Sonntag, 18. September 2016

Strohfeuer?



Das Phänomen
Als Jason gegangen war, sehnte ich mich NICHT nach Gunnar! Was ich als eigenartig empfand. Denn mit Derek war es in der Regel anders. Ich genoss ihn und seine Zuneigung, seine Liebe. War jedoch (zumeist!) stets glücklich, wenn Gunnar endlich wieder zu mir kam. Mit Jason war das anders. (Aber vielleicht auch nur dieses Mal? Wer weiß. Ich bin unsicher mit meinen Gefühlen zu ihm. (Habe kein Vertrauen zu sagen, dass ich ihn liebe. Dass ich es könnte, ist keine Frage.))
War es deshalb, weil er eben NICHT mein offizieller Liebhaber war? Weil ich ihn nicht gänzlich für mich beanspruchen konnte? Oder…….war da doch ein Fünkchen mehr der Liebe als ich dachte?
Ich hatte schon immer einen Fabel für diesen bezaubernden Mann. Dachte gelegentlich an ihn. Sehnte mich sogar. Unterdrückte es jedoch wo ich es vermochte. Schob es beiseite, weil mir bewusst gewesen war, dass ich mich damit quälte. Ihn ohnehin nicht für mich allein haben konnte. Da waren immer noch seine Frau, die er zweifelsohne liebt, und seine Kinder. Ich wäre bei ihm nie auf der ersten Position, so wie es  einst bei Derek war. Allerdings änderte sich dies, als seine Mutter kam, was verständlich ist. Und nun,…..das Kind? Giselle? Vielleicht ist es doch Zeit, sich einen neuen Liebhaber zu zuwenden, der möglicherweise sogar reale Chancen auf ein Leben mit mir erhält. Jason IST in jedem Fall so einer. ER wäre DER MANN!
Man möge sich erinnern an viele Texte. Ich schwärmte stets von ihm. Wie attraktiv er ist. Wie groß, muskulös und schön. Von der äußeren Erscheinung her, kann er Gunnar durchaus das Wasser reichen. Ist ihm sogar überlegen. Zudem ist er ein guter Mensch. Für meine Begriffe jedoch ein wenig verspielt. Ernsthaftigkeit wäre von Nöten, sollte er tatsächlich einmal in die Verlegenheit geraten, das Zentrum zu leiten.
Aber genug der Schwärmerei. Wir werden sehen, was aus dieser Affäre wird. Denn bisher war es nicht mehr als das.

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Zum Lunch ging ich allein. Wartete auf Gunnar, der nicht kam. Stattdessen rief er mich an, dass er noch zu Alexa ginge.
Das konnte dauern.
Ich sah Jason mit seinen Kindern und einer Nanny. Nickte ihm freundlich zu und wandte mich vorsichtshalber rasch von ihm ab. Es hätte verräterisch sein können.
Dann sah ich Derek mit seiner Mutter und Giselle. (Wo war das Kind?)
Er kam kurz zu mir hin und entschuldigte sich. Es täte ihm leid, dass er sich nicht zu mir setzen könne. Seine Mutter und so. Ich verstand. Ohnehin wäre er nur kurz im Zentrum. Würde am Abend noch einmal bei seinen Freunden sein. (Schließlich musste er am Montagmorgen fit für die Arbeit sein! Dann wäre am Samstag seine „letzte“ Urlaubsnacht, in der schwofen gehen kann.)
„Wo ist Gunnar. Ich dachte er ist bei dir?“
„Nein. Er war beim Fußball und im Augenblick bevorzugt er offenbar die Gesellschaft von Alexa.“
„Oh! Tut mir leid. Wenn ich gewusst hätte….“ Er brach den Satz ab und ich fühlte, dass er log. (Oder vielleicht doch nicht?)
Ich hatte es gestern Abend kurz bei ihm läuten lassen, bevor ich Jason anrief. Er hat nicht abgenommen und ebenso wenig zurückgerufen. Mit Sicherheit hat er meine Nummer gesehen. (Setzt er sich so allmählich ab? Hat er genug von der Reservebank, auf welcher er bei mir ständig sitzt? Immer auf Abruf zu sein, wenn Gunnar es sich anders überlegt und mich allein lässt? Womöglich? Wer weiß.)
„Schon gut. Kein Problem.“, erwiderte ich ihm freundlich und ich bemerkte, er hatte es eilig zu seiner Mutter und Giselle zurückzukommen. Er war spürbar nervös.
Und am aller liebsten hätte ich ihm (trotzig) gesagt…….geh‘ und komm nie wieder. Ich will dich nicht mehr sehen. Bleib doch gleich gänzlich bei deiner Giselle und deinem Kind. Was willst du denn noch von mir? (Ich habe einen anderen. Aber hatte ich den??? Sicher war ich mir nicht.)

Gunnar kam gegen halb fünf am Nachmittag. Entschuldigte sich und fragte, ob ich ihm auch nicht böse sei.
Wenn ich eines im Zusammensein mit Gunnar lernte, dann ist es, keine Zeit mit viel Eifersucht und trotzig Sein zu verschwenden. Es hatte ohnehin keinerlei Sinn.
„Nein. Ich bin dir nicht böse. Schön, dass du mich zumindest angerufen und mir Bescheid gesagt hast.“ Küsschen!
Und wie auf ein Kommando hörend, dachte ich an Jason. Er musste dringlichst aus meinem Kopf. Und schon überschrieb ich die Bilder mit anderen von bunten Sommerwiesen. Vom See und von Gunnar. (Was nichts anderes bedeutete, als dass auch ICH meinen Ehemann betrog. Und ich stellte mir die Frage, WIE fühlt es sich an, Gleiches mit Gleichen zu vergelten? Die Antwort viel problematisch aus. Teils, teils. Es war ein Gefühl wie schwimmen im weiten Meer, ohne einen Horizont zu sehen. Vielleicht dauerte es Stunde, vielleicht Tage, bis Land in Sicht war. Womöglich aber auch nie.)

