Die schreckliche Disharmonie zwischen mir und Derek
vermochte ich nicht länger zu ertragen. Es ließ mir keine Ruhe und tat mir
leid, wie ich mit ihm umgegangen war und reden war nun dringlichst von Nöten.
Infolgedessen fasste ich mir ein Herz und ging nach dem
Lunch ins Büro, mit dem festen Willen auf Derek zuzugehen.
„Derek, wir
müssen reden.“, sagte ich kurz und bündig im Vorübergehen. Drehte mich nicht zu
ihm um und ließ die Tür meines Büros offen stehen, als Aufforderung, mir zu
folgen. Aus dem Augenwinkel heraus sah ich Kevin grinsen. Er wusste Bescheid.
Derek folgte mir und schloss hinter sich die Tür.
Wir
diskutierten, loteten alle Wege des mit- oder ohne einanders aus. Das Blatt
wendete sich hin und her. Selbst Derek schien unschlüssig zu sein, wie es
weiter gehen soll. Was allerdings offenbar auf meiner Unentschiedenheit
gründete. Ich warf die Möglichkeiten, die wir hatten, wieder und wieder über
den Haufen. Formte neue Möglichkeiten und so viele waren es nicht. Ein
sekündliches Wechselbad der Gefühle ohne Gleichen. In einem Augenblick keimte
Hoffnung auf, und im nächsten stürzte ich ab. Am liebsten hätte ich aufgeschrien.
Denn ich wollte Derek um keinen Preis verlieren. Es hätte mir wehgetan. Und das
tat es bereits so wie so. In diesem Punkt waren wir uns uneingeschränkt einig.
Keiner will wirklich ohne den anderen sein. Ich liebe ihn und er liebt mich. DAS
steht außer Zweifel. Zumindest etwas. Dachte ich.
Selbstredend wurde
meine Unentschlossenheit, mich nicht von Gunnar trennen zu können, angesprochen.
Ich konterte mit seinem Balg. Nannte es beständig nur KIND. Er jedoch
personifizierte es, indem er mir sagte, dass es ein Mädchen war und das sie
Marilyn hieß.
Gleichwohl die
Szene im Kreissaal wurde angesprochen und warum er sich entschloss, bei der
Geburt dabei zu sein. Andererseits betonte er, dass Giselle sich ohne ihn zu
fragen, für das Kind entschieden hätte, was IHN NICHT an sie binden würde. Er ist
jedoch in jedem Fall mehr als gewillt, für das Kind die Verantwortung zu übernehmen.
(Bei der Zeugung war er schließlich auch dabei.)
Ich dachte sogar
daran ihn frei zu geben und sprach es aus. Sagte es ihm. Sollte er sich doch
noch für das Kind UND Giselle entscheiden. Ich wollte ihn NICH an (s)ein
Versprechen binden, dass er mir einst gab. Und ich wusste auch, dass seine
Mutter, die nun glücklich über einen Enkel war, ihn in Giselles Richtung trieb.
Die Familie als Perspektive. Verwehren konnte ich es ihm fairer Weise nicht.
Zwischendurch
immer wieder die Tatsachen noch im Büro zu sein, wo wir den Anstand wahren und
uns zurück nehmen mussten mit unseren Emotionen. Am liebsten wäre ich ihm
zuweilen schlicht und einfach um den Hals gefallen. Und er hatte immer wieder
nach meiner Hand gegriffen und mich gelegentlich auf die Stirn geküsst. Ich
hatte es zugelassen und war glücklich darüber, dass wir uns wieder näher kamen.
Hoffte darauf, dass wir uns doch noch einigten und ich ihn nicht verlor.
Aber auch die
Trotzigkeit, gepaart mit Konsequenz, blieb nicht aus. Wo ich drauf und dran war
ihm zu sagen, sollte er sich für Giselle entscheiden und sie womöglich sogar
noch heiraten, dann wolle ich sie beide hier nicht mehr sehen.
Am (zwischenzeitlichen)
Ende, als es Derek überdrüssig war zu diskutieren, alldieweil wir zu dieser
Zeit keinem wirklichen Konzerns fanden, schlug er vor, dass es vorerst mit uns
weiter geht wie bisher. Etwas anderes hätte er so wie so nie gewollt! Und ich
solle mir keine Sorgen machen. Es würde alles gut. Er wär doch ganz zufrieden
so wie es mit uns ist. (Wer’s glaubt.) Heiraten müsse er Giselle freilich
nicht. Er hätte doch sein kleines Mädchen und mich.
Wir verließen
das Büro und standen nun unmittelbar vor dem Gebäude.
„Kannst du dich nicht
zumindest ein wenig für mich freuen?“, fragte er mich dann. „Ich habe ein
kleines Mädchen. Sie heißt Marilyn.“, wiederholte er ihren Namen. Das hatte ich
bereits beim ersten Mal nicht wissen wollen! Ich starrte ihn einfach nur an in
regloser Mimik verharrend, versuchte Gleichmut auszustrahlen und antwortete ihm
nicht. Pustete leise die Luft durch meine angespitzten Lippen. Nimm dich
zusammen! Nimm dich zusammen! Sagte ich mir innerlich. Das Heucheln beherrsche
ich einfach nicht. Ich finde es schrecklich. Derek hätte es ohnehin bemerkt,
wenn der Ton meiner Stimme auf die sarkastische Schiene gekommen wäre. Das
hätte ihn womöglich erneut verstimmt. Also war es nötig, in kürzester Zeit Verständnis,
ja sogar eine gewisse Begeisterung für ihn und sein (!) Kind, und ggf. sogar für
Giselle, aufzubringen.
