Freitag, 20. Februar 2015

Wanjas „Offensive“ und eine „Beschluss“



Über all’ den eigenen Schwierigkeiten, ist mir doch gänzlich entfallen, dass New Orleans Mardi Gras celebrierte. Marie wird glücklich gewesen sein!
Und im Übrigen vertrag’ ich nun aller Wahrscheinlichkeit nach doch keinen Kaffee mehr.....Maledita sea!! Vielleicht....gelegentlich.

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Es war reizvoll, noch einmal für einen kurzen Augenblick, für einen Abend und eine Nacht genießen zu können, was noch (m)ein zu Hause ist. Dennoch gab es Querelen der lauten und aggressiven Art. Zudem begegneten sich die zwei Rivalen.

Als wäre es Absicht gewesen, und möglicher Weise war es das auch, trafen Wanja und Gunnar aufeinander, als wir nach dem Dinner das Restaurant verließen.
Genau genommen hatten weder Gunnar noch ich vor, uns mit Wanja zu unterhalten. Jedoch ließ er uns keine Wahl. Er sprach und an. Richtete seine Worte, die einen durchaus spöttischen Unterton besaßen, direkt an Gunnar. Zudem überzog ein hämisches Grinsen sein Gesicht. Wanja weiß sehr wohl, dass Gunnar ihm in keinster Weise das Wasser zu reichen vermag. Vor allem im physischen und finanziellen Bereich. Und es sind genau die Domänen, die in dieser männlich geprägten und dominierten Gesellschaft zählen. Konkurrenzverhalten. Platzhirschgetue. Es muss sich beständig „duelliert“ werden. Worum auch immer. Obgleich es doch zumeist um das Imponiergehabe vor den jungen, weiblichen Vertretern unserer Spezies geht.
Gunnar ließ sich anfangs nicht provozieren, worauf Wanja offensichtlich auf irgendeine Weise aus war. Schob mich beiseite und hinter sich, um mich aus der verbalen Schusslinie zu nehmen. Nur auch an ihm prallen die Demütigungen und Verletzung seiner männlichen Ehre nur eine kurze Zeit lang ab, bis sich Risse in seinem imaginären Schutzpanzer bildeten, sodass die Kränkungen nun doch ihren Weg dorthin fanden, worauf sie von Wanja eigentlich gerichtet waren. Mitten ins Herz.
„Willst du dich etwa mit mir schlagen? Oder was?!“ Gunnar hatte provokativ einen Schritt nach vorne getan. „Dann los. Gehen wir raus. Lass es uns wie Männer regeln.“
Wanja lachte offen und überlegen, als hätte er einen Hund vor sich, der ihm an Bein gepinkelt hat und ihm nun auch noch Prügel androhte.
„Was soll das werden? Glaubst du wirklich, du kannst mich besiegen?“
„Du bis ja nur angefressen, weil dich Rea nicht mehr will. Benimmst dich wie ein trotziger kleiner Junge, dem man sein Spielzeug weggenommen hat.“
„Siehst du Rea als Spielzeug? Oder was?“, fragte nun Gunnar mit einem abwertendem Grinsen.
„Nein. Ich liebe sie.“, erwiderte Wanja schlicht und in seinen Augen stand Ehrlichkeit. Denn sein Blick streifte mich für einen kurzen Moment.
„Ich ebenso.“, gab Gunnar kund.
