Mein schlechtes Gewissen, bezüglich Wanja,
plagte mich weiterhin. Was zu Folge hatte, dass nach wie vor, in
unterschiedlich langen oder kurzen Abständen
eindringlich miteinander darüber sprachen.
„Was empfindest du für ihn?“, war
eine von Gunnars Fragen.
Ich dacht kurz darüber nach und sagte:
„Erinnerung.“, was in der Tat der Wahrheit entsprich.
„Aber da ist doch noch mehr?“
Aufmerksam beobachtete er mein Gesicht.
„Ja. Vielleicht. Du weißt, ich liebte
ihn damals über die Maßen. Mehr, als ich Felicio je geliebt habe.“
Gunnar räusperte sich. „Das ist eine
ganze Menge. Wenn du mich schon seinetwegen am Traualtar stehen ließest, was
erwartete mich dann erst wegen dem Russen?“
„Er ist Ukrainer.“, bemerkte ich
leise und im selben Atemzug sprach ich Lara an. Denn genau genommen verspürte
ich in diesem Moment eine gewisse Leidenschaft für meinen Ehemann. Welche zum
Teil womöglich auch daraus entsprang, die angespannten Wogen zu glätten.
Insbesondere die reumütigen in meinem Kopf. Die immer wieder ein pochendes
Geräusch hinterließen, das so ähnlich klang wie: Lügnerin! Betrügerin!
Verräterin!
„Wann hast du sie gefickt?“, fragte
ich. Weil es mir wichtig war.
„Heute Morgen.“, sagte er glatt
heraus. „Und du den Russen?“
Ich senkte meinen Blick und biss mir
auf die Unterlippe. „Heute Morgen.“, was sich durchaus glaubhaft anhörte. Denn
Gunnar wusste ganz genau, dass ich abends stets zu müde dafür war.
Dachte ich nur an Wanja, mahnte mich
erneut mein Gewissen und ich entschuldigte mich bei Gunnar wieder und wieder.
„Es tut mir leid. Ich hätte das nicht tun sollen.“
Er gab sich trotz alldem cool und
gelassen. Nahm mich in seine Arme und küsste mich. „Lass gut sein jetzt. Auch
wenn du mit ihm geschlafen hast, hat es zumindest seinen Zweck erfüllt, dass du
zum Teil erfahren hast, was seine Pläne sind.“
„Er will Rache“, warf ich ein. Nur um
meine Stimme zu erheben. Zu hören, was noch ein bisschen mehr wie bedauernd für
mich klang und mich beruhigte. Zumindest nahm ich das an. Denn es war gut
anzusprechen, dass meine Verfehlung, wenigstens dem Anschein nach, einen Sinn
zu haben schien.
Und kontemporär zu meinem schweren
Herzen wegen dem Vertrauensbruches, meldete sich meine Eifersucht.
„Du liebst Lara. Nicht wahr?“, fragte
ich fordernd. Hielt den Kopf dabei gesenkt und sah ihn von unter her an.
Gunnar atmete tief. „Ich mag sie. Ja.
Vielleicht So, wie du Derek magst.“
„Nein.“, schüttelte ich mit dem Kopf.
Denn ich war beileibe nicht in Derek verliebt. Es war ausschließlich eine
aufreizende Schwärmerei. „Du magst sie sicher um einiges mehr.“
„Und warum sagst du mir nicht, wie
sehr du Wanja liebst. Du erwähntest bereits, wie viel er dir in der
Vergangenheit bedeutet hat. Aber WAS bedeutet er die JETZT?“
Ich schnaufte. Sollte ich Gunnar
tatsächlich eine aufrichtige Antwort geben? Denn ich wusste genau, wenn mich
mein schlechtes Gewissen so derart plagte, war da noch immer Liebe zu Wanja in
mir. Alldieweil ich über Derek nicht einmal annähernd so nachdachte. Oder mich
fühlte. Außerdem war ich mir durchaus bewusst, dass in meinem Herzen
offensichtlich noch immer dazu bereit war, erneut mit ihm zu gehen. Denn
einerseits fühlte ich mich des Verrates an Gunnar schuldig. Jedoch
andererseits, ging mir Wanja nicht aus dem Kopf.
Gunnar wartete auf eine Antwort und
ich musste sie ihm geben. Sofort! Da führte anscheinend kein Weg daran vorbei.
Also gut.
Ich strich mir mit beiden Händen über
das Gesicht und stöhnte leise. „Ja. Vielleicht ist da doch noch etwas Liebe.
