Donnerstag, 29. August 2013

Eine Woche ist vergangen – Ein Resümee der Kompromisse



Obgleich es nicht gelingen mag, mir eine etwas längere Pause des Schreibens einzuräumen, waren die wenigen Tage der Abstinenz doch einigermaßen erholsam.

Überdies kam ich mit mir darin überein, mich bezüglich der täglichen Diary-Einträge nicht mehr unter Druck zu setzen. Dahingehend kann es zukünftig möglich sein, dass es nicht vehement an jedem Tag hier etwas zu lesen geben wird, so denn es gleichwohl nichts zu berichten gibt.


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Gunnars Gesichter sind vielseitig.
Zu aller erst ist da das Ehemann-Gesicht. Das Alltägliche. DAS, welches ich jeden Morgen, wenn ich die Augen öffne und, nun ja, beinahe jeden Abend sehe, kurz bevor ich sie schließe.
Oder das Chef-Gesicht, mit Anzug und Krawatte als Beilage.
Das Freizeit-Gesicht. Das Rote, das trinkt und das mit den dicken Augenringen. Das Fan-Gesicht beim Fußball. Das Entspannte. Rasierte. Bärtige. Das Lüsterne. Durstige. Gierige. Das Wissende und Kluge. Das in sich Ruhende. Das Ehrliche und Verheimlichende. Das Ertappte. Widerwillig Preisgebende, welches ich des Öfteren in den letzten Tagen zu sehen bekam. Aber war es tatsächlich ein widerwilliger Ausdruck? Zähne knirschend? Oder doch eher nachgebend. Erleichtert. Ich vermag  es nicht fortwährend gänzlich zu deuten.


Gunnars Geburtstag, war ein Tag voller Überraschungen. Für ihn, ebenso wie für mich. Ich spendierte ihm ein Feuerwerk, welches beinahe und buchstäblich ins Wasser zu drohen fiel, und genau genommen war es für mich nicht wirklich eine Überraschung, Siv, ihre Schwestern und Elena unter den Gästen vor zu finden.
Nun, es war „sein“ Tag.


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Die anschließenden Tage richtete sich Gunnars Aufmerksamkeit und im gleichen Maße seine Sexualität vermehrt auf mich. Natürlich war mir, sowie Gunnar bewusste, dass Erik „uns beide verhext“ hatte, und Gunnar fand dies völlig in Ordnung so.
Warum nicht? Wenn es seinen „Zweck“ erfüllt. Dachte ich und beließ es dabei.
Jedoch, so viel Zeit, wie ich mir gewünscht hätte, verbrachte Gunnar dann doch nicht mit mir. Da war die Arbeit im Office. Seine Brüder. Die Trink-Kumpane. Der Fußball. Das Modeln und nicht zuletzt Siv und Elena.
Am Montag, als Hammarby spielte, ließ er mich erneut allein. Ich wollte es gleichwohl bleiben. Dachte es aushalten zu können. Vermochte es jedoch nicht und rief Paul zu mir. Er leistete mir Gesellschaft. Nicht mehr und nicht weniger, und ging, als ich eingeschlafen war.
Es war natürlich ein unruhiger Schlaf, ohne Gunnar. Ich erwachte gegen drei. Zog mir etwas über und ging instinktiv ein paar hundert Meter in Richtung Office, wo sich meine Befürchtungen bestätigten. Denn ich sah Licht im obersten Stockwerk. Was nur Eines bedeuten konnte. Gunnar war dort mit Siv? Oder wer weiß wem.
Nein! Dieses Mal ging ich nicht weiter. Sondern wendete und kehrte zum Haus zurück. Denn es war mir mit Nichten nach sexuellen Abartigkeiten.
Eine gute Stunde verging, bis Gunnar zu mir kam. Frisch geduscht und parfümiert legte er sich zu mir ins Bett. Kuschelte sich an meinen Körper und schlief zufrieden ein. Nur währte sein Schlaf unglücklicher Weise gerade zwei Stunden, was mich im Grunde doch ein wenig schadenfroh stimmte. Denn ich weckte ihn als der Arzt mit seinen vampiristischen Schwestern gegen halb sieben gedachte mich aus dem Schlaf zu reißen.
Nach dem Frühstück begleitete ich Gunnar zum Office. Christine war jedoch der Meinung, er solle sich lieber um MICH kümmern und ER selbst könne ebenso noch ein wenig Ruhe vertragen, wie sie augenzwinkernd bemerkte.
Im Haus angekommen, stellte ich Gunnar zur Rede. Er gestand mir freimütig und ohne den Eindruck eines fehlerhaften Verhaltens zu erwecken oder ganz und gar einer Schuld, das er im Anschluss an das Fußballspiel noch bei Hajlmar und dann mit Siv in seinem „Spielzimmer“ gewesen wäre. Betonte jedoch, dass es ausschließlich Siv war. Niemand anderes. Was ich nun schlicht und unkritisch hinzunehmen hatte und ebenso tat. Was erwartete ich denn anderes?

