Sonntag, 1. Februar 2015

Der erste Vorstoß – Liebe und Eifersucht



Die Zeit vergeht schnell, wenn man im Internet surft und es war bereits Mittag gewesen, als Derek monierte, dass wir doch endlich essen gehen sollten.
Auf dem Weg ins Restaurant jedoch kam Wanja mit einem Bodyguard, so groß wie er selbst, von hinten auf mich zu, sodass ich ihn nicht gleich, oder rechtzeitig bemerkte, und lud mich (zwangsweise) zum Essen ein.
Ich hatte Derek gebeten Ruhe zu bewahren. Denn Wanjas Bodyguard war zwischen mich und ihn getreten und hatte Derek beiseite genommen, um sich mit ihm an einen anderen Tisch zu setzen. Nicht weit dem unseren entfernt.
„Alles wird gut. Wanja wird es nicht wagen mich zu entführen.“, sagte ich noch Augen zwinkernd und nahm gegenüber meines ukrainischen Exfreundes Platz.
Wanja zögerte nicht lange und begann sogleich mit dem Reden.
Zum einem offenbarte er mir, dass ihm die Immobilie (das Zentrum)  jetzt gehöre und dass er es als Ausgleich für sein Abgebranntes Anwesen sähe. Was ich ihm in der Tat nicht verdenken konnte. Wenn es denn so wäre.....und es ist mir nun ebenso und durchaus bewusst, dass Gunnar und Erik auf irgendeine Weise etwas damit zu tun haben.
„Ich schenke dir diesen Ort, wenn du magst. Du kannst hier bleiben und mit mir leben. Das du dich scheiden lässt, ist die Bedingung dafür.“ Wanjas Stimme und sein Wesen waren  wie meist gelassen. Er sah mich mit einem (überlegenen) Lächeln an.
„Nein.“, antwortete ich unerwartet und ebenso ruhig und sah ihn gleichwohl dabei in die Augen.
„Warum kehrst du nur immer diesen Trotz heraus? Das muss doch nicht sein. Was willst du mit einem Ehemann, der dich permanent betrügt? Ich wäre dir treu.“
„Tatsache?“
„Ich habe mich geändert. Bin älter, überlegter und bedachter geworden. Es tut mir leid, was damals passiert ist. Die Zeiten waren so. Heute, ist alles anders.“
„Was du nicht sagst.“
„Was ist los mit dir?....“
„Ich liebe meinen Mann.“, unterbrach ich Wanja mit diesem Satz, von welchem ich hoffte, dass er etwas bewirkt. Aber er tat es nicht. Im Gegenteil. Wanja lachte.
„Ja. Natürlich. Aber ich würde es nicht Liebe; sondern Gewohnheit nennen.“
„Nein.“, antwortete ich noch immer unbeschwert und selbstsicher.
Er schüttelte lachend den Kopf. „Glaubst du etwa nicht, dass ich früher oder später bekomme was ich begehre?“
„Mag schon sein.“
„Was ist das, was du da tust? Fühlst du dich überlegen?“ Wanja hob seine Schultern und legte die Stirn in Falten. „Warum? Nur weil du glaubst, dass du diesen Mann liebst?“ Lachen......
Ich beobachtete Wanja eine Weile lang. „Warum verspottest du mich?“
„Ich verspotte nicht dich. Sondern nur deine eingebildete Liebe zu einem treulosen, bisexuellen, sadomasochistischen, ehemaligen Sektentyp, der glaubt ungeschoren davon zu kommen, wenn er mit seiner, und seines Onkels Magie die Leute manipuliert und sogar noch deren Hab und Gut anzündet.“
Ups!
Damit hatte er wohl irgendwie Recht. Fand ich.

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Wanja ließ mich gehen und ich ging mit Derek zu seinem Haus.
„Du hättest dich energisch dagegen verwehren können. Warum hast du es nicht getan?“, waren Dereks vehemente Worte, kurz nachdem ich wieder bei ihm war.
„Was hätte es genützt und außerdem wusste ich, dass mir nichts geschieht. Das er mich wieder gehen lässt. Es war nur ein ausloten. Ein erster Versuch und ich weiß, es werden noch weitere folgen  Er wird nicht aufgeben. Selbst wenn ich immer NEIN zu ihm sage. Er hat das alles von langer Hand geplant und wird am Ende vielleicht sogar sein Ziel erreichen. Wanja ist mir nicht fremd.“
„Liebst du ihn?“
„Es gab eine Zeit in meinem Leben, da habe ich ihn über die Maßen geliebt. Es war so schwer sich von ihm trennen. So wie jetzt von Gunnar. Und manchmal weiß ich nicht, ob ich es nicht vielleicht tun sollte. Nur, habe ich es bereits zwei Mal versucht. Bin mit Wanja gegangen. Gescheitert und.....stets zu Gunnar zurückgekehrt. Also, was würde es mir bringen, es ein drittes Mal zu versuchen. Zu tun?“
„Warum schlägst du nicht eine ganz andere Richtung ein?“, fragte mich Derek verschmitzt. „Und kommst mit mir nach Amerika.“
„Nein.“
Derek stutzte. „Ist das jetzt deine ständige Antwort auf alles?“
Ich lachte. „Nein.“
Derek blieb ernst. „Ziehst du es denn überhaupt nicht in Betracht, mit mir zu gehen?“
Eine schnelle und diplomatische Antwort war nun von Nöten.
Ich setzte eine ernste und viel sagende Miene auf. „Ja. Doch. Könnte schon möglich sein.“ Noch ein kurzes herzliches Lächeln hinterher. Mit einem sehnenden oder ganz und gar verzehrenden Blick und.....er würde mir glauben.

