Die Zeit vergeht schnell, wenn man im
Internet surft und es war bereits Mittag gewesen, als Derek monierte, dass wir
doch endlich essen gehen sollten.
Auf dem Weg ins Restaurant jedoch kam
Wanja mit einem Bodyguard, so groß wie er selbst, von hinten auf mich zu,
sodass ich ihn nicht gleich, oder rechtzeitig bemerkte, und lud mich
(zwangsweise) zum Essen ein.
Ich hatte Derek gebeten Ruhe zu
bewahren. Denn Wanjas Bodyguard war zwischen mich und ihn getreten und hatte
Derek beiseite genommen, um sich mit ihm an einen anderen Tisch zu setzen. Nicht
weit dem unseren entfernt.
„Alles wird gut. Wanja wird es nicht
wagen mich zu entführen.“, sagte ich noch Augen zwinkernd und nahm gegenüber meines
ukrainischen Exfreundes Platz.
Wanja zögerte nicht lange und begann
sogleich mit dem Reden.
Zum einem offenbarte er mir, dass ihm
die Immobilie (das Zentrum) jetzt gehöre
und dass er es als Ausgleich für sein Abgebranntes Anwesen sähe. Was ich ihm in
der Tat nicht verdenken konnte. Wenn es denn so wäre.....und es ist mir nun ebenso
und durchaus bewusst, dass Gunnar und Erik auf irgendeine Weise etwas damit zu
tun haben.
„Ich schenke dir diesen Ort, wenn du
magst. Du kannst hier bleiben und mit mir leben. Das du dich scheiden lässt,
ist die Bedingung dafür.“ Wanjas Stimme und sein Wesen waren wie meist gelassen. Er sah mich mit einem (überlegenen)
Lächeln an.
„Nein.“, antwortete ich unerwartet und
ebenso ruhig und sah ihn gleichwohl dabei in die Augen.
„Warum kehrst du nur immer diesen
Trotz heraus? Das muss doch nicht sein. Was willst du mit einem Ehemann, der
dich permanent betrügt? Ich wäre dir treu.“
„Tatsache?“
„Ich habe mich geändert. Bin älter,
überlegter und bedachter geworden. Es tut mir leid, was damals passiert ist.
Die Zeiten waren so. Heute, ist alles anders.“
„Was du nicht sagst.“
„Was ist los mit dir?....“
„Ich liebe meinen Mann.“, unterbrach
ich Wanja mit diesem Satz, von welchem ich hoffte, dass er etwas bewirkt. Aber
er tat es nicht. Im Gegenteil. Wanja lachte.
„Ja. Natürlich. Aber ich würde es nicht
Liebe; sondern Gewohnheit nennen.“
„Nein.“, antwortete ich noch immer
unbeschwert und selbstsicher.
Er schüttelte lachend den Kopf.
„Glaubst du etwa nicht, dass ich früher oder später bekomme was ich begehre?“
„Mag schon sein.“
„Was ist das, was du da tust? Fühlst
du dich überlegen?“ Wanja hob seine Schultern und legte die Stirn in Falten.
„Warum? Nur weil du glaubst, dass du diesen Mann liebst?“ Lachen......
Ich beobachtete Wanja eine Weile
lang. „Warum verspottest du mich?“
„Ich verspotte nicht dich. Sondern nur
deine eingebildete Liebe zu einem treulosen, bisexuellen, sadomasochistischen,
ehemaligen Sektentyp, der glaubt ungeschoren davon zu kommen, wenn er mit
seiner, und seines Onkels Magie die Leute manipuliert und sogar noch deren Hab
und Gut anzündet.“
Ups!
Damit hatte er wohl irgendwie Recht.
Fand ich.
--------
Wanja ließ mich gehen und ich ging
mit Derek zu seinem Haus.
„Du hättest dich energisch dagegen
verwehren können. Warum hast du es nicht getan?“, waren Dereks vehemente Worte,
kurz nachdem ich wieder bei ihm war.
