Zuweilen denke ich darüber nach, wie es sein muss „über zu
laufen“, in das Lager der selbsternannten Elitären und ich hasse mich für derlei Abstraktion!
Allerdings, WIE muss das Gefühl wohl sein, sich als
„auserwählt“ zu wähnen? Den Stolz fördert es allemal. Sowie die
Allmacht und das Erhabenheitsgefühl. Die Lizenz von Gott, zu tun was immer man
will. Verlogen/doppelzüngig (an Echsen angelehnt, NICHT Schlangen!),
heuchlerisch und intrigant zu sein. Jedoch, ist DAS etwa wünschenswert? Ist
dies edel-mütig?
Wohl kaum. (Würde ich hier an Karma glauben, WIE würde deren wohl aussehen?) WIE
könnte ich je stolz darauf sein, alle anderen Menschen zu verachten und als
Vieh anzusehen? Und noch viel Schlimmeres……
Nun gut, mag sein, da gäbe es sicherlich welche,
die dem zweifelsohne entsprächen (Vieh). Jedoch Vieh ist noch viel menschlicher
als radikalisierte, zum Hassen und Töten konditionierte Menschen (?). In diesem
Fall hat man wohl Recht, mit dem Vieh. Denn sie sind noch weniger als das. In
dieser Hinsicht erfahre ich von Sasha vollste Zustimmung. ER würde es so gerne
sehen, dass ich mich endlich besänne…..und bekenne, zu DEM, was ich seiner
Meinung nach bin. Jüdischer Abstammung. Jedoch dementiere ich diese
vehement! Alldieweil mir der Gedanke regelrecht missfällt und widerstrebt. Tut mir leid.
Wenn ich mich so ungestüm und heftig verwehre, so impulsiv
diskutiere, lacht Sasha stets.
„Es scheint dich offenbar zu amüsieren?“, werde ich dann
noch wütender.
„Rea, du siehst es noch ein. Du wirst sehen. Und WAS wirfst
du mir eigentlich vor? Ich krümme doch niemanden auch nur ein Haar. Bin
freundlich und……“, an dieser Stelle grinst er mich an, ….“in dich verliebt.“
OMG!
„Leute wie du lassen tun.“, wagte ich mich vor. Obwohl ich
wusste, dass meine Worte in diesem Zusammenhang beleidigend für ihn sein
mussten.
„Leute wie du lassen ebenfalls TUN.“, konterte er.
„Jedoch nicht SO!“
„Wie SO?“
„Oh (!), DU weißt genau, was ich damit sagen will.
Bösartiger Weise. Ich bin wohlwollend zu meinen Angestellten und immer für sie
da. Ich verachte sie nicht. Im Grunde niemanden, der mir nichts Böses will. Außer
Anhängern Frauen feindlicher Religionen…… selbstverständlich!“ Augenzwinker! „Sehe
meine Angestellten nicht als…..du weißt schon was an.“ Hätte ich die Worte
niedrig oder gewöhnlich ausgesprochen, wäre es eine Lüge gewesen. Dennoch sind
sie für mich keine Gojims, sondern fühlende Wesen, die im Kern dasselbe sind,
wie ich selbst. Energetische Geschöpfe des Göttlichen.
„Auch für mich sind selbst Tiere fühlende Wesen. Was
denkst du eigentlich von mir?“, verteidigte er sich nun.
„Dass du mich anlügst.“, rutschte es mir in der Hitze der
Debatte heraus. „Ich weiß, dass es bei euch penible Gesetze gibt, die das Essen
betreffen. Das Schächten gehört ebenfalls dazu. Genau aus diesem Grund habe ich
niemals Fleisch gegessen, als ich mit dir in Israel war. Wie könnte ich den
Schmerz der Tiere aufnehmen, der ihnen angetan wird?? Ist euch DAS nicht
bewusst??? Es ist Tierquälerei!!! Und die Muslime sind nicht besser als ihr.“
„Vergleiche UNS, vergleiche MICH nicht mit Muslimen!“,
warf er nun doch etwas aufgebracht ein.
„Und steht es nicht im Widerspruch zu dem, zu eurem
Gesetz, dass man keine Tiere essen soll, die qualvoll verenden, was schächten
ist. WER hat sich solche Widersinnigkeiten ausgedacht? Fragezeichen?“, sprach
ich schlicht und einfach weiter, weil es mir ein Anliegen war für die geschundenen
Tiere zu sprechen.
„Wir haben diese Gesetze nun einmal zu erfüllen, weil G-tt
es so will. Wir hinterfragen nicht den Sinn. Es steht so geschrieben in der
Tora.“, sagte Sasha schließlich und wurde ernst.
Oh, oh!! Er bekennt sich nun doch erneut und
uneingeschränkt (?) zum jüdischen Glauben. DAS nur einmal so als Feststellung.
Genau genommen dachte ich, er sei moderat-er.
„Tja nun, hier isst du ebenso Speisen, die von Nichtjuden
zubereitet sind. Ist dies nicht gleichermaßen eine Verletzung dieser Gesetze?“
„Willst du tatsächlich mehr darüber wissen?“, beantwortete
Sasha nun meine Frage nicht mehr. Stattdessen schien er mir auszuweichen. „Offenbar
kennst du dich doch bereits zur Genüge aus.“
„Nein. Ich habe ausschließlich etwas darüber gelesen.