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Während ich mich via Handy bei Erik beschwerte, dass sein Zauber offensichtlich nun doch nicht gelungen war, wie ich eigentlich anfänglich wohlwollend vermutete, war Gunnar bereits erneut auf dem Weg zu Siv, um einen Termin bezüglich einer neuen Wohnung für sie wahrzunehmen. Genau genommen hatte ich ihn an diesem Abend nach Stockholm begleiten wollen. Dachte möglicherweise Troels bei Elena anzutreffen, welche Gunnar gewiss aufsuchen würde. Hatte es jedoch am Ende zugelassen, dass Gunnar mir dieses Vorhaben ausredete.
Schlussendlich war ich erneut allein und orderte Paul zu mir.
Wir sprachen über die Tage in Berlin, das sich näher kommen und Jason, welcher ihm, Paul zu verstehen gegeben hatte, dass da etwas zwischen ihm, Jason und mir, Rea lief.
Wie konnte er nur? Männer mit ihren reißerischen Geschichten, in denen sie sich gegenseitig zu übertrumpfen suchen mit samt ihrem Platzhirschgetue.
Und just im selben Augenblick klopfte es an der Tür und Jason stand vor der Selben.
Selbstredend nutzte ich diese Gelegenheit, um vor beider Ohren kund zu tun, dass da eben NICHTS mit Jason gewesen war und ich ausschließlich nicht allein sein wollte.
Währenddessen jeder von uns dreien seine eigene, ihm zum Wohle gereichende  Wahrheit verkündete, platzte Jasons Frau Lisa unaufgefordert herein und tobte ihren eifersüchtigen Kampf.
„Einmal kann ich verzeihen. Zweimal übersehen. Aber ein drittes Mal sollte sich deine Frau beherrschen. Wenn nicht, werdet ihr das Zentrum verlasen.“, drohte ich Jason mit (s)einer Entlassung.
Was für ein beschissener Abend!

Gunnar kam unerwartet früh zurück. Stellte mich jedoch vor die Tatsache, dass er gleich am nächsten Morgen noch einmal zu Siv fahren wolle, welche sich bis dahin über ein JA oder NEIN zu der vorgeschlagenen Wohnung äußern sollte, um eine endgültige Entscheidung treffen zu können.
Dieses Mal gedachte ich Gunnar nicht zu begleiten. Alldieweil ich mit Gewissheit wusste, Troels dort nicht antreffen zu können, selbst wenn er Elena besuchte. Denn, so völlig beiläufig hatte Gunnar erwähnt, dass Troels gekündigt und seinen Resturlaub genommen hätte.
Ich war entsetzt! Er wendete sich vollends von mir ab. Ich erreichte ihn bis dato noch immer nicht. Was ist nur geschehen, dass er mich so vehement von sich weißt? Ist es tatsächlich nur wegen dieses einen Wortes?


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Beginne ich etwa tatsächlich zu akzeptieren was da geschieht?  Mit Siv, ihren Schwestern, Elena, dem Fußball, dem Modeln und den Besuchen bei seinen Brüdern? Gestehe ich Gunnar widerstandslos und uneingeschränkt seine Neigungen und die daraus folgenden Handlungen zu? Seine „Karriere“, die sich nunmehr erneut bis in die Filmbranche erstreckt, und ebenso die gelegentlichen Stippvisiten bei Elena?
Ich bin es schlicht und einfach leid, ihm in beständiger Eifersucht zu begegnen. Ihm pausenlos böse zu sein und zu schmollen. Warum sich so unnütz quälen? Wenn doch alles viel unkomplizierter sein kann.
Gunnar geht seinen Weg, und es ist wie es ist. Daran werde ich nichts ändern. Gleichgültig wie sehr ich mich auch gräme. Oder eben nicht.
Es tut mir nicht gut, in beständiger Misslaunigkeit zu leben. Traurig und einsam meine Bahnen zu ziehen. Wozu?
Ich übe mich im Verstehen, Verzeihen, Ignorieren  und Vertrauen. Der Gewissheit, seien Worten in meinem Herzen Raum zu geben, das dies alles NICHTS mit uns zu tun hat. Das wir uns lieben, vertrauen und als Seelenpartner auf ewig zusammen sein werden. Im vorherigen, in diesem, sowie im nächsten Leben.


