Montag, 12. August 2013

Vertrauens-Prüfungen


Auktionen


Das Glück war mir  am gestrigen Tage bedauerlicherweise nicht hold. Ich bekam nicht alles, was ich hätte haben wollen. Stapelte viel zu tief. Wird nicht noch einmal vorkommen.

Der Sonntagabend scheint stets das „große Finale“, wo die meisten Auktionen zu Ende gehen. Man bereitet sich besser darauf vor und ist sich sicher, was man tatsächlich ersteigern möchte. „Halbe Sachen“ gehen meist „in die Hose“. Wenn man unentschlossen ist.


Gunnar
Erneut war ich gefordert einen Vertrauensbeweises zu erbringen. Indem ich etwas hinzunehmen hatte, was nicht meine unbedingte Zustimmung fand. Jedoch vermute ich, dass ich künftig noch einiges dieser und ähnlicher Art erdulden muss. Wie beispielsweise das Fußballspiel am heutigen Abend, und die Tage, wenn er allein mit Marie bei Erik weilt.
Chris Cunningham feierte gestern seinen dreißigsten Geburtstag und hatte Gunnar selbestverständlich dazu eingeladen.
Als ”anständige und gewissenhafte” Ehefrau, gesellte ich mich zu meiner Schwiegermutter und half, den Ihrigen am 13. August vorzubereiten.
Christine nutzte diese Gelegenheit, um mit mir zu ”plaudern”.
”Was ist das eigentlich mit dir und dem Russen? Man erzählt sich da so Einiges.”
Ich rollte meine innerlichen Augen dreimal um die eigene Achse, biß mir auf die Zunge und legte ein (fast) gekonntes Lächeln auf. ”Was erzählt man sich denn so?”, fragte ich mit einer Unschuldsmiene, die glaubwürdig, jedoch zynische Züge trug.
Nun war Christine es, die mich mit einem durchdringenden Blick versah.
”Wie stehst du zu ihm?”, wurde sie deutlicher und kürzte die Liste ihrer Fragen merklich ab.
”Nun. Ich war fünf Jahre mit ihm liiert. Es war eine ungewöhnlich spektaküläre Liebe, deren Reste ich noch immer spühre. War es DAS, was du (hören) wissen wolltest?”, konnte ich mir ein wenig Hohn nicht verkneifen.
”Nein. Ich wollte wissen, wie weit du mit ihm gegangen bist, und ob er dich zurück gewinnen will.”
”Ah! Du möchtest, dass ich dir mein Herz offenbare. Dir sage, ob er mich gefickt hat und ob meine Gefühle noch so präsent sind, dass sie gefählich für deinen Sohn werden könnten?”
Sie funkelte mich an und ich sah wie der Zorn in ihr aufstieg.
”Erzähle mir schlich und einfach, was in den vergangenen Tagen geschehen ist, als Gunnar in New York war.”, blieb sie fordergründig höflich, aber dennoch überaus direkt und fordernd.
”Ich denke, dass ist eine Angelegnheit zwischen Gunnar und mir. Meinst du nicht?”, wurde ich schnippig.
”Natürlich. Wie du meinst.”, sie drehte sich von mir weg und damit war dieses Thema  abgeschlossen. Hingegen die Spannung zwischen uns noch den Rest der Zeit unseres Zusammenseins anhielt.

Auf dem Rückweg zu unserem Haus stattete ich jener Geburtstagsparty einen kurzen Anstandsbesuch ab. Versicherte Gunnar, dass ich gleichwohl ohne ihn zurecht kommen würde. Blieb noch etwa zehn Höflichkeits-Minuten und ging.
”Viel Spaß beim bieten und kaufen.”, sagte er nur und trank einen Schluck aus seiner Flasche.

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Nein. Ich begab mich nicht augenblicklich zu meinem Notebook. Ein kleiner Umweg zu Troels Hütte musste sein. Ich gedachte mich seiner Zuneigung zu versichern. Wollte ihn sehen, sprechen, seine Stimmung prüfen.
Erneut war es Mads, der mir öffnete. Mich aber nicht herein bat. „Troels arbeitet. Ist in Stockholm.“
Ich schüttelte verdutzt den Kopf. „Ich versteh nicht. Ich setzte mich für ihn ein und man versicherte mir, dass wieder hier im Zentrum arbeiten könne.“
„Er wollte das nicht.“
Oh! Nun hatte es mir in der Tat die Sprach verschlage, und ich fragte bewusst ein wenig dümmlich: „Warum?“
Mads räusperte sich. Holte einen tiefen Atemzug. „Es geht um wohl um Frieda. Er will sicher gehen, dass ich nichts passiert. Vielleicht sollten sie das mit ihm besprechen.“
„O-k-a-y.“
War das soeben eine „Ausladung“? Ein „am besten du gehst jetzt“?
Ich dachte mit Troels „Entschuldigung“ wäre alles geklärt. Offensichtlich hatte ich da etwas missverstanden.  War ihm diese Frieda in der Tat so wichtig, dass er nicht hier in meiner Nähe sein wollte oder konnte. Sondern viel lieber bei ihr? Möglicherweise fickt er sie doch. Allerdings könnte sie beinahe seine Enkelin sein. Nein! Das ist unmöglich. Ich vermag nicht zu glauben, dass ich mich in Troels so derart getäuscht hätte.

