Freitag, 10. November 2017

Ein empfindsamer Mann



Sasha ging erneut und unvermittelt vor mir auf die Knie. „Heirate mich.“, bat er aus heiterem Himmel.
„Ich bin doch bereits verheiratet.“, antwortete ich ihm.
„Ja, ich weiß.“, war seine Antwort mit schierer Verzweiflung im Gesicht. „Wenn du frei wärst und Gunnar nicht kennen würdest, sähest du eine Zukunft für uns?“ Sein wehmütiger Blick sprach Bände und trafen mich (oder sollte mich treffen?) sehr tief im Inneren. Vermutlich benötigte er erneut eine Bestätigung aus meinem Mund, um zumindest weiterhin hoffen zu können.
Mit einem „Ja.“, gab ich ihm kurz und knapp zu verstehen, dass es für mich durchaus denkbar sei, mit ihm zusammen zu leben (vielleicht auch irgendwann?????? Wer weiß.). „Aber ich trage keinen Blutdiamanten.“, schwenkte ich um, um diesem Thema zu entgehen.
„Wenn du magst kaufe ich dir einen silbernen Ring mit einem Stein, der dir gefällt.“, ging er darauf ein. Aller Wahrscheinlichkeit nach in der Hoffnung, bei dieser Thematik bleiben zu können. „Gold wäre allerdings schon besser. Meinst du nicht?“
„Im Augenblick tage ich Gunnars Ring und möchte keinen anderen. Es tut mir leid Sasha. So ist es eben.“

