Es geht mir gut damit, wieder mit Derek zu sein. Das ER nun
erneut zu meinem „Liebhaber“ wurde, wie bisher.
Aber WAS wird nun mit Sasha werden? Er meldete sich zu
Beginn (verständlicher Weise) nicht mehr. Und auch Gunnar lies bisher nichts
wieder von sich hören. Wo er doch schon längst auf dem Weg hier her sein müsste
(!).
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Ich traf mich gleich am selben Tag noch mit Derek zum
Lunch und war außergewöhnlich früh im Restaurant, alldieweil ich gleich
anschließend einen Termin wahrzunehmen hatte. Es war noch vor zwölf, zu einer Zeit,
zu welcher Dereks Mutter stets zu essen pflegt. Sie kam dann etwas später, als
ich gerade am Gehen war.
Derek und ich sprachen noch einmal über alles. Legten so
la, la die Parameter für unser weiteres Zusammensein fest.
Ryan, der Leiter unseres Sicherheitsteams kam herein und zu
meinen Tisch. Setzte sich unaufgefordert auf den Stuhl neben mich. Hatte
offenbar mit mir etwas zu besprechen. Er begann auch gleich damit. Jedoch zuvor
merkte er schmunzelnd und wohlwollende an, dass Derek und ich sich offenbar
wieder vertragen.
„Ja. Es ist alles wieder okay.“ Ich fand, es war nicht nötig,
ihm Einzelheiten zu erzählen, welche sich dann in der Gerüchteküche
wiederfanden.
„Kommt in den besten Familien vor.“, sprach es und
zwinkerte mir/uns zu. Anscheinend war auch ER recht zufrieden darüber, dass er
mich und Derek nun innigste vereint wieder traf. (Warum eigentlich? Weil Derek
so ein Netter ist? So ein Lieber? Allseits beliebt und gelobt
von?…..in jedem Fall von seiner Mutter.)
„Na ja,…“ tat Ryan bewusst ein wenig zögerlich, „…..wir
hatten dich ja noch vor kurzem mit Sasha gesehen und da dachten wir (Sarah,
seine Lebensgefährtin und er), es wäre wohl etwas Ernstes.“
Ich zuckte nur mit den Schultern. Fühle mich, ihm
gegenüber, keinerlei Rechenschaft schuldig. Sagte aber dann doch noch etwas zu
diesem Thema. „Ich mag Sasha schon, jedoch Derek auch nicht verlieren. Ihn
liebe ich. Aber DAS ist ja nun mittlerweile beinahe schon ein alter Hut.“ Nun
zwinkerte ich ihm zu und fragte, was er denn nun eigentlich von mir wollte.
„Es geht genau um Sasha. Ich dachte er fängt diese Woche
wieder an im Team. Er war fest eingeplant.“
„Oh! Das war mir doch völlig entfallen.“, gab ich ehrlich
zu. „Tut mir leid.“
Derek stand auf, gab mir einen Kuss auf die Wange und
verabschiedete sich. Ging dann zu seiner Mutter hin und ich redete mit Ryan
weiter über Sasha. Offenbar interessierte es ihn.
„Warum rufst du ihn nicht einfach mal an? Fragst ihn, wann
er gedenkt mit der Arbeit anzufangen.“, offerierte mir Ryan eine Option, welche
ich (noch!) nicht wirklich (wieder) wahrzunehmen gedachte. Wieso sollte ICH ihn
anrufen? Konnte Ryan das nicht selber tun?
Ryan sah mich an und grinste. Wartete darauf, dass ich es
tat. War offenbar neugierig, wie ich das handelte. Menschen….eben…..Göttin noch
eins!!!
Nun gut, dann soll es so sein und Ryan seinen Willen haben.
Dachte ich, nahm mein iPhon zur Hand und rief Sasha an.
