Dienstag, 17. Februar 2015

Alles könnte anders sein..... - Die Suche nach der Schuld


Ich saß mit meinem Notebook und surfte im Internet bis zum Abend. Kümmerte mich nicht weiter um die Jungs. Gunnar kam verhältnismäßig spät. Es muss so gegen acht gewesen sein. Und auch ich war spät dran mit dem Dinner. So konnten wir zumindest noch gemeinsam speisen.  
Ich monierte nichts! Schmollte nicht. Beschwerte mich nicht. Trotzte nicht und......fragte NICHTS! Im Gegenteil. Ich war glücklich, dass Gunnar wieder bei mir war. 
Erst als wir gemeinsam zu Bett gegangen waren und ich mich genüsslich an seinen Körper geschmiegt hatte, fragte ich leise und zaghaft an: „Hast du mit ihr gefickt?“ 
„Das hat aber lange gedauert.“, sagte Gunnar mit einigem Humor in der Stimme. Und Meiner bewegte sich in gleichen Bahnen. Ich atmete körperlich hörbar, sowie psychisch und seelisch tief durch und schlief mit einem Gefühl der Geborgenheit in Gunnars Armen ein. 
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Heute Morgen eine Diskussion über das, was die Zukunft uns nun bringen mag. Vor allem WO wir fortan sein werden. In Stockholm, weiter nördlich in Schweden, oder in Deutschland. Noch immer sind wir unentschlossen.  Meine finanziellen Mittel sind nach wie vor „verschollen“.....sagte die Bank. Beziehungsweise auf einem dubiosen Konto „festgelegt“, an welchem nicht „zu rütteln“ sei. In dieser Hinsicht wäre Deutschland sicher eine gute Wahl. Mein Vater könnte mir, oder uns, dort zumindest „behilflich“ sein.  Gunnar bevorzugt selbstredend seine Heimat. 
Im nördlichen Schweden, an der Grenze zu Norwegen wäre es uns möglich „unterzutauchen“. Ähnlich wie im Zauberwald. Aber dort wären wir allein. Abgeschnitten von all seinen Freunden. Von seiner Familie. Dort gibt es niemanden, den wir kennen. Und „abtauchen“ bedeutet, dass wir nur wenig bis keinen Kontakt zu der Familie oder Freunden haben sollten, dürften, und somit gleichwohl nicht hätten.
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Den restlichen Tag verbrachten wir in Stockholm. 
Die Maklerfirma hatte uns kontaktiert, alldieweil sie eine Entscheidung bezüglich der Wohnung von uns forderte. Gunnar hätte am aller liebsten zugesagt. Ich plädierte selbstverständlich für Deutschland. Was in jedem Fall vorteilhafter für uns wäre.  
Nach einem kurzen Aufenthalt im Maklerbüro, wo wir um Aufschub baten, aßen wir in unserer Sushibar und sprachen erneut über die Optionen unseres zukünftigen Lebens. 
„Lass mich ein paar Modeljobs machen. Das wird vorübergehend für uns beide genügen. Aber dazu müssen wir hier in Stockholm bleiben und nicht in die Einöde nach Norden ziehen.“ 
Ja. Natürlich. Was hatte ich erwartet? Gunnar bevorzugst selbstredend die Möglichkeit, welche ihn in der Nähe seiner Brüder, seiner Domina Siv, den Partys und seiner Konkubinen bleiben lässt. 
„Wollten wir nicht fern aller Zivilisation untertauchen?“
„Dort gibt es keine Arbeit für mich.“ Gunnar gebärdete sich unwissend. Was er in Mimik und Gestik ausdrückte. 
„Könntest du nicht in diesem Nationalpark arbeiten?“
„Als was bitteschön?“
„Was weiß ich? Man kann sich doch erkundigen.“ 
Gunnar beharrte weiterhin auf Stockholm und ich.....rief kurzer Hand meinen Vater an, der die Sachlage in Kürze erfasste und uns spontan fürs kommende Wochenende zu sich einlud.
