Wegen der Späte
der Nacht, als wir am Tag zuvor zu Bett gegangen waren, schliefen wir bis neun.
Gegen sieben waren wir schon einmal wach, hatten Sex miteinander und
schlummerten noch einmal ein.
Allerdings
wurden wir dann überaus barsch geweckt. Es hämmerte an unsere Tür. Mann sagte,
oder besser brüllte etwas, was ich nicht verstand.
Sasha sprang aus
dem Bett und rannte zur Tür, um sie zu öffnen.
Und an dieser
Stelle wird es eng mit dem Berichten. Denn es wurde mir untersagt darüber zu
schreiben, oder zu reden.
Nur so viel, es
waren sehr unfreundliche Männer, welche Sasha letztendlich noch überreden
konnte, uns NICHT mitzunehmen.
Wir versprachen
ALLES wahrheitsgemäß wiederzugeben, was wir erlebten auf dieser Reise, oder
besser den Beiden, der ungewöhnlichen Art.
Eigenartig für
mich ist, dass es offenbar NIEMAND aus ihren eigenen Reihen fertig bringt, mit
diesen Wesen zu kommunizieren. (Womöglich wollen die das nicht!) Und aller
Wahrscheinlichkeit nach ließen uns diese Wesen beide ausschließlich NUR durch
dieses Tor, weil wir offen-sichtlich verliebt
ineinander waren. Was jedoch noch längst nicht bedeuten muss, dass diese Wesen
uns nicht in anderer Hinsicht, in anderen Punkten belogen. Möglicherwiese
verstehen sie die Liebe nicht und gedachten sie zu erkunden, wenn schon zwei
menschliche Exemplare dieser Art an ihre Türe kamen. Bei ihrem Stand des
Wissens, nehme ich an, braucht es keine Maschinen, um irgendetwas zu messen, so
wie wir es täten…..mit Fremden solcher Art. Man scannte uns sicherlich, auf wer
weiß wie viele Arten, während wir beide dort vor der Königin standen.
Diese Flegel,
Büttel, vom Staate gesandt, versauten mir mit ihrem rüden Verhalten den
gesamten Tag und eigentlich wollte ich danach nur noch…..nach Hause! Was JETZT
nicht mehr wirklich möglich ist. Denn, man riet mir, das Land vorerst nicht
zu verlassen. (Was Sasha mir seinem Plan nach Tel Aviv zu fahren, entgegen kam.)
Nun war mir mehr
als klar, WER die Auftraggeber des Ganzen waren und vor WEM Furcht angebracht
war. Jetzt verstand ich die Panik und das Gezeter von Jakov. Ob man ihn nun
fallen ließ, in Ungnade, so zu sagen, im Spiel von teile und herrsche, nachdem
er als Versager galt? Und was war mit Sasha? Hatte ER jetzt Repressalien zu
erleiden, ob des offenbaren Scheiterns dieser Mission der besonderen Art?
Ich fragte ihn.
Er antwortete nicht. Schnitt ein anderes Thema an…….
„Ich möchte
nicht, dass dir meinetwegen, weil ICH versagte, Schlimmes widerfährt.“,
dramatisierte (???) ich dann und nahm die Schuld auf mich. DENN, WENN er mich
tatsächlich liebt, würde es nun sicherlich eine Antwort von ihm geben. Als liebender
Mann ließ er gewiss NICHT die Schuld auf MIR liegen. Nein. Ein Umweg, so zu
sagen, für mich, um mehr von der Wahrheit zu erfahren. Und es gelang!
„Nein, nein,
sorge dich nicht deshalb. DU hast NICHT versagt. Niemand ist hier an etwas
Schuld. Ich meine, es hätte doch klar sein müssen, dass diese Wesen, wer auch
immer sie sind, nicht DAS tun, was manche Leute von ihnen erwarten. Damit MUSS
doch jeder Auftraggeber für dergleichen rechnen. Denke ich.“ Er verzog das
Gesicht zu einer Grimasse und schnaufte dann.
`Sie weiß
offenbar überhaupt nicht wie gefährlich die sind.´, dachte er. Was ich sah.
„Natürlich weiß
ich das.“, antwortete ich ihm. Er umschlang mich mit seinen Armen. Hielt mich
fest und drückte mich an sich.
