So im Nachhinein gedacht, hätte sich Hühnchen
viel besser als Henne angehört....als „Überschrift“.
Gleichgültig. Geschriebenes Wort,
geworfener Stein........
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Viggo, Derek und sogar Joseph
bemühten sich am gestrigen Abend vorbildlich um mich. Erik sah nur lächelnd zu
uns ließ sie gewähren. Ich ebenso.
Ein Küsschen für Viggo und eine
Umarmung von Joseph. Während wir fernsahen, schmiegte ich mich an Derek. Und
ebenso in der Nacht. Allerdings war ich zu müde für Intimitäten, welche er
jedoch am Morgen mehr oder weniger einforderte. Ich gestand es ihm zu. Warum
auch nicht.
Zudem plante ich ein geringfügiges Attentat
auf Derek. Ich beabsichtigte zum Zentrum zu fahren, um mich massieren, frisieren
und auffrischen zu lassen und ER sollte mich begleiten. Was er nach einigen
kurzen, verweigernden Worten gleichwohl tat.
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Genau genommen hatte ich darauf
gebaut Wanja eben NICHT zu begegnen. So wie es bisher stets gewesen war, wenn
ich kurz hier vorbei schaute. Nur dieses Mal, war es nicht so.
Ich hatte so viel im Zentrum zu
erledigen. Wollte noch einmal zum Haus. Einige Sachen für mich und Gunnar
einpacken. Im Restaurant speisen und mir meine Lieblingsgerichte zum Mitnehmen
verpacken lassen. Christine und Thomas aufsuchten und womöglich sogar noch ein
paar Neuigkeiten aus der Gerüchteküche erhaschen.
Auf dem Weg zum Haus jedoch kam mir
Wanja entgegen. Derek wollte mich gerade noch überreden umzukehren, oder einen
anderen Weg zu nehmen. Aber ich ging ohne Furcht weiter. Ließ es darauf
ankommen. Was sollte denn schon geschehen?
„Hallo schöne Frau.“ Wanja lächelte
mich voller ehrlicher Freude mich zu sehen an. Was ich in seinen Augen sehen
konnte.
Ich nickte nur kurz und wollte schon weiter
gehen, als er das Wort erneut an mich richtete, sodass ich nun doch stehen
bleiben musste.
„Hast du schon eine Entscheidung
getroffen?“
In diesem Moment kochte der Zorn in
mir auf, alldieweil ich an meine „eingefrorenen“ Konten und das verlorene
Zentrum, mein zu Hause, dachte. Ich drehte mich zu ihm um und tat einen Schritt
auf ihn zu, dass ich direkt vor ihm stand. Derek, der bereits die Situation
abzuwenden gedachte, indem er mich am Ärmel meines Mantels zog, gebot ich still
zu schweigen. Er blieb während des gesamten Gespräches, welches ich nun mit
Wanja führte, auf etwa drei Meter Abstand zu mir stehen. Sprungbereit. Versteht
sich.
„Gib mir mein Geld zurück!“, forderte
ich ohne Umschweife.
Er stutzte. Lächelte freundlich
weiter und fragte: „Welches Geld?“
„Du weißt ganz genau WAS ich meine!“
In diesem Augenblick wurde er ernst.
„DU hast alles selbst in der Hand, meine Liebe. Komm mit mir und ALLES ist
wieder dein. Das Zentrum, wenn du es noch magst, mein Geld, mich“, bei diesem
Wort zwinkerte er mir leicht zu und ein verschmitztes Lächeln huschte kurz über
sein Gesicht, „und alles was dir sonst noch fehlt.“
„Und was wenn nicht?“ Meine Tonart
wurde um einiges milder. Ich hatte Wanja während er sprach genau betrachtet und
mich an die „schönen Zeiten“ mit ihm rück-erinnert. Warum noch mal hatte ich
ihn eigentlich verlassen? Weil er mich betrogen hatte? Und was tat Gunnar
jetzt? Vielleicht sogar in diesem Augenblick!
Ich schnaufte und senkte meinen
Blick. Biss mir auf die Unterlippe und in diesem Moment bemerkte Wanja, dass
ich schwankte, zögerte, mit mir haderte. Nur hatte er seinen Satz bereits
begonnen: „Dann lebe mit deinem ach so tollen Ehemann, der dich tausendmal mehr
betrog und noch betrügen wird, in Armut.“, ereiferte er sich nun mit funkelten
Augen im gleichen Maße wie ich vorher. Lenkte jedoch dann rasch wieder ein und
seine Gesichtszüge glätteten sich erneut zu einem Lächeln. „ICH würde dich nie
mehr betrügen. Habe nicht auch ICH eine zweite Chance verdient? Vor allem, nach
all dem, was mir dein Ehemann und sein Onkel angetan hat.“
Ich schüttelte hektisch mit dem Kopf.
Tat so, als wüsste ich nicht, um was es hier geht. „Was glaubst du, dass sie
dir antaten? Beispielsweise kriminelle Leute für eine falsche Zeugenaussage
honorieren? Oder Beamte bestechen, damit du verhaftet wirst?“
Wanja lachte und tat nun seinerseits,
als wisse er von nichts. „Wovon redest du?“
„Du weißt ganz genau wovon ich rede!“
„Ich war immer ein Ehrenmann.“,
bemerkte er ernst, mit einem treuen Hundeblick. „War ich je unehrlich?“
„Wenn es deinen Zielen genutzt hat!“
„Tut das nicht jeder......ein
bisschen?“ Wanja schmunzelte und presste die Lippen aufeinander.
Am aller liebsten hätte ich ihm Rache
vorgeworfen, was jedoch impliziert hätte, dass ich von Eriks und Gunnars
magischen Manipulationen gewusst hätte. Also schwieg ich und sah ihn weiterhin
direkt ins Gesicht. Flog in meinen Gedanken mit meinen Händen über seine
Wangen, seine Stirn und berührte seine Lippen mit den Meinen.
Stopp!!! Ermahnte ich mich selbst.
Schluss damit.
Wanja hatte es auch dieses Mal registriert
und griff nach meiner Hand. „Du liebst mich doch noch ein wenig. Nicht wahr?“
Noch im selben Augenblick sprang
Derek einen Meter vor. Ich hob die Hand und gebot ihm erneut zu schweigen und
abzuwarten. „Es geschieht mir schon nichts.“
Zögerlich nickte ich Wanja zu, löste
meine Hand aus seiner und ging....weiter. Derek folgte mir.
„Du weiß wo du mich findest.“, hörte
ich Wanja noch sagen.
Und während ich an Wanja dachte, an
mir zweifelte und ihn mit Gunnar verglich, redete Derek aufgeregt von der Seite
auf mich ein. „Genau DAS sollte nicht passieren. Deshalb riet ich dir eben
NICHT hier her zu kommen. Aber du.....“.......usw......
Es hagelt Vorwürfe über Vorwürfe. Ich
reagierte nicht darauf und in meinem Hirn folgte ich der Option.......mit Wanja
zu gehen.
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Mittlerweile bin ich zurück in Eriks
Zauberwald.
Gunnar ist allerdings noch immer
nicht hier angekommen.....und ich werde mich hüten ihn mit Anrufen zu behelligen.
Hat er mir etwas zu sagen, wird er sich von selbst bei mir melden.