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Es mag so gegen 17.00 Uhr gewesen sein, als ich auf Dereks Couch mit meinem Notebook saß und surfte, da kam urplötzlich von hinten jemand an mich heran und küsste mich in den Nacken.
Ich wusste und roch es sofort. Es war mein Ehemann.
„Komm.“, flüsterte er mir leise und verschwörerisch ins Ohr. „Wir fahren. JETZT!“
„Okay!“
Blitz schnell hatte ich das Nötigste zusammen gepackt und saß glückselig strahlend neben Gunnar in seinem Wagen und wir fuhren.........zu Erik.

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Es war unglaublich, wie sehr mein Herz vor Freude sprang! ENDLICH war ich wieder bei meinem Ehemann!!!!! Das ist unverkennbar: „Liebe“! Dachte ich so. Das kann nichts anders sein! Jede Faser meines Körpers schrie nach ihm......
Gunnar schien es ähnlich zu ergehen. Auch er war beschwingt, trotz seiner Lage.
„Denkst du wirklich, ich lasse dich so lange alleine?“, sprach es und zwinkerte mir zu.

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In Eriks Zauberwald läuft nicht nur die Zeit ganz anders. Dort herrscht eine spürbare,  positive Grundenergie, in welcher auch ich mich sichtlich wohler fühle als irgendwo sonst.
Da Erik beinahe autark ist, gibt es stets eine Menge zu tun. Backen, kochen, Öfen heizen, Holz spalten, Nahrung konservieren, jagen, ausweiden, Fleisch zerteilen, ect. Dazu kommen noch magische Rituale, Musestunden des Meditierens und Lehrens. Da bleibt im Grunde nur wenig Zeit zum Schlafen. Eigentlich gleicht der Tagesablauf dem eines Klosters in Tibet. Auch Erik ist immer früh auf und stets am Tun.
Die gesamte Fahrt über war ich so beschwingt gewesen, dass ich sogar noch die Kraft dazu hatte, einige Scheite Holz vom Schuppen ins Haus zu tragen und ein wenig Schnee von der Terrasse zu fegte. Ich war einfach erleichtert und froh, hier zu sein. Vor allem bei Gunnar.
In diesen Momenten hatte ich völlig den Ernst unserer Lage vergessen. Erst als wir zu Abend speisten, bemerkte ich, dass Viggo fehlte.
„Wo ist eigentlich Viggo?“
„In Stockholm.“
Nur dieses eine Wort genügte, um mir die Ereignisse der letzten Tage in Erinnerung zu rufen. Bilder von Polizisten, ihren Visitenkarten und Haftbefehlen schossen mir durch den Kopf und ich platzte noch augenblicklich mit all dem heraus, was geschehen war. „Was tun wir denn jetzt? Was wird jetzt geschehen?“, ereiferte ich mich beinahe überbesorgt.
Die Männer sahen sich gegenseitig an und lächelten.
„Was ist? Bereitet euch das alles keinerlei Sorgen?“
Gunnar wartete ab und sah zu Erik hinüber, der bereits zum Reden ansetzte. Was ein gewisser Respektsbeweis Erik gegenüber war. Der Älteste, der Meister-Druide hatte das Recht und die Pflicht als erster zu sprechen und aufzuklären.
„Du musst dich nicht sorgen Rea. Alles wird gut.“
„Wie kannst du....“, platzte ich aufgebracht dazwischen und Gunnar hob die Hand. Was aussagen sollte: Sei still und warte ab, was Erik zu sagen hat.
„Es wird sich alles....auflösen. Glaube mir. Dafür haben wir gesorgt.“
„Wie viel Zaubersprüche gedenkt ihr eigentlich noch anzuwenden, bevor ihr bemerkt, dass die gegnerische Seite es nicht nur weiß, dass ihr mit Magie arbeitet, sondern es ebenso tut.“ Ich hatte den Mund nicht halten können. Musste schlicht und einfach aussprechen, was mich bewegte.
Nun ergriff Gunnar das Wort. „Das wissen wir doch alles. Und NEIN. Wir haben es nicht versaut.“ Die Männer lachten, denn zumindest Gunnar und Erik hatten in meinem Kopf gestöbert und daher genau gewusst, was ich dachte. Und Gunnar hatte darauf geantwortet.
„Wir warten jetzt etwa eine Woche ab“, sprach nun Erik weiter, „in welcher auch du Rea, bei uns bleiben wirst. Gunnar hat darauf bestanden.“ Wieder lachten die Männer. „Er kann offensichtlich nicht ohne dich leben. Er sehnt sich nach dir.“
Gunnar senkte verlegen den Kopf und grinste.
„ER wollte dich unbedingt zu uns holen.“, warf jetzt auch Taylor das erste Mal einen Satz mit ein, welchen Erik mit: „Wider jeder Gefahr.“, beendete.
Erneutes Lachen.
„Was bedeutet jetzt eigentlich: auflösen?“
Erneut sahen sich die Männer an und Erik antwortete mir: „Alles wird sich von ganz allein.....auflösen. Der Haftbefehl, die Anklage und sogar der Zeuge.“ Eriks tiefer Bariton ließ ein herzhaftes Lachen hören, in das die anderen zwei Männer mit einstimmten.
Ich blieb still und sah Erik misstrauisch an.
„Nein. Nein. Wir tun dem maineidigen Zeugen nichts. Er wird von ganz allein widerrufen.“ Und schon wieder hatte Erik die argwöhnischen Gedanken in meinem Kopf gelesen.
Alle nickten.
„Okay.“, bleib mir da nur noch zu sagen und ich beließ es vorläufig dabei.