Dem erneuten Heiratsantrag von Sasha war am Morgen ein eher intimes Gespräch voraus gegangen, dessen Inhalt sich unter den anwesenden Erwachsenen ausgebreitet hatte. Was mir genau genommen schon ein wenig peinlich und nicht meine Absicht gewesen war. Jedoch nicht wegen der beiden Männern Sasha und Kevin. Sondern doch eher wegen Kevins Frau Janina. SIE kannte ich am Wenigsten und ich weiß, dass sie mich (hasst) nicht mag. Daher war ich eben NICHT darauf erpicht, mit ihr so derart Persönliches zu teilen.
„Was ist los mit dir?“, hatte mich Kevin gefragt, als ich aus dem Schlafzimmer kam und Sasha mit besorgter Miene hinter mir her in Richtung Bad. „Ist alles in Ordnung?“
Ich druckste herum. Bedeutete ihm einen Augenblick Geduld zu haben. Denn in diesem Moment hatte ich nicht vor, ihm eine Antwort auf seine Frage zu geben. Aber da ich Kevin bereits SO lange kannte und in der Lage war, mit IHM über alles zu reden, gleich, was es auch betraf, antwortete ich ihm etwas später, als wir alleine waren, wahrheitsgemäß.
Jedoch zuerst tat Sasha sich vor. Entschuldigte sich tausend Mal dafür. Dass beim Sex offenbar etwas schief gegangen war, sodass ich…..tja nun,….blutete.
„Es liegt an mir.“, sagte ich zu ihm, in der Hoffnung, er würde sich beruhigen. Denn er war aufgeregt. Zudem entsprach es gleichwohl der Wahrheit. Es war tatsächlich ein Problem meinerseits
„Dann müssen wir eben besser darauf achten. Es gibt doch zahlreiche Cremes, um dir den Verkehr zu erleichtern. Ich weiß, mein Penis ist offenbar ein wenig groß.“
„Daran lag es nicht.“, wurde ich beinahe noch ungeduldig und wies ihn zurück. Erklärte ihm jedoch dann……usw…..usf…..was ich HIER, an dieser Stelle nun wirklich nicht wiederholen will.
„Dann müssen wir zukünftig Wege finden, damit dies nicht wieder passiert.“
Ich nickte nur. Hob und senkte demoralisiert die Schultern. „Und so etwas möchtest du tatsächlich bis zum Ende deiner Tage an deiner Seite haben?“
„JA!“, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen. So eindeutig und klar.
„Ich kann dich nicht verstehen.“, sagte ich noch leise zu ihm und ER, Sasha, nahm mich in den Arm. „Alles ist gut. Hab‘ keine Angst. Ich bin bei dir.“, sprach es und drückte mich fest an sich.
Wow! Dachte ich so. Also doch ein äußerst empfindsamer Mensch (der mich liebt). Alles war sehr emotional. Die Situation spiegelte sich in unseren Gesichtern wieder, sodass sich Kevin, als er mir begegnete, offenbar veranlasst sah, mir diese Frage zu stellen.
„Derartiges ist dir mit mir aber nie passiert,….soweit ich mich erinnere.“, merkte Kevin mit aufmunternder Stimme an und schon kam Janina dazu, der Kevin mit einer Handbewegung zu verstehen gab, dass sie wieder gehen solle. Janina war total verdutzt und stand einen Augenblick lang da, bis sie dann schließlich gekränkt auf der Ferse drehte und ging.
„Du hast Recht. Aber damals war mein Körper noch gesund und noch nicht von so vielen Medikamenten geschädigt. JETZT wäre es durchaus möglich, dass es mir mit dir genauso erginge. W-e-n-n- DU wieder……, tja und, du weißt, was ich sagen will.“
Kevin grinste und winkte dann ab. Ja, ich weiß und ich werde bald wieder……KÖNNEN. Glaube mir! UND....es wäre mir selbstverständlich gleich. Ich würde dich trotz all deiner Problemchen nehmen.“, spielte er meine Kränklichkeiten mit einem Lächeln herunter, welches umwerfend war. OH JA! Kevin war äußerst charmant!!!!!
Wir redeten noch eine Weile sehr,….sehr offen miteinander, bis Janina erneut erschien.
Ich winkte sie heran. „Es tut mir leid Janina. Verzeih deinem Mann.“, entschuldigte ICH mich anstelle Kevins bei ihr. „Es ist nichts Bedenkliches für dich. Es ist nur….“, stotterte ich weiter, „ich kann so gut mit Kevin über alles reden.“ Und schon stand Sasha neben ihr, der noch im Augenblick verstand, um was es ging. Er runzelte die Stirn.
„Was ist?“, fragte ich ihn.
„Besprichst du alles mit Kevin?“
„Verstehst du nicht, wie angenehm es ist, dass NOCH jemand außer dir hier ist, mit dem ich reden kann?“
Sasha kratze sich ein wenig verlegen am Kinn und nickte. „Natürlich. Du hast Recht. Verzeih. Also weiß er jetzt über alles Beschied?“ (Kam es ein wenig süffisant herüber.) Sasha kräuselte die Stirn.
Ich nickte“. Ja. Warum nicht?“, verteidigte ich mich.
„Und sie“, Sasha drehte den Kopf und sah zu Janina hin, „Weiß es ebenfalls?“
Janina nickte. Denn ich hatte ihr schon ansatzweise erklärt, um was es in dem Gespräch zwischen mir und Kevin gegangen war.
Sasha schien trotz alledem ein wenig verstört, ob meiner Offenheit, vor allem wohl Kevin gegenüber, alldieweil es so intime Dinge betraf.
„Sasha bitte.“, begann ich noch einmal die Situation zu bereinigen. „Ich vertraue Kevin und vermag mit ihm nun einmal wie mit einem guten Freund zu reden. Denn genau DAS ist er auch Und ich kenne ihn schon von Kindesbeinen an aus Deutschland.“
„Schon gut. Kein Problem.“, sprach es und ging duschen. Und gleich danach,……der wiederholte Heiratsantrag. 

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Es ist kalt geworden hier. Heute Nacht waren es minus sieben Grad……….
Alles ist gut…im Augenblick. Von Gunnar nichts. Und Erik erreiche ich ebenso wenig.