„Ach ja? Zeigst du ihr das, indem du sie mannigfaltig betrügst?“
„Sie weiß davon und außerdem geht es dich nichts an. Warum hat sie dich eigentlich verlassen? Hattest du nicht auch deine kleinen Affären?“
Wanja antwortete nicht und ging weiterhin in die Offensive.
„Du als Krimineller hat nicht annähernd das Recht mich zu tadeln.“
Oha. Das hatte gesessen. Gunnar glühte vor Zorn.
„Jetzt reicht es aber, du verdammter Scheißkerl. Lass endlich meine Frau in Ruhe. Sie will nichts mehr von dir!“
„Und wie kommt es dann, dass sie immer noch mit mir fickt?“
Ups! Jetzt wurde die Sache niederträchtig und verrucht. Gunnar stotterte. Gestikulierte. Ruderte und wusste nicht, was er antworten sollte. Wanja grinste nickend. „Ich habe es schon immer gewusst. Hast keine Eier in der Hose. Und hinterhältig bis du obendrein.“
Oh! Oh! Nun wurde Wanja überaus persönlich und gehässig. was Gunnar selbstredend nicht auf sich sitzen lassen konnte. Trotz alledem blieb er unerwarteter Weise beherrscht. „Was bildest du dir überhaupt ein? Kommst hier her und stielst anderen Männer klamm heimlich die Frau. Ist das vielleicht die feine englische Art? Ist das ehrenhaft?“ Gunnar wusste, wo Wanjas Schwächen lagen. Und er versuchte ihn genau dort zu packen, anstatt sich einer körperlichen Auseinandersetzung zu stellen, aus welcher er ohnehin als Verlierer herausgegangen wäre. Nichtsdestotrotz entdeckte ich in seinem Verhalten Tendenzen, die einen Kampf nicht ausschlossen. Was selbstverständlich völlig wirkungslos gewesen wäre.
Wanja lachte gerade heraus. Was Gunnar noch wütender werden lies. „Ich muss sie nicht stehlen. Sie kommt von ganz allein zu mir.“
Am allerliebsten hatte ich das Lokal verlassen. Die gesamte Situation wurde mir schlicht und einfach unerträglich. Was für ein Spektakel. Ein Highlight für die Gäste des Restaurants! Aber ich blieb, alldieweil ich wusste, dass ICH die letzte Bastion war, die ich einwerfen konnte, damit es nicht zum Äußersten kam. Denn DAS wäre für Gunnar sicherlich nicht gut ausgegangen. Andererseits wusste ich auch, dass Wanja es niemals wirklich soweit kommen lassen würde. Dennoch entschloss ich mich lieber zu bleiben.
Erneut wusste Gunnar nicht was er Wanja entgegnen sollte. Denn Wanja.....hatte nicht Unrecht. Ich war schließlich bereits zwei Mal freiwillig zu Wanja gegangen, als mich Gunnar wieder einmal offenkundig betrog.
Gunnar schnaubt und drehte ab. Wollte gehen und wandte sich kurz zu mir um. Wanja hielt ihm am Arm und in diesem Augenblick drohte die Lage tatsächlich zu eskalieren.
„Schluss damit!“, brüllte ich und trat zwischen die beiden. „Aufhören ihr zwei! Schämt ihr euch nicht?!“ Nun packte ich Gunnar am Ärmel seiner Jacke und zog ihn hinter mir her und aus der Lokalität heraus.