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Den gesamten Abend über konnte ich genau genommen an nichts weitere denken, als an Sex mit meinem Ehemann. Ich verzehrte mich förmlich nach ihm. Dennoch war das Ineinander doch eher ernüchternd. Alldieweil ich zu erschöpft gewesen war und Gunnar schien auf irgendeine Weise abgelenkt zu sein. Nichts desto trotz genoss ich Gunnars Penis und jeden einzelnen seiner Stöße. Ahhhh......
Als wir anschließend so aneinander lagen, und auch schon vorher, schien es als würde ich Gedankenfetzen von Gunnar wahrnehmen können. Es waren kurze, aufblitzende Bilder von Lara. Dachte er etwa an sie?
Da ich meinen Ehemann noch eine Weile ganz bewusst gedachte zu genießen, schmuste und kuschelte ich mich in ständig windenden Bewegungen an ihn und da die Flut der Impulse von Lara nicht abrissen, fragte ich schließlich doch: „Denkst du an Lara?“
„Oh. Ähh. Womöglich....ja...“, stotterte Gunnar und wunderte sich offensichtlich ob meiner präzisen Frage. Dann schmunzelte er. „Du hast doch etwas gelernt.“
„Also was nun? Hast du an sie gedacht?“
„Ja.“
„Du liegst mit mir hier im Bett und WIR hatten gerade Sex miteinander und DU denkst dann an Lara? Was soll das denn?“
„Entschuldige bitte. Tut mir leid.“
„Nein. SO kommst du mir nicht davon!“, monierte ich hartnäckig.
Gunnar schnaufte hörbar. „Du willst die Wahrheit hören?“
„JA!“, antwortete ich kurz und knapp.
„Noch bevor ich zu dir kam, um dich abzuholen und hier her zu bringen, war ich bei Lara.“
„WAS?!“
„Rea bitte. Reg’ dich jetzt nicht auf. Ich habe sie einige Zeit nicht gesehen und.....“
„Sie bedeutet dir doch etwas. Du liebst sie.“, schnitt ich ihm das Wort ab.
Ich rappelte mich und wollte mich aus Gunnars Armen lösen. Doch er hielt mich fest und zog mich enger zu sich heran.
„Hör auf damit. Lass das bitte.“ Seine Stimme blieb ruhig und gelassen. „Ich liebe nur dich Rea, und das weißt du auch.“
„Du bist nicht nur meinetwegen ins Zentrum gefahren. Gib es zu. Du wolltest Lara sehen! Hast du mit ihr gefickt?“
Ich sah wie Gunnar die Stirn runzelte und seine linke Augenbraue nach oben zog, was mir sagte, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
„Nein! Nein! Wie konntest du?!“
„Ich frage mich jetzt ernsthaft, was du dich so darüber ereiferst?“ Gunnars Stimme war nun um Einiges schriller geworden. Er hielt mich fest und küsste mich auf die Stirn. „Lass gut sein Rea. Ich mag sie. Ja. Und ich mag sie auch gern ficken. Ja. Aber lieben, tue ich nur dich. Wir gehören zusammen. Sind Seelenpartner und ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Nichts anderes!“
Ich schwieg und beließ es letztendlich dabei. Denn ich bemerkte bereits, dass diese Lara-Gedanken und diese Lara-Diskussion die wunderbare Stimmung, die bisher zwischen uns herrschte, verdarb.
Am Ende schlief ich eng an Gunnars Körper geschmiegt beinahe völlig entspannt ein.

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Die Männer waren morgens bereits draußen unterwegs. Erik ist es noch immer. Gunnar und Taylor versuchen sich indes an der Zubereitung des Lunches.
Obgleich es HIER nicht gern gesehen ist, am Notebook, am Fernseher zu sitzen oder mit dem iPhone zu hantieren, lässt man mir doch gewisse Freiheiten. Ebenso vermag ich nicht zu behaupten, dass Erik rückständig oder zu konservativ sei. Er hat, trotz aller magischen Erdverbundenheit, alle modernen Annehmlichkeiten in seine Hütte  eingebaut.