Es dauerte eine Weile, dann hob er ab und ich begann
sogleich sehr förmlich mit meiner Frage. „Ryan fragte an, wann du wieder zu
arbeiten beginnst?“
„Oh! Ja.“, kam dann doch recht zügig eine Antwort zurück.
Sasha hatte offenbar etwas ganz anderes erwartet. Mich als Privatperson und
nicht die Chefin. „Klar. Wann hat er mich eingeteilt?“
„Genau genommen bereits am Montag. Aber warte,….. ich
frage ihn sogleich, ob du womöglich heute noch beginnen sollst.“
Ryan bedeutete mir dann, dass Sasha sofort mit der Arbeit
beginne könne. Gleich jetzt mit der Spätschicht und ich sagte es ihm.
Zum Ende des Geschäftlichen war ich noch nicht wirklich
bereits aufzulegen. Sasha wohl gleichermaßen nicht. Ich hörte ihn atmen. Er
wartete offenbar, dass ich noch etwas zu ihm sagte. Ich schnaufte. Machte ein
bedenkliches Gesicht, was er selbstverständlich nicht sehen konnte. (Aber
Ryan.) Und dann doch…..
„Es scheint mir nun wohl alles mit uns erledigt zu sein.“,
merkte ich vorsichtig an.
„N-i-c-h-t-s ist erledigt!“, kam es prompt zurück. „Was
glaubst du eigentlich? So schnell gebe ich sicherlich nicht auf.“
Räusper. Hüstel. WOW. DAS war mehr als deutlich!
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Nach meiner Therapie-Stunde war es mir nicht noch einmal
nach Büro oder Arbeit zumute. Ich ging nach Haus. Schrieb und rief Derek an, um
ihn zu fragen, ob er heute gleich nach der Arbeit zu mir kommen mag.
„Phhhuuu. Ich muss erst noch zu meiner Mutter. Das weißt
du doch und dann wollte ich noch für gut zwei Stunden ins Fitnesscenter.“
„Okay. Kein Problem.“
„Ich komme dann gleich danach. Hole dich zum Dinner ab.
Was sagst du dazu?“
„Natürlich JA. Was sonst?“
Ich hatte mich gerade erneut in meine Schreiberei
vertieft, als es an der Haustür klopfte. Sasha trat sogleich ein.
IHN hatte ich nun in der Tat am aller wenigsten erwartet.
„Ich dachte du bist sauer auf mich.“, begrüßte ich ihn und
legte die Stirn in Falten. Selbstredend mit einem verschmitzten Lächeln auf den
Lippen.
Er lächelte leicht zurück und ich sah, wie sich die
Muskeln in seinem Gesicht spannten und bewegten. Er räusperte sich. „Troels
dachte offensichtlich, er müsse alles über unser Verhältnis wissen. Wollte mir
etwas Gutes tun und fragte mich, ob ich nicht kurz zu dir hereinschauen möchte,
da wir nun einmal hier in der Nähe wären. Wie hätte ich da nein sagen können?“
„Sasha, es tut mir wirklich alles so sehr leid.“, begann
ich mich erneut bei ihm zu entschuldigen. „Ich hoffe, du siehst es mir nach und
verstehst mich zumindest ein wenig. Ich wollte Derek nicht gänzlich fallen
lassen wie eine heiße Kartoffel. Er ist ein lieber Mensch und hat noch eine
Chance verdient. So wie du auch, nachdem“, und nun sah ich ihn prüfend und
durchdringend an, „ du mich entführtest.“
Man muss nur seine Entschuldigung gut verpacken, dachte
ich so. Gleich noch mit einem viel sagenden, erotischen Augenaufschlag
verbunden. Womöglich vermag ich doch noch etwas zu retten….mit ihm. Denn ich gedacht
gleichwohl Sasha nicht verlieren zu wollen. Es wäre irgendwie doch….Schade um
ihn.