Nichts weiter.“
„Aus welchem Grund beschäftigst du dich dann überhaupt
damit?“ Sashas Augen sprühten gereizte Funken. Jedoch hielt er sich noch immer
zurück. Das sah ich in seinen Blick, der eine gewisse Ausweglosigkeit
signalisierte. Denn tatsächlich zornig gedachte er sicherlich nicht zu werden.
„Ich bin der Meinung, dass man seine Feinde besser kennen
sollte als seine Freunde.“
„OH! Bin ICH jetzt DEIN Feind?“ Er schnaufte. Legte die Stirn
in Falten. Drehte ab und wieder zurück. „Ich dachte du liebst mich.“
Sasha lief unruhig hin und her. Eine kleine Pause entstand
und dann redete er weiter. Kam erneut auf dieses für mich so unangenehme Thema
zurück.
„Und nehme doch endlich an, was du bist.“, sagte er
eindringlich-er. „Dann wäre es für alle leichter.“
Ich stutze. „WER sind ALLE?“
„Für mich, für meine Eltern und vor allem für dich selbst.“
„Nein. Verdammt noch mal!“, fauchte ich ihn an. „Ich
besitze Papiere, die beweisen, dass ich keine……“
„WAS beweisen sie denn?“, Sasha hatte mir schlichtweg das
Wort abgeschnitten. „Möglicherweise sind sie gefälscht, sodass deine Familie im
dritten Reich damit überleben konnte. Hast du daran schon einmal gedacht?“
„Du Lügner! Du manipulierst mich doch!“ Nun war es in der
Tat genug!!! Ich war so derart zornig, dass ich ihn hätte ohrfeigen können. WAS
dachte ER sich nur? Meine Ahnen waren doch keine Pharisäer oder Urkundenfälscher!
Eine Unmöglichkeit! Man stand doch schließlich zu DEM, was man ist und war
stolz darauf germanischer Herkunft zu sein.
Sasha lächelte nun, als wäre ihm eine Genugtuung
widerfahren. Und ich wusste, er hatte in meinem Kopf gelesen was ich dachte. WIE konnte ich
nur noch
einem Mann begegnen, der dies beherrscht? Eigenartig! Ich muss
irgendetwas an mir haben, was für Männer dieses Schlages anziehend wirkt.
„So wie DU stolz darauf bist, vermeintlich germanischer
Abstammung zu sein, bin auch ICH es…..“
„…..dich von Gott als auserwählt zu wähnen.“, war ich
es nun gewesen, die ihn nicht ausreden ließ und seinen Satz beendete.
Er lachte. „Fühlst du es nicht?“
„WAS?“
„Du bist vom gleichen Schlag, vom gleichen Stamm wie ich!“
„Mag sein, dass ich gleichermaßen eine gute Kinderstube
aufzuweisen habe und mir das Erhabene, Majestätische und Gebieterische im Blute
liegt, in den mitgegebenen Genen so zu sagen. Dennoch geht es MIR NICHT um ein
Glaubensgerüst und deren einzuhaltende Regeln, die ich vehement befolgen muss
und auf welches ich mein Leben, mein Sein in dieser Welt aufzubauen gedenke.
Ich bin hinein geboren in das Herz der germanischen Welt mit einem druidischen
Kelten als Mann.“
„Na dann passt doch alles für dich.“ Sasha war sauer.
Gunnar hätte ich in diesem Zusammenhang besser NICHT erwähnen sollen. Oha!
Betretene Stille herrschte nun. Womöglich war ich doch ein
wenig über das Ziel hinaus geschossen.
Es war eine so unsägliche Diskussion, die an den Nerven zerrte.
Hin und her gerissen zwischen Wissensdurst und Ablehnung. Aus Sashas Sicht war es
wohl viel mehr der Drahtseilakt zwischen Liebe und Zorn.
Angesichts dieser Debatte gab es keine Intimitäten. Weder
gestern Abend noch heute Morgen. Und es
wurde selbstredend später als wir planten, mit dem Schlafengehen. Dafür wurde
am Morgen ausgeschlafen bis zehn, wo wir umgehend zum Restaurant aufbrachen.
Böse waren wir nicht mehr aufeinander. Sondern gingen doch eher wieder überaus
liebevoll miteinander um.
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Gunnar hatte sich nicht mehr gemeldet. Ich vertraue jedoch
seinem Wort und der Absicht, doch alsbald zurück zu mir zu kommen.
Als ich Derek heute Morgen sah, mit seiner Mutter Magdalena
und diesem jungen Mädchen, wer immer sie auch ist, fühlte ich erstaunlicher
Weise keine Liebe, sondern eher Erleichterung UND war stolz auf den Begleiter
an meiner Seite. Sasha Orlikow Galil Ben David.
Dennoch ist es für mich noch immer eine recht eigenartige
Vorstellung daran zu denken, zukünftig mit Sasha zusammen zu sein. Nein. Oh
nein! Ich liebe meinen Mann.