Erik rief an und gab mir von Gunnar das ersehnte
Lebenszeichen und, dass er, trotz seiner Trauen, an mich denkt.
Zu gegebener Zeit, wenn er bereit dazu wäre, würde er sich
bei mir melden. Und bis dahin, solle ich nicht allzu sehr über ein Leben mit
wem auch immer nachsinnieren. Der Jude solle nicht denken der Kampf um mich sei
nun bereits entschieden. So wäre das nicht. ER wäre mein Mann und
niemand anderes. Punkt.
Welch‘ Erleichterung!!!
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Kevin, mit seiner Frau Janina und seinem Sohn Vince,
welcher am Ende des letzten Monates neun Jahre alt geworden ist, sind gestern
Abend hier angekommen. Seine Pfleger Max Bernhardt und Matthias Kröning sind
selbstverständlich ebenso dabei und es scheint ihnen allen hier doch recht gut
zu gefallen. Sie mögen es hier zu sein. Und Sasha empfindet es offensichtlich als Bereicherung, ein paar
Männer hier zu haben, mit denen er plaudern kann.
Janina spielt mir die vertraute
Freundin vor. Ich jedoch traue ihr nicht. Sie hatte schon immer einen Hass
auf mich. Zuvorderst wegen ihrer Schwester und gleichermaßen was Kevin
betrifft.
Am heutigen Morgen beim frückstücklichen Scherzen mit
Kevin entglitt mir ausversehen, aus der Unterhaltung heraus, der Satz: „Ich
liebe dich auch.“ Ups! Für einen Augenblick lang hielten alle inne, sahen mich an,
dann zu Janina hin und runzelten die Stirn.
Späterzu sagte sie mir: „Ich weiß, dass Kevin dich noch
liebt.“ Ich hielt kurz den Atem an und sah zweifelnd zu ihr hinüber. Während
ihre Augen in meinen forschten, strahlten sie eine gewisse Wehmut aus. Dann
lehnte sie sich zurück und breitete kapitulierend die Arme aus. „Wer liebt dich
denn nicht?“, fragte sie mit lauter Stimme.
„Janina.“, suchte ich sie zu beruhigen. „So ist das doch
nicht. Im Grunde kann ich froh darüber sein, wenn mich wer haben will mit all
meinen Kränklichkeiten.“
„Bist du deshalb bei Gunnar geblieben, obwohl er dich
betrog?“
„Nein. Weil ich ihn liebe.“
„Und trotzdem bis du hier.“
Ich schnaufte durch. „Ich bekam JETZT die Möglichkeit
einen Versuch zu starten, wie leben mit Sasha ist. Warum sollte ich diesen
nicht nutzen? Es schadet niemand und ich bin nicht allein.“
„Also bleibst du bei ihm?“
„Nein. Natürlich nicht.“
Janina schaute verdutzt zu mir herüber. Sie verstand
offenbar meine Art zu leben nicht.
„Ich liebe meinen Mann.“, erklärte ich weiter. „Und jetzt,
wo er durch Eriks Zauber endlich frei von Betrügereien ist, wäre es doch
paradox, ließe ich ihn ziehen. Zudem, mit Verlaub und dem nötigen Respekt vor
den Toten, gibt es nun ebenso keine Alexa mehr. Was stünde uns jetzt noch im
Weg, um glücklich miteinander zu sein? Natürlich weiß ich, dass ihm der Tod
seines Sohnes enorme Schmerzen zufügt und es sicherlich mehr als eine Weile
braucht, bis er so einigermaßen normal weiterzuleben vermag.“
„Der Zauber.“, wiederholte Janina meine Worte und
schmunzelte. Offenbar glaubte sich nicht an Hexerei (Schamanismus, Druidentun
usw.). Trotz alledem beschimpfte sie mich damals als Hexe, als Kevin nach dem
Unfall im Krankenhaus lag und ich ihn besuchte. SIE hatten mich belogen und
damals glauben lassen, er sei tot. Nun, ich vergab ihr diesen Betrug.
„Aber Sasha glaubt das doch? Oder nicht?“, fragte sie
schon beinahe entsetzt.
„Sasha genießt meine Gegenwart und hofft, dass sie von
Dauer sein wird. Weiß jedoch ebenfalls, dass ich Gunnar liebe. Das sagte ich
ihm. Ich belüge doch niemanden.“ rechtefertigte ich mich, wo es doch, aus
meiner Sicht, keinerlei Anlass dafür gab. Aber dennoch……