„Wir besprechen die Einzelheiten face to face. Nicht am Telefon.“, sagte mein Vater gelassen. „Schließlich gedenkt ihr euch im weitesten Sinne unsichtbar zu machen. Ich hätte da schon eine Idee.“ 
Gunnar stimmte letztendlich zu. Wenn auch ein wenig widerwillig. Denn am Sonntag, den 22. Februar, ist Carstens Geburtstag. 
„Warum fliegen wir nicht schon Morgen, oder am Donnerstag?“, schlug ich vor. „Und am Samstag sind wir wieder zurück. Sodass du zum Geburtstag deines Bruders rechtzeitig wieder hier sein wirst.“
„Du bist ebenso eingeladen.“, bemerkte Gunnar so gänzlich neben bei in einem ruhigem Ton.
„Wenn wir von Deutschland zurückkommen, werde ich erschöpft sein und Ruhe brauchen, die ich sicherlich in Eriks Zauberwald finden werde. Während du mit deinen Brüdern feiern kannst.“ Ich lächelte ein wenig schief und wartete auf Gunnars Antwort. 
Der schnaufte. „Meinetwegen. Machen wir es so.“ 
Ich teilte noch rasch meinem Vater unsere Entscheidung. Im Anschluss gingen wir zu Nordea und danach ins Cafe’ Montmartre’, in der Hornsgata. Wo wir noch einmal die uns zur Verfügung stehenden Optionen ausloteten und besprachen.
„Warten wir doch erst einmal, was mein Vater uns vorschlägt.“, suchte ich Gunnar ein wenig zu beruhigen und auf Deutschland vorzubereiten. 
Infolgedessen fuhren wir nicht zurück in den Zauberwald zu Erik, sondern ins Zentrum, um unsere Koffer für Morgen zu packen. Gleich nachdem wir hier angekommen waren, suchten wir noch einmal Christine und Thomas auf.
„Es ist nicht leicht für mich Schweden zu verlassen.“, wehklagte sie mit einem schüchternen Seitenblick zu Thomas. Sie seufzte und sank in sich zusammen.
„Alles wird gut.“, sagte Thomas und richtete noch andere aufbauende Worte an Christine. „Ja. Das sagen sie alle.“, warf ich sarkastisch ein.
„Es wird dir gefallen. Glaub’ mir.“ Thomas lächelte schwungvoll und versuchte so die gute Laune zu fördern.
„Und WAS werdet ihr nun tun?“ Christine hatte den letzten Satz von Thomas anscheinend bewusst überhört und wechselte beflissen das Thema, indem sie eine Frage an ihren Sohn richtete.
„Wir fliegen schon Morgen nach Deutschland zu Reas Vater. Deshalb bleiben wir heute hier und packen ein paar Sachen für den Flug.“ 
„Oh!“ Christine tat überrascht. Obgleich sie einen niedergeschlagenen Eindruck machte. „Was hat euch dazu bewogen?“
„Reas Vater hat offenkundig eine Idee.“
„Bedeutet das, ihr werdet Schweden ebenfalls verlassen.“
„Schon möglich.“ Gunnar senkte den Kopf bei diesen Worten und seine Mutter warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. 
Nach einer Weile der Stille schien ihre Stimmung gekippt zu sein. Sie wirkte zornig. „Das ist alles die Schuld dieses verdammten Russen.“ Sie sah mich für einen Augenblick grimmig an dann fixierte gleich darauf einen Punkt auf dem Boden, direkt vor ihren Füßen. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte sie am liebsten mir die Schuld zugeschrieben. Nur hatte sie offensichtlich nicht die Beherztheit es in meiner Gegenwart auszusprechen. Es mir ins Gesicht zu sagen. Oder sie nahm Rücksicht auf die Gefühle ihres Sohnes. Warum gab sie eigentlich nicht Erik, oder ganz und gar Gunnar die Schuld. SIE waren es schließlich, die fortwährend ihre Ränke geschmiedet und ihre Netze gesponnen und ihre Zauber gegen Wanja ausgesprochen hatten. Hätten sie Wanja nicht derartiges Leid zugefügt, könnte alles anders sein........