Samstag, 17. September 2016

Wieder allein……………



Als ich am Freitagmorgen noch mit Derek zusammen war, hatte ich Tom in Hawaii angerufen, um ihm zu sagen, dass Kevin für vier Wochen auf Urlaub zu ihm kommt.
„Sie wohnen noch im Haus?“, fragte ich ihn.
„Ja. Stört es sie?“
„Nein. Selbstverständlich nicht. Es ist gut wenn dort jemand ist. Bleiben sie ruhig, wenn sie wollen.“
Er erzählte mir noch, dass er einem Golfclub beigetreten sei und dass es ihm dort gut gefiele. Dort hoffe er Freunde zu finden.
„Das freut mich sehr für sie. Es kann schon zuweilen ungemein einsam sein. Ich verstehe das.“
Natürlich hatte er mir bereits das Du angeboten. Dennoch sage ich noch immer Sie zu ihm. Allerdings finde ich, dass dies durchaus seine Berechtigung hat.

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Zum Lunch saß ich allein am Tisch im Restaurant. Da sah ich Jason mit seinem Sohn zur Tür herein kommen und winkte ihm zu mir heran.
„Setzt dich doch.“, wies ich ihn an.
Er sah mich zweifelnd an und erwiderte: „MIT meinem Sohn?“
Ich nickte.
„Okay.“
Er rief die Kellnerin und bestellte sich und seinem Sohn das Essen.
„Wo sind die anderen Kinder?“, fragte ich ihn.
„Ich brauche dringend eine Kinderfrau. Ich schaff‘ das nicht mehr allein. Der Job und die Kinder. Jetzt, wo Lisa wieder in der Klinik ist.“
„Oh! Davon wusste ich nichts.“
„Sie dachte mich mit einem Messer erstechen zu müssen und hat es sich dann selbst an die Kehle gehalten.“
„Warum um der Götter Willen tut jemand so etwas?“
„Du weißt doch, dass sie krankhaft eifersüchtig ist.“
„Hätte sie denn einen Grund dafür?“ Ups! Das war mir so heraus gefahren. „Verzeih.“, entschuldigte ich mich noch Augenblicklich. „Das geht mich selbstverständlich nichts an.“
Jason schien diese Frage unangenehm zu sein. „Nein. Hat sie nicht.“
Mein zweifelnder Blick traf den Seinen. Er schüttelte mit dem Kopf und lächelte nun ein wenig. „Nein. Wirklich nicht.“ Sein Ton war nun entspannter geworden.
„Es gibt doch genügend Kinderfrauen hier im Zentrum. Wo sind die Mädchen jetzt?“
„Bei Sarah. Aber nur, solange wir essen.“
„Okay.“
Ich diskutierte sehr sachlich und leidenschaftslos mit ihm, dass es (ich) keinen Verdacht erregte. Nicht, dass man uns noch unterstellen könnte, wir hätten eine Affäre miteinander. Mit leisem Ton und knappen Sätzen erklärte ich dies Jason. Er grinste.
Kurze Zeit später sprach Jason darüber, dass er sich freuen würde, wenn wir uns wieder einmal treffen, oder gemeinsam verreisen könnten. Sein Sohn war schließlich dabei. Da war es verständlicher Weise nicht sonderlich vernünftig, sich leidenschaftlich mit einer anderen Frau, als Lisa, auszutauschen. Obwohl Jason so wie so ein Charmeur sondergleichen war. Er hatte immer gute Laune und war zu Scherzen aufgelegt. Mit allen und jedem/r. Ein Wunder überhaupt, dass Jasons Sohn Noah seiner Mutter des Vaters Geheimnis, mit mir auf Reisen gegangen zu sein, bewahren kann und noch nicht ausgeplaudert hat. Man stelle sich vor, was Jasons Jasons Frau Lisa, im eifersüchtigen Wahn, mit MIR veranstalten würde. In Anbetracht dessen, was mit Lara geschehen ist.
„Bleibt ruhig sitzen. Ich muss zurück ins Büro.“, sagte ich freundlich zu Jason und seinem Sohn, als ich ging.

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Im Büro erwartete mich überraschender Weise jede Menge Arbeit. Was nun? Kevin war bereits gegangen. Er packte sicherlich schon seinen Koffer für die Reise nahc Hawaii. Derek war noch nicht wieder hier. Kam erst am Montag zurück in seinen Job. Infolgedessen bewältigte ich die anstehenden Aufgaben mit Mike, Kirsten, Imara und Marion Wallin, der Sekretärin.
Zu allem Überfluss rief mich Gunnar an und sagte mir, dass er mit seinen Brüdern zu einem Fußballsiel ging.
Nun, da ich ohnehin bis spät in den Abend im Büro tätig war, alle anderen ins Wochenende entlassen hatte und mir selbst das Dinner bringen lies, wäre es zugegebener Maßen fabelhaft gewesen, zumindest Gunnar begrüßen sie können. Dem war jedoch nicht so. Also, was tun? Jason?