„Was hätte es genützt und außerdem
wusste ich, dass mir nichts geschieht. Das er mich wieder gehen lässt. Es war
nur ein ausloten. Ein erster Versuch und ich weiß, es werden noch weitere
folgen Er wird nicht aufgeben. Selbst
wenn ich immer NEIN zu ihm sage. Er hat das alles von langer Hand geplant und
wird am Ende vielleicht sogar sein Ziel erreichen. Wanja ist mir nicht fremd.“
„Liebst du ihn?“
„Es gab eine Zeit in meinem Leben, da
habe ich ihn über die Maßen geliebt. Es war so schwer sich von ihm trennen. So
wie jetzt von Gunnar. Und manchmal weiß ich nicht, ob ich es nicht vielleicht
tun sollte. Nur, habe ich es bereits zwei Mal versucht. Bin mit Wanja gegangen.
Gescheitert und.....stets zu Gunnar zurückgekehrt. Also, was würde es mir
bringen, es ein drittes Mal zu versuchen. Zu tun?“
„Warum schlägst du nicht eine ganz
andere Richtung ein?“, fragte mich Derek verschmitzt. „Und kommst mit mir nach
Amerika.“
„Nein.“
Derek stutzte. „Ist das jetzt deine
ständige Antwort auf alles?“
Ich lachte. „Nein.“
Derek blieb ernst. „Ziehst du es denn
überhaupt nicht in Betracht, mit mir zu gehen?“
Eine schnelle und diplomatische
Antwort war nun von Nöten.
Ich setzte eine ernste und viel
sagende Miene auf. „Ja. Doch. Könnte schon möglich sein.“ Noch ein kurzes herzliches
Lächeln hinterher. Mit einem sehnenden oder ganz und gar verzehrenden Blick
und.....er würde mir glauben.
-------
Es mag so gegen 17.00 Uhr gewesen
sein, als ich auf Dereks Couch mit meinem Notebook saß und surfte, da kam
urplötzlich von hinten jemand an mich heran und küsste mich in den Nacken.
Ich wusste und roch es sofort. Es war
mein Ehemann.
„Komm.“, flüsterte er mir leise und
verschwörerisch ins Ohr. „Wir fahren. JETZT!“
„Okay!“
Blitz schnell hatte ich das Nötigste
zusammen gepackt und saß glückselig strahlend neben Gunnar in seinem Wagen und
wir fuhren.........zu Erik.
-------
Es war unglaublich, wie sehr mein Herz
vor Freude sprang! ENDLICH war ich wieder bei meinem Ehemann!!!!! Das ist
unverkennbar: „Liebe“! Dachte ich so. Das kann nichts anders sein! Jede Faser meines
Körpers schrie nach ihm......
Gunnar schien es ähnlich zu ergehen.
Auch er war beschwingt, trotz seiner Lage.
„Denkst du wirklich, ich lasse dich
so lange alleine?“, sprach es und zwinkerte mir zu.
༺ಌ༺ ༺ಌ༺ ༺ಌ༺ ༺ಌ༺ ༺ಌ༺
In Eriks Zauberwald läuft nicht nur
die Zeit ganz anders. Dort herrscht eine spürbare, positive Grundenergie, in welcher auch ich
mich sichtlich wohler fühle als irgendwo sonst.
Da Erik beinahe autark ist, gibt es
stets eine Menge zu tun. Backen, kochen, Öfen heizen, Holz spalten, Nahrung
konservieren, jagen, ausweiden, Fleisch zerteilen, ect. Dazu kommen noch
magische Rituale, Musestunden des Meditierens und Lehrens. Da bleibt im Grunde
nur wenig Zeit zum Schlafen. Eigentlich gleicht der Tagesablauf dem eines
Klosters in Tibet. Auch Erik ist immer früh auf und stets am Tun.
Die gesamte Fahrt über war ich so
beschwingt gewesen, dass ich sogar noch die Kraft dazu hatte, einige Scheite
Holz vom Schuppen ins Haus zu tragen und ein wenig Schnee von der Terrasse zu
fegte. Ich war einfach erleichtert und froh, hier zu sein. Vor allem bei
Gunnar.
