Morgen ist der Termin bei meiner Naturtherapeutin, wohin
mich Gunnar genau genommen hätte begleiten sollen.
Aus diesem Grund schreibe ich JETZT noch ein paar Zeilen,
alldieweil ich vermute, dass es morgen knapp werden wird.
Kevin war neugierig auf Sasha und ich hatte mit ihm letztendlich
dasselbe Desaster wie vorher mit Derek. Obwohl seine Janina dabei gewesen war.
Ich weiß nicht mehr genau wann wir uns getroffen hatten. Ob
es vor oder nach der Kosmetik war. In jedem Fall begegneten Sasha und mir,
Kevin, sein Pfleger Max und seiner Frau Janina.
Sasha schien verlegen zu sein. Gedachte etwas Witziges zu
sagen und entschuldigte sich bei Kevin.
„Tut mir leid, dass ich eure Chefin entführte. Kommt nicht
wieder vor. Das nächste Mal frage ich sie.“ Sasha lächelte ein wenig zaghaft zu
Kevin hin. DER wiederum schien nun wütend zu reagieren.
„Es tut dir leid?“ Er schüttelte mit dem Kopf und blies zischend
die Luft durch seine Lippen. „Es tut dir leid?“, fragte er erneut und wurde
lauter.
„Lass doch gut sein.“, beschwichtigte ihn Janina sogleich.
„Es ist doch ihr Problem.“
„Und DU hast mir nichts weiter zu sagen?“, fuhr er MICH
nun plötzlich an. „Leidest du jetzt am Stockholmsyndrom, dass du mit deinem
Entführer paktierst?“
Ups. Er hatte sich das alles wohl noch einmal überlegte,
was ich ihm am Telefon sagte und kam zu dem Schluss, dass er wütend auf mich
sein wollte.
Ohne seine Frau weiter zu beachten, rollte er ein Stück
weg von ihr. „Jetzt kommst du her und wir reden erst mal.“, befahl er mir in
einem Ton, welchen ich sonst niemanden durchgehen lasse, außer….ihm.
Ich war total verdutzt. Folgte jedoch seiner Anweisung und
wir beide diskutierten ein Stück weit abseits von allen anderen. Seine Frau
schien ihm in diesem Augenblick völlig gleichgültig zu sein.
Ich beschwichtigte Kevin. Bagatellisierte alles, was Sasha
betraf. „Sorge dich nicht. Es ist alles okay.“
„Es ist alles okay?“, echauffierte er sich weiter. „Du
findest es OKAY, dass dein Entführer hier her zurückkommt und du mit ihm
flanierst, als sei nie etwas vorgefallen? Also ICH finde das schon eigenartig!
Meinst du nicht?“
Ich schnaufte. Selbstredend hatte ich Kevin NICHT erzählt,
dass Sasha so derart verliebt ist in mich. DAS hatte ich Kevin aus guten Gründen,
wie man sah, vorenthalten. Und nun sagte ich es ihm….so la, la.
Oh Göttin! Ich dachte tatsächlich er steht aus dem
Rollstuhl auf und (klebt mir eine) schüttelt mich.
„Bist du eigentlich noch bei Sinnen?“, fragte er weiter. „Denkt‘
doch mal nach, wie das für andere aussieht und klingt!“
„Nun, er hat darum gebeten hier wieder arbeiten zu dürfen
und ich habe ja gesagt.“
Kevin schüttelte mit dem Kopf. „Bist du eigentlich
verrückt geworden? Was sagt denn dein Mann dazu?“ Gunnar führte er zumeist immer
DANN an, wenn ich seiner Meinung nach etwas Verwerfliches tat.
„Was soll er schon sagen, wenn er nicht hier ist. Gunnar
wusste nicht, dass Sasha kommt. Ich wusste es doch selbst nicht einmal, bis er
bei mir im Zimmer stand. Er hatte mich angerufen. Aber dass er bereits auf dem Weg
zu mir ist, hatte er mit tunlichst verschwiegen. Er sagte, es sollte eine
Überraschung sein.“
„Die ist ihm auch gelungen, finde ich. Und du nimmst das
alles so hin?“
Ich sah Janina aus dem Augenwinkel, wie sie immer wieder
zu uns hin sah und von einem Bein auf das andere trat.
„Wir müssen zurück zu den anderen. Du wirst Ärger mit
deiner Frau bekommen.“, mahnte ich ihn.
„Ist mir doch völlig egal, wenn es um dich geht, Rea!“
Ich erfasste nun die Initiative, trat hinter seinen
Rollstuhl und schob ihn zurück zu seiner Frau.
Kevin murrte. „Mit einem Behinderten kannst du es ja
machen. Könnte ich laufen…..“
„…….hätte ich dich untergehakt und wir wären zurück zu den
anderen gegangen.“, unterbrach ich ihn liebevoll. „Und ich dachte so wie so, du
würdest bald wieder gehen können.“, sagte ich noch zu ihm, sodass es alle hören
konnten.
Kevin nickte „Ja! Das werde ich auch. Verlass dich drauf!“
„Das ist doch genau DAS Versprechen, was ich hören wollte.“,
sagte ich noch zu ihm und zwinkerte Kevin zu.
Kevin stand nun wieder bei seiner Frau und seinem Pfleger
Max. Dennoch gab er keine Ruhe und legte sich nun mit Sasha an. Bis DER
schließlich ehrlich und entwaffnend sagte: „Ich habe mich in Rea wirklich
verliebt. Und aus diesem Grund bin ich hier.“
Oh, oh!!