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„Sollte ich nicht bei ihnen sein?“, fragte Sarah, die mich allein beim Lunch im Restaurant vorfand, da Gunnar noch nicht (von der Wohnungssuche mit Siv) zurückgekehrt war.
Nun, möglicherweise nutzte er sogleich diese Gelegenheit, um bei Elena vorbei zu schauen. Dachte ich so und ließ mich von Sarah zum Office geleiten.
Christine sah nicht fröhlich aus, als ich ihr Büro betrat.
„Was ist geschehen?“, fragte ich sie.
Sie atmete tief und schnaufte. „Heute ist ein echt beschissener Tag. Das Indernet funktioniert nicht. Irgendwelche Leute klagen gegen uns und andere wollen Geld. Die Telefone der Hütten sind ebenso wenig funktionstüchtig wie die Strom- und Wasserleitungen. Zu allem Überfluss“, sie nickte mit dem Kopf und sah mir über die Schulter, „sind die Russen dabei das Zentrum zu übernehmen und sprechen von Sabotage. Ich weiß nicht mehr weiter. Hast du vielleicht eine Idee?“
„Und Gunnar kümmert sich derzeitig lieber um die Wohnung seiner Domina.“, entfuhr es meinen Lippen.
Christine warf mir einen kurzen verzweifelten Blick zu und senkte den Kopf.
Draußen im Flur sah ich Thomas und Dahl mit den Russen lautstark reden und gestikulieren.
Ich schüttelte den Kopf. „Ich dachte die Russen hätten was sie wollten.“
„Hhmm.“ Christine machte eine abwertende Geste. „Sie bekommen den Rachen nicht voll.“
„In der Tat benötigen wir dringlichst Lösungen.“, bemerke ich ebenso.


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Gunnar kam erst gegen neun Uhr abends. Hatte mich somit beinahe den gesamten Tag allein gelassen und seine Arbeit vernachlässigt. Zumindest dachte ich das.
„Ich weiß bereits Bescheid.“, sprach es, küsste mich auf die Wange und begab sich umgehend unter die Dusche.
Immerhin hatte er mich heute Morgen gefickt. Unerwarteterweise. Als ich auf die Fensterbang gelehnt nach draußen sah, kam er von hinten und verschwendete keinerlei Zeit. Schob mein Kleid nach oben, meinen Slip nach unten und seinen bereits erigierten Penis in mich hinein.

In der Zwischenzeit hatte ich via iPhone Wanja um Hilfe gebeten. Die Anwälte waren ebenso bereits informiert und die Wartungsteams befanden sich auf dem Weg ins Zentrum.
Gunnar kam aus dem Bad zurück, setzte sich neben mich auf die Couch und berichtete mir von seinem Tag.
Er und Siv hätten sich noch  einmal drei Wohnungen angesehen. Zwischendurch gespeist und am Ende hätte sie sich umgehend für eine entschieden.
Während er in Elenas Wohnung gewesen war, hätte Christine angerufen und ihn über die Lage im Zentrum informiert. Er hätte sich nun sogleich auf den Weg zu den Russen begeben, um mit ihnen zu reden und zu verhandeln. Sie hätten ihn warten lassen. Beinahe drei Stunden lang. Hätten Macht demonstriert und sich unversöhnlich gegeben. Aus diesem Grund wäre er so spät zurückgekommen. Erzählte er mir und entschuldigte sich noch einmal dafür. Mit einen Kuss auf die Lippen, die Stirn, die Wangen, den Hals......


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„Hast Du Elena gefickt“, vermochte ich mir die Frage nicht zu verkneifen.
Er schien sich anfänglich zu winden. Bis schlussendlich ein „Nein“ zu hören war, welches mir jedoch einigermaßen unglaubwürdig erschien.
Ich schnaufte. Ignorieren. Dachte ich. Ignorieren, und setzte ein strahlendes Lächeln auf. Schob meine Hand in die seine und kuschelte mich an meinen Ehemann.