In diesen Momenten hatte ich völlig
den Ernst unserer Lage vergessen. Erst als wir zu Abend speisten, bemerkte ich,
dass Viggo fehlte.
„Wo ist eigentlich Viggo?“
„In Stockholm.“
Nur dieses eine Wort genügte, um mir
die Ereignisse der letzten Tage in Erinnerung zu rufen. Bilder von Polizisten,
ihren Visitenkarten und Haftbefehlen schossen mir durch den Kopf und ich
platzte noch augenblicklich mit all dem heraus, was geschehen war. „Was tun wir
denn jetzt? Was wird jetzt geschehen?“, ereiferte ich mich beinahe überbesorgt.
Die Männer sahen sich gegenseitig an
und lächelten.
„Was ist? Bereitet euch das alles
keinerlei Sorgen?“
Gunnar wartete ab und sah zu Erik
hinüber, der bereits zum Reden ansetzte. Was ein gewisser Respektsbeweis Erik
gegenüber war. Der Älteste, der Meister-Druide hatte das Recht und die Pflicht
als erster zu sprechen und aufzuklären.
„Du musst dich nicht sorgen Rea.
Alles wird gut.“
„Wie kannst du....“, platzte ich
aufgebracht dazwischen und Gunnar hob die Hand. Was aussagen sollte: Sei still
und warte ab, was Erik zu sagen hat.
„Es wird sich alles....auflösen.
Glaube mir. Dafür haben wir gesorgt.“
„Wie viel Zaubersprüche gedenkt ihr eigentlich
noch anzuwenden, bevor ihr bemerkt, dass die gegnerische Seite es nicht nur
weiß, dass ihr mit Magie arbeitet, sondern es ebenso tut.“ Ich hatte den Mund
nicht halten können. Musste schlicht und einfach aussprechen, was mich bewegte.
Nun ergriff Gunnar das Wort. „Das
wissen wir doch alles. Und NEIN. Wir haben es nicht versaut.“ Die Männer
lachten, denn zumindest Gunnar und Erik hatten in meinem Kopf gestöbert und daher
genau gewusst, was ich dachte. Und Gunnar hatte darauf geantwortet.
„Wir warten jetzt etwa eine Woche
ab“, sprach nun Erik weiter, „in welcher auch du Rea, bei uns bleiben wirst.
Gunnar hat darauf bestanden.“ Wieder lachten die Männer. „Er kann
offensichtlich nicht ohne dich leben. Er sehnt sich nach dir.“
Gunnar senkte verlegen den Kopf und
grinste.
„ER wollte dich unbedingt zu uns
holen.“, warf jetzt auch Taylor das erste Mal einen Satz mit ein, welchen Erik
mit: „Wider jeder Gefahr.“, beendete.
Erneutes Lachen.
„Was bedeutet jetzt eigentlich:
auflösen?“
Erneut sahen sich die Männer an und
Erik antwortete mir: „Alles wird sich von ganz allein.....auflösen. Der
Haftbefehl, die Anklage und sogar der Zeuge.“ Eriks tiefer Bariton ließ ein
herzhaftes Lachen hören, in das die anderen zwei Männer mit einstimmten.
Ich blieb still und sah Erik
misstrauisch an.
„Nein. Nein. Wir tun dem maineidigen
Zeugen nichts. Er wird von ganz allein widerrufen.“ Und schon wieder hatte Erik
die argwöhnischen Gedanken in meinem Kopf gelesen.
Alle nickten.
„Okay.“, bleib mir da nur noch zu
sagen und ich beließ es vorläufig dabei.
-------
Den gesamten Abend über konnte ich
genau genommen an nichts weitere denken, als an Sex mit meinem Ehemann. Ich
verzehrte mich förmlich nach ihm. Dennoch war das Ineinander doch eher
ernüchternd. Alldieweil ich zu erschöpft gewesen war und Gunnar schien auf
irgendeine Weise abgelenkt zu sein. Nichts desto trotz genoss ich Gunnars Penis
und jeden einzelnen seiner Stöße. Ahhhh......