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Kein Wort hatte Gunnar mehr darüber von sich gegeben. Allerdings bemerkte ich, wie die Wut in ihm gärte. Er war anders als sonst. Ernst. Mürrisch und übellaunig. Verschlossen und gereizt. Bereit zur Explosion. Wie eine Bombe, deren Stift man gezogen hatte. Oder wie ein Tier, dass man in eine finstere Ecke, ohne Ausweg, gedrängt hatte.
Wir gingen zu Bett und legten uns nebeneinander ohne viele Worte.
„Schlaf jetzt.“, sagte er nur. „Wir fliegen Morgen.“
Aber dann doch noch die Vernunft. Die Besinnung. „Ich habe dich nicht verdient.“, sagte er leise und fast kapitulierend.
Ich schmiegte mich nur noch fester an ihn und streichelte seine Wange. Küsste seine Lippen und lächelte nur.

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Als wir in Berlin ankamen, telefonierte ich kurz mit meinem Vater, alldieweil ich wissen wollte, ob wir in einem Hotel unterkommen sollten oder nicht.
„Beeilt euch. Kommt her. Wir fahren noch heute.“
„Ähh.....ja.....wohin.“
„Das erkläre ich dir später. Ich dachte nur, ihr wolltet frühstmöglichst zurück nach Schweden.“
„Ja. Wegen Gunnars Bruder.“
„Ich weiß.“
Infolgedessen fuhren wir umgehend mit einem Taxi zum Haus meiner Eltern. Und vorn dort mit dem Auto vier Stunden bis an den Ort, den mein Vater für uns ausgesucht hatte.....als „Unterschlupf“. Als Zufluchtsort und Refugium, nebst Job für meinen Ehemann. Obligatorisch........
Gunnar rümpfte die Nase. Er wollte nicht.
Im Grunde unterschied sich das Ganze nicht viel von der Wohnung in Stockholm. Nur  viel abgelegener und eben in Deutschland. Und ich glaube zu wissen, DAS war der PUNKT. Deutschland. Gunnar gedeuchte es doch viel lieber in Schweden zu bleiben. Was ich durchaus verstand.
„Ob nun in Stockholm, in einem abgelegenen Nationalpark, oder hier. Es bleibt, was es ist. Ein vorübergehendes Asyl.“, argumentierte ich. „Und hier haben wir zumindest den Vorteil direkte Unterstützung zu erfahren. Also bleiben wir hier. Basta!“
Ups. Gunnar sah mich verdutzt an. Erdreistete sich jedoch in Gegenwart meines Vaters nichts zu erwidern.
Mein Vater schmunzelte. „Das ist meine Rea, wie ich sie kenne. Sie setzt durch was sie will.“
Ich wiegte den Kopf und sah ihn an. „Genau genommen ist es nicht wirklich DAS, was ich will! Nur was ich mir vorstelle ist derzeit bedauerlicher Weise nicht möglich. Infolgedessen muss ich aus dieser Situation das Beste machen. Und ich finde, das kann ich hier.“ Mein Vater nickte mir lächelnd und anerkennend zu.
„Oder hast du eine andere Idee?“, wandte ich mich an Gunnar, der nur noch mit dem Kopf schütteln konnte.
Was hätte er da gleichwohl noch entgegnen sollen?
Somit waren, auf unbestimmte Zeit, die Würfel gefallen!

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Wir übernachteten in Nürnberg.
Nach dem morgendlichen Sex mit Gunnar trafen wir uns alle noch einmal zum Frühstück. Mein Vater fragte, ob wir mit ihm zurück nach Berlin fahren würden. Gunnar verneinte und gab seinen Entschluss kund, welchen er noch nicht einmal mit mir besprochen hatte. „Wir fliegen von hier aus gleich nach Stockholm. Es gibt noch so viel zu klären.“
Gesagt. Getan..... und ich monierte nichts.

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Da wir verhältnismäßig spät in Stockholm abkamen, war an diesem Tag nichts mehr zu erledigen. Infolgedessen fuhren wir umgehend zum Zentrum, wo mich Gunnar bat mit meinem Wagen zu Erik zu fahren. „Ich will nicht, dass du deinem Russen hier noch einmal begegnest.“
„Und du?“, fragte ich entgeistert?
„Ich werde mich gleich Morgen um alles kümmern.“, wich er meiner Frage aus.
„Und heute Nacht schläfst du bei und mit Lara.“
Gunnar legte die Stirn in Falten und sah mich nachdenklich an, während er auf seiner Unterlippe kaute, was offensichtlich seine volle Aufmerksamkeit erforderte. Denn es eine ganze Weile dauerte, bis er mir antwortete. „Ja. Vielleicht. Ich weiß es noch nicht.“
„Warum bleibe ICH nicht mit DIR gemeinsam bis Morgen hier?“
„Ich möchte dich aus Wanjas Blickfeld und überhaupt seiner Nahe haben.“
Ich schnaufte. „Ich wollte mit DIR zusammen sein!“, beklagte ich mich. „Meinetwegen kannst du auch des Nachts, nachdem ich eingeschlafen bin, zu Lara gehen, wenn du es unbedingt musst.“
Gunnar verzog kurz den Mund zu einem Lächeln. „Weißt du was? Wir fahren beide JETZT zu Erik. Du wirst dort bleiben und ich fahre Morgen von dort aus nach Stockholm, um mich all unsere Angelegenheiten zu kümmern. Was hältst du davon?“
Ein zufriedenes Grinsen stieg in mir auf und legte sich auf mein Gesicht. Mit letzter Kraft sprang ich Gunnar förmlich an. Legte meine Arme um seinen Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Er drückte mich an sich und hielt mich fest. „Jag älskar dig också.”

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Am frühen Morgen, nein, am ganz frühen Morgen ist Gunnar los gefahren.
Ich bleib auf.....und schrieb.