Als ich am
Freitagmorgen noch mit Derek zusammen war, hatte ich Tom in Hawaii angerufen,
um ihm zu sagen, dass Kevin für vier Wochen auf Urlaub zu ihm kommt.
„Sie wohnen noch
im Haus?“, fragte ich ihn.
„Ja. Stört es
sie?“
„Nein.
Selbstverständlich nicht. Es ist gut wenn dort jemand ist. Bleiben sie ruhig,
wenn sie wollen.“
Er erzählte mir
noch, dass er einem Golfclub beigetreten sei und dass es ihm dort gut gefiele.
Dort hoffe er Freunde zu finden.
„Das freut mich sehr
für sie. Es kann schon zuweilen ungemein einsam sein. Ich verstehe das.“
Natürlich hatte
er mir bereits das Du angeboten. Dennoch sage ich noch immer Sie zu ihm. Allerdings
finde ich, dass dies durchaus seine Berechtigung hat.
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Zum Lunch saß
ich allein am Tisch im Restaurant. Da sah ich Jason mit seinem Sohn zur Tür
herein kommen und winkte ihm zu mir heran.
„Setzt dich
doch.“, wies ich ihn an.
Er sah mich
zweifelnd an und erwiderte: „MIT meinem Sohn?“
Ich nickte.
„Okay.“
Er rief die
Kellnerin und bestellte sich und seinem Sohn das Essen.
„Wo sind die
anderen Kinder?“, fragte ich ihn.
„Ich brauche
dringend eine Kinderfrau. Ich schaff‘ das nicht mehr allein. Der Job und die
Kinder. Jetzt, wo Lisa wieder in der Klinik ist.“
„Oh! Davon
wusste ich nichts.“
„Sie dachte mich
mit einem Messer erstechen zu müssen und hat es sich dann selbst an die Kehle
gehalten.“
„Warum um der
Götter Willen tut jemand so etwas?“
„Du weißt doch,
dass sie krankhaft eifersüchtig ist.“
„Hätte sie denn
einen Grund dafür?“ Ups! Das war mir so heraus gefahren. „Verzeih.“,
entschuldigte ich mich noch Augenblicklich. „Das geht mich selbstverständlich nichts
an.“
Jason schien
diese Frage unangenehm zu sein. „Nein. Hat sie nicht.“
Mein zweifelnder
Blick traf den Seinen. Er schüttelte mit dem Kopf und lächelte nun ein wenig.
„Nein. Wirklich nicht.“ Sein Ton war nun entspannter geworden.
„Es gibt doch
genügend Kinderfrauen hier im Zentrum. Wo sind die Mädchen jetzt?“
„Bei Sarah. Aber
nur, solange wir essen.“
„Okay.“
Ich diskutierte
sehr sachlich und leidenschaftslos mit ihm, dass es (ich) keinen Verdacht
erregte. Nicht, dass man uns noch unterstellen könnte, wir hätten eine Affäre
miteinander. Mit leisem Ton und knappen Sätzen erklärte ich dies Jason. Er grinste.
Kurze Zeit
später sprach Jason darüber, dass er sich freuen würde, wenn wir uns wieder
einmal treffen, oder gemeinsam verreisen könnten. Sein Sohn war schließlich
dabei. Da war es verständlicher Weise nicht sonderlich vernünftig, sich
leidenschaftlich mit einer anderen Frau, als Lisa, auszutauschen. Obwohl Jason
so wie so ein Charmeur sondergleichen war. Er hatte immer gute Laune und war zu
Scherzen aufgelegt. Mit allen und jedem/r. Ein Wunder überhaupt, dass Jasons
Sohn Noah seiner Mutter des Vaters Geheimnis, mit mir auf Reisen gegangen zu
sein, bewahren kann und noch nicht ausgeplaudert hat. Man stelle sich vor, was
Jasons Jasons Frau Lisa, im eifersüchtigen Wahn, mit MIR veranstalten würde. In
Anbetracht dessen, was mit Lara geschehen ist.
„Bleibt ruhig
sitzen. Ich muss zurück ins Büro.“, sagte ich freundlich zu Jason und seinem
Sohn, als ich ging.
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Im Büro
erwartete mich überraschender Weise jede Menge Arbeit. Was nun? Kevin war
bereits gegangen. Er packte sicherlich schon seinen Koffer für die Reise nahc
Hawaii. Derek war noch nicht wieder hier. Kam erst am Montag zurück in seinen
Job. Infolgedessen bewältigte ich die anstehenden Aufgaben mit Mike, Kirsten,
Imara und Marion Wallin, der Sekretärin.
Zu allem
Überfluss rief mich Gunnar an und sagte mir, dass er mit seinen Brüdern zu
einem Fußballsiel ging.
Nun, da ich
ohnehin bis spät in den Abend im Büro tätig war, alle anderen ins Wochenende
entlassen hatte und mir selbst das Dinner bringen lies, wäre es zugegebener
Maßen fabelhaft gewesen, zumindest Gunnar begrüßen sie können. Dem war jedoch
nicht so. Also, was tun? Jason?
Oh! Ich vergaß
ganz und gar zu erwähnen, dass Sasha Fließe bat, mit mir sprechen zu dürfen.
Ich wies ihn konsequent ab.