Als wir anschließend so aneinander
lagen, und auch schon vorher, schien es als würde ich Gedankenfetzen von Gunnar
wahrnehmen können. Es waren kurze, aufblitzende Bilder von Lara. Dachte er etwa
an sie?
Da ich meinen Ehemann noch eine Weile
ganz bewusst gedachte zu genießen, schmuste und kuschelte ich mich in ständig
windenden Bewegungen an ihn und da die Flut der Impulse von Lara nicht
abrissen, fragte ich schließlich doch: „Denkst du an Lara?“
„Oh. Ähh. Womöglich....ja...“,
stotterte Gunnar und wunderte sich offensichtlich ob meiner präzisen Frage.
Dann schmunzelte er. „Du hast doch etwas gelernt.“
„Also was nun? Hast du an sie
gedacht?“
„Ja.“
„Du liegst mit mir hier im Bett und
WIR hatten gerade Sex miteinander und DU denkst dann an Lara? Was soll das
denn?“
„Entschuldige bitte. Tut mir leid.“
„Nein. SO kommst du mir nicht
davon!“, monierte ich hartnäckig.
Gunnar schnaufte hörbar. „Du willst die
Wahrheit hören?“
„JA!“, antwortete ich kurz und knapp.
„Noch bevor ich zu dir kam, um dich
abzuholen und hier her zu bringen, war ich bei Lara.“
„WAS?!“
„Rea bitte. Reg’ dich jetzt nicht
auf. Ich habe sie einige Zeit nicht gesehen und.....“
„Sie bedeutet dir doch etwas. Du
liebst sie.“, schnitt ich ihm das Wort ab.
Ich rappelte mich und wollte mich aus
Gunnars Armen lösen. Doch er hielt mich fest und zog mich enger zu sich heran.
„Hör auf damit. Lass das bitte.“
Seine Stimme blieb ruhig und gelassen. „Ich liebe nur dich Rea, und das weißt
du auch.“
„Du bist nicht nur meinetwegen ins
Zentrum gefahren. Gib es zu. Du wolltest Lara sehen! Hast du mit ihr gefickt?“
Ich sah wie Gunnar die Stirn runzelte
und seine linke Augenbraue nach oben zog, was mir sagte, dass ich mit meiner
Vermutung richtig lag.
„Nein! Nein! Wie konntest du?!“
„Ich frage mich jetzt ernsthaft, was
du dich so darüber ereiferst?“ Gunnars Stimme war nun um Einiges schriller
geworden. Er hielt mich fest und küsste mich auf die Stirn. „Lass gut sein Rea.
Ich mag sie. Ja. Und ich mag sie auch gern ficken. Ja. Aber lieben, tue ich nur
dich. Wir gehören zusammen. Sind Seelenpartner und ich möchte den Rest meines
Lebens mit dir verbringen. Nichts anderes!“
Ich schwieg und beließ es
letztendlich dabei. Denn ich bemerkte bereits, dass diese Lara-Gedanken und
diese Lara-Diskussion die wunderbare Stimmung, die bisher zwischen uns
herrschte, verdarb.
Am Ende schlief ich eng an Gunnars
Körper geschmiegt beinahe völlig entspannt ein.
-------
Die Männer waren morgens bereits
draußen unterwegs. Erik ist es noch immer. Gunnar und Taylor versuchen sich
indes an der Zubereitung des Lunches.
Obgleich es HIER nicht
gern gesehen ist, am Notebook, am Fernseher zu sitzen oder mit dem iPhone zu
hantieren, lässt man mir doch gewisse Freiheiten. Ebenso vermag ich nicht zu
behaupten, dass Erik rückständig oder zu konservativ sei. Er hat, trotz aller
magischen Erdverbundenheit, alle modernen Annehmlichkeiten in seine Hütte eingebaut.