Obgleich es nicht gelingen
mag, mir eine etwas längere Pause des Schreibens einzuräumen, waren die wenigen
Tage der Abstinenz doch einigermaßen erholsam.
Überdies kam ich mit mir
darin überein, mich bezüglich der täglichen Diary-Einträge nicht mehr unter
Druck zu setzen. Dahingehend kann es zukünftig möglich sein, dass es nicht
vehement an jedem Tag hier etwas zu lesen geben wird, so denn es gleichwohl
nichts zu berichten gibt.
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Gunnars Gesichter sind
vielseitig.
Zu aller erst ist da das
Ehemann-Gesicht. Das Alltägliche. DAS, welches ich jeden Morgen, wenn ich die
Augen öffne und, nun ja, beinahe jeden Abend sehe, kurz bevor ich sie schließe.
Oder das Chef-Gesicht, mit
Anzug und Krawatte als Beilage.
Das Freizeit-Gesicht. Das
Rote, das trinkt und das mit den dicken Augenringen. Das Fan-Gesicht beim
Fußball. Das Entspannte. Rasierte. Bärtige. Das Lüsterne. Durstige. Gierige.
Das Wissende und Kluge. Das in sich Ruhende. Das Ehrliche und Verheimlichende.
Das Ertappte. Widerwillig Preisgebende, welches ich des Öfteren in den letzten
Tagen zu sehen bekam. Aber war es tatsächlich ein widerwilliger Ausdruck? Zähne
knirschend? Oder doch eher nachgebend. Erleichtert. Ich vermag es nicht fortwährend gänzlich zu deuten.
Gunnars Geburtstag, war
ein Tag voller Überraschungen. Für ihn, ebenso wie für mich. Ich spendierte ihm
ein Feuerwerk, welches beinahe und buchstäblich ins Wasser zu drohen fiel, und
genau genommen war es für mich nicht wirklich eine Überraschung, Siv, ihre
Schwestern und Elena unter den Gästen vor zu finden.
Nun, es war „sein“ Tag.
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Die anschließenden Tage richtete
sich Gunnars Aufmerksamkeit und im gleichen Maße seine Sexualität vermehrt auf
mich. Natürlich war mir, sowie Gunnar bewusste, dass Erik „uns beide verhext“
hatte, und Gunnar fand dies völlig in Ordnung so.
Warum nicht? Wenn es
seinen „Zweck“ erfüllt. Dachte ich und beließ es dabei.
Jedoch, so viel Zeit, wie
ich mir gewünscht hätte, verbrachte Gunnar dann doch nicht mit mir. Da war die
Arbeit im Office. Seine Brüder. Die Trink-Kumpane. Der Fußball. Das Modeln und
nicht zuletzt Siv und Elena.
Am Montag, als Hammarby
spielte, ließ er mich erneut allein. Ich wollte es gleichwohl bleiben. Dachte es
aushalten zu können. Vermochte es jedoch nicht und rief Paul zu mir. Er
leistete mir Gesellschaft. Nicht mehr und nicht weniger, und ging, als ich
eingeschlafen war.
Es war natürlich ein
unruhiger Schlaf, ohne Gunnar. Ich erwachte gegen drei. Zog mir etwas über und
ging instinktiv ein paar hundert Meter in Richtung Office, wo sich meine
Befürchtungen bestätigten. Denn ich sah Licht im obersten Stockwerk. Was nur
Eines bedeuten konnte. Gunnar war dort mit Siv? Oder wer weiß wem.
Nein! Dieses Mal ging ich
nicht weiter. Sondern wendete und kehrte zum Haus zurück. Denn es war mir mit
Nichten nach sexuellen Abartigkeiten.
Eine gute Stunde verging,
bis Gunnar zu mir kam. Frisch geduscht und parfümiert legte er sich zu mir ins
Bett. Kuschelte sich an meinen Körper und schlief zufrieden ein. Nur währte
sein Schlaf unglücklicher Weise gerade zwei Stunden, was mich im Grunde doch ein
wenig schadenfroh stimmte. Denn ich weckte ihn als der Arzt mit seinen vampiristischen
Schwestern gegen halb sieben gedachte mich aus dem Schlaf zu reißen.
Nach dem Frühstück
begleitete ich Gunnar zum Office. Christine war
jedoch der Meinung, er solle sich lieber um MICH kümmern und ER selbst könne
ebenso noch ein wenig Ruhe vertragen, wie sie augenzwinkernd bemerkte.