Oh! Ich vergaß ganz und gar zu erwähnen, dass Sasha Fließe bat, mit mir sprechen zu dürfen. Ich wies ihn konsequent ab.
„Es gibt nichts zu bereden.“
„Lass mich doch erklären…..“
„Nein!“
Demzufolge konnte ich nun vor mir selbst nicht wortbrüchig werden und ihn aus Einsamkeit kontaktieren. Das wäre im höchsten Maße inkonsequent und charakterlos. Zudem käme es einer Selbstdemütigung gleich, wenn ich ihm hinterher krieche wie ein Hund, sobald es zu persönlichen Schwierigkeiten kommt.

Am Ende war es Jason der zu mir kam, nachdem seine Kinder eingeschlafen und er sie, für diese Nacht, eine bezahlten Kinderfrau überlassen hatte.

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Es hatte Schwierigkeiten gegeben mit dem kleinsten Kind. Jason kam deshalb sehr spät und wir gingen sogleich zu Bett. Schliefen miteinander.
Das Aufwachen war einfach fabelhaft. (Mit ihm zusammen, vermisste ich Gunnar nicht!) Er ist, trotz aller persönlichen Probleme, so zauberhaft entspannt.
Wir redeten über mögliche Zukünfte und schliefen noch einmal miteinander. Ich wies ihn an, ein wenig vorsichtig mit mir zu sein. Er ist ein recht gut gebauter Mann. Ich genoss seine Zuneigung und seiner Zärtlichkeiten und dachte dabei, wie es wäre WENN……
Obgleich ich den Eindruck hatte, und selbstredend ist es verständlich, unter dem Stress, unter dem er derzeit steht, gleichwohl er es sich nicht anmerken lässt, war es  ihm in diesem Moment nicht wirklich angenehm, oder zu früh, sprach ich darüber, dass ER einer meiner Favoriten sei, wenn es um meine Zukunft geht. Ich fand, er müsse es wissen.
Eine Zeit lang ließ er sich auf dieses Gesprächsthema ein und wir kamen letztendlich zu dem Schluss, dass wir es im Augenblick bei DEM belassen, wie es ist. Uns gelegentlich zu treffen, wenn es günstig ist. Bei beiden.
Natürlich war mir klar, dass er, nur um mein Liebhaber zu werden, nicht seine kranke Frau verließ. DAS erwartete ich keineswegs. Es wäre unangemessen gewesen. Diesbezüglich sprach er Derek an und ich konnte nicht umhin es ihm gerade heraus zu sagen. Wann hatte schon die Gelegenheit dazu, ihn allein bei mir zu haben!
„Ich hätte viel lieber DICH genommen.“
Er lächelte. „Hast du aber nicht, weil ich verheiratet bin. Nicht wahr?“
„Genau.“
„Schade.“
Zum Schluss bot ich ihm noch eine Ausbildung an.
„Wozu? Büroarbeit ist nicht mein Ding.“
„Vielleicht wäre es vorteilhaft, wenn du es dir noch einmal überlegst, bevor es aus vorzeitiger Ablehnung zum Scheitern kommt.“
„Die Kinder, der Job. WANN soll ich das denn noch machen?“ Die Frau hatte er vergessen zu erwähnen. Vielleicht bewusst.
Ich erklärte ihm noch, so ganz beiläufig, dass uns Derek womöglich verlässt. Sich für das Kind und vielleicht sogar für Giselle entscheidet. Dass ich Derek deshalb feuern würde, sagte ich ihm nicht.
„Du brauchst einen neuen Liebhaber. Oder?“, roch er den Braten und schmunzelte.
„Nein. So ist das nicht!“ widersetzte ich mich. „Und wieso neu. Wir kennen uns doch schon eine lange Weile. Seit damals in Berlin, denke ich an Dich.“
Jason sah mich zweifelnd an. Strich sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. „Echt?“
„Ja. Ja doch!“ Dummerchen…..(hätte ich am aller liebsten gesagt. Denn es war mitnichten gelogen.)
Das schien ihm tatsächlich zu schmeicheln.
„Jason, hast du nie daran gedacht, dass das so ist“, fragte ich ihn noch.
„Na ja….ich meine….“, stotterte er. „Du bist doch in deinen Mann verliebt. Oder etwa nicht“
„Ja. Das stimmt. Du weißt aber auch, dass seine feste Konkubine schwanger ist. Und wie wird ER sich entscheiden, wenn das Kind geboren ist?“ Mit diesen Worten und einen vielsagenden Blick, suggerierte ich ihm, dass es möglich sei mein Ehemann zu werden.
Jason schien über meine Worte nachzudenken. War ruhig geworden. Sagte kaum noch ein Wort. War erst. Erwiderte zu diesem Thema jedoch nicht.
Selbstredend erwartete ich nicht, dass sich Jason noch im Moment entscheidet. Es bleibt uns, wie er selbst bemerkte, noch jede Menge Zeit. Und womöglich ergibt sich alles von ganz allein. Wer weiß…….

Nach einer Weile, es muss so gegen halb zehn gewesen sein, rief die Kinderfrau an und Jason versprach ihr alsbald zu kommen.
Er verließ mein Haus durch den Wintergarten. um keinen Anlass für Klatsch zu bieten. Möglichst niemand musst ihn sehen.
Jason hatte ohnehin bereits selbst angemerkt, dass wir überaus vorsichtig sein müssen. Er sorgte sich um mich. Es wäre schließlich nicht ausgeschlossen, dass seine Frau mir etwas antun könne.
Zum Frühstück war ich wieder allein……..