Samstag, 3. August 2013

Renaissance



Da saß ich nun am gestrigen Nachmittag, kurz nachdem ich nach Hause gekommen war, auf der Veranda vor dem Haus mit meinen zweiten Seelenpartner Adam und sinnierte über die Beziehung zwischen Mann und Frau. Er war am Tag zuvor hier angereist. Hatte Marie gesucht und nicht gefunden. SIE wollte nicht von ihm gefunden werden. Vermutlich war sie in irgendjemandes Bett. Ich spekuliere freimütig, dass es Felicios war. Was ich Adam jedoch nicht offenbaren konnte. Im Gegenzug, wäre SIE zweifelsohne weit weniger verschwiegen.
Die Zwillinge sind zum Glück in der Obhut der Säuglingsschwestern und ihrer Großmutter Christine. Welche sich ebenfalls überaus fürsorglich um die Kleinen kümmert. Gunnars Vaterpflichten ließen bis dato ebenso wenig zu wünschen übrig. Er verbrachte immerhin einige Stunden mit ihnen, und Marie selbstverständlich. Welche sich mit größter Wahrscheinlichkeit daran erfreute und suchte ihn abermals und weiterhin für sich zu gewinnen. Was nun in erster Linie daran scheiterte, dass er kurzfristig verreiste.

Gunnar hatte mich zum Hospital gebracht und fuhr zurück zum Zentrum. Zumindest dachte ich das.
Später stellte sich heraus, dass er selbstredend nicht umhin konnte, seinen Bruder Hjalmar zu besuchen, wenn er schon einmal in Stockholm war.
Er rief mich kurz darauf noch einmal an, offensichtlich vermochte er mir dabei nicht in die Augen zu sehen, um mir zu sagen, dass er seinen Bruder nach New York begleiten würde. In jedem Fall wäre ich in guten Händen und versorgt. Man würde sich doch ausgezeichnet um mich kümmern und ich könnte Sarah Sjögren zu jeder Zeit zu mir rufen und mich ebenso von ihr zum Zentrum zurückbringen lassen.
Sein Bruder Hjalmar hatte ihn letztendlich doch zu diesem Modeljob überreden können, und dies just in dem Augenblick, wo ich ihn am allermeisten brauchte.
Wie konnte er nur?

Wir waren beide frustriert. Adam und ich. Über Marie jedoch, vermochte ich ihm bedauerlicherweise nichts zu erzählen. Weil ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht mit ihr gesprochen hatte (und dies ebenso wenig wollte). Schließlich waren da meine ganz eigenen Probleme.
Adam befleißigte sich zusehends im Umgang mit mir. Nun gut, dachte ich. Er sorgt sich wahrscheinlich. Hingegen mit zunehmender Stunde unsere Gespräche ausschließlich in eine einzige Richtung zu verlaufen schienen. Eine Richtung, welcher mir nicht wirklich zusagte. Denn es lief jedwedem Gefühl entgegen, welches ich Adam noch entgegenzubringen vermochte. Ein „Rache-Fick“ für Marie, gedachte ich gewiss und ebenso wenig NICHT zu sein.
Natürlich war mir durchaus bewusst, dass Adam mich noch immer auf irgendeine Weise liebte.
Dennoch. Ich wollte es nicht.

Daraufhin sprach ich mit Troels, welcher aus tiefsten Herzen bedauerte mir einen Korb geben zu müssen. Alldieweil er seinen Job erledigen und überdies noch auf Frieda achten müsse. Er hatte sie, nach Elenas Zustimmung vorübergehend in deren Wohnung untergebracht, sodass er beide gleichzeitig zu schützen vermochte.
Wo war seine Liebe zu mir in diesem Augenblick? In einem Augenblick, wo ich ihn dringlichst brauchte.
Wie konnte er nur?

Adam betrieb weiterhin seine Anspielungen und Witzeleien.
Ich dachte an Kevin. Ach, wäre er doch nur hier, bei mir! Wagte es jedoch nicht ihn anzurufen. Sandte ihm ausschließlich eine SMS.
Am allerliebsten hätte ich Felicio erreichen mögen, um ihn zu kompromittieren. Was mir ein kurzes resignierendes und gleichzeitig zynisches Lächeln entlockte.
Ich war missmutig und frustriert. Wurde wütend und tat etwas, was ich besser nicht hätte tun sollen. Ich gedachte Wanjas Versprechen, schnellstmöglichst bei mir zu sein, sollte ich ihn denn brauchen.

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Selbstverständlich verbrachte ich mit Wanja die Nacht.
Er hatte darauf bestanden, dass ich bei IHM schlief. Wollte keinesfalls in Gunnars, und meinem Ehebett liegen. Was ich selbstredend nachzuvollziehen vermochte.
Ich hatte wahrlich NICHT mit Adam ficken wollen. Genau darauf allerdings, hatte er es angelegt. War enttäuscht, als ich ging. Fragte und bohrte. Ich antwortete ihm nicht.
Wanja war nicht wirklich überrascht. Allerdings glücklich und über die Maßen liebevoll. Er drängte mich zu nichts. Ließ mich entspannt in seine muskulösen Arme sinken. Schlicht und einfach in aller Seelenruhe einschlafen.
Erst heute Morgen bemerkte er, mich leise streichelnd, dass wir doch nach so langer Zeit vielleicht miteinander etwas intimer werden könnten. Er würde vorsichtig sein. Versprach er mir. Suchte in seinem Nachtisch fieberhaft und mit zitternden Händen nach der Gleitcreme. Denn ich sah bereits sein erregiertes Glied.

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Ich bin noch immer bei Wanja. Werde es aller Wahrscheinlichkeit nach bis zu Gunnar Rückkehr gleichwohl bleiben. Denn in seiner Gegenwart fühle ich mich erstaunlicher Weise derzeit am aller wohlsten.
Mir zerspringt der Kopf, denke ich nur daran, dass Marie und Adam ihre Probleme hier zu mir ins Zentrum brachten. Ich will sie nicht. Habe meinen Eigenen.
Sicherlich werde ich das Zusammensein mit Wanja vor Gunnar nicht verheimlichen können. Das Personal klatscht und Christine wird es aller Wahrscheinlichkeit nach bereits „zu Ohren“ gekommen sein,  wo ich mich „aufhalte“. Nun, weiß sie doch ebenfalls um Gunnars Neigungen. Gleichwohl von Siv und vermutlich auch von Elena. Was hätte sie mir also vorzuwerfen?
Letztendlich ist es Gunnars eigene Schuld.
Was muss er mich auch in so prekärer Lage und Situation allein lassen??