Kevin räusperte sich. Rang ein wenig nach Luft. Sein Pfleger
Max kratzte sich verlegen am Kopf und Janina, die hinter Kevin stand, schien in
sich hinein zu grinsen, was verständlich war.
„Sasha wird wieder ganz normal hier arbeiten, wie vorher
auch.“, versuchte ich die Verlegenheitspause mit etwas banalem zu überbrücken.
„Und du verzeihst ihm so einfach dieses kleinen Lapsus?“
„Warum denn nicht?“
„Was ist eigentlich mit Derek geschehen?“, fragte Kevin
dann aus dem Kalten heraus.
„Rochelle.“, erwiderte ich prompt. „Und noch ein paar
andere Frauen.“
Kevin bedachte Sasha mit einem vorwurfsvollen Blick. „Und DER
ist jetzt der neue Stech…..“ Janina rempelte Kevin unsanft an, sodass er mitten
im Wort stecken blieb und den Rest verschluckte. Ich wusste und verstand, dass
Kevin wütend war. Aber dennoch war es überaus auffällig, wie er sich benahm.
Janina ist schließlich nicht dumm. Und es ist mir durchaus klar, dass ihr, vor
allem in diesem Moment, mehr als bewusst gewesen sein muss, dass Kevin mich
noch immer liebt. Er würde sicherlich mit ihr Ärger bekommen deshalb.
„Schauen wir, wie lange es hält. Hast du dich etwa auch noch in
ihn verliebt?“
Janina rollte mit den Augen. „Das geht dich nun wirklich
nichts an Kevin.“, merkte sie dann leise an. „Es ist ihr Problem. Nicht deines.“
Ich schnaufte durch. Versuchte mich noch einige Minuten
weiter vor Kevin zu rechtfertigen und dann packte mich die Wut. Ich schuppste
Janina beinahe ein Stück zur Seite. Sie torkelte. Dann nahm ich die Griffe des
Rollstuhls und schob Kevin noch einmal ein Stück weit weg, wo ich ihm zu erklären
versuchte, dass ich Sasha nicht liebe. Aber das es vorteilhaft sei, WENN er es
denkt. „ER ist in der Lage mich vor diesen Leuten zu schützen, die seinen
Eltern und schlussendlich ihm den Auftrag gaben, mich nach Israel zu bringen.
Zudem hofft man wohl dass ich die Seiten welche. Mich zu ihnen geselle und zu
ihnen halte. Gegebenenfalls für sie arbeite.“ Von Königssöhnen und
Königinnentöchtern, die man am liebsten vereint hätte sehen wolllen, redete ich
lieber nicht.
Kevin hatte mir aufmerksam zugehört und pustete nun laut
vor sich hin. „Das ist ein heißes Spiel. Bist du sicher, dass DU es
beherrschst?“
Ich schnaufte. „Ich denke schon. Schauen wir, was daraus
wird. Er wird Troels erneut zugeteilt. Denn DER weiß Bescheid und hat ihm im Auge.
Ich redete bereits mit Ryan. Er wird sicher nur denken, dass ich ihm seinen
einstigen Kollegen wieder geben will. Nichts weiter. Und wenn man mich hier im
Zentrum mit Sasha spazieren gehen sieht, werden DIE Leute, die um die
Geschehnisse einer Entführung wissen, an sich zweifeln und es bald vergessen.
Dann ist alles wieder in bester Ordnung.“
„Ordnung nennst du das? Ich kann mir nicht vorstellen,
dass Gunnar, oder ganz und gar Derek das gefällt.“
Wir diskutierten noch eine Weile. Jedoch dieses Mal um
Vieles ruhiger als vorher. Kevin fragte sehr persönliche Dinge, die Sasha
betrafen und er ließ nicht nach, bis ich ihm eine Antwort gab. Ich sollte ihm
erklären WARUM ich nicht gerne mit Sasha schlief. Zudem sprachen wir über
Sashas Vorlieben beim Sex. Und ich gab ihm zu verstehen, dass ich diese
Leckerei nicht mag. Weder bei mir, noch Fellatio bei ihm. Was gleichwohl ein
Hinweis auf ihn selbst gewesen war. DENN im Augenblick war es ihm noch nicht
wieder möglich, (einen hoch zu bekommen) einen erigierten Penis zu bekommen, wo
er sich doch anderer Dinge bedienen musste, um eine Frau zufrieden zu stellen. Wie
beispielsweise seiner Zunge. Ich gesandt ihm auch, dass Sasha beschnitten war
und es womöglich deshalb Schwierigkeiten mit der Trockenheit gab. Usw……ich
sagte ihm dies alles nur, dass er wieder vertrauen zu mir fasst und dass er mir
nicht weiter böse ist. Es war offenbar nötig, ihm meine intimsten Geheimnisse
zu gestehen und (m)eine Intension zu
vermitteln, WARUM dieser Sasha wieder bei uns, bei mir war, ohne dass Kevin
deshalb zornig auf mich war. Und es gelang……….
„Ich werde ohnehin Ärger mit Janina bekommen.“, gab Kevin
dann doch noch am Schluss, bevor wir zurückgegangen waren, leise zu.
„Sage ich doch.“…und wir lachten….…Alles war wieder…..gut.
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Sasha war noch beim Schwimmen. Kam vor etwa einer Stunde
zurück. Saß da und sah mir beim Schreiben zu und….fern….
Es ist ihm wohl wichtig, NUR bei mir zu sein. Aber SO ist
das immer….zu Beginn! (Schauen wir, was daraus wird.)