Gunnar war am
Nachmittag zu seinen Halbbruder Taylor hinüber gegangen, welcher bedauerlicher
Weise nicht anzutreffen war. Auf dem
Rückweg zum Haus beschloss er, ein wenig durch das Zentrum zu laufen. Auf
dieser kleinen Umweg-Tour, hatte er Derek beim Haus von Giselle gesehen.
Nun gut. Mag
sein. Ich weiß, dass Derek das Kind (?) täglich einmal besucht.
Genau wie seine Mutter. Mit ihr ist die Verbindung selbstredend noch
intensiver. Wie sie nun mit seinem Kind werden wird, bleibt abzuwarten. In
jedem Fall bemüht er sich darum. Kümmert sich um seine Tochter UND um Giselle….womöglich
auch. Ich weiß es nicht. Und obgleich er mir sagte, zwischen uns beiden ändert
sich nichts, fühle ich etwas ganz anderes. Oder ist es nur meine Eifersucht,
die aus mir spricht? Wer weiß´.
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Am späten Abend,
wir waren gerade vom kleinen Saal zurückgekommen, hatten dort einem Vortrag
über die geschichtliche Entwicklung
Europas gelauscht, läutete es an unserer Tür. Gunnar ging sie öffnen. Es war
Derek. Er gedachte mit mir das kommende, montägliche Briefing kurz
durchzugehen. Und just im selben Moment rief Alexa an. Ich sah wie er mit ihr
heftig diskutierte. Konnte mich aus diesem Grund nicht auf das Gespräch mit
Derek konzentrieren. Hatte stets ein Auge und ein Ohr bei meinem Ehemann. Was
wollte sie nur schon wieder von ihm?
„Alexa will das
ich komme.“, sagte Gunnar schließlich und war von Unruhe erfüllt bei seinen
Worten. Er trat von einem Bein auf das andere. Wusste offenbar selbst nicht,
was er nun tun sollte. War fahrig und es sah beinahe so aus, als würde er auf
einem Pulverfass sitzen. Und so war es auch. Denn ICH war es, die explodierte!
Ich schrie beide
an, dass sie sich zu ihren anderen Frauen und Bälgern scheren sollen.
„Verschwindet!
Alle beide! Habt Ihr gehört?! Ich will euch nicht mehr sehen!“ Ich entgleiste
völlig. Erging mich in zornigen Tiraden, die an beide gerichtet waren.
Gunnar versuchte
mich zu beruhigen. „Es wird sich doch nicht ändern zwischen uns, wenn Alexa das
Kind geboren hat.“ Denn genau DAS hatte ich ihm vorgeworfen. Wenn sie jetzt
schon auf Gunnars Knöpfe des Mitgefühls drückte, wo sie noch schwanger war.
„Ich kann das
nicht mehr hören! Weil es nicht stimmt!“
„Geh‘ nur, wenn
du musst.“, hörte ich Derek zu Gunnar sagen. „Ich bleibe selbstverständlich bei
Rea.“
„Das brauchst du
nicht. Lasst mich in Ruhe!“, blaffte ich weiter. Warf ihm vor, mehr denn je bei
Giselle als bei mir zu sein.
Schließlich kam
Derek zu mir hin. Schnaufte. Redete leise auf mich ein. „Sei doch nicht böse
auf mich wegen dieser einen Woche. Ich habe doch nur eine kleine Auszeit
gebraucht, um mich an die neue Situation in meinem Leben zu gewöhnen. Verstehst
du das nicht Rea? Ich liebe dich doch.“ Und DAS sagte mein Liebhaber in
Gegenwart meines Ehemannes zu mir. Erstaunlich! Ich blickte auf. Hatte ich
Derek etwa verkannt?
Dennoch
schmollte ich weiter. Ließ die beiden im Ungewissen. Fauchte sie an.
Am Ende hatte
ich mit Derek nichts besprochen, was das montägliche Briefing betraf und Gunnar rief Alexa an, um ihr zu sagen, dass
er nicht kam. Zumindest hatte ich DAS erreicht……..das mein Gunnar nicht ging.
Allerdings fragte ich mich dann, hatte das etwa mit Dereks unmissverständlichen
Liebeschwur in seiner Anwesenheit zu tun?
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Sex heute
Morgen. Ich war gerade erst aufgewacht. Es war spät geworden. Bereits halb
zehn. (Ich hatte viel geträumt.) Trotz alledem ließ ich mir Zeit. Ging duschen
und frühstückte mit Gunnar gemeinsam im Restaurant, bevor er nach Stockholm
fuhr.
