Gunnar war nach unserem gemeinsamen Frühstück doch nach
Stockholm gefahren. Jedoch davor hatte er mich zum Haus zurück gebracht, wo ich
schrieb. Das Briefing war für den späteren Nachmittag angesetzt. Zum Lunch ging
ich allein. Während ich aß rief allerdings Kevin an und fragte, WANN ich denn
nun komme. Ich zögerte und sagte bald. Und beinahe noch im nächsten Augenblick,
kam er zur Tür herein, und auf mich zu gerollt.
„Was ist dein Problem? Dein Büro ist doch im Allgemeinen
dein zweites zu Hause. Ist es wegen Derek?“
Mein Blick sagte ihm alles. Er hätte töten können. Kevin
lachte. „Okay. Dachte ich es mir doch.“ Er kratze sich am Kinn und legte die
Stirn in Falten. Grinste. „Irgendwann wirst du ihm begegnen müssen. Warum nicht
gleich. Dann hast du es hinter dir.“
Ich reagierte nicht auf seine Frage. Stellte ihm
stattdessen eine.
„Ist er Vater geworden?“
„Ja…..“
„Schweig!“ gebot ich ihm. „Ich muss darüber nicht alles
wissen.“ Stellte ihm aber dennoch sogleich die nächste Frage. „Gestern?“
Er nickte.
„Also doch ein Sonntagskind. Was für ein Glückspilz er
doch ist.“, bemerkte ich sarkastisch. Innerlich kochte ich vor Wut.
„War er dabei?“
„Ja.“, antwortete Kevin vorsichtig.
„Nur im Hospital? Oder auch bei der Geburt?“
„Er war bei der Geburt mit im Kreissaal. Er war total
geflasht, sagte er. Begeistert zu sehen, wie neues Leben geboren wird. Was ich
absolut nachempfinden kann.“
Meine Mine blieb steif. Ich war wütend und entmutigt.
Vermutlich hatte ich Derek nun gänzlich verloren. Was sollte ich nun tun?
„Willst du nicht wissen,…..“
„NEIN! Will ich nicht!“, stoppte ich Kevins Redefluss mit
schroffem Ton.
„Hey, hey! Es ist nicht meine Schuld.“
Er hatte Recht. Das sah ich ein und entschuldigte mich.
„Kevin, es tut mir leid. Natürlich sollte ich dir gegenüber nicht so zornig
sein. Verzeih.“
„Schon gut. Und sei nicht so böse mit Derek.“ Kevin
zwinkerte mir verschwörerisch zu. „Wie hast du überhaupt vor, mit ihm
umzugehen.“
„Kalt.“, kam meine prompte Antworte geschossen, die meiner
erbarmungslosen Eifersucht entsprang.
Kevin stockte fast der Atem. Er zog die Brauen hoch.
„Kommst du gleich mit mir ins Büro?“, fragte er dann.
„Ja.“
Ich ging Derek aus dem Weg, wo es nur ging. Antwortete
ausschließlich sporadisch. Blockte ihn ab. Bis es ihn selbst verstimmte und er
mich fragte, was mit mir sei. Ich blieb kühl und ich wusste, er wusste warum.
Derek schnaufte. Schüttelte den Kopf und drehte ab.
Ich weiß aus guter Erfahrung, dass genau dieses Verhalten
für unser beider Beziehung eben nicht förderlich ist. Denn DAS
ist genau DER Fehler, welchen die meisten Frauen machen. Trotzig reagieren
und schmollen. (Was für eine Idiotin ich doch bin! Dachte ich so.) Und schon im
selben Moment tat es mir leid, Derek so derart barsch behandelt zu haben. Jedoch
NUN war es zu spät und ER stellte sich stur. Im Augenblick schien es keine
Versöhnung zu geben. Und das war meine Schuld! Ich hatte es (mit ihm) vergeigt!
Zudem war Derek nun in der Position, sich ein solches
Verhalten mir gegenüber leisten zu können. Zumindest nehme ich dies an. Oder
hat ihn meine Trotzigkeit schlicht und einfach nur abgestoßen. Hätte ich anders
reagiert, wäre vielleicht nichts weiter geschehen und alles wäre okay mit uns.
Kevin hatte das Spiel beobachtet. Grinste nur und kam dann
zu mir herein.
„Hast es versaut. Oder?“ Er schnaufte. Schloss die Tür
hinter sich. „Warum machst du das?“ Kevin zuckte mit den Schultern. „Du hast es
doch gewusst! WO ist DEINE GRÖSSE Frau?“
Ich tat einen tiefen Atemzug der Empörung. „Kevin! Wenn du
nicht….“
„…..gleich die Klappe hältst.“ Er beendete meinen Satz und
lachte aus vollem Halse. „Was dann? Feuerst du mich?“
„Nein!“, erwiderte ich genau so laut wie er UND ich musste
nun ebenso lachen. Konnte ihm nicht böse sein. „Ich heirate dich.“
Kevin breitete die Arme aus. „Na dann! Worauf wartest du
noch? Ich bin bereit!“
Derek hatte uns von weitem zugesehen. Konnte jedoch nichts
hören, weil die Tür meines Büros geschlossen war.
