Montag, 16. Februar 2015

„Alter Zeiten“......erinnert



So im Nachhinein gedacht, hätte sich Hühnchen viel besser als Henne angehört....als „Überschrift“.
Gleichgültig. Geschriebenes Wort, geworfener Stein........

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Viggo, Derek und sogar Joseph bemühten sich am gestrigen Abend vorbildlich um mich. Erik sah nur lächelnd zu uns ließ sie gewähren. Ich ebenso.
Ein Küsschen für Viggo und eine Umarmung von Joseph. Während wir fernsahen, schmiegte ich mich an Derek. Und ebenso in der Nacht. Allerdings war ich zu müde für Intimitäten, welche er jedoch am Morgen mehr oder weniger einforderte. Ich gestand es ihm zu. Warum auch nicht.
Zudem plante ich ein geringfügiges Attentat auf Derek. Ich beabsichtigte zum Zentrum zu fahren, um mich massieren, frisieren und auffrischen zu lassen und ER sollte mich begleiten. Was er nach einigen kurzen, verweigernden Worten gleichwohl tat.

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Genau genommen hatte ich darauf gebaut Wanja eben NICHT zu begegnen. So wie es bisher stets gewesen war, wenn ich kurz hier vorbei schaute. Nur dieses Mal, war es nicht so.
Ich hatte so viel im Zentrum zu erledigen. Wollte noch einmal zum Haus. Einige Sachen für mich und Gunnar einpacken. Im Restaurant speisen und mir meine Lieblingsgerichte zum Mitnehmen verpacken lassen. Christine und Thomas aufsuchten und womöglich sogar noch ein paar Neuigkeiten aus der Gerüchteküche erhaschen.
Auf dem Weg zum Haus jedoch kam mir Wanja entgegen. Derek wollte mich gerade noch überreden umzukehren, oder einen anderen Weg zu nehmen. Aber ich ging ohne Furcht weiter. Ließ es darauf ankommen. Was sollte denn schon geschehen?
„Hallo schöne Frau.“ Wanja lächelte mich voller ehrlicher Freude mich zu sehen an. Was ich in seinen Augen sehen konnte.
Ich nickte nur kurz und wollte schon weiter gehen, als er das Wort erneut an mich richtete, sodass ich nun doch stehen bleiben musste.
„Hast du schon eine Entscheidung getroffen?“
In diesem Moment kochte der Zorn in mir auf, alldieweil ich an meine „eingefrorenen“ Konten und das verlorene Zentrum, mein zu Hause, dachte. Ich drehte mich zu ihm um und tat einen Schritt auf ihn zu, dass ich direkt vor ihm stand. Derek, der bereits die Situation abzuwenden gedachte, indem er mich am Ärmel meines Mantels zog, gebot ich still zu schweigen. Er blieb während des gesamten Gespräches, welches ich nun mit Wanja führte, auf etwa drei Meter Abstand zu mir stehen. Sprungbereit. Versteht sich.
„Gib mir mein Geld zurück!“, forderte ich ohne Umschweife.
Er stutzte. Lächelte freundlich weiter und fragte: „Welches Geld?“
„Du weißt ganz genau WAS ich meine!“
In diesem Augenblick wurde er ernst. „DU hast alles selbst in der Hand, meine Liebe. Komm mit mir und ALLES ist wieder dein. Das Zentrum, wenn du es noch magst, mein Geld, mich“, bei diesem Wort zwinkerte er mir leicht zu und ein verschmitztes Lächeln huschte kurz über sein Gesicht, „und alles was dir sonst noch fehlt.“
„Und was wenn nicht?“ Meine Tonart wurde um einiges milder. Ich hatte Wanja während er sprach genau betrachtet und mich an die „schönen Zeiten“ mit ihm rück-erinnert. Warum noch mal hatte ich ihn eigentlich verlassen? Weil er mich betrogen hatte? Und was tat Gunnar jetzt? Vielleicht sogar in diesem Augenblick!
Ich schnaufte und senkte meinen Blick. Biss mir auf die Unterlippe und in diesem Moment bemerkte Wanja, dass ich schwankte, zögerte, mit mir haderte. Nur hatte er seinen Satz bereits begonnen: „Dann lebe mit deinem ach so tollen Ehemann, der dich tausendmal mehr betrog und noch betrügen wird, in Armut.“, ereiferte er sich nun mit funkelten Augen im gleichen Maße wie ich vorher. Lenkte jedoch dann rasch wieder ein und seine Gesichtszüge glätteten sich erneut zu einem Lächeln. „ICH würde dich nie mehr betrügen. Habe nicht auch ICH eine zweite Chance verdient? Vor allem, nach all dem, was mir dein Ehemann und sein Onkel angetan hat.“
Ich schüttelte hektisch mit dem Kopf. Tat so, als wüsste ich nicht, um was es hier geht. „Was glaubst du, dass sie dir antaten? Beispielsweise kriminelle Leute für eine falsche Zeugenaussage honorieren? Oder Beamte bestechen, damit du verhaftet wirst?“
Wanja lachte und tat nun seinerseits, als wisse er von nichts. „Wovon redest du?“
„Du weißt ganz genau wovon ich rede!“
„Ich war immer ein Ehrenmann.“, bemerkte er ernst, mit einem treuen Hundeblick. „War ich je unehrlich?“
„Wenn es deinen Zielen genutzt hat!“
„Tut das nicht jeder......ein bisschen?“ Wanja schmunzelte und presste die Lippen aufeinander.
Am aller liebsten hätte ich ihm Rache vorgeworfen, was jedoch impliziert hätte, dass ich von Eriks und Gunnars magischen Manipulationen gewusst hätte. Also schwieg ich und sah ihn weiterhin direkt ins Gesicht. Flog in meinen Gedanken mit meinen Händen über seine Wangen, seine Stirn und berührte seine Lippen mit den Meinen.
Stopp!!! Ermahnte ich mich selbst. Schluss damit.
Wanja hatte es auch dieses Mal registriert und griff nach meiner Hand. „Du liebst mich doch noch ein wenig. Nicht wahr?“
Noch im selben Augenblick sprang Derek einen Meter vor. Ich hob die Hand und gebot ihm erneut zu schweigen und abzuwarten. „Es geschieht mir schon nichts.“
Zögerlich nickte ich Wanja zu, löste meine Hand aus seiner und ging....weiter. Derek folgte mir.
„Du weiß wo du mich findest.“, hörte ich Wanja noch sagen.
Und während ich an Wanja dachte, an mir zweifelte und ihn mit Gunnar verglich, redete Derek aufgeregt von der Seite auf mich ein. „Genau DAS sollte nicht passieren. Deshalb riet ich dir eben NICHT hier her zu kommen. Aber du.....“.......usw......
Es hagelt Vorwürfe über Vorwürfe. Ich reagierte nicht darauf und in meinem Hirn folgte ich der Option.......mit Wanja zu gehen.

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Mittlerweile bin ich zurück in Eriks Zauberwald.
Gunnar ist allerdings noch immer nicht hier angekommen.....und ich werde mich hüten ihn mit Anrufen zu behelligen. Hat er mir etwas zu sagen, wird er sich von selbst bei mir melden.