Haus.
Phhhuuu. Aber jetzt zügig!
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Ich parkte den Wagen an unserem Haus. Unauffällig.
Wanja erwartete mich bereits und bat mich zu sich
herein. Ich zögerte.
Er streckte die Hand nach mir aus. „Du hast doch
nicht etwa Angst vor mir? Komm. Ich tue dir schon nichts.“ Ein herzliches
Lächeln folgte. Ich trat ein.
Anfangs plauderten wir eine Weile über
Belanglosigkeiten. Gerade so, wie die Pokerspieler. Keiner gedachte offenkundig
dem anderen seine Absichten Preis zu geben.
Dennoch meldete sich nach einigen Minuten bereits
seine fürsorgliche Seite und er bot mir ein stilles Wasser an. „Du musst etwas
trinken. Und sei nicht so nervös. Wenn du magst, bestelle ich schon mal das
Dinner.“
„Ja. Bitte. Tue das.“ Und während ich so da saß und
Wanja beobachtete wie er die Bestellung aufgab, kamen so ganz alt bekannte
Gefühle in mir auf. Ich war bei dem Einen und sehnte mich nach dem Anderen. WAS
hatte ich eigentlich hier zu suchen? Wäre es nicht besser gewesen Gunnar zu
begleiten? Oder zumindest bei Derek zu bleiben? Was hatte ich mir nur dabei
gedacht? Aberteuerlust? Gut möglich. Und ich belog mich selbst, wenn ich mir
einbildete in einem Gespräch mit Wanja etwas erreichen zu können. ER würde
niemals von seinem Masterplan ablassen.
Ist er vielleicht sogar besessen von mir? Was ich
mir nicht vorzustellen vermag. Wo er doch stets so überaus cool erscheint. So
integer, allen erdenklichen Situationen gewachsen.
Trotz aller aufkommenden Bedenken, fasste ich doch
verhältnismäßig schnell wieder Vertrauen zu meinem „alten Freund“.
So allmählich tauschten wir neben unseren
Gesprächen nicht nur Nettigkeiten, sondern gleichwohl sich angenehm anfühlende
Zärtlichkeiten auszutauschen.
„Wo ist dein Mann?“, fragte Wanja, obwohl ich mir
sicher war, dass er es bereits wusste.“
„In Stockholm. Sein Bruder Carsten hat Geburtstag.“
„Warum bist du nicht mit ihm gegangen?“
„Derartiges Partygetümmel samt betrunkener Leute
ist nichts für mich.“
Wanja schmunzelte. „An deiner Stelle hat ihn diese
blonde Frau begleitet?“
Ich horchte auf und Wanja sah mich abwartend an.
„Was? Blonde Frau?“
„Ja. Er kam am frühen Abend hier vorbei. Hielt vor
dem Haus, indem sie wohnt. Sie kam heraus, stieg ein und gemeinsam fuhren sie
fort.“
Zorn und Enttäuschung breitete sich in mir aus. Ich
schnaubte vor Wut.
„Was? Das wusstest du nicht?“
„Nein.“, erwiderte ich ernüchtert. Schluckte diese
bittere Pille hinunter und besann mich rasch auf den Augenblick.
Während Wanja und ich so beieinander saßen,
bemächtigte sich meiner ein unbändiges Verlangen nach seinem Körper. Was er
selbstredend bemerkte. Da es ihn offenkundig ähnlich erging, nahm er mich bei
den Hüften und während ich meine Hose samt Slip eilig nach unten zog, hob er
mich auf seinem Schoß.
„Vorsichtig Wanja. Bitte.“ Ich ließ mich fallen und
lehnte meinen Rücken an seine Brust. „Tue mir nicht weh. Du weißt.....“
Wanja unterbrach meinen Satz. „Ja. Mein Penis war
dir schon immer zu groß. Ich weiß.“ Er grinste. „Ich werde g-a-n-z behutsam
sein.“
Wanja kam schnell. Was mir sagte, dass er offenbar
für längere Zeit mit keiner Frau zusammen war. Ich blieb noch einige Minuten
lang auf seinen Beinen sitzen. Genoss das Gefühl des ausgefüllt Seins durch
sein voluminöses Geschlechtsteil. Es war zumeist nur der Anfang, der mich
schmerzte. Was dieses Mal kaum zu spüren war. Was aller Wahrscheinlichkeit an
meinem eminenten Verlangen lag.
Die Gespräche und der Sex hatten mich bereits
einigermaßen erschöpft. Trotz alledem versuchte ich mit dem letzten Stück
meiner geistigen Kraft ein Gespräch zu beginnen, welches dem Grund meines
Kommens näher kam. Denn genau genommen beabsichtigte ich Wanjas Pläne zu
erkunden und.....ihn gegebenenfalls sogar umzustimmen. Nach einigen Sätzen des
um den „heißen Brei“ Redens, wurde es mir jedoch zu mühsam mit dem Geschwafel.