Im Haus
angekommen, stellte ich Gunnar zur Rede. Er gestand mir freimütig und ohne den
Eindruck eines fehlerhaften Verhaltens zu erwecken oder ganz und gar einer
Schuld, das er im Anschluss an das Fußballspiel noch bei Hajlmar und dann mit
Siv in seinem „Spielzimmer“ gewesen wäre. Betonte jedoch, dass es
ausschließlich Siv war. Niemand anderes. Was ich nun schlicht und unkritisch
hinzunehmen hatte und ebenso tat. Was erwartete ich denn anderes?
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Während ich mich via Handy
bei Erik beschwerte, dass sein Zauber offensichtlich nun doch nicht gelungen
war, wie ich eigentlich anfänglich wohlwollend vermutete, war Gunnar bereits
erneut auf dem Weg zu Siv, um einen Termin bezüglich einer neuen Wohnung für
sie wahrzunehmen. Genau genommen hatte ich ihn an diesem Abend nach Stockholm
begleiten wollen. Dachte möglicherweise Troels bei Elena anzutreffen, welche
Gunnar gewiss aufsuchen würde. Hatte es jedoch am Ende zugelassen, dass Gunnar
mir dieses Vorhaben ausredete.
Schlussendlich war ich
erneut allein und orderte Paul zu mir.
Wir sprachen über die Tage
in Berlin, das sich näher kommen und Jason, welcher ihm, Paul zu verstehen
gegeben hatte, dass da etwas zwischen ihm, Jason und mir, Rea lief.
Wie konnte er nur? Männer
mit ihren reißerischen Geschichten, in denen sie sich gegenseitig zu
übertrumpfen suchen mit samt ihrem Platzhirschgetue.
Und just im selben
Augenblick klopfte es an der Tür und Jason stand vor der Selben.
Selbstredend nutzte ich
diese Gelegenheit, um vor beider Ohren kund zu tun, dass da eben NICHTS mit
Jason gewesen war und ich ausschließlich nicht allein sein wollte.
Währenddessen jeder von
uns dreien seine eigene, ihm zum Wohle gereichende Wahrheit verkündete, platzte Jasons Frau Lisa
unaufgefordert herein und tobte ihren eifersüchtigen Kampf.
„Einmal kann ich
verzeihen. Zweimal übersehen. Aber ein drittes Mal sollte sich deine Frau
beherrschen. Wenn nicht, werdet ihr das Zentrum verlasen.“, drohte ich Jason mit
(s)einer Entlassung.
Was für ein beschissener
Abend!
Gunnar kam unerwartet früh
zurück. Stellte mich jedoch vor die Tatsache, dass er gleich am nächsten Morgen
noch einmal zu Siv fahren wolle, welche sich bis dahin über ein JA oder NEIN zu
der vorgeschlagenen Wohnung äußern sollte, um eine endgültige Entscheidung
treffen zu können.
Dieses Mal gedachte ich
Gunnar nicht zu begleiten. Alldieweil ich mit Gewissheit wusste, Troels dort
nicht antreffen zu können, selbst wenn er Elena besuchte. Denn, so völlig
beiläufig hatte Gunnar erwähnt, dass Troels gekündigt und seinen Resturlaub
genommen hätte.
Ich war entsetzt! Er
wendete sich vollends von mir ab. Ich erreichte ihn bis dato noch immer nicht.
Was ist nur geschehen, dass er mich so vehement von sich weißt? Ist es
tatsächlich nur wegen dieses einen Wortes?
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Beginne ich etwa
tatsächlich zu akzeptieren was da geschieht?
Mit Siv, ihren Schwestern, Elena, dem Fußball, dem Modeln und den
Besuchen bei seinen Brüdern? Gestehe ich Gunnar widerstandslos und
uneingeschränkt seine Neigungen und die daraus folgenden Handlungen zu? Seine
„Karriere“, die sich nunmehr erneut bis in die Filmbranche erstreckt, und
ebenso die gelegentlichen Stippvisiten bei Elena?
Ich bin es schlicht und
einfach leid, ihm in beständiger Eifersucht zu begegnen. Ihm pausenlos böse zu
sein und zu schmollen. Warum sich so unnütz quälen? Wenn doch alles viel unkomplizierter
sein kann.
Gunnar geht seinen Weg,
und es ist wie es ist. Daran werde ich nichts ändern. Gleichgültig wie sehr ich
mich auch gräme. Oder eben nicht.
