Dienstag, 13. September 2016

Nicht nur ein guter Freund



Gunnar kam, als hätte er es erahnt, sogleich nachdem ich meinen Post beendet hatte. Das Dinner fand zu Hause statt. Mir war nicht danach ins Restaurant zu gehen.
Der Abend, zu lang. Es gibt so viel anzusehen für uns beide. You tube Videos auf den großen Bildschirm umgeleitet und im Internet gesurft.
Ich finde es trotz alledem noch immer, oder immer wieder eigenartig. Da sitzen zwei Menschen nebeneinander und die Droge Internet zu konsumieren, mit all ihren Facetten. Von Bloggs, über fb zu you tube und andere zahlreichen Seiten, die Informationen in Hülle und Fülle zu bieten haben. Wozu dann überhaupt noch etwas anderes tun. Oder nach draußen gehen. Alles dreht sich ums Netz und da gab es einmal einen Film mit Sandra Bullock mit dem gleichen Namen. Es hat Macht über uns. Und WER kontrolliert das Netz?

Kein Sex. Weder gestern Abend noch heute Morgen. Gunnar wird noch zum Asketen. Und mir ist gleichwohl NICHT bekannt, dass er mit irgendwem anderen zusammen war. Nun gut. Mit Alexa wahrscheinlich. Jedoch mit IHR muss er derzeit ebenso vorsichtig sein. Sie will das Kind schließlich nicht noch einmal verlieren. Und Gunnar will sich nicht noch einmal schuldig fühlen.

Ausschlafen war angesagt. Und wo andere eine unruhige, ja sogar leidvolle Nacht vermeldeten, schliefen wir ganz friedvoll, behaglich und lang.
Nach dem späten Frühstück, vielleicht sollte ich es nicht mehr spät nennen, alldieweil es steht’s gegen zehn Uhr stattfindet, begleitete mich Gunnar noch bis in mein Büro.
Am Abend zuvor hatten Gunnar und ich über ein Thema gesprochen, dass nun, in Gegenwart von Kevin, erneut zur Sprache kam. Aus einer Laune heraus, hatte ich vorgeschlagen, dass Gunnar wieder der Chef des Zentrums werden könnte. In Angedenken an seine Mutter, deren Traum es war. Welchen ICH bis jetzt erhalten habe. Die Eventualitäten und die möglichen Wege wurden erörtert und hin und her geworfen. Jeder mögliche Weg bedacht. Was ich allerdings dann später, noch einmal ganz präzise, allein mit Kevin tat. In unsere Diskussion floss selbstredend der Name Derek ein. Der nun, bedauerlicher Weise eben NICHT zugegen war. Er hatte nichts über seinen Verbleib im Büro, oder bei einem von uns, hinterlegt. Niemand wusste, wo er wirklich war und was er tat. Wir spekulierten nur.
„Dann kalkulieren wir bitte gleich richtig. Loten ALLE Wege aus. Auch diesen, dass Derek nicht mehr hier sein wird.“
„Willst du ihn schon wieder feuern? Denn wäre dein Alibi des Nichtrassisten futsch.“, Kevin grinste mich an. Ich hob die Schultern an, zum Zeichen, dass mir das gleichgültig sei. „Willst du ihn dann etwa durch Gunnar ersetzen?“
„Ja. Warum nicht? Wenn sich Derek endgültig für Giselle entscheidet. Und du Kevin muss dennoch keinerlei Bedenken haben. Gunnar sagte dir doch eben schon, dass es ihn nichts ausmacht, dich als Chef zu haben.“ Ich zwinkerte ihm vertrauensvoll zu.
Er pustete die Luft durch die Lippen. „Es verändert sich hier alles sehr rasch und nicht selten.“
„Tja nun, in einer Position wie unserer, ist schnelles Handeln gefragt. Das weißt du doch.“
Kevin stimmte mir nickend zu. „Ja. Ich weiß.“ Und es schien mir sogar ein wenig widerwillig zu sein.
„Und wer sagt, dass ich Derek feuern will?“
„Was? Soll er dann auch noch mit hier im Büro arbeiten? Geht das gut?“
„Wieso nicht? Die beiden vertragen sich doch.“
„Ja schon. Aber Derek ist schon einmal ausgerastet. Das war an dieser Abend mit Giselle, als er schmerzlich erkennen musste, dass Gunnar nun doch des Öfteren hier im Zentrum ist. Er hatte sich tatsächlich eingebildet, hier wäred ihr allein und ein Paar.“
Ja, Gunnar hielt sich jetzt tatsächlich immer öfter hier im Zentrum auf. Da war etwas Wahres dran und ich war froh darum, DASS es so war!
