Montag, 19. September 2016

Explosion, das „verborgene Eisen“ im Feuer und eine womöglich „neue Variable“ im Spiel



Gunnar war am Nachmittag zu seinen Halbbruder Taylor hinüber gegangen, welcher bedauerlicher Weise nicht anzutreffen war. Auf  dem Rückweg zum Haus beschloss er, ein wenig durch das Zentrum zu laufen. Auf dieser kleinen Umweg-Tour, hatte er Derek beim Haus von Giselle gesehen.
Nun gut. Mag sein. Ich weiß, dass Derek das Kind (?) täglich einmal besucht. Genau wie seine Mutter. Mit ihr ist die Verbindung selbstredend noch intensiver. Wie sie nun mit seinem Kind werden wird, bleibt abzuwarten. In jedem Fall bemüht er sich darum. Kümmert sich um seine Tochter UND um Giselle….womöglich auch. Ich weiß es nicht. Und obgleich er mir sagte, zwischen uns beiden ändert sich nichts, fühle ich etwas ganz anderes. Oder ist es nur meine Eifersucht, die aus mir spricht? Wer weiß´.

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Am späten Abend, wir waren gerade vom kleinen Saal zurückgekommen, hatten dort einem Vortrag über die  geschichtliche Entwicklung Europas gelauscht, läutete es an unserer Tür. Gunnar ging sie öffnen. Es war Derek. Er gedachte mit mir das kommende, montägliche Briefing kurz durchzugehen. Und just im selben Moment rief Alexa an. Ich sah wie er mit ihr heftig diskutierte. Konnte mich aus diesem Grund nicht auf das Gespräch mit Derek konzentrieren. Hatte stets ein Auge und ein Ohr bei meinem Ehemann. Was wollte sie nur schon wieder von ihm?
„Alexa will das ich komme.“, sagte Gunnar schließlich und war von Unruhe erfüllt bei seinen Worten. Er trat von einem Bein auf das andere. Wusste offenbar selbst nicht, was er nun tun sollte. War fahrig und es sah beinahe so aus, als würde er auf einem Pulverfass sitzen. Und so war es auch. Denn ICH war es, die explodierte!
Ich schrie beide an, dass sie sich zu ihren anderen Frauen und Bälgern scheren sollen.
„Verschwindet! Alle beide! Habt Ihr gehört?! Ich will euch nicht mehr sehen!“ Ich entgleiste völlig. Erging mich in zornigen Tiraden, die an beide gerichtet waren.
Gunnar versuchte mich zu beruhigen. „Es wird sich doch nicht ändern zwischen uns, wenn Alexa das Kind geboren hat.“ Denn genau DAS hatte ich ihm vorgeworfen. Wenn sie jetzt schon auf Gunnars Knöpfe des Mitgefühls drückte, wo sie noch schwanger war.
„Ich kann das nicht mehr hören! Weil es nicht stimmt!“
„Geh‘ nur, wenn du musst.“, hörte ich Derek zu Gunnar sagen. „Ich bleibe selbstverständlich bei Rea.“
„Das brauchst du nicht. Lasst mich in Ruhe!“, blaffte ich weiter. Warf ihm vor, mehr denn je bei Giselle als bei mir zu sein.
Schließlich kam Derek zu mir hin. Schnaufte. Redete leise auf mich ein. „Sei doch nicht böse auf mich wegen dieser einen Woche. Ich habe doch nur eine kleine Auszeit gebraucht, um mich an die neue Situation in meinem Leben zu gewöhnen. Verstehst du das nicht Rea? Ich liebe dich doch.“ Und DAS sagte mein Liebhaber in Gegenwart meines Ehemannes zu mir. Erstaunlich! Ich blickte auf. Hatte ich Derek etwa verkannt?
Dennoch schmollte ich weiter. Ließ die beiden im Ungewissen. Fauchte sie an.
Am Ende hatte ich mit Derek nichts besprochen, was das montägliche Briefing betraf und  Gunnar rief Alexa an, um ihr zu sagen, dass er nicht kam. Zumindest hatte ich DAS erreicht……..das mein Gunnar nicht ging. Allerdings fragte ich mich dann, hatte das etwa mit Dereks unmissverständlichen Liebeschwur in seiner Anwesenheit zu tun?

