Dienstag, 27. Juni 2017

Wieder-gefunden




Sasha war an diesem Abend doch recht versöhnlich. Jedoch irdenetwas war da noch in seinem Verhalten, was mich aufmerksam werden ließ und nachdenklich stimmte.

Sashas Gebaren mir gegenüber, war offensichtlich darauf ausgelegt, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Vermutlich war es dazu da, mich letztendlich doch noch, in allen Belangen (!), umzustimmen. Denn, WIE hätte ich MIT ihm zusammen sein können, wenn beständig das Damokles-Schwert der Verstimmung über mir schwingt?
Aber NIEMAND bringt mich dazu, etwas zu tun, was ICH nicht will! Gleichwohl nicht mit subtilen Methoden von Zuckerbrot und Peitsche, welche nur allzu leicht für mich durchschaubar sind. Aus diesem Grund, sprach ich es offen an. Fragte, was mit ihm sei. Er wäre doch so anders als bisher. Was er selbstredend dementierte. Dann wurde ich wütend.
„Jetzt reicht es mir aber! Spuck es aus, WAS du von mir willst!“, forderte ich ihn mit Worten auf, die der einer Straßenhure glichen. Was doch recht ungewöhnlich für mich war.
Sasha schmunzelte. „Was soll ich wollen? Alles ist gesagt. Nun ist es an dir zu entscheiden.“
Diese Überheblichkeit! Verdammt!
„Dann ändere dein Verhalten. Oder bist du weiterhin trotzig wie ein Kind?“
Jetzt legte er die Stirn in Falten.
„Jeden Tag ein neuer Streit?“ Er grinste.
„Belustige ich dich etwa? Wenn JA, dann wäre es mir lieber wenn du gehst. Denn ich bin gewiss nicht dazu da, dich zu amüsieren!“
Er blieb und trieb das Spiel noch etwas weiter, obwohl ich ihm zu bedenken gab, dass er damit nur das Gegenteil von DEM erreiche, was er will. Was ihn aber nicht weiter zu interessieren schien.
Warum tat er das? Hatte ich ihn in der Tat so derart verärgert? Oder war es Vergeltung für die Debatte am Tag zuvor? Womöglich irrte ich mich auch mit DEM, was ich da in ihn hinein interpretierte.
Alles in allem war er dann wieder ganz normal. Schmunzelte nur ab und an. Nichts weiter. (Und ich wusste ganz genau, was er damit meinte.)
Letztendlich war ER es, der sich bei mir entschuldigte….und alles war, oder schien wieder gut zu sein. Was mir lieber ist am Abend. Bevor man schlafen geht, sollte Ruhe einkehren.