„WAS sollte mir mit Derek noch Schlimmeres geschehen, als es ohnehin bereits ist?“
Kevin legte die Stirn in Falten und sah mich zweifelnd an. „Er hat schon so viel geschluckt und hält immer noch an der Liebe zu dir fest.“
„Ja. Genau DAS hat er mir ebenfalls gesagt. Aber WO ist er denn? Sicher bei Giselle.“
„Was erwartest du? Er ist schließlich Vater geworden.“ Kevin grinste mich an und ich schnaufte. Mit ihm vermag ich schlichtweg über alles zu reden. Er ist mir in der Tat zu einem wirklich guten Freund geworden. Und auch seiner Lebensgefährtin scheint ihre Position nun recht angenehm zu sein. Hier scheint sie sogar die Eifersucht auf mich fallen zu lassen.
„Was ist nun?“, riss mich Kevin aus meinen Gedanken, „Kann ich endlich Urlaub nehmen?“
„Phhhuuu! Ich weiß nicht so genau. Wie lang hat Derek vor seinen Urlaub auszudehnen?“
Kevin zuckte mit den Schultern. „Er sagte, er nehme sich ein paar Tage frei. Nichts weiter.“
„Auch mit mir hat er darüber nicht gesprochen. Ich bin genau so schlau wie du.“
Kevin griff unsere Grunddiskussion wieder auf. „Kirsten und vor allem Mike ist ein guter Freund von Derek. Sie kennen sich von früher. Wird er, werden die beiden ihm nicht alles erzählen, was hier so gesprochen wird?“
„Denkst du das weiß ich nicht? Genau aus diesem Grund sitzen wir hier und die Tür ist geschlossen.“
„Was ist jetzt eigentlich mit Mike? Gehört er nun zur leitenden Riege dazu oder nicht?“
„Selbstverständlich. Er ist in jedem Fall überprädestiniert. Allerdings gedenke ich ihn nicht mit jedem Detail ins Vertrauen zu ziehen. DU Kevin, bist der Einzige hier, dem ich jegliche Einzelheit besprechen kann. Ob im Job, oder privat.“ Ich zwinkerte Kevin verschwörerisch zu.
„Degradierst du mich gerade vom Liebhaber und vielleicht zukünftigen Ehemann zum guten Freund?“ Er lachte.
Jetzt musste ich vorsichtig sein. Meine Worte, meine Mimik und Gestik ganz genau wählen. Kevin kannte mich ganz genau und wusste die kleinste Bewegung zu deuten. Mit dieser Anspielung fragte er genau genommen, ob ich ihn noch liebe UND ob es doch irgendwann wahrscheinlich sei, dass wir beide das Zentrum als Mann und Frau leiten.
„Nein. Ich degradiere dich nicht. Ich erhebe dich. Denn DU bist mir das wichtigste im Leben. Ehemänner kann man tauschen. Freunde nicht.“ Aus dem Nichts heraus, war mir diese doch gelungene (raffinierte) Antwort eingefallen. Gut gemacht! (Schulter klopf!)
Kevin bemerkte selbstverständlich diesen Hakenschlag und nickte schmunzelnd. „Okay. Fürs erste gut pariert.“
Unser Thema wechselte. Wir redeten erneut über die Muslime, die hier im Zentrum waren. Denn die Angelegenheit, dass Mike Imara ersetzen sollte, war noch lange nicht vom Tisch. Nur aufgeschoben. Erneut hatte es Zwischenfälle gegeben mit zwei der anderen muslimischen Frauen. Da sie nicht nur im Zentrum arbeiteten, sondern ebenfalls hier wohnten, hatten sie ihre Freunde mitgebracht. Einige Gäste hatten sich über diese Männer beschwert, die sich nicht benahmen, wie es sich gehört. Ich hatte sie von unserem Sicherheitsdienst raus werfen lassen und die Kontrollen am Eingang verschärft. Nur ist unser Tor ständig offen. Es kommen viele Menschen von der Umgebung zu uns. Und letzten Endes vermag ich den hier arbeitenden und lebenden Angestellten nicht zu verbieten, Freunde mit hier her zu bringen. Allerdings erhielten die betreffenden Frauen eine Abmahnung von mir. Wegen Geschäftsschädigung. Denn die Gäste waren nachweislich gegangen.
In der Zwischenzeit hatte sich Mike zu uns gesellt.
„Am liebsten würde ich sie alle feuern!“, sagte ich wütend. „Sie ziehen diesen Dreck hier her. Männer die es gewohnt sind aus ihrer Kultur und Religion heraus, sich wie Paschas zu gebärden. Ich will diese Brut hier nicht!“
Kevin warf mir einen warnenden Blick entgegen, der als Frage formuliert etwas bedeuten sollte, vertraue ihm nicht. Sei vorsichtig mit dem was du sagst. Ich nickte ihm zu und kam zum eigentlichen Thema zurück. Wendete mich nun vollends an Mike.