„Es tut mir so
leid. Es tut mir so leid, dass ICH dich da mit hineinziehen musste. Es tut mir
wirklich leid.“
„Ja. Mir auch.“
Nach einer Weile
schwenkte er um. Versuchte mich aufzuheitern. Schließlich wollte er, dass ich
noch im Lande blieb.
„Weiß du was,
jetzt bin ich auf den Job im Zentrum angewiesen. Du entlässt mich doch nicht“
Er kratzte sich verlegen am Kopf und setze einen Hundeblick auf.
Aber da ich ja
nun NICHT in ihn verliebt gewesen war (an dieser Stelle belüge ich mich
schlichtweg selbst!), zog das selbstverständlich nicht. Ich blieb ernst (obwohl
mir eigentlich doch zum Schmunzeln war).
„WENN wir denn
irgendwann einmal wieder zurückkehren dürfen.“,
echauffierte ich mich im Nachhinein.
„Das wird schon.
Glaub‘ mir. Auch diese Leute können dich,…UND mich, nicht ewig hier
festhalten.“
„Was DIR
natürlich entgegenkommt. Nicht wahr?“
Sasha lächelte
mich an. „Ja. Schon. Dennoch wäre es mir lieber, wenn dieses Damokles-Schwert
nicht über uns hing.“
„WAS bedeutet
DAS nun wieder?“
„Das es
womöglich entschieden wird, noch einmal…zu reisen.“
Wut stieg in mir
auf. „Selbst WENN wir es tausend Mal versuchen, wir kommen nirgendwo hin. Es
wird so sein, wie beim ersten Mal. Sei denn, diesen Wesen ist selbst an etwas
anderen gelegen, was sie von uns, dir und mir, haben wollen.“
Sasha stutzte.
„Wie meinst du das?“
Ist dir etwa
nicht aufgefallen, wie interessiert sie an DEM waren, was WIR mit dem Wort
Liebe verbinden? Es ist diese Herzenergie, die sie an uns lockt. Ich denke, so
im Nachhinein als Resümee, dass SIE das vielleicht NICHT wie wir fühlen können
und aus diesem Grund interessiert daran sind. Womöglich wollen auch SIE nur
diese Art von Energie be-nutzen, für ….was auch immer. Das weiß ich nicht.
Vielleicht brauchen sie uns deshalb, eben WEIL wir solcher Empfindungen fähig
sind. Nur die derzeitigen Machthaber, sind wohl kaum für deren Interesse
prädestiniert. Und womöglich sollten wir ja herausfinden, in welcher Weise sie
dem Establishment dieser Welt schaden wollten deshalb. Denkst du nicht, dass
wir von allen Seiten belogen werden? Und wissen nicht, was tatsächlich hinter
allem steckt?“
„WOW! Du bist ja
eine echte Verschwörungs-Theoretikerin.“
„Ja. In der Tat
UND das sind keine Theorien. Das Wort selbst wurde vom CIA erfunden, um
Menschen zu diskreditieren, die der Wahrheit nahe kommen. Deshalb werden solche
Menschen, die man allgemeinhin als Verschwörung- Theoretiker bezeichnet, in den
Hollywood-Filmen als komplette Idioten und Irre dargestellt. Genau DAS soll man
von ihnen denken. Das sie verrückt geworden sind. Aber du hinterfragst die
Interessen deines Landes selbstverständlich nicht. Bist ein loyaler Patri-ot.
Nicht wahr?“
Sasha schnaufte.
„Ich glaube, darüber will ich nicht reden.“
Somit war dieses
Thema vorerst vom Tisch.
Ich dachte an
Judith und Jakov. WAS würden SIE JETZT tun?...und fragte Sasha danach.
„Ich werde dann
gleich mal rüber gehen. Es hilft ja nichts. Es muss sein.“
„Es muss sein?
Wie meinst du das?“
Erneutes
Schnaufen von ihm und eine eindeutige Mimik, die auf Nichtgefallen hinwies.
„OH!“, rief ich
aus. Denn ich begriff. „Du wirst dir Tadel einfangen.“
„Kann sein. Am
besten ich warte noch etwas, bis sich die Lage womöglich wieder beruhigt hat.