Sasha und ich saßen so nebeneinander auf der Couch, er hatte seinen Arm um meine Schulter gelegt und ich meinen Kopf an seinen Körper, da klopfte es kurz aber laut und Derek trat ein. Er blieb vor dem Sofa stehen und fragte, ob er mich sprechen könne. Und zwar allein.
Da Sasha wie angewurzelt sitzen blieb und nur da saß und Derek anstarrte, stand ich auf. Und in diesem Moment hielt mich Sasha an der Hand zurück. Erhob sich und wollte nach draußen gehen.
„Nicht nötig.“, sagte ich zu ihm und hielt ihn mit der flachen Hand an seinem Bauch zurück. „Wir gehen raus.“, sagte ich und gab Derek mit einer Bewegung meines Kopfes ein Zeichen.
Auf der Veranda zündete sich Derek eine Zigarette an.
Ich war erstaunt! „Du rauchst?“
„Ja. Ja. Wieder.“
Irgendetwas war anders an ihm als sonst. „Hast du getrunken?“, fragte ich ihn.
„Ja. Ein Bier. Nein zwei und einen klitzekleinen“, er zeigte mit den Fingern an, wie viel, „Scotch.“
Ich schnaufte ein wenig und kratze mich verlegen an der Stirn. Drehte ab von ihm.
Derek fasste meine Hand. „Ich bin nicht betrunken. Ich brauchte nur ein wenig…..Mut.“
Ich drehte mich wieder zu ihm hin und musste lächeln ob seiner Offenheit. „Wofür?“
„Wofür? Um hier her zu kommen und dir zu sagen, dass mir das alles so sehr leid tut.“ Derek kam nun ganz nah an mich heran, griff nach meinem Nacken und sah mich eindringlich an. „Rea, ich bin deinetwegen wieder von New York zurückgekommen, weil ich dich liebe. Es tut mir alles so sehr leid. Verzeih.“, fehlte er und nun kniete erneut noch einmal vor mir nieder. Hielt mich am Po mit beiden Händen und hatte seinen Kopf an meinen Schoß gelehnt. „Es ist alles so Scheiße gelaufen und ich war so wütend auf dich, wegen DEM, der in deiner Stube sitzt.“
Ich bat Derek aufzustehen und er tat es. Sah mir nun wieder in die Augen. Er hatte tatsächlich Recht. Betrunken war er jedenfalls nicht.
„Komm, wir setzen uns hin.“, forderte ich ihn auf und hielt nun seine Hand. „Weißt du, es tut mir ebenfalls so leid. Derek, ich habe nie aufgehört dich zu lieben. Aber als ich dich mit Dieser und Jener sah, und JETZT noch diese Junge, WER ist sie überhaupt(?), da hatte ich dich aufgegeben und dich Playboy genannt.“
Er schüttelte aufgeregt mit dem Kopf. „Was kann ICH dafür, wenn sich die Frauen an mich hängen. Ich bitte nicht darum.“
„Wie lerntest du dieses Mädchen überhaupt kennen? Wer ist sie nun?“
„Sie heißt Jasmin. Kennengelernt habe ich sie auf einer Party bei Freunden in der Stadt. Sie ist mir nachgelaufen und ich dachte warum nicht, JETZT, wo DU mit diesem Sasha schläfst.“
„Und was ist mit Rochelle, die mir zugesetzt hat?“
„Ja, sie war, nein, sie ist verärgert. Wütend auf mich. Ich hätte ihr etwas vorgemacht. Aber aufgeben will sie mich nicht, wie sie sagt. Sie meinte nur, es wäre noch lange nicht zu Ende. Was auch immer das bedeuten mag.“
„Das klingt nach Rache. Meinst du nicht?“, warf ich ein.
Derek hob die Schultern. „Kann schon sein. Sie war stink sauer wegen Jasmin.“
Es war so ein angenehmes, erleichterndes Gefühl mit Derek hier zu sitzen, ihm so nahe zu sein und die Berührung seiner Hand zu spüren!!!
Einige Momente lang saßen wir schweigend da und genossen die Anwesenheit und die kleinen Zärtlichkeiten des anderen. Lächelten beide dabei.
„Wirf‘ ihn raus.“, sagte Derek dann zu mir.
Ich pustete die Luft aus mir heraus. „Tja nun. Ich weiß nicht recht. Das ist recht heftig.“ Ich tat noch einen prüfenden Blick in Dereks Augen, in welchen ich Entschlossenheit saß und…. Liebe. „Derek, DU meinst das jetzt wirklich ernst?“, versicherte ich mich noch einmal.
Er lachte. „Ja! Ja! Und ja! Sag‘ ihm, dass er gehen soll.“
„A-b-e-r…..was ist mit diesen anderen Frauen? Du schläfst mit Giselle, Rochelle, Janina, bist mit Laurianne verheiratet und was ist eigentlich mit Peaches, der Fußballspielerin?“
Derek ließ mich los und schnaufte. „Warum ich Laurianne heiratete, weißt du ganz genau. Sie ist nicht hier. Geht ihre eigenen Weg, obwohl sie mich doch so sehr liebt, wie sie sagte. Giselle, sie tut mir leid in ihrem Schmerz um unser Kind. Verstehst du das nicht? Ich kann sie nicht einfach fallen lassen. Diese Liaison mit Rochelle war ein Fehler. DAS gebe ich zu. Ich bin ein Idiot. Verzeih.“
„Und WAS ist mit dieser; wie heißt sie noch mal? Ich vermag mir die Namen deiner Liebschaften nicht alle zu merken.“, sagte ich zu Derek aus der Kränkung heraus.
„Jasmin. Aber DU hattest schließlich Sasha und wolltest mit einem Mal nichts mehr von mir wissen. Ich war wütend auf dich. Verstehst du das nicht?“
„Und ICH hoffe, DU verstehst, ob deiner zahlreichen Affären, dass ich mich Sasha zuwendete.“, wurde ich nachdrücklicher.
„Mit S-a-s-h-a, deinem Entführer. Und ICH reise noch nach Jerusalem um dich dort raus zu holen, wo man mich noch nicht einmal zu dir lässt und unverrichteter Dinge nach Hause schickt. Und DANN sehe ich dich hier mit diesem Typ spazieren gehen. Denkst du vielleicht, das hat mich nicht berührt? Es hat mir einen Schlag versetzt. Glaub mir das.“
Er hatte Recht mit Sasha. Es muss für ihn furchtbar und erniedrigend gewesen sein. Dennoch….“Es tut mir leid Derek, wenn es dich so derart traf.“, entschuldigte ich mich nun bei ihm. „Ich bin eine Idiotin. Wie hatte ich nur denken können, dich einfach so beiseite zu stellen. Es tut mir leid. Wir sind beide Idioten. Meinst du nicht?“
Nun lachte er verhalten. „Ja. Da hast du Recht. Auch mir tut es so unendlich leid, wie alles lief in der letzten Zeit.“
„Dann mäßige dich mit deinen Frauen!“, wurde ich lauter.
„Ja,….ja…ja. Das werde ich tun. Versprochen. Aber du bist schließlich auch verheiratet und WAS wird nun mit ihm?“, fragte Derek und zeigte auf die Tür, hinter der sich Sasha befand.
„Ich meine DU hast ebenfalls so einige Frauen und bist kein Kostverächter.“
„Ein Playboy, meinst du wohl?“, er grinste.
„Ja. Ich würde Sasha nicht gänzlich fallen lassen wollen, falls er dann überhaupt noch will, dass wir uns gelegentlich sehen, WENN ich ihn jetzt, um deinetwillen, hinaus expediere.“
Derek fiel erneut vor mir auf die Knie. Nahm meine Hand und eine flehende Haltung ein. „DAS würdest du wirklich tun?“
Ich musste lachen. „Steh‘ auf. Ich sag‘ es ihm.“
So, nun kam für MICH der heikle Teil! WIE erkläre ich Sasha, dass er gehen soll? Einfach so? JETZT, wo er tagelang mit mir zusammen war. Und vor allem in den Nächten. Herje! Andererseits war ich froh darüber, dass Derek gekommen war und wir beide dadurch eine Chance erhielten, wieder zusammen zu sein. DENN,….ich war an ihn gewöhnt. Und die meisten der Leute hier ebenfalls. Aber Sasha. Was wird nun mit Sasha?
Es fiel mir immens schwer, ihm schlicht und einfach vor die Tatsche zu stellen, dass er bitte gehen möge.
Als er begriff, sah er mich nur ungläubig an und lachte. „DAS ist jetzt nicht wirklich dein ernst?!“
„Doch. Ist es. Und es tut mir wirklich leid Sasha. Wir sind schließlich nicht verheiratet und heute,….möchte ich mit Derek sein.“
„Mit diesem Playboy?“
Was sollte ich darauf erwidern? Er hatte Recht. Jedoch Derek vielleicht ebenso und es schien womöglich nur so extrem. So überspitzt und maßlos. Gerade eine Frau weiß, wie schnell es geht und man kommt in Verruf, wenn man mit diesem und Jenem gesehen wird. Was nun aber gleichermaßen zu meinem Problem wurde, WENN man mich nun wieder mit Derek sah.
Göttin noch eins!!! Warum nur, muss alles so derart kompliziert sein???