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Sex heute Morgen. Ich war gerade erst aufgewacht. Es war spät geworden. Bereits halb zehn. (Ich hatte viel geträumt.) Trotz alledem ließ ich mir Zeit. Ging duschen und frühstückte mit Gunnar gemeinsam im Restaurant, bevor er nach Stockholm fuhr.
Derek ließ ich schmoren. Er wartete sicherlich auf mich im Büro. Sollte ER sich doch um das Briefing kümmern. Darin hatte er doch jede Menge Übung jetzt. (Das war verwerflich. Ich weiß. Schließlich ist es mein Zentrum und in Unternehmensbelangen, bleiben, im Allgemeinen, persönliche Gefühle außen vor. Zudem hatte mir Derek ein mehr als deutliches Geständnis seiner Liebe zukommen lassen, am gestrigen Abend. Im Angesicht meines Mannes. Was mich ihm glauben, so la, la wieder vertrauen und zurückrudern ließ. Dennoch war ich noch immer böse mit ihm.)
So kurz nach elf war ich dann endlich im Büro angekommen.
Derek kam hastig auf mich zu. Sprach jedoch leise aber drängend. „Es ist zu spät. Du hast die Bestellung nicht freigegeben für die Sachen vom veganen Versand.“
Ich sah ihn verwundert an. „Hättest du das nicht tun können? Was soll das denn?“
„Genau darüber wollte ich gestern noch mit dir sprechen. Ich wusste doch nicht wie viel und was.“
„Wusste Imara nicht Bescheid.“
„Ja. Sie wollte es machen.“
„Warum hat sie es nicht.“
„Sie hat offenbar auf meine Entscheidung gewartet, weil ich in diesem Fall heute der Chef hier bin.“
Nun stieg Zorn in mir auf. Ich rief Imara mit zu uns heran und auch Mike. „Also, wenn ihr euch gegenseitig behindert und niemand eine Entscheidung treffen kann, wenn ich nicht anwesend bin, werde ich die Führungsriege verkleinern, damit zukünftig keine Missverständnisse mehr aufkommen. Ist das klar?“
Ups! Nun schaute man betreten drein.
Meinte ich es so? Selbstverständlich.

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Derek tat mir nun doch irgendwie leid. Schließlich bemühte er sich in allen Belangen. Ob nun mit seiner Mutter, seinem Kind, Giselle oder mir. Er war sicher überfordert. Dachte ich mir. Vielleicht war es besser „gutes Wetter“ zu machen? Sich wieder bei ihm „einzukratzen. Infolgedessen hatte ich die anderen alle an ihren Arbeitsplatz zurück delegiert, nur Derek nicht. Er musste bleiben.
„Schließ die Tür!“ Ich gedachte noch einmal über private Dinge mit ihm zu sprechen.  Ob ein weiteres Gespräch mit ihm meine Eifersucht beschwichtigte und mich ihm wieder vertrauen ließ, bezweifelte ich jedoch. Und wie vermutet, beschwor er erneut seine Liebe zu mir. Was hätte er auch anderes tun sollen? Er entschuldigte sich für Dinge, die genau genommen keine Abbitte brauchten. Sicherlich nur, um mich zu besänftigen. Letztendlich lenkte ich ein. Wenn auch eher trotzig und ein gespielt widerwillig. Denn die Eifersucht auf Giselle und das Kind blieb.
„Derek, bitte verzeih. Auch ich benötige offenbar ein wenig Zeit, um mich der neuen Situation mit deinem Kind anzupassen. Okay. Wir starteten auf dem falschen Fuß. Mag sein. Verzeih.“
„Ich hatte es dir doch erklärt und gesagt, dass ich dich liebe und sich zwischen uns nichts ändert.“, beschwor er mich aufs Neue.
„Ja. Nur empfand ich es anders.“
„Tut mir leid, wenn das so ist. Meine Gefühle zu dir haben nicht in der Tat nicht verändert. Es war nur…..“, er schnauft kurz, „die ungewohnte Situation mit dem Kind. Man wird schließlich nicht jeden Tag Vater. Und für mich war es das erste mal. Denkst du etwas das war leicht? Und dann noch die Frau, die mir diese Situation aufzwang und meine Mutter, und hier stimme ich dir zu, die mich am liebsten mit ihr verbandelt sähe. Denkst du das ist einfach? Ich bin auch nur ein Mensch.“
Oh Gott. Jetzt tat es/er mir tatsächlich leid! Ich sagte es ihm und küsste ihn in aller Öffentlichkeit. Er lächelte kurz, jedoch zögerlich.
„Verstehst du mich denn auch?“, fragte ich leise und sah ihm mit flehendem Blick in die Augen.
Er kräuselte die Stirn. Hob die Brauen und richtete sich auf. „Ja. Selbstverständlich.“
„Ist alles wieder gut zwischen uns?“, wollte ich mir sicher sein.
Er sah mich misstrauisch an und ich wusste, ich war mit meiner Eifersucht zu weit gegangen. (Genau DAMIT vertreibt Frau die Männer! Ich weiß.)
„Es tut mir leid Derek. Es tut mir wirklich leid.“, beschwor ich ihn und griff dabei nach seiner Hand. Er entzog sie mir nicht. Sah mich nur durchdringend und prüfend an. Zweifelte offensichtlich. Nun war es anscheinend an mir meine Liebe zu ihm zu beweisen.
„Was hältst du davon, wenn ich mit dir gemeinsam“, hier stockte ich, alldieweil ich nach dem Namen des Kindes in meinem Gedächtnis suchte. Zudem war es mehr als wichtig gewesen, das Wort gemeinsam zu erwähnen und explizit zu betonen! Dann fiel  mir der Name wieder ein. Man musste nur an Marilyn Monroe denken.  „Marilyn besuchen. Ich würde deine Tochter gern einmal sehen.“ Freundlich lächelnd sah ich Derek in die Augen. Drückte seine Hand und siehe da, er wurde doch tatsächlich zugänglicher.
Ich war erleichtert. Hatte ich es geschafft, den liebevollen Ausgangszustand, in welchen wir bisher miteinander umgegangen waren,   zwischen uns wieder herzustellen? Ich vermute nicht. Es ist immer viel schwieriger Vertrauen zurückzugewinnen, wie es zu zerstören. Andererseits war meine Eifersucht womöglich berechtigt? Ich weiß es nicht. Die Zeit wird es zeigen. Zudem bin ich ganz froh, noch ein heimliches Eisen im Feuer zu haben. Jason.
Und so ganz, ganz sacht, kam mir dieser Anishinabe in den Sinn, welchen Adam zu mir gesandt hatte. Seine Attraktivität war mir im ersten Augenblick aufgefallen. Jedoch zeigte ich es ihm nicht. Zuerst gedenke ich alles was möglich ist, über ihm zu erfahren und dann……wird man sehen. Denn auch ich sah in seinen Augen, an seiner Mimik und Gestik, dass ich ihm gefiel.
Womöglich eine gänzlich neue Variable….im Spiel. Ich weiß noch nicht einmal seinen Namen. Er stellte sich nicht mit diesem vor.