„Ich nehme an, du bist bereit Imara zu ersetzen.“, sagte ich zu ihm und sah kurz zu Kevin hinüber, der sogleich den Satz anfügte: „Und ab und an wirst du hier der alleinige Geschäftsleiter sein, wenn wir alle Urlaub machen.“ Er zwinkerte Mike lächelnd zu und ich war ganz froh, dass er die Situation entschärfte.
„Okay.“, sagte Mike und ich dachte, gut gemacht. Mein wohlwollender Blick traf meinen alten Freund.

„Du wirst Imara doch nicht wirklich entlassen?“ Kevin hatte sich mit dieser Frage an mich gewandt, obwohl er wusste, dass ich sie ihm, in Gegenwart von Mike, nicht wirklich wahrheitsgetreu beantworten konnte.
„Wir werden sehen.“, antwortete ich ausweichend Was Kevin selbstredend noch umgehend begriff.
„Ich meine nur, sie macht ihre Arbeit gut. Besser als manch‘ anderer und es ist Verlass auf sie. Mit ihrer Religion belästigt sie doch niemanden. Und ein Mann, der Ärger macht, ist mir bei ihr noch nie aufgefallen. Schon gar kein Muslim. Womöglich lebt sie abstinent.“ Kevin hob beide Hände und seine Augen sagten mir, dass er mit ihr fühlte.
„Magst du sie?“
Kevin stutzte. „Wie meinst du das?“
„Pfffff……wie denkst du denn dass ich es meine?“, warf ich die Frage zurück.
„Mögen? Ja. Klar. Als Kollegin vielleicht. Ich hätte sie nur gern behalten. Ich denke, wir brauchen sie. Zudem wäre es gut, wenigstens eine von ihnen als Alibi-Muslime zu behalten.“  Kevin neigte den Kopf und lächelte mit einem argwöhnischen Blick hin zu Mike, der diesen natürlich verstand. Mit einem IQ von über 130, samt photographischen Gedächtnisses, erwarte ich das. Mike ist ohnehin ein Phänomen.
Wir redeten noch eine Weile und trotz Kevins Warnung, gab ich meine Absichten, bezüglich der muslimischen Angestellten Preis. Bisher wusste jeder, dass ich sie aus der Motivation heraus beschäftigte, ihnen eine Chance zu geben, sich von ihren besitzergreifenden Männern zu befreien. Mit dem Geld, welches sie verdienten, wirtschaftlich unabhängig zu werden und über ihr Leben selbst zu bestimmen. All das hob ich bewusst vor Mike hervor.
„Aber offenbar wollten sie da nicht. Verfallen in alte Muster. Blieben in alten Strukturen haften. Ich vermag ihnen nicht zu helfen, wenn sie es nicht wollen.“, gab ich noch einen verzweifelten Satz zum Besten, welchen ich NICHT derart heftig in der Betonung ausgesprochen hätte, wenn Mike nicht hier gewesen wäre. Ich musste trotz alledem vorsichtig sein, dass man mir nicht Diskriminierung unterstellte. (Aber egal. Wozu hat man Anwälte?) Ich argumentierte aus der Position der Chefin heraus. Merkte die finanziellen Einbußen an, welche uns diese Männer, die nur die Gäste zweier unserer Angestellten waren, eingebracht hatten.
„So geht das nicht! Verstehst du das Mike?“ Am Ende musste er denken, er wäre gleichwohl allein auf die Idee gekommen, diese störenden Personen zu entlassen, weil sie eben geschäftsschädigend sind. Was in keinster Weise gelogen war.
Aber egal. Wie ich es auch drehe und wende. Auch diese Frauen müssen hier weg. Sie ziehen mir den Abschaum und die Kriminellen hier her. Nicht noch einmal! Nicht mit mir!!!!! Ich werde das Zentrum nicht wieder verlieren!
Das Sicherheitsteam weiß Bescheid. Die Kontrollen werden verstärkt. Selbstredend bin ich ferner auf die Laufkundschaft angewiesen. Leute aus der Umgebung, die unsere Einrichtung nutzen. Das Schwimmbad besuchen, im Fitnesscenter trainieren und in den Restaurants essen gehen. Ein Standbein des Zentrums, das nicht zu unterschätzen ist. Wir brauchen es. Nur schleichen sich auch hier ab und an Muslime ein, die sich von unsren Therapeutinnen massieren lassen und im Fitnessraum die Gewichte stemmen. Das Schwimmbad ist selbstredend ebenso beliebt. Gerad hier wurde das Sicherheitspersonal um das freifache erhöht. Was mich zum Nächten Punkt der Tagesordnung bringt. Wir benötigen weitere Sicherheitskräfte. Denn eines ist ebenso bekannt, dass die Menschen hier gut behütet sind. Genau deshalb kommen viele schwedische Leute. Familien, Frauen und Mädchen hier her, um zu schwimmen. Und ich erwäge mit Wanjas finanzieller Zuwendung noch ein Schwimmbad zu errichten.