Alldieweil meine Aufmerksamkeit der stetig wachsenden Müdigkeit wich. Fatigue!
Infolgedessen platze ich schlicht und einfach heraus: „Warum hörst du nicht auf
mich zu quälen? Warum nimmst du mir alles, was ich lieben lernte. Alles was ich
hab’?“
Wanja ließ mich ausreden. Fragen stellen und
lamentieren und sagte dann: „Es könnte so leicht für dich sein. Komm zu mir und
du hast alles was du dir wünschst.“
Seine Blicke trafen mich unmissverständlich. „Ich
liebe dich über alles. Das weißt du genau.“ Ein bedeutender in tief gehender
Blick traf mich direkt ins Herz.
„Du könntest hier bleiben mit mir. Müsstest nicht
nach Deutschland ziehen.“
Ich horchte auf. „Woher weißt du das?“
Wanja lachte aufgeklärt. „Na ja. Aber das hat sich
auch bereits wieder erledigt.“
„Wie meinst du das?“
„Dein Mann hat die Umzugsfirma angewiesen alles in
eine Wohnung am Rande Stockholms zu bringen. Die, die ihr euch bereits angesehen
habt.“
Ich war baff. Riss die Augen auf, staunte und hielt
den Atem an.
Wanja lachte. „Was weist du überhaupt?“
„Aber DU weißt anscheinend über ALLES Bescheid!“,
kam es vorwurfsvoll aus mir heraus.
Ich dachte an Gunnar. Wollte er nicht absolut
ehrlich zu mir sein?
Nun gut Lara. Meinetwegen. Das war fast
abzusehen......dass er nicht unbedingt allein auf einer Party sein wollte. Ob
er dort nun jemand kennen lernte oder Lara gleich mit sich nahm, blieb sich
gleich. ICH hätte ihn begleiten können...sollen.....müssen.
Aber WANN wollte er mir sagen, dass ER entschieden
hat, doch hier in Schweden zu bleiben? Wo ich doch bereits meinem Vater
zugesagt hatte. Was würde nun aus dem Süden Deutschlands werden? Sobald ich Genaueres
wüsste, wäre es dringlichst notwendig meinen Eltern eine Nachricht zu
übermitteln. Was für eine Blamage!.....für mich.
„Siehst du wie er dich belügt.“, schob Wanja noch
einen Gedanken hinterher, der mich auf Gunnars Unzulänglichkeiten hinweisen,
und noch wütender werden lassen sollte. DAS war mir selbstverständlich klar.
Aber mein Hirn hatte bereits plausible Entschuldigungen für Gunnars Verhalten
aufgespürt. Ich „deckte“ meinen Ehemann. Aber war nicht genau DAS Loyalität und
vor allem Liebe?! Das zueinander Halten? In jedem Fall. Oder irrte ich da? Ich
weiß es nicht.
Die Augen fielen mir bereits so allmählich zu und
im dahin Dämmern kam noch eine Frage in mir auf: „Und was ist nun mit Gunnar?“,
und ich vermochte nicht mehr genauer oder ganz und gar diplomatischer auf den Haftbefehl
und den falschen Zeugen anzuspielen. Aber Wanja erriet offenkundig, worauf ich
hinaus wollte. Er wurde ernst. „Was soll
mit ihm sein? Er hat Vergeltung verdient.“
„Wofür?“, fragte ich noch. Wohl wissend weswegen.
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Heute Morgen noch einmal verschlafener aber dennoch
genüsslicher Sex. (Die Verbrüderung mit dem Feind? So zu sagen....und
irgendwie. Ich fühlte mich als Verräterin.....aber dennoch wohl und geborgen in
Wanjas starken Armen. Und dieses Gefühl war mir nicht fremd.
Es ist leicht, oder könnte es sein, sich wieder an
ihn zu gewöhnen. Dies war und ist mir mehr als klar.
Und während ich noch so dahin schwelgte, läutete
mein iPhone. Es war Gunnar.
„Die Familie gedenkt heute noch einmal gemeinsam zu
feiern. Bevor meine Mutter und Thomas nach Amerika abreisen. Komm bitte zu Carstens
Wohnung. Wenn möglich noch vor dem Lunch.“
„Oh! Dann sollte ich mich aber sputen.“
„Derek kann dich zum Zentrum fahren und dann nimmst
du deinen Wagen bis hier her.“, was MIR sagte, dass er nicht wusste, wo ich
war. (Oder mich belog?)
Die Bilder folgten Gunnars Worten und schossen
durch meinen Kopf. Was würde mit Lara geschehen? Müsste er sie nicht zurück zum
Zentrum bringen? Dann würde er meinen Wagen stehen sehen. Ups.
„Okay. So machen wir es.“, sagte ich flink und ich
bemerkte, wie Gunnar stockte und für einen kurzen Moment verwundert zu sein
schien.