Mag sein.“, gab ich ihm bedauernd zu verstehen. Setzte jedoch noch im selben
Augenblick zur Gegendarstellung an. „Es war nicht nur die andere Frau, weswegen
ich ihn damals verließ. Er ist ein Ehrenmann. Daran besteht kein Zweifel. Er
sieht sich gern als der Ritter in der goldenen Rüstung, der das Fräulein vor
dem bösen Drachen errettet. Aber da sind noch sie viele andere Belanglosigkeiten,
die ich zum Anlass nahm zu gehen.“
„Die da wären?“, bohrte Gunnar nach.
Er schien es tatsächlich diese Mal genau wissen zu wollen.
„Sein übertriebener Ordnungssinn. Die
vehemente Disziplin. Das militärische in seiner Art. Das Männlichkeitsgetue und
die Denkweise über den Platz der Frau. Dem konnte und wollte ich mich nicht unterwerfen.
Das alles war mir zu durch und durch konservativ. Ich wollte frei sein von all
den Konventionen. Nicht unter derartigen Zwängen leben. Und dann noch die
Politik!“ Nun war beinahe alle raus und ich ereiferte mich. Die Wahrheit, sowie
meine eigenen Rechtfertigungen, flogen Gunnar nur so um die Ohren.
Gunnar begann zu lächeln. „Dann hast
du jetzt genau den richtigen Mann.“
Ich wusste genau, was er mit diesem
Ausspruch meinte. „Und was ist mit der Liebe?“, fragte ich sanft.
Gunnar schien es nicht fassen zu
können, wie ich so etwas überhaupt
fragen konnte. „Was denkst du nur? Ich liebe dich. Wir gehören zueinander.
Waren und werden immer zusammen sein. Auch wenn ich in diesem Leben aller
Wahrscheinlichkeit nach durch die Zeit in der Sekte Empfindungs- geschädigt
bin. Mag sein, dass ich gelegentlich meinen Neigungen folge mit Siv und ihren
Schwestern. Oder Verlangen nach anderen Frauen verspüre. Aber LIEBEN, Rea, tue
ich DICH!“
Und noch im gleichen Augenblick
veränderte sich sein Blick. Er schien traurig,
befangen, fast mutlos zu sein. Als hätte er gerade in seinem Inneren die
eigenen Fehler entdeckt. Denn er fragte: „Aber DU liebst mich doch und wirst zu
mir halten? Nicht wahr? Wir stehen das alles zusammen durch?!“
„Aber ja.“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
„Natürlich tue ich das!“
Offenkundig hatte auch Gunnar seine
Ängste und wusste genau, wo seine Fehler lagen.
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Ein angenehmer Schlaf übermannte mich
nach einem lebhaften und leidenschaftlichen Sex. So beschützt und geborgen in
Gunnars Armen. (Obgleich Wanjas Arme, an die ich dachte, viel stärker waren!) Da
war die pure Entspannung. Wohl auch, weil wir uns unsere Fehler gegenseitig
vergaben....was erleichternd war. Und trotz alledem NOCH in Liebe bei- und
miteinander waren.
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- Ein Video von Ian.. Nach so langer
Zeit des Schweigens. Sonderbar.
- Ein kurzer Anruf von Marie. Gunnar
war glücklich seine Kinder zu hören.
- Lisa Anekelea brachte am 22.
Februar ihre Tochter Lola zur Welt.
- Nichts von Kevin. Er scheint noch
immer gekränkt zu sein, dass ich ihn nicht erhörte.
- Wanja sendet mir ab und an eine
SMS. Ich antworte....manchmal.
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Heute Morgen schien GUNNAR die
Leidenschaft gepackt zu haben. Er wurde beinahe dreist.
„Du hast mein bestes Stück lange
nicht zwischen deine Lippen genommen. Wie wäre es damit?“ Er grinste. „Ahhh!
Jetzt denk’ nicht an Lara. Das war gestern. Und ich war bereits wieder in DIR
drin.“ Gunnar hatte in meinem Kopf gestöbert und die Bilder von Lara und ihm
gesehen, welche mich argwöhnisch plagten. „Ich geh ihn waschen und dann......“
Natürlich ließ ich mich darauf ein.
Warum auch nicht? Es glättete sicherlich weiterhin die eifersüchtigen,
zweifelnden, ängstlichen, beklemmenden, kummervollen Wogen zwischen uns und
trug zum Vertrauen bei. Selbst Gunnar schien dieses Verlangen zu teilen. Denn
auch er liebkoste mich überall.....