Es klopfte an der Tür. Ich winkte Hannes Habermann, einen unserer Deduktive herein.
„Schließ die Tür!“, wies ich ihn gebieterisch an. Er dienerte.
„Sprich!“
Hannes gab sich verlegen. Er sog die Luft laut hörbar ein und räusperte sich laut. „Ich wollte nur noch einmal nachfragen, ob wir vielleicht doch eine Sekretärin bekommen könnten. Jetzt, wo wir durch die erhöhte Sicherheit und das Überprüfen so vieler Personen noch mehr Arbeit haben?“
„Liegt nicht die Hauptarbeit bei unserem Sicherheitsteam?“
„Ja schon. Aber auch wir sind im vollen Einsatz.“
Hannes sprach deutsch. Er wusste, dass Kevin und ich es verstanden. Jedoch Mike verstand es (noch!) nicht. Daher bat ich ihn in Englisch oder Schwedisch zu reden.
Ich stöhnte leise. „Imara.“
„Das ist doch die Lösung!“, rief Kevin sogleich.
„Nein.“, widersprach ich ihm. „Ist sie nicht.“
„Warum?“
Ich schüttelte mit dem Kopf. „Eine Muslima an dieser Stelle. Das geht einfach nicht. Sie hätte zu viel Einsicht in alle Sicherheitssysteme.“
„Dann lass sie wo sie ist.“
„Hast du einen Narren an ihr gefressen? Oder was?“, wurde ich ein wenig wütend auf Kevin. Und ich hatte diesen Satz in Deutsch ausgesprochen. (Was ich nicht hätte tun sollen, in Hannes Gegenwart.) An Mikes Gesicht erkannte ich jedoch, dass er sehr wohl verstand.
„Die Alibi-Muslime greift hier nicht. Schließlich ist da ebenso noch die Auszubildende Keshia Berggren. Ebenfalls eine Muslima.“
„Na ja. Nicht wirklich.“, erwiderte Kevin und schmunzelte. Ich wusste genau, was er damit meinte. Gunnar hatte schließlich bereits mehrere Male mit ihr ge(fickt)schlafen und an manchen Tagen vermochte ich den Anblick all der Frauen (Keshia Berggren, Casandra Fish, Amaya Ji, Kate Austin-Nobel Ellen Parker), die hier um mich waren und von denen ich wusste, dass mein Ehemann mit ihnen intim geworden ist, nicht zu ertragen.
Ich schnaufte und fluchte in Deutsch. „Dieses Thema ermüdet mich. Mit anderen Worten, es kotzt mich an! Ich habe genug davon. ICH sage an, WAS getan wird, und IHR handelt. Basta!“
Kevin war kein bisschen erschrocken. Er kannte mich und grinste. Setzte sogar noch einen obenauf. Obwohl dies genau genommen ein wenig anmaßend war. Kevin vergab ich jedoch alles. Ich wusste, dass er es nicht böse meinte. Und er wusste das. „Es lebe die  Moslem frei Zone.“
Ich schüttelte mit dem Kopf. Lächelte jedoch. „Welche ich teuer bezahle.“
„Aber die Menschen fühlen sich hier wohl und sicher.“
Es war mir nicht danach weiter diese Thematik zu bedienen. Dennoch antwortete ich ihm.
„Genau aus diesem Grund tun wir, was der Staat nicht zu Stande bringt. Seine Menschen zu schützen.“
„Was ist eigentlich aus dem russischen Juden geworden?“ Kevin drehte sich in seinem Sessel sitzend ein, zwei Mal um die eigene Achse. War er heute auf Konfrontationskurs? Oder was? Wollte er mich provozieren? Aber aus welchem Grund? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die bloße Vorstellung Gunnar wieder hier zu haben, mochte er nicht. Und er diskutierte mit mir um den heißen Brei. Warum? Konnte er mir nicht offen sagen, dass er es nicht für  richtig hielt? Verdammt noch mal!
An dieser Stelle zeigte sich deutlich, Kevin war eben doch NICHT NUR ein guter Freund. Er liebte mich noch immer und war nun eifersüchtig, mich im Büro nicht mehr für sich zu haben. Wenn er sich meine Anwesenheit im Büro schon mit Derek teilen musste.
Ich versprach Hannes, mich darum zu kümmern.


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Gunnar kam und ging…..zum Fitnesscenter und schwimmen. Es wurde spät. ER kam erst gegen zehn zurück.
Ich saß mit meinem Notebook und hatte über dem Schreiben das Dinner vergessen. Wir aßen beide spät. Und ich sitze noch immer.......
Aber jetzt,.....ist Schluss!