Dienstag, 13. August 2013

Gefühlsduselei



Schreiben
Mir gelingt es offensichtlich nicht wirklich mich kurz zu fassen. Gelegentlich eine Begebenheit heraus zu greifen und ausschließlich über diese zu berichten.
Möglicherweise sollte ich stichpunktartig vorgehen. Was zu stockend wirkt.
Ein Notizblock ist ohnehin mein ständiger Begleiter.
Aber wozu über das Schreiben nachdenken?
Ich finde, für mich ist es das Wichtigste, die Gefühle aus dem Bauch in meine Finger fließen zu lassen, und mit den Fäden des Hirns zu verknüpfen, sodass schlicht und einfach der zu meiner jeweiligen Lebenslage passende Text auf dem Bildschirm erscheint. 

-------

Die Dienstberatung am Montagmorgen versäumte ich. Es war mir nicht nach „Öffentlichkeit“ zumute.
Zum Lunch traf ich mich mit Gunnar im Restaurant, wo sich Speisen nach meinen Wünschen formten. Zuweilen mögen sie meiner Gesundheit nicht zuträglich sein. Jedoch bemühe ich mich stets „im Rahmen“ zu bleiben.

Gunnar und ich berieten über den Rest des Tages. Wir entschlossen uns sogleich nach dem Lunch nach Stockholm zu fahren, um ein passendes Geschenk für Chritne zu finden.  
Anschließend setzte ich Gunnar bei seinem Bruder Hjalmar ab und fuhr zurück zum Zentrum. (Ach hätte ich doch heute Morgen noch einmal  mit ihm gefickt!) Als ich dort ankam bemerkte ich, wie meine Kräfte schwanden. Ich hätte wohl kaum mehr ein Fußballspiel durch gestanden. Mir schien in diesem Augenblick das Leben aus dem Kopf zu weichen, um wenigstens den Rest meines Körpers zu vesorgen.
Ich schleppte mich ins Haus und ließ mich auf die Couch sinken.
Meine Ambitionen in Richtung „Untreue“ konnte ich nun getrost vergessen. Übelkeit und Kurzatmigkeit plagten mich. Nach Gesellschaft war es mir ebenso wenig zumute. Niemand sollte mich in diesem Zustand sehen. Es wäre mir peinlich gewesen.
Nun, man lehrte mich jedoch stets erhobenen Hauptes zu gehen. Gleichgültig welchen Unpässlichkeiten man unterlag. Lächeln und Stärke zeigen. Sich nur nicht einen Augenblick „gehen lassen“.

-------

Ich nahm mich zusammen und ging trotz alledem zum Restaurant, um zu Abend zu speisen.
Troels kam mit Frieda herein und setzte sich an einen Tisch. Nicht weit von dem Meinen. Er sah mich, lächelte freudig und wollte mich begrüßen kommen. Ich hingegen wendete mich mit steinerner Miene ab, als kenne ich ihn nicht.
Troels stoppte seine Schritte. Ging zurück zu Frieda und setzte sich zu ihr.
Frieda grinste.
Wollte sie mir möglicherweise damit etwas sagen?


Später kam Troels zu meinem Haus. Klopfte an die Tür und ich bat ihn herein. Blieb ernst und steif, als er mich zur Begrüßung auf die Wangen küsste.
„Was hast Du?“, fragte er und nahm meine Hand.
Ich zog sie zurück. Er stutzte.
„Wo ist Frieda?“, fragte ich schnippig.
Troels tat, als hätte er die Art wie ich frage nicht bemerkt. War bedächtig und kratzte sich den Kopf. „Bei Mads. Ich werde sie heute Abend zurück bringen. Oder Morgen früh.“
Die Tatsache, dass sie bei ihm schlief, ließ mich noch zorniger werden.
„Dann gehst du besser zurück zu ihr.“, blieb ich trotzig und eifersüchtig auf Frieda.
Troels hielt inne und schüttelte leicht mit dem Kopf. „O-k-a-y.“
Ich wand mich ab in der Annahme, dass er ohne weiteres sogleich das Haus verlassen würde, ging zum Fenster und sah hinaus. Aber Troels war nicht gegangen. Stattdessen umschlangen seine Arme meine Hüften und streichelten meinen Bauch.
Augenblicklich begann ich schwer zu atmen. Wurde weich und schwach. Hätte mich am aller liebsten seinen Armen überlassen. Mein Körper sabotierte mich. Infolgedessen konnte ich ebenso meinen Körper sabotieren und hörte meine Stimme wie von weitem fragen: „Schläft sie bei Dir?“
Während er mit JA antwortete ließen seine Hände nicht nach mich zu streicheln. Ich nahm sie, drehe mich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. „Du kümmerst dich fabelhaft um sie. Sie wird dich schon längst vermissen?“ In meiner Stimme schwang, trotz vordergründiger Freundlichkeit ein zynisch, vorwurfsvoller Ton, der nicht zu überhören war.
Troels wurde ernst. Räusperte sich und fuhr sich mit der Hand übers Kinn. Jedoch bevor ER sprach, redete ich weiter. „Geh!“, forderte ich ihn mit kalt blickenden Augen und einem ausdruckslosem Gesicht auf.
Troels schien verstört. Wusste nicht was er sagen oder tun sollte. Wendete, tat drei Schritte zur Tür und dann wieder zwei zurück auf mich zu. Hob die Hand und setzte zum reden an, drehe sich jedoch wieder zur Tür und ging.
Ohh ich Idiotin! Meine Füße liefen bereits in Gedanken hinter ihm her. Meine Stimme wollte seinen Namen rufen. Jedoch blieb ich stumm und wie angewurzelt stehen.
Andererseits konnte Gunnar jeder Zeit zurückkommen und dann war das versprochene Vertrauen erneut missbraucht. Nein! Ich musste standhaft bleiben. Basta!
Jedoch war noch nicht alles verloren. Schwenke ich um. Ich hatte noch immer die Möglichkeit ihn anzurufen, um ihn um Verzeihung zu bitten und darum, dass er zurückkommen möge. Weil ich mich nah ihm sehnte.
Immer diese beschissenen Entscheidungen und Zwiespältigkeiten! Was sollte ich nur tun?
Ebenso war da meine Erschöpfung. Hingegen wollte ich jedoch auch nicht wirklich allein sein.
Ich schnaufte.
Und blieb  für mich allein. Wartete auf Gunnar, der versprach noch am Abend zurückzukommen.

-------

Gunnar kam in der Tat gegen halb zwölf nach Hause. Roch kaum nach Bier. Duschte und kroch zu mir ins Bett.
Ich lächelte. Innerlich und Äußerlich. Schmiegte mich an ihn und schlief seelenruhig ein.