„Es gibt nichts
zu bereden.“
„Lass mich doch
erklären…..“
„Nein!“
Demzufolge konnte
ich nun vor mir selbst nicht wortbrüchig werden und ihn aus Einsamkeit
kontaktieren. Das wäre im höchsten Maße inkonsequent und charakterlos. Zudem
käme es einer Selbstdemütigung gleich, wenn ich ihm hinterher krieche wie ein
Hund, sobald es zu persönlichen Schwierigkeiten kommt.
Am Ende war es
Jason der zu mir kam, nachdem seine Kinder eingeschlafen und er sie, für diese
Nacht, eine bezahlten Kinderfrau überlassen hatte.
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Es hatte
Schwierigkeiten gegeben mit dem kleinsten Kind. Jason kam deshalb sehr spät und
wir gingen sogleich zu Bett. Schliefen miteinander.
Das Aufwachen
war einfach fabelhaft. (Mit ihm zusammen, vermisste ich Gunnar nicht!) Er ist,
trotz aller persönlichen Probleme, so zauberhaft entspannt.
Wir redeten über
mögliche Zukünfte und schliefen noch einmal miteinander. Ich wies ihn an, ein
wenig vorsichtig mit mir zu sein. Er ist ein recht gut gebauter Mann. Ich
genoss seine Zuneigung und seiner Zärtlichkeiten und dachte dabei, wie es wäre
WENN……
Obgleich ich den
Eindruck hatte, und selbstredend ist es verständlich, unter dem Stress, unter
dem er derzeit steht, gleichwohl er es sich nicht anmerken lässt, war es ihm in diesem Moment nicht wirklich angenehm,
oder zu früh, sprach ich darüber, dass ER einer meiner Favoriten sei, wenn es
um meine Zukunft geht. Ich fand, er müsse es wissen.
Eine Zeit lang
ließ er sich auf dieses Gesprächsthema ein und wir kamen letztendlich zu dem
Schluss, dass wir es im Augenblick bei DEM belassen, wie es ist. Uns
gelegentlich zu treffen, wenn es günstig ist. Bei beiden.
Natürlich war
mir klar, dass er, nur um mein Liebhaber zu werden, nicht seine kranke Frau
verließ. DAS erwartete ich keineswegs. Es wäre unangemessen gewesen. Diesbezüglich
sprach er Derek an und ich konnte nicht umhin es ihm gerade heraus zu sagen. Wann
hatte schon die Gelegenheit dazu, ihn allein bei mir zu haben!
„Ich hätte viel
lieber DICH genommen.“
Er lächelte. „Hast
du aber nicht, weil ich verheiratet bin. Nicht wahr?“
„Genau.“
„Schade.“
Zum Schluss bot
ich ihm noch eine Ausbildung an.
„Wozu?
Büroarbeit ist nicht mein Ding.“
„Vielleicht wäre
es vorteilhaft, wenn du es dir noch einmal überlegst, bevor es aus vorzeitiger
Ablehnung zum Scheitern kommt.“
„Die Kinder, der
Job. WANN soll ich das denn noch machen?“ Die Frau hatte er vergessen zu
erwähnen. Vielleicht bewusst.
Ich erklärte ihm
noch, so ganz beiläufig, dass uns Derek womöglich verlässt. Sich für das Kind
und vielleicht sogar für Giselle entscheidet. Dass ich Derek deshalb feuern
würde, sagte ich ihm nicht.
„Du brauchst
einen neuen Liebhaber. Oder?“, roch er den Braten und schmunzelte.
„Nein. So ist
das nicht!“ widersetzte ich mich. „Und wieso neu. Wir kennen uns doch schon eine
lange Weile. Seit damals in Berlin, denke ich an Dich.“
Jason sah mich
zweifelnd an. Strich sich mit dem Zeigefinger über den Nasenrücken. „Echt?“
„Ja. Ja doch!“
Dummerchen…..(hätte ich am aller liebsten gesagt. Denn es war mitnichten
gelogen.)
Das schien ihm tatsächlich
zu schmeicheln.
„Jason, hast du
nie daran gedacht, dass das so ist“, fragte ich ihn noch.
„Na ja….ich
meine….“, stotterte er. „Du bist doch in deinen Mann verliebt. Oder etwa nicht“
„Ja. Das stimmt.
Du weißt aber auch, dass seine feste Konkubine schwanger ist. Und wie wird ER
sich entscheiden, wenn das Kind geboren ist?“ Mit diesen Worten und einen
vielsagenden Blick, suggerierte ich ihm, dass es möglich sei mein Ehemann zu
werden.
Jason schien
über meine Worte nachzudenken. War ruhig geworden. Sagte kaum noch ein Wort.
War erst. Erwiderte zu diesem Thema jedoch nicht.
Selbstredend
erwartete ich nicht, dass sich Jason noch im Moment entscheidet. Es bleibt uns,
wie er selbst bemerkte, noch jede Menge Zeit. Und womöglich ergibt sich alles
von ganz allein. Wer weiß…….
Nach einer
Weile, es muss so gegen halb zehn gewesen sein, rief die Kinderfrau an und
Jason versprach ihr alsbald zu kommen.
Er verließ mein
Haus durch den Wintergarten. um keinen Anlass für Klatsch zu bieten. Möglichst
niemand musst ihn sehen.
Jason hatte
ohnehin bereits selbst angemerkt, dass wir überaus vorsichtig sein müssen. Er
sorgte sich um mich. Es wäre schließlich nicht ausgeschlossen, dass seine Frau
mir etwas antun könne.
Zum Frühstück
war ich wieder allein……..