Sasha lachte. Kniete neben mir nieder, packte mich mit
seiner Hand zärtlich im Genick und zog
mich ein Stück zu sich hin, um mich zu küssen. Und es war ein inniger,
langer Kuss. Danach sah er mich (liebestrunken!) sehnsüchtig an.
„Du hast Recht. Jeder hat noch eine, oder auch eine zweite
Chance verdient. Darin widerspreche ich dir nicht und ich hoffe“, nun sah ER
mich durchdringend und prüfend an, „du erinnerst dich daran, wenn es irgendwann
einmal wieder um MICH gehen wird.“
„Touche´.“
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Derek kam so gegen halb sieben. Wir gingen essen. Seine
Mutter Magdalena war dabei. Es gab nur smal talk. Wichtigere Themen wurden ausgespart,
was vorerst wohl besser war. Denn ich gedachte sie nicht zu überfordern. Derek
hatte jedoch darauf bestanden, dass wir drei zusammen an meinem Tisch sitzen
sollten. Sie hatte zugestimmt. Natürlich sprachen wir auch kurz über mich und
ihren Sohn. Am liebsten hätte ich sie gefragt, was sie denn nun von mir
erwartet und erwähnt, dass ICH keine Schwarze bin. Nun ja, man kann hier
natürlich Dereks angeheiratete Frau erwähnen, die eine Schweizerin ist und
ebenfalls weiß. Hat Laurianne jemals ins Bild der Mutter hinein gepasst? Giselle und Rochelle sicher schon. Was sie von
den beiden Kindchen hielt, die halb so alt wie Derek waren, hätte mich schon außerordentlich
interessiert. Derek ist bereits siebenundvierzig Jahre alt. Gleichwohl man es
ihn nicht ansehen mag. Er sieht eher aus wie (maximal) Ende dreißig. Was mich
damals, als ich ihn kennenlernte, total verblüffte. Ich dachte, er ist in
meinem Alter oder sogar noch jünger als ich selbst. Schon eigenartig. Ist jedoch
oft der Fall, dass Farbige jünger erscheinen als sie tatsächlich sind.
Ich hatte Derek noch einmal gefragt, ob er nicht doch
wieder zu uns ins Büro kommen möchte.
„Ich bin doch in einem Büro. Das reicht mir doch.“,
antwortete er und lachte. Infolgedessen bleibt er stellvertretender Leiter des
Sicherheitsteams. Ich hatte, ungeachtet Sashas, schon lange vor, Derek wieder
empor zu heben. Jedoch scheint er es tatsächlich nicht zu wollen. Da kann man
wohl nichts weiter tun.
Von Gunnar nach wie vor keine Spur. DAS ist in der Tat
recht kurios. Genau genommen hätte er schon längt (!) hier in Schweden
angekommen sein müssen. Erreichen kann ich ihn ebenfalls nicht. Und hatte ich
mir nicht vorgenommen, Sashas erneutem Drängen nachzugeben und mit ihm nach
Israel zu reisen, wenn Gunnar innerhalb von drei Tagen nicht wieder kommt?!
Was nun?
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Und um ganz ehrlich zu sein, bin ich im Augenblich doch
eher hin und her gerissen, zwischen Derek und Sascha….irgendwie.(Zudem warte ich auf meinen Ehemann!)
Ich vermag nicht zusagen, WAS es ist, mit den beiden. Der Verstand sagt
mir, lass Sasha sein. Aber ich kann es nicht. Obwohl ich (aus dem Bauchgefühl
heraus) genau weiß, dass es in der Tat besser wäre. Derek liebe ich. Zweifelsohne.
Aber ist ER die/eine richtige Option für mich? Womöglich....Ich weiß es (nach wie vor) nicht.
Und NUN sehe ich dem nächsten Arzttermin entgegen, zu
welchen mich Derek begleiten wird.
Aus diesem Grund, bin ich ein wenig aufgeregt und
durcheinander. Was zu Unkonzentriertheit führt und man heute deutlich am Stakkato-schreiben
merkt.