Letztendlich entschied ich mich doch zum Zentrum zu fahren, um
mich aufhübschen zu lassen. Meiner Meinung nach war es aller höchste Zeit für
sämtliche beautification services, die das
Zentrum zu bieten hatte.
„Derek, du begleitest sie.“, war
Gunnars Bedingung. Er selbst blieb bei Erik und Viggo zurück.
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Es blieb nicht wirklich viel Zeit
Derek wahr zu nehmen. Er war für diese wenigen Stunden einfach nur ein Freund,
dem ich vertrauen konnte.
Bevor ich jedoch in den Zauberwald zu
Erik, Viggo und Gunnar zurückkehrte, hatte ich Christine und Thomas aufgesucht.
Die beiden sind ebenfalls am Packen und werden, wie es Thomas bereits plante,
nach Amerika übersiedeln. Am Ende willigte Christine doch noch ein, ihn nach
Montana zu begleiten.
Wanja sah ich nicht. Christine jedoch
erwähnte, dass er noch immer hier im Zentrum sei und man ihn fast täglich sähe.
Ob ich es nun bedauern, oder als glücklichen Zufall betrachten sollte, ihm NICHT begegnet zu sein, entzieht
sich leider meiner Kenntnis. Am liebsten hätte ich mir schon gewünscht ihn zu treffen, um ihn zur Rede zu stellen und Klarheit über
seine Absichten und vor allem darüber zu erhalten, ob ER tatsächlich an meiner
derzeitigen Lebenssituation die Schuld trägt.
Derek hatte noch rasch seine
restlichen Sachen in den Wagen gepackt und Imara Sumei seine Kündigung
überreicht.
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Gegen acht etwa, kamen wir zurück.
Viggo erwartete uns am Rand des Zauberwaldes, um uns den „richtigen“ Weg zu
weisen. Von der Rückbank des Wagens aus duftete es appetitlich. Denn ich hatte
mir im Restaurant allerlei Köstlichkeiten einpacken lassen, die am Ende von
allen als willkommene Abwechslung angenommen und gut gelaunt verspeist wurden.
Am Abend, man höre und staune,
schrieb ich einen Text über meine Passion zur Schriftstellerei.
Als ich so zu später Stunde im Bad
stand und meine Zähle putzt, kam Gunnar dicht an mich heran. Legte seine Arme
um meine Schultern und küsste mir den Nacken. Ich ließ mich nach hinten fallen
und kuschelte meinen Rücken an seine Brust.
„Du bist nicht böse, wenn wir heute
keinen Sex haben.“, hauchte er mir mit (aufgesetzt?) bedauernder Miene leise
ins Ohr.
„Nein. Natürlich nicht. Du weißt
doch, dass ich abends ohnehin meist zu müde bin.“
Gunnar küsste mich abermals,
währenddessen ich schief lächelnd den weißen Schaum samt Zahnbürste weiter in
meinem Mund rotieren ließ. Es war mir durchaus bewusst, warum er dergleichen
erwähnte. Zum einen genoss er mit Sicherheit noch immer die letzte Session mit
Siv und ihren Schwestern in seinem Kopf. Zum anderen plagte ihn das schlechte
Gewissen, alldieweil er wusste, dass sein Verhalten grundsätzlich nicht
richtig, nicht korrekt war und ich es genau genommen mehr oder weniger
„duldete“. (Weil mir aus der Lieber zu ihm heraus keine andere Wahl blieb.
Natürlich hätte ich bequemer Weise schon längst „die Seiten“ wechseln und zu
Wanja überlaufen können. Was aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso alle meine
Probleme, einschließlich der Finanziellen, gelöst hätte. Aber ich bin keine Kollaborateurin.
Keine Verräterin an meiner Liebe zu meinem Ehemann! Immerhin duldete er - genau
aus diesen Gründen - einen und zumeist von sich selbst ausgesuchten „anderen“
Mann in meiner Nähe. Wie Troels und jetzt Derek. Zwischendurch war es der
„versehrte“ Kevin, von dem er glaubte nichts zu befürchten zu müssen. Was
letztendlich gleichwohl der Wahrheit entsprach. Jedoch nicht, weil ich ihn
nicht hätte lieben können. Es gab schließlich eine Zeit, in welcher ich mir
ernsthaft hatte vorstellen können seine Frau zu werden. Nur, gerade seine Versehrtheit
war es, die mich abschreckte.)
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Heute, jetzt, um genau zu sein,
fahren Gunnar und ich nach Stockholm. Er wird seinen Bruder Hjalmar um Kontakte
für Model- oder movie-jobs bitten. Möglicherweise erfahren wir gleichwohl noch
weitere Neuigkeiten. Zudem hätte Carsten eine Wohnung für uns gefunden, welche
Gunnar gedenkt sich anzusehen.
Für mich ist es unfassbar und ich
vermag es selbst nicht zu glauben, was ich hier tue!
Eine Wohnung? Was soll das?? Warum
nicht (m)ein Haus??!! Oder zumindest ein Appartement!
Verflucht! Ich kann so nicht leben!
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Merkwürdiger Weise wird aus
irgendeiner Quelle in meine private Krankenkasse stets genug eingezahlt. Sodass
es mir zumindest in dieser Hinsicht an NICHTS fehlt.
Betreffend meiner Gesamtsituation
würde ich es dringlichst für nötig erachten mit Wanja zu sprechen. Aber Gunnar
ist (bislang) um keinen Preis bereit zu Kreuze zu kriechen und mich derartiges
tun zu lassen.
Sollte ich womöglich hier besser die
Zügel selbst in die Hand nehmen?
Ich denke darüber nach........