Derek ließ ich
schmoren. Er wartete sicherlich auf mich im Büro. Sollte ER sich doch um das
Briefing kümmern. Darin hatte er doch jede Menge Übung jetzt. (Das war
verwerflich. Ich weiß. Schließlich ist es mein Zentrum und in Unternehmensbelangen,
bleiben, im Allgemeinen, persönliche Gefühle außen vor. Zudem hatte mir Derek
ein mehr als deutliches Geständnis seiner Liebe zukommen lassen, am gestrigen
Abend. Im Angesicht meines Mannes. Was mich ihm glauben, so la, la wieder
vertrauen und zurückrudern ließ. Dennoch war ich noch immer böse mit ihm.)
So kurz nach elf
war ich dann endlich im Büro angekommen.
Derek kam hastig
auf mich zu. Sprach jedoch leise aber drängend. „Es ist zu spät. Du hast die
Bestellung nicht freigegeben für die Sachen vom veganen Versand.“
Ich sah ihn
verwundert an. „Hättest du das nicht tun können? Was soll das denn?“
„Genau darüber
wollte ich gestern noch mit dir sprechen. Ich wusste doch nicht wie viel und was.“
„Wusste Imara
nicht Bescheid.“
„Ja. Sie wollte
es machen.“
„Warum hat sie
es nicht.“
„Sie hat
offenbar auf meine Entscheidung gewartet, weil ich in diesem Fall heute der
Chef hier bin.“
Nun stieg Zorn
in mir auf. Ich rief Imara mit zu uns heran und auch Mike. „Also, wenn ihr euch
gegenseitig behindert und niemand eine Entscheidung treffen kann, wenn ich
nicht anwesend bin, werde ich die Führungsriege verkleinern, damit zukünftig
keine Missverständnisse mehr aufkommen. Ist das klar?“
Ups! Nun schaute
man betreten drein.
Meinte ich es
so? Selbstverständlich.
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Derek tat mir
nun doch irgendwie leid. Schließlich bemühte er sich in allen Belangen. Ob nun
mit seiner Mutter, seinem Kind, Giselle oder mir. Er war sicher überfordert.
Dachte ich mir. Vielleicht war es besser „gutes Wetter“ zu machen? Sich wieder
bei ihm „einzukratzen. Infolgedessen hatte ich die anderen alle an ihren Arbeitsplatz
zurück delegiert, nur Derek nicht. Er musste bleiben.
„Schließ die
Tür!“ Ich gedachte noch einmal über private Dinge mit ihm zu sprechen. Ob ein weiteres Gespräch mit ihm meine
Eifersucht beschwichtigte und mich ihm wieder vertrauen ließ, bezweifelte ich
jedoch. Und wie vermutet, beschwor er erneut seine Liebe zu mir. Was hätte er
auch anderes tun sollen? Er entschuldigte sich für Dinge, die genau genommen
keine Abbitte brauchten. Sicherlich nur, um mich zu besänftigen. Letztendlich
lenkte ich ein. Wenn auch eher trotzig und ein gespielt widerwillig. Denn die Eifersucht
auf Giselle und das Kind blieb.
„Derek, bitte
verzeih. Auch ich benötige offenbar ein wenig Zeit, um mich der neuen Situation
mit deinem Kind anzupassen. Okay. Wir starteten auf dem falschen Fuß. Mag sein.
Verzeih.“
„Ich hatte es
dir doch erklärt und gesagt, dass ich dich liebe und sich zwischen uns nichts ändert.“,
beschwor er mich aufs Neue.
„Ja. Nur empfand
ich es anders.“
„Tut mir leid,
wenn das so ist. Meine Gefühle zu dir haben nicht in der Tat nicht verändert.
Es war nur…..“, er schnauft kurz, „die ungewohnte Situation mit dem Kind. Man
wird schließlich nicht jeden Tag Vater. Und für mich war es das erste mal. Denkst
du etwas das war leicht? Und dann noch die Frau, die mir diese Situation
aufzwang und meine Mutter, und hier stimme ich dir zu, die mich am liebsten mit
ihr verbandelt sähe. Denkst du das ist einfach? Ich bin auch nur ein Mensch.“
Oh Gott. Jetzt
tat es/er mir tatsächlich leid! Ich sagte es ihm und küsste ihn in aller
Öffentlichkeit. Er lächelte kurz, jedoch zögerlich.
„Verstehst du
mich denn auch?“, fragte ich leise und sah ihm mit flehendem Blick in die Augen.
Er kräuselte die
Stirn. Hob die Brauen und richtete sich auf. „Ja. Selbstverständlich.“
„Ist alles
wieder gut zwischen uns?“, wollte ich mir sicher sein.
Er sah mich misstrauisch
an und ich wusste, ich war mit meiner Eifersucht zu weit gegangen. (Genau DAMIT
vertreibt Frau die Männer! Ich weiß.)