Gerade zum Trotz, setze ich mich auf Kevins Schoß, als ich
an ihm vorüber ging. Gab ihm einen Kuss und stand (besser!) wieder auf. Denn
unsere offensichtliche Ausgelassenheit wurde bereits von allen im Büro scharf
beäugt.
Nun, egal. Man wusste schließlich, dass Kevin
und ich vor Jahren einmal zusammen waren.
Ich verließ das Büro, ohne Derek auch nur noch eines
Blickes zu würdigen. Ich hatte es in der Tat……verpatzt!
Draußen stieg ich in meinen Wagen und brauste davon. Ich
hatte mich mit Gunnar zum Shoppen verabredet. Er bestand darauf mich zu
begleiten. Allein sollte ich nicht gehen. Es wäre zu gefährlich. Meinte er.
Während ich fuhr, freute ich mich auf meinen Mann.
(Allerdings würde ich gleichwohl im Büro Alexa wieder sehen.)
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Im Büro angekommen wartete ich eine Weile, bis Gunnar
fertig war. Man hatte mich begrüßt. Auch Alexa. Ein Küsschen rechts und eines
links. Immer schön freundlich bleiben. Ihr wachsender Bauch stand zwischen uns.
Sie gedenkt nicht mehr all zu lange zu arbeiten, sagt sie mir. Und ich
denke……..das verschweige ich lieber.
Allerdings war es dann spät geworden und wir, Gunnar und
ich, entschlossen uns, in unsere Sushi-Bar zu fahren.
Anschließend doch noch ein wenig stöbern. Da und dort
etwas kaufen und zurück zum Zentrum fahren.
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Keine Außergewöhnlichkeiten. Weder abends noch morgens.
Ebenso kein Sex. Der, mit Verlaub, nicht täglich von Nöten ist.
Mit Gunnar sprach ich beim Frühstück über Derek. Gunnar
lachte und kratzt sich bedenklich am Kopf, als ich ihm erzählte, was
vorgefallen war. Auch er war der Meinung, dass ich es aus Erfahrung hätte
besser wissen müssen.
„Mit deinem Verhalten treibst du ihn nur in die Arme der
Anderen.“
„Ich weiß.“
„Geh‘ einfach zu ihm und entschuldige dich. Ziehr‘ dich
nicht so. Sei ehrlich in deiner Ausstrahlung und nicht als müsstest du es tun.“
Das sagt sich so leicht. Dachte ich und warf Gunnar einen
zweifelnden Blick zu.
„DU sagst MIR, wie ICH mich bei MEINEM Liebhaber
entschuldigen soll?“ Ich musste lachen.
Gunnar lachte ebenfalls. „Tja, da siehst du, wie Toleranz
funktioniert.“
So lange ER seine Konkubine-n hat, wird er Derek als
meinen Liebhaber in jedem Fall billigen. Es ist bequem für ihn und er weiß mich
stets gut untergebracht, wenn er seinen Neigungen nachzugehen gedenkt. Zudem
ist Derek überaus zuverlässig und loyal.
Ein besseren könnte es nicht geben. Jedoch was nun? Sicher verzeiht er mir,
wenn ich ihn um Entschuldigung bitte. Aber ist es nicht ohnehin längst zu spät?
Habe ich ihn nicht bereits an Giselle und seinen Balg verloren? Um ihn kämpfen?
Nein! Sicher nicht. (Oder vielleicht doch? Könnte sich interessant gestalten. So wie ich früher
manches Spiel abzog. Nur das Herz sollte nicht ZU intensiv an diesen Mann
hängen. Damit ich es nicht verliere. Oder, damit es nicht bricht.
(Allerdings liebe ich Derek so wie so Das
ist nicht vorteilhaft UND wird sicherlich schmerzen. Und um ehrlich zu sein, tut es das schon jetzt!))
Trotz der Ermutigung von Gunnar, ging ich nicht ins Büro.
Ich war zu feige. Stattdessen begleitete er mich zurück zum Haus, wo ich bin. Er verabschiedete
sich und fuhr los.
Allerdings wird es sich wohl kaum vermeiden lassen, dass
ich Derek zwangsläufig heute noch sehe. Denn am Nachmittag gehe ich selbstverständlich in mein Büro.
Aber womöglich nimmt er sich zu dieser Zeit gerade frei, um nach seinem Balg
und dieser Giselle zu sehen. Wer weiß…….