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Derek zeigte sich versöhnlich und ich war glücklich darüber. Überwand mich und besuchte mit ihm seine Tochter und somit auch zwangsläufig Giselle, die mitnichten angetan war, von meinem Kommen. Aber egal. Es musste sein und ich verbog mich um Dereks Willen bis zum geht nicht mehr. War freundlich und so weiter....
Derek schien meine Einsicht in jedem Fall zu freuen. Und DAS war mir immens wichtig. Nicht Giselles saures Gesicht.

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Nun wartete ich auf die nächstbeste Gelegenheit, um Derek noch einmal zu mir heran zu ziehen. Ich küsste ihn leidenschaftlich. Zog einen Schmollmund auf samt vielsagendem Augenaufschlag. „Ich war doch nur eifersüchtig. Verstehst du das?“
Derek nickte. Die Züge seines Gesichtes waren gütig. Ich hatte es geschafft!
„Alles wieder gut?“, vergewisserte ich mich noc9h einmal. Er lachte. Und ich atmete erleichtert auf.

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Am Nachmittag lies ich mich massieren. Ging dann wieder zurück ins Büro, wo ich noch immer bin.
Vor etwa einer Stunde, erhielt Derek einen Anruf. Ich wusste nicht wer es war. Sah ihn nur heftig diskutieren. Dann kam er zu mir hin, mit einem über die Maßen betretenem Gesicht.
Ich stutzte. „Was ist geschehen? Wer hat angerufen?“
Er presste die Lippen zusammen. „Es war Gunnar.“
Ich sprang auf. „Ist ihm etwas geschehen?“
„Nein!“, wehrte er sogleich ab. Und noch ein „Nein“ etwas leiser. „Er ist okay.“
„Was dann?“
Nun begann Derek zu grinsen. „Er traut sich nicht dich anzurufen.“
JETZT wurde mir einiges klar. Alexa hatte ihn am Haken und lies Gunnar nicht mehr los. Er würde heute nicht mehr kommen. Das wusste ich jetzt. Und irgendwie kam mir das Ganze sogar gelegen. So war ich wenigstens mit Derek zusammen und so kam Derek nicht erneut in die Verlegenheit (zu Giselle) seinem Kind zu gehen.
Selbstredend echauffierte ich mich über Gunnars Verhalten. Was keineswegs aufgesetzt war. Hieß ihn einen verdammten Idioten. Was sonst?