Ich schnaufte
leise. Es gelang mir nicht.
„Komm‘ wir gehen
ein Stück.“, sagte er plötzlich und ich war sofort damit einverstanden. Gab es
uns doch die Möglichkeit uns auszudehnen. Wir nahmen den Weg zu meinem Haus.
Dort angekommen, weiteten wir die Optionen des körperlichen Kontaktes bis zum
Versöhnungssex aus. Er war instinktiv geschehen und keineswegs geplant.
Derek
schmunzelte. „So spontan waren wir lange nicht.“
Auch wenn es mir
schwer gefallen war, über all das mit Derek zu reden, hat sich doch letztendlich
alles zum Guten gewendet. War ins Lot gekommen. Und nun, ist alles wieder gut.
Hätte ich nur vorher schon gewusst wie angenehm ein Versöhnungs-Ineinander mit
Derek ist, hätte ich damit nicht so lange gewartet.
Auf seine Frage hin bestätigte ich ihm, dass ich nun auch
nicht mehr wütend oder eifersüchtig sei. Weder auf ihn, noch das Kind oder Giselle.
Dereks Worte der Bestätigung seiner Liebe zu mir und dass
es mit uns weiter geht wie bisher, hatten mir gut getan. Sie gaben mir Sicherheit
und ein Gefühl der Zufriedenheit. Ich war erleichtert, ihn nicht zu verlieren.
Das entspannte die Situation zwischen mir und ihm und auch mich so wie so. Ich
war und bin glücklich damit. Welch‘ befreiendes und erfreuliches Ende einer
misslichen Situation!
Ich entschloss mich nicht mit ihm zum Büro zurück zu
gehen. Jedoch verließen wir gemeinsam das Haus und er begleitete mich noch zum
Frisör.
Gunnar kam an diesem Tag
recht zeitig. Kurz nachdem ich wieder zu Hause war. Selbstredend war ich
froh auch ihn zu sehen. Was sonst! Und auch er fragte nach einer Weile, ob ich mich
mit Derek ausgesprochen hätte. Ich nickte nur und weiter nichts………
Nach dem gemeinsamen Dinner ging Gunnar schwimmen und ich
setze mich mit meinem Notebook auf die Couch. Schaute nebenher Tennis und
ärgerte mich über die onedrive Funktion der URL Code Generierung. Denn ich
suchte erneut danach. Man verändert andauernd etwas. Das nervt und ist ober-lästig!
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Wir waren viel
zu spät zu Bett gegangen. Mir ging es nicht wirklich gut. Ich fror. Meine Füße
waren kalt. Gunnar kümmerte sich um mich. Holte Decke um Decke. Wärmte mich.
Irgendwann zwischen zwei und drei, schlief ich dann endlich ein.
Kein Sex am
Abend und keiner am Morgen. Gleichgültig. Unwichtig. Hauptsache Gunnar war bei
mir!
Wir schliefen
aus.
Während wir
gemeinsam frühstückten, überredete ich ihn, heute nicht arbeiten zu gehen.
Er rief Magnus
an, um Bescheid zu sagen. Ich nahm sein Handy und sprach gleichwohl mit ihm.
„Sag‘ meinem
Vater, falls er nach Gunnar fragt, ich brauche meinen Mann heute bei mir.“
Und es war gut,
dass wir zusammen waren. Allein wäre mir alles schwerer gefallen. Der Tag war
über die Maßen anstrengend für mich, obwohl mir Gunnar zur Seite stand. Mir
half, wo es nur ging.
Das Wetter war,
bzw. scheint mir der Schuldige zu sein. Meine Haut brennt. Die Gelenke
schmerzen. Und die Müdigkeit so übermächtig, dass sie nervt! Fatigue. Selbst
Kaffee hilft hier nicht weiter.
Gunnar hatte
mich ins Büro begleitet. Half mir dort. Traf auf Derek und gratulierte ihm zum Vater sein.
Männer eben…….
Am Nachmittag
ging Gunnar schwimmen. Etwas später kam ich hinzu und wir beide ließen uns im
Wellnessbereich ein Ganzkörperpeeling mit anschließender Ölmassage geben. Aus
diesem Grund schreibe ich erst jetzt.
Gunnar skypt
gerade mit seinen Kindern, Óðinn Asger und Inula Castanea.
Henrik und Marie in New Orleans.
Und bevor ich es vergesse, oder hatte ich es bereits
erwähnt, Kevin stimmte einem vierwöchigem Hawaiiurlaub zu. Allerdings vermute
ich, dass es doch eher dem Wunsch seiner Lebensgefährtin entspringt, die ihn
dazu ermunterte.