Vielleicht kommt mein Vater auch selbst bei uns vorbei. Meine Mutter wird sich
schon darum kümmern. Sie wird ihn ohnehin beruhigen müssen.“
„So wie es
Frauen überall und zu allen Zeiten immer taten und tun. Damit die Welt unter
der Herr-schaft der Männer zumindest noch einigermaßen lebenswert und
erträglich bleibt.“
Sasha blickte
zweifelnd drein. Ich vermute, diese Thematik war ihm bisher noch fremd.
Mike hatte mich
am Morgen angerufen. Ich hatte überhaupt alle Anrufe abgeblockt. Erst am
Nachmittag kam ich dazu ihn zurückzurufen. Es ging um Belange des Zentrums, wo
Fragen waren, die ich ihm beantworten musste.
„Warum rufst du
nicht Gunnar an?“, fragte ich ihn. Schließlich war er immer noch in Schweden.
„Tat ich doch.
Ich habe alles soweit mit ihm geklärt. Du sollst es nur noch absegnen, hat er
gesagt.“
„Dann tue ich
das hiermit.“
Eine kleine
Pause entstand und dann….
„Geht es dir
gut?“, fragte auch er noch….verständlicher Weise. Obwohl ER immer der Zurückhaltende
ist, der kaum über Privates redet. Ich denke, er ist nur zu höflich. Will mich
nicht brüskieren. Es gehört sich einfach nicht (die Chefin mit privaten Fragen
zu löchern). Er wahrt im Grunde am aller besten die Etikette, wie es sich
gehört. Wurde ihm nur Hierarchie ein-doktriniert? Oder von Beginn an die
Anstandsregeln eingetrichtert? Ich weiß es nicht. Aber egal.
Gleich danach
rief ich Gunnar an und ich hatte den Eindruck, als vermisse er mich nicht
wirklich, OBWOHL er es aussprach, dass er es täte. Denn es klang eher ein wenig
schnöde (dahin gesagt). Ich kann mich allerdings auch irren. In jedem Fall sind
sie noch immer bei Eilif. Das Baby ist jetzt endlich auf dem Weg der Besserung.
Dann ist der Zweck der Reise erfüllt.
„Und, macht es
dir Freude Familie zu spielen?“, vermochte ich mir diese zynische Bemerkung
eben NICHT zu verkneifen. „Vielleicht brauchst du mich nun nicht mehr. Du hast
doch Alexa und deinen Sohn. Wozu mich?“
Gunnar dreht den
Spieß allerdings um. Empörte sich. Warf mir vor, Pläne mit Sasha zu schmieden.
„Du hast dich doch nicht etwa in ihn verliebt und willst bei ihm bleiben?“
„NEIN!“, gab ich
vehement zurück.
„Na dann bin ich
doch beruhigt. Wann kommst du zurück?“
„Ich weiß es
nicht, wann man mich lässt.“ Und DAS hätte ich genau genommen nicht einmal
erwähnen dürfen. Daher lenkte ich Gunnars Aufmerksamkeit wieder auf die
Eifersucht zurück. „Spiele du doch weiterhin Familie mit deiner Hure und samt
ihrem (Balg….hätte ich beinahe gesagt. Ups!) Kind!“, wurde ich tatsächlich zornig
auf ihn und legte auf. Denn im Grunde war die Eifersucht auf Alexa eben NICHT
vorgetäuscht. Sie bestand.
Sollte ich Derek
nun auch noch anrufen? Mit dieser Stimmung, war dies allerding nicht wirklich
zu empfehlen. Ich wartete damit, bis ich mich wieder einigermaßen abgeregt
hatte.
Jakov kam nicht.
Dafür seine Mutter Judith. Man sah ihr die Angst und die Anspannung regelrecht
an.
„Also was
jetzt“, überfiel sie Sasha sogleich mit Fragen, „fahren wir gemeinsam nach Tel
Aviv. Wenn ja, WANN? Oder sollten wir besser alleine fahren? Rea und ich. Kommt ihr dann nach? Welche Pläne habt ihr
denn? Oder dürft ihr haben?“, wurde er deutlich.
„Schschschsch…“,
zischte seine Mutter. „Still doch. Am besten ihr fahrt allein voraus und wir
kommen nach, wenn wir so weit sind.“
„Tja was ist
denn nun noch? Sie wissen doch nun Bescheid!“, echauffierte sich Sasha. „Und
wenn sie noch etwas wollen, wissen sie doch WO wir sind. Dann können sie uns
immer noch belästigen.“
„Schschschsch…Junge.