„Es tut mir leid
Derek. Es tut mir wirklich leid.“, beschwor ich ihn und griff dabei nach seiner
Hand. Er entzog sie mir nicht. Sah mich nur durchdringend und prüfend an.
Zweifelte offensichtlich. Nun war es anscheinend an mir meine Liebe zu ihm zu
beweisen.
„Was hältst du
davon, wenn ich mit dir gemeinsam“, hier stockte ich, alldieweil ich nach dem
Namen des Kindes in meinem Gedächtnis suchte. Zudem war es mehr als wichtig
gewesen, das Wort gemeinsam zu erwähnen und explizit zu betonen! Dann fiel mir der Name wieder ein. Man musste nur an
Marilyn Monroe denken. „Marilyn
besuchen. Ich würde deine Tochter gern einmal sehen.“ Freundlich lächelnd sah
ich Derek in die Augen. Drückte seine Hand und siehe da, er wurde doch
tatsächlich zugänglicher.
Ich war erleichtert.
Hatte ich es geschafft, den liebevollen Ausgangszustand, in welchen wir bisher
miteinander umgegangen waren, zwischen uns wieder herzustellen? Ich vermute
nicht. Es ist immer viel schwieriger Vertrauen zurückzugewinnen, wie es zu
zerstören. Andererseits war meine Eifersucht womöglich berechtigt? Ich weiß es
nicht. Die Zeit wird es zeigen. Zudem bin ich ganz froh, noch ein heimliches
Eisen im Feuer zu haben. Jason.
Und so ganz,
ganz sacht, kam mir dieser Anishinabe in den Sinn, welchen Adam zu mir gesandt
hatte. Seine Attraktivität war mir im ersten Augenblick aufgefallen. Jedoch
zeigte ich es ihm nicht. Zuerst gedenke ich alles was möglich ist, über ihm zu
erfahren und dann……wird man sehen. Denn auch ich sah in seinen Augen, an seiner
Mimik und Gestik, dass ich ihm gefiel.
Womöglich eine
gänzlich neue Variable….im Spiel. Ich weiß noch nicht einmal
seinen Namen. Er stellte sich nicht mit diesem vor.
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Derek zeigte
sich versöhnlich und ich war glücklich darüber. Überwand mich und besuchte mit
ihm seine Tochter und somit auch zwangsläufig Giselle, die mitnichten angetan
war, von meinem Kommen. Aber egal. Es musste sein und ich verbog mich um Dereks
Willen bis zum geht nicht mehr. War freundlich und so weiter....
Derek schien
meine Einsicht in jedem Fall zu freuen. Und DAS war mir immens wichtig. Nicht
Giselles saures Gesicht.
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Nun wartete ich
auf die nächstbeste Gelegenheit, um Derek noch einmal zu mir heran zu ziehen.
Ich küsste ihn leidenschaftlich. Zog einen Schmollmund auf samt vielsagendem
Augenaufschlag. „Ich war doch nur eifersüchtig. Verstehst du das?“
Derek nickte.
Die Züge seines Gesichtes waren gütig. Ich hatte es geschafft!
„Alles wieder
gut?“, vergewisserte ich mich noc9h einmal. Er lachte. Und ich atmete
erleichtert auf.
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Am Nachmittag
lies ich mich massieren. Ging dann wieder zurück ins Büro, wo ich noch immer
bin.
Vor etwa einer
Stunde, erhielt Derek einen Anruf. Ich wusste nicht wer es war. Sah ihn nur
heftig diskutieren. Dann kam er zu mir hin, mit einem über die Maßen betretenem
Gesicht.
Ich stutzte. „Was
ist geschehen? Wer hat angerufen?“
Er presste die Lippen
zusammen. „Es war Gunnar.“
Ich sprang auf. „Ist
ihm etwas geschehen?“
„Nein!“, wehrte
er sogleich ab. Und noch ein „Nein“ etwas leiser. „Er ist okay.“
„Was dann?“
Nun begann Derek
zu grinsen. „Er traut sich nicht dich anzurufen.“
JETZT wurde mir einiges
klar. Alexa hatte ihn am Haken und lies Gunnar nicht mehr los. Er würde heute
nicht mehr kommen. Das wusste ich jetzt. Und irgendwie kam mir das Ganze sogar gelegen.
So war ich wenigstens mit Derek zusammen und so kam Derek nicht erneut in die Verlegenheit
(zu Giselle) seinem Kind zu gehen.
Selbstredend
echauffierte ich mich über Gunnars Verhalten. Was keineswegs aufgesetzt war. Hieß
ihn einen verdammten Idioten. Was sonst?