Als Sasha sah, oder bemerkte, dass es mir tatsächlich ernst damit war, dass er gehen soll, wurde er still. Stand auf, nahm seine Sachen und ging. „Wie du willst.“, hatte er nur noch gesagt. Und ICH hatte mich wieder und wieder bei ihm entschuldigt. „Es tut mir leid, a-b-e-r…….“

Mit Derek fühlte ich mich (trotz der Gedanken an seine(?) anderen Frauen und letztendlich ebenso an Sasha) wohl. Es war so angenehm, ihn zu fühlen und wieder um mich zu haben. Er ist so vertraut! Verdammt! Verdammt! Verdammt! Ich KANN ihn NICHT lassen! Nein. Da ist immer noch Liebe in mir zu ihm! Gleich, wie oft ich auch versuche, dies zu verneinen. Er ist so ein durch und durch attraktiver Mann. Jedoch DAS wissen, sehen auch die anderen… Frauen.

Gegen halb neun Uhr heute Morgen, rief ich Ryan an und entschuldigte Derek. Nicht dass es wieder Ärger gab, wenn er zu spät zur Arbeit kommt. Dieser wunderte sich natürlich. „Ach was. Er ist bei dir?“
Das gibt selbstverständlich wieder Wasser auf die Mühlen der Gerüchte. Und dies ist sicherlich eben NICHT gut für mich. Wir werden sehen.
Derek begleitete mich noch zum Büro. Denn ich hatte mich entschlossen NICHT mit Derek im Restaurant frühstücken zu gehen. Sondern mein Frühstück im Büro einzunehmen.
Kevin war ebenfalls verblüfft, als er mich (wieder!) mit Derek sah. Und Mike, sowie Kirsten begrüßten ihn freundlich. Freuten sich, ihn zu sehen. (Schließlich war ER es, der sie hier her gebracht hatte.)