Gerade jetzt, wo sich Gunnar so viel Mühe gibt mir einigermaßen treu zu sein, verschweige ich ihm tunlichst einen gewichtigen Konkurrenten. (Das ist keine Ehrlichkeit. Aber sagt ER mir tatsächlich alles, was er tut und denkt? Wohl kaum.) Überdies sind meine Gefühle anderen Männern gegenüber wankelmütig, solange es die unbändige Liebe zu Gunnar gibt. Strohfeuer, die nur dann auflodern, wenn mein Ehemann mich alleine lässt.

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Wir schliefen nicht miteinander. Hatten gestern Abend noch Besuch und redeten lang. Heute Morgen folgte das Ausschlafen bis halb zehn. Spätes Frühstück und ein Kaffee steht immer noch neben mir.
Gunnar und ich unterhielten uns heute Morgen im Bett, nachdem wir aufgewacht waren und uns aneinander kuschelten. Er hatte seinen Arm unter meinen Kopf gelegt und mich zu sich herangezogen. Mit Genuss schmiegte ich mich an seinen warmen, (ebenfalls) muskulösen Körper. Seufz…..er ist und bleibt mein Ehemann, den ich liebe. (Und schon war das (Stroh-)Feuer am erlischen. Oder doch nicht? Glomm es noch? Oder schwelte es beständig?)
Wir unterhielten uns kurz über Derek, Giselle und meine Befürchtung, dass es mir mit ihm genauso geht, wenn Alexa ihr Kind geboren hat, bevor wir uns aus mühsam dem Bett pellten.
„Ich bin nicht Derek. Was soll sich ändern.“
„Derek hat das Selbe geäußert und nun…..“
„Vielleicht fängt er sich wieder.“ Eine Antwort, die nur ein Mann geben kann. Dachte ich so.
„Ich glaube eher, in ihm wächst der Wunsch nach Familie und seine Mutter bestärkt ihn selbstverständlich noch darin. Du hättest ihn sehen sollen, wie fürsorglich er mit ihr umgeht.“
„Derek ist ebenso. Das war er schon immer. Das muss noch lange nichts bedeuten.“ Und DAS sagt mein Ehemann über meinen Geliebten. Sehr witzig, das Ganze.

Einen Part meiner Zeit, in welcher ich ohne ihn war, gedachte ich ebenfalls zu verschweigen. Da er jedoch mit Adam zu tun hatte und wir ihn demnächst besuchten, käme es ohnehin ans Licht. Also, warum nicht gleich alles ausplaudern.
„Gestern kam ein junger Mann zu mir an den Tisch, während ich speiste.“, begann ich die Konversation.
Gunnar stutzte. Grinste aber dann. „Willst du mich etwa eifersüchtig machen?“ Er lachte. Ich lachte mit.
„Nein. Selbstverständlich nicht.“
„Erzähl‘ weiter.“, forderte er mich auf.
„Ich hatte ihn bereits gesehen, als er zur Tür hereinkam. Er war auf eine der Kellnerinnen zugegangen und fragte sie etwas, welche dann in meine Richtrung zeigte. Er kam dann gemächlichen Schrittes zu mir hin. Lächelte. Fragte auf Englisch, ob ICH die Chefin hier sei. Ich nickte. Er müsse mit mit reden und ob er Platz nehmen können. Ich sagte nein. Er, okay UND, dass er von Adam komme. Er hätte ihn hier her geschickt mit der Bitte, ihm einen Job zu geben.“
„Oh! Was kann er denn.“
„Nun, ich dachte sofort an unser Sicherheitsteam, das noch immer einige Männer braucht. Aber ich traute ihm nicht. Der sagte. Rufen sie ihn doch an. Ich erwiderte, bitte, tun sie es. Schließlich wollte ich wissen, OB ER ES KANN.“
„Taktisch klug.“ Gunnar grinste mich an. „Und? Tat er es?“
Ich lachte. „Ja. Er rief tatsächlich Adam an, sprach mit ihm und reichte mir dann sein Handy hin. Daraufhin sprach ich mit Adam. Er sagte, er sei ein Bekannter von ihm, der für ein, zwei Jahre nach Europa wollte. Er hätte ihm geraten nach Schweden zu gehen und in meinem Zentrum um einen Job zu ersuchen. Es wird dir bei Rea gefallen, hatte er zu ihm gesagt.“
„Und? Wirst du ihn einstellen?“
„Ich denke schon. Ich rief umgehend Ryan an. Der schickte mir Mads, damit er diesen jungen Anishinabe alles Notwenige zeigen kann.“
„Oho! Na ja, wenn er auf Empfehlung von Adam kommt, ist das sicherlich okay.“
„Ja. Das denke ich auch.“
„Wie sieht er denn aus?“, fragte Gunnar und zwinkerte mir grinsend zu.“
Ich schmunzelte. „Hmmmm. Lecker!“