Sasha hatte alles in die Wege geleitet. Gleichwohl mit
seinem Vater besprochen, mit welchem wir gemeinsam nach Portland flogen. Wir allerdings
blieben dort und Jakov reiste noch umgehend (nach der Geschäftsbesprechung mit
irgendwelchen Kunden) zurück.
Im Groben bedeutet dies nun, das Haus, welches ich mir
andeutungsweise für ein mögliches Heim in Portland erwählte, war einzugsbereit.
In jedem Fall zum Übernachten. Es muss alles überaus zügig von Statten gegangen
sein. Es war ohnehin schon fertig und möbliert. Aber auch die wichtigsten
Gebrauchsgegenstände (in Küche, Wohnzimmer und Bad) waren/sind vorhanden und
noch darüber hinaus. Damit meine ich, sogar der Kühlschrank war gefüllt mit
Lebensmitteln. Wow! Sasha hat an alles gedacht. Hatte offenbar alles in Auftrag
gegeben.
Vor einigen Tagen war kurz die Rede vom Wohnen in Oregon
und ich bestand auf einem kleinen Haus in Rock Creek. Nichts
Besonderes, oder Spektakuläres. Nur ein recht einfaches Haus inmitten anderer.
Für mich war es, zu dieser Zeit, nur ein Hirngespinst. Eine vage Idee, die
aller Wahrscheinlichkeit nach so wie so niemals in die Materie käme und nun bin
ich hier.
Ich vermag nicht zu sagen, WER von den beiden Männern der
Urheber dieser Idee gewesen ist. In jedem Fall wurde beschlossen, dass Sasha geschäftsbedingt
sein Domizil, jedoch anscheinend vorerst nur vorübergehend (?), in Portland zu
beziehen hat. Warum auch immer, weiß ich nicht. Das Haus in Montreal bleibt
(uns?) jedoch erhalten, so wie es ist.
Wie lange ich dieses Leben mit Sasha allerdings noch
aufrechterhalten werde, lieg ganz und gar bei Gunnar, der sich noch immer nicht
bei mir gemeldet hat. Gleichwohl nicht bei Erik. Zumindest wird es mir von ihm
genauso vermeldet. Sasha allerdings, spricht sich für Klarheit, klare
Verhältnisse aus. Ich solle mich entscheiden. Er drängt mich allerdings nicht.
Die Gespräche über eine etwaige Zukunft von mir und ihm,
welche Sasha nur allzu gerne einleiten und festmachen würde, bewegten sich in
dem Rahmen, wie ER sie gerne sieht. Selbstredend räumt er ein völliges
Loslösen, um meinetwillen, von seiner Familie ein. Jedoch eher widerwillig und
zunehmend mit größer und größer werdenden Vorbehalten.
„Was soll ich denn tun?“, fragte er mich dann. „Mein Vater
erwartet von mir, dass ich die Geschäfte so allmählich übernehme. Vor allem
deshalb sind wir hier. Eigentlich war vorgesehen, dass dieses Haus erst unser
wird, wenn du dich eindeutig für mich entscheidest. Aber nun ist es im
Augenblick, zum Wohle des Geschäftes vorteilhaft, wenn wir hier in Portland wohnen.
Ich bin abgestellt, um das Antiquitätengeschäft von hier aus zu leiten.“
„Abgestellt?“
„Sasha lachte. „Das war nur ein Scherz. Wenn ich
irgendwann die Geschäfte vollständig übernehme, ist es notwendig mich mit allen
Aspekten vertraut zu machen, welches unser Unternehmen beinhaltet.“
„O-k-a-y…..“
„Verstehst du nicht Rea, dass es für mich immer
schwieriger wird, mich ausschließlich auf deine Seite zu stellen, respektive
stellen zu wollen, und mich somit von meiner Familie und meinen Wurzeln
abzuschneiden. Mein Vater verlässt sich auf mich. Ob mit oder ohne dich. Er
nimmt an, dass du dich in absehbarer Zeit so wie so endgültig für mich
entscheidest. Und wenn nicht,…..“ Sasha schnaufte, sah zu Boden und machte ein
betrübtes Gesicht.