„Ja. Ich, ich...“, stotterte ich, „....muss mich
dann beeilen....“
„Okay. Dann sehen wir uns.“
So behände es mir möglich war sprang ich aus dem
Bett, zog mir etwas über, rannte nach draußen und fuhr mein Auto „weg“.
Aber womöglich kam Lara auch ein Taxi genommen......wer
weiß.
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Es war keinerlei Zeit, um das Geschehene
aufzuzeichnen. Gleichwohl ich schon am Tag zuvor damit begonnen hatte,
zumindest einen Teil niederzuschreiben. Stück für Stück. Ach, hätte ich es doch
nur gleich in den Blog gesetzt.....
Meine Gedanken auf Gunnar und das kommende
Familien-Szenario gerichtet, sputete ich mich. Bereits Geistes abwesend
frühstückte ich mit Wanja. Duschte und stylte mich rasch, und verabschiedete
mich. Wanja schüttelte nur mit dem Kopf. Einen kurzen Augenblick nur dachte ich
daran, dass er mich hätte aufhalten können. Doch er tat es nicht. Ließ mich
ziehen..........
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Noch ein wenig bedauernd, dass ich
Wanja schon verlassen musste, aber im gleichen Atemzug beflissen damit
beschäftig mich auf Gunnar einzustellen und meine Gedanken zu ordnen, damit mir
bloß kein Lapsus passiert, fuhr ich gen Stockholm. Denn Gunnar stöberte gern in
meinem Kopf.
Die Feierlichkeiten liefen allesamt
ziemlich zwanglos ab. Ich fragte Gunnar nicht nach dem Tag zuvor und Gunnar
fragte auch mich nicht nach dem, was ich getan hatte. Zuweilen sah er mich nur
forschend an. Ich wusste, er vermutete etwas! Sollte ich ihm vielleicht doch
besser die Wahrheit gestehen? Schließlich war mein Motiv ein durchaus
ehrenvolles. Und ich musste nun nicht explizit erwähnen, dass ich mit Wanja
schlief. Nur würde er ganz bestimmt danach fragen. Was dann? Vorgeben
„bestechend“ gewesen sein zu wollen?
Doch JETZT war sicherlich NICHT der
richtige Zeitpunkt für derartige Gespräche.
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Ich hatte ein derart schlechtes
Gewissen, sodass ich Gunnar letztendlich (beinahe) alles gestand. Um auf
Nachsicht zu hoffen, spielte ich am Ende noch drei wesentliche Karten aus. Nur
hat er ohnehin bereits (fast?) alles gewusst.
Ich begann mit Lara, damit das Ganze
noch eine Steigerung erfuhr.
„Du weißt doch, dass ich ab und an zu
Lara gehe.“, sagte er. „Ist das so schlimm?“
„Du hast sie mitgenommen auf eine
Party der Familie.“
„Es war nur eine Party. Die
Familienfeier ist heute. Deshalb bat ich dich dabei zu sein. Überdies wäre es
mir lieber gewesen DU hättest mich begleitet, anstatt Lara. Schließlich bist DU,
Rea, meine Frau.“
Nun spielte ER seine Karte aus......Also
konterte ich mit der Nächsten.
„Genau genommen gedachte ich Wanjas
Pläne zu erkunden und ihn gegebenenfalls sogar umzustimmen. Das er uns endlich
in Ruhe lässt. Das war der Plan.“, argumentierte ich. Was zu Beginn meines
Treffens mit Wanja sicherlich der Wahrheit entsprach. Nur vermochte ich Wanjas
Charme nicht zu widerstehen. Aber DIES gedachte ich Gunnar nicht explizit auf
die Nase zu binden. Er würde früh genug danach fragen. Da Gunnar sich nicht
weiter dazu äußerte, spielte ich die letzte Karte aus. „Und WANN wolltest du
mir eigentlich sagen, dass du beschlossen hast, dass WIR NICHT nach Deutschland
ziehen.“
Gunnar kratzte sich verlegen am Kinn.
„Oh! Das ist mir tatsächlich entfallen. Und außerdem war keine Zeit.“
„O-k-a-y.“, sagte ich langsam, um den
Fokus des Gespräches doch eher auf Gunnars Verstoß zu halten. „Das bedeutet
jetzt was?“
„Das wir in Schweden bleiben.“ Punkt!
Somit war die „Sache“ vom Tisch.
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Als ich nicht viel später meinem
Vater dieses hin und her erklärte, schien er sogar froh darüber zu sein. Was
mich doch anfangs erstaunte. Doch angesichts der Drohungen, die er beständig
erhielt, verstand ich seine Erleichterung. Er wäre ein großes Risiko
eingegangen. So sind wir nun auf uns selbst gestellt.
Aber, würde ich nur Wanjas Flehen
erhören, würde es mir um Vieles besser gehen.
(Und WAS wäre dann mit Gunnar?)
Schlussendlich dann doch noch die
Frage: „Du hast mit ihm geschlafen. Oder?“
„Ja. Und du mit Lara.“