Sei doch still.“
Sasha schüttelte
mit dem Kopf. „Also was nun? Kommt ihr mit? Oder nicht?“
„Dein Vater will
noch beten. Daher denke ich, wir bleiben noch. Wie lange weiß ich nicht. Wenn
ihr wollt, fahrt voraus.“
Schnaufen,
Pusten, schnaufen von Sasha. Dann wandte er sich an mich. „Wollten wir nicht so
wie so noch ein paar Tage hier bleiben. Du hast noch längst nicht alles
gesehen. Und wenn ich ehrlich bin, ja, ich würde auch gern noch einmal
beten….zur Klagemauer gehen.“
Ich räusperte
mich. Zog die linke Braue nach oben und sah ihn zweifelnd an. Sagte jedoch
nichts.
Er breitete die
Arme aus und hob die Schultern. „Was ist? Du weiß doch, dass ich Jude bin und
nun auch, dass ich zumindest gelegentlich meinen Glauben leben möchte. Weil das
eine, für mich, das andere bedingt.“
OH Göttin hilf!
Dachte ich so und rollte mit den Augen.
„Ich weiß, dass
du am liebsten nach Hause fliegen möchtest.“, sprach Sasha weiter. „Aber du
weißt auch, dass DAS im Augenblick nicht geht. Also machen wir das Beste
daraus. Schauen wir uns hier noch ein wenig um und fahren dann nach Tel Aviv.
So bekomme ich zumindest die Möglichkeit, wieder mal etwas für mein Seelenheil
zu tun.“
Die letzte
Bemerkung war noch einen Augenroller meinerseits wert. Aber bitteschön. Jeder
wie er will.
Wir waren noch
einmal bis in den Abend hinein in der Stadt unterwegs. Zu sehen gibt es
schließlich genug. Und die Atmosphäre von Jerusalem in der Abenddämmerung ist
unbezahlbar. Aber ebenso des Nachts. Manche Dinge erscheinen hier dann doch
etwas gespenstisch. Unheimlich. Wie Gespenster aus vergangenen Zeiten. Ich
vermag nicht zu sagen an was es liegt, aber gerade wenn es dämmert und im
Schein der Lampen, fühlt man sich zurückversetzt in der Zeit. Aber DAS ist an
diesem Platz ohnehin beinahe ein beständiges Gefühl. Es ist eben doch ein
überaus Geschichtsträchtiger Ort. Auch ich kann das nicht leugnen. Gleichwohl
mir diese (durch und durch patriarchale!) Religion (-sduselei) nicht zusagen
mag. Besonders nicht diese. Auch wenn es noch eine bösartigere, Frauen
feindlichere geben mag.
Trotz aller
Versuche, bemächtig sich mir hier beständig das Gefühl des Abscheu überwinden
Müssens. Was mir noch immer recht mühsam erscheint. Zuweilen wird mir sogar
übel. Was aber auch an der allgemein angespannten Energie hier liegen mag,
welche stets gegenwärtig ist. Apropos Anstrengung. Auch die körperlichen
Anstrengungen können ein Grund für meine Übelkeit sein. Das ungewöhnliche
Essen. Das veränderte Klima natürlich.
Ich kann nicht
sagen, ob es die hiesige Atmosphäre ist, der volle Mond im Skorpion oder an wer
weiß was liegt, bemerke ich doch immer mehr diese Hingezogenheit zu Sasha,
welcher ich so vehement entgegenwirke, es jedoch nicht wirklich schaffe, mich
dieser vollständig zu entziehen. Ist es tatsächlich Liebe? Ich deute es noch
immer als ein Strohfeuer, das wieder vergeht. Vielleicht eine vorübergehende
Affinität zu ihm. Nichts weiter. Der ich mich gelegentlich sogar mit Genuss
hingeben mag. Es spricht schließlich nichts dagegen. Insbesondere JETZT, wo ich
hier, für eine Weile, fest genagelt bin.
Immer dasselbe
Spiel.
„Ich liebe
dich.“, sagt Sasha verträumt zu mir.
„Ich liebe dich
nicht.“, gebe ich zurück.
Er grinst.
„Glaube ich nicht mehr.“
Fortsetzung
folgt……………..