„Was nichts anderes bedeutet, als dass ich
mich letztendlich deinen Regeln und denen deiner Familie beugen muss.“, stellte
ich nüchtern fest. „Infolgedessen fällt der Part, wo DU und ich alleine irgendwo
zusammen leben so wie so aus, weil du offenbar keine Wahl mehr hast. Aber hat
man die nicht immer? Du könntest als Jurist, Politiker oder Polizeichef
arbeiten. Wäre das nicht genug?“
Auf meine Fragen ging Sasha nicht ein.
„So schlimm ist meine Familie doch nicht wirklich“, was
streng genommen eine Frage hätte sein sollen. „und wir müssen schließlich kein
orthodoxes Leben führen, sowie mein Bruder in Israel. Eher so wie meine Eltern.
Gelegentlich die Synagoge besuchen. Unsere Hochzeitsfeier und andere Feste
natürlich jüdisch. Was ist schon dabei?“, spielte Sasha nun die Tatsache
herunter, dass ich offenbar und/oder ganz und gar den Glauben wechseln
soll. „Wäre das nicht ein interessanter
Aspekt für dich, ganz anders wie bisher zu leben. Und SO anderes muss es
schließlich auch nicht werden. Einfach nur zusammen sein. Wir beide. Sei
unvoreingenommen. Steig‘ ein in mein Leben und alles wird gut. Du wirst
sehen.“, beschwor er mich fast.
„Was wird mit dem Zentrum?“
„Wenn du unbedingt möchtest, dann behalte es. Oder
überschreibe es Kevin. Und sollte sich Gunnar doch noch irgendwann wieder
melden, dann meinetwegen auch ihm.“
„Aber wie könnte ich mich von Gunnar trennen, wenn er
nicht mehr auffindbar ist/wäre?“
„Das geht zu regeln.“, wurde er bestimmt.
OH! Aha. So ist das also……..mit Geld scheint
offensichtlich schier alles möglich zu sein.
Sasha merkte noch an, dass wir aller Wahrscheinlichkeit
nach NICHT in diesem Haus bleiben. Letztendlich stimmte ich ihm zu. Denn, das
Haus im Inneren mag recht ansprechend eingerichtet sein. Jedoch die Lage ist
nicht gut. DAS hatte ich nicht bedacht. Die Straße verläuft nicht weit vom
Haus. Nur von einem Mäuerchen und ein paar wenigen Bäumen getrennt und die
Nachbarschaft ist weniger als einen Steinwurf entfernt. Also nichts Privates.
Ich gab Sasha zu verstehen, dass es ein Fehler war, mir DIESES Haus auszusuchen.
Sollte wir, sollte ICH, doch längerfristig hier in Portland bleiben, ziehen wir
voraussichtlich noch einmal um.
„Der Vertrag ist noch nicht bindend. Wir bleiben
bestenfalls zwei bis vier Wochen hier und in dieser Zeit, suchen wir weiter.
Ich mag die Lage nicht.“
Das Haus in Montreal war ein echter Glücksgriff. Es
gefällt mir dort tausend Mal besser als hier.
Alles in allem stehe ich nun eher auf unsicheren Füßen.
Wartend auf Gunnar und Sasha nicht zusagend. Vage bleibend mit Antworten, was
unsere (?) Zukunft betrifft. Denn, gleichwohl ich JEZTZ bei Sasha bin, liebe
ich noch immer meinen Mann und warte darauf, endlich von ihm zu hören.
Mag sein, dass Sashas Welt doch recht verlockend ist mit
all den Limitlosigkeiten. Dennoch…….wähle ich immer wieder ein Leben mit
Gunnar, wenn er mir (weiterhin) die
Möglichkeit dazu gibt.