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Ich vermag nicht zu sagen, was mich an diesem Abend, entgegen meiner Gewohnheit zeitig schlafen zu gehen bewog, vor dem Fernsehgerät auszuharren und mir einen klaustrophobisch, grotesken movie bis nachts gegen zwei Uhr anzuschauen. War es etwa das Warten auf Gunnar. So ganz ins geheim und instinktiv.
Er kam kurz bevor ich ohnehin zu Bett gehen wollte. Der Alkohol war bereits von weitem zu riechen.
Ich hasse es? Ich hasse es? Ich hasse es!
Muss jeden Tag ein Bier getrunken werden, dass „Mann“ stinkt wie eine Brauerei?
Was für ein Glück, dass er nicht noch raucht. Was ich mit Nichten ertragen könnte. Erinnerte es mich doch viel zu sehr an Jack.
Ich kehrte ihm den Rücken zu, als er sich an mich kuschelte und genüsslich grunzend einschlief.
Männer!

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Nun. Am heutigen Abend gibt es Fußball. Ein weiterer Grund sich zu betrinken und vor allem zu Hjalmar und was weiß ich noch wohin zu fahren.
Ich sinne bis dahin darüber nach, in wie weit ich meine Treue aufrecht zu erhalten gedenke. Waren meine zornigen Gedanken kurz nach dem mühsamen Aufstehen heute Morgen.
Wie war das noch einmal mit dem „Vertrauen“?

Der ausgedehnte Fernsehabend gereicht mir nicht wirklich zum Wohle.
Es geht mir Scheiße. Gelinde gesagt.
Gunnar geht es in dieser Hinsicht offenbar nicht viel besser.
„Du willst tatsächlich heute noch zum Fußball gehen?“, witzelte ich während unseres gemeinsamen Frühstückes.
„Ja.“, kam die Antwort mit gequältem Grinsen.
„Wie wäre es, wenn ich dich begleite?“, fragte ich mehr zum Scherz.
„Wenn du eine Horde grölender, saufender Männer ertragen kannst? ICH hätte nichts dagegen.“
„Ach! Ist das so?“
„Komm mit.“ forderte mich Gunnar auf und breitete die Arme aus. Machte eine einladende Geste und streckte sich bei dieser Gelegenheit gähnend.
„Du hast Recht.“, wechselte ich für mich das Thema und Gunnar stutzte. Dachte, ich nähme seine Einladung an.
„Ein geregelter Tagesablauf scheint in der Tat besser für mich zu sein.“
Gunnars Gesichtszüge entspannten sich.
„Jedoch DIR könnte dies ebenso wenig schaden.“ Ein kleines, genüssliches Grinsen huschte über mein Gesicht und Gunnar biss sich nickend auf die Lippe.
„Ja. Ist einen Gedanken Wert. Ich gehe schließlich mit rießen Schritten auf die Vierzig zu.“
„Da wird es tatsächlich Zeit, dass du erwachsen wirst.“, setzte ich mit genugtuendem Schmunzeln nach.
Gunnar schnaufte. „Hätte meine Mutter nicht gerade Morgen ihren Geburtstag, würde ich mir heute frei nehmen und mit dir irgendwohin fahren. Schlicht und einfach den Tag genießen, und am Abend“, er sah mich an und grinste, „kommst du mit mir zum Fußball.“
Meinte er dies nun tatsächlich ernst? War es eine wiederholte Einladung mitzukommen? Sehnte er sich möglicherweise sogar danach, dass ich mehr mit ihm unternahm?
Könnte ich es doch nur?
Gerade JETZT ist bedauerlicher Weise ein unsäglich schlechter Zeitpunkt. Das verabreichte Medikament tut seine verzögerte Wirkung. Was ebenso der Grund für meine Schwäche sein mag. 


In jedem Fall gedenke ich meiner "Möglichkeiten"!