Es tut mir nicht gut, in
beständiger Misslaunigkeit zu leben. Traurig und einsam meine Bahnen zu ziehen.
Wozu?
Ich übe mich im Verstehen,
Verzeihen, Ignorieren und Vertrauen. Der
Gewissheit, seien Worten in meinem Herzen Raum zu geben, das dies alles NICHTS
mit uns zu tun hat. Das wir uns lieben, vertrauen und als Seelenpartner auf
ewig zusammen sein werden. Im vorherigen, in diesem, sowie im nächsten Leben.
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„Sollte ich nicht bei
ihnen sein?“, fragte Sarah, die mich allein beim Lunch im Restaurant vorfand,
da Gunnar noch nicht (von der Wohnungssuche mit Siv) zurückgekehrt war.
Nun, möglicherweise nutzte
er sogleich diese Gelegenheit, um bei Elena vorbei zu schauen. Dachte ich so
und ließ mich von Sarah zum Office geleiten.
Christine sah nicht
fröhlich aus, als ich ihr Büro betrat.
„Was ist geschehen?“,
fragte ich sie.
Sie atmete tief und
schnaufte. „Heute ist ein echt beschissener Tag. Das Indernet funktioniert nicht.
Irgendwelche Leute klagen gegen uns und andere wollen Geld. Die Telefone der
Hütten sind ebenso wenig funktionstüchtig wie die Strom- und Wasserleitungen.
Zu allem Überfluss“, sie nickte mit dem Kopf und sah mir über die Schulter,
„sind die Russen dabei das Zentrum zu übernehmen und sprechen von Sabotage. Ich
weiß nicht mehr weiter. Hast du vielleicht eine Idee?“
„Und Gunnar kümmert sich
derzeitig lieber um die Wohnung seiner Domina.“, entfuhr es meinen Lippen.
Christine warf mir einen
kurzen verzweifelten Blick zu und senkte den Kopf.
Draußen im Flur sah ich
Thomas und Dahl mit den Russen lautstark reden und gestikulieren.
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich dachte die Russen hätten was sie wollten.“
„Hhmm.“ Christine machte
eine abwertende Geste. „Sie bekommen den Rachen nicht voll.“
„In der Tat benötigen wir dringlichst
Lösungen.“, bemerke ich ebenso.
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Gunnar kam erst gegen neun
Uhr abends. Hatte mich somit beinahe den gesamten Tag allein gelassen und seine
Arbeit vernachlässigt. Zumindest dachte ich das.
„Ich weiß bereits
Bescheid.“, sprach es, küsste mich auf die Wange und begab sich umgehend unter
die Dusche.
Immerhin hatte er mich
heute Morgen gefickt. Unerwarteterweise. Als ich auf die Fensterbang gelehnt
nach draußen sah, kam er von hinten und verschwendete keinerlei Zeit. Schob
mein Kleid nach oben, meinen Slip nach unten und seinen bereits erigierten
Penis in mich hinein.
In der Zwischenzeit hatte
ich via iPhone Wanja um Hilfe gebeten. Die Anwälte waren ebenso bereits
informiert und die Wartungsteams befanden sich auf dem Weg ins Zentrum.
Gunnar kam aus dem Bad
zurück, setzte sich neben mich auf die Couch und berichtete mir von seinem Tag.
Er und Siv hätten sich noch einmal drei Wohnungen angesehen.
Zwischendurch gespeist und am Ende hätte sie sich umgehend für eine
entschieden.
Während er in Elenas
Wohnung gewesen war, hätte Christine angerufen und ihn über die Lage im Zentrum
informiert. Er hätte sich nun sogleich auf den Weg zu den Russen begeben, um mit
ihnen zu reden und zu verhandeln. Sie hätten ihn warten lassen. Beinahe drei
Stunden lang. Hätten Macht demonstriert und sich unversöhnlich gegeben. Aus
diesem Grund wäre er so spät zurückgekommen. Erzählte er mir und entschuldigte
sich noch einmal dafür. Mit einen Kuss auf die Lippen, die Stirn, die Wangen,
den Hals......
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„Hast Du Elena gefickt“,
vermochte ich mir die Frage nicht zu verkneifen.
Er schien sich anfänglich
zu winden. Bis schlussendlich ein „Nein“ zu hören war, welches mir jedoch
einigermaßen unglaubwürdig erschien.
Ich schnaufte. Ignorieren.
Dachte ich. Ignorieren, und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Schob meine
Hand in die seine und kuschelte mich an meinen Ehemann.