Während Gunnar Inula Castanea und Óðinn Aron besuchte, führte ich ein
langwieriges Gespräch mit Emilia Stephansdottir. Insbesondere und anfänglich über
die Werte der matriarchalen Gesellschaft, die mir in der Tat für alle Menschen
lebenswert erscheinen. Sie sprach ebenso, jedoch ein wenig despektierlich über
Partnerschaft und die romantische Beziehung, wie sie erst seit kurzem in der
Menschheitsgeschichte üblich sei, wie sie meint. Nun, in diesem Fall fragte ich
mich, ob es in matriarchalen Gesellschaften keine romantischen Beziehungen und
kein liebevolles Miteinander zwischen Männern und Frauen gab/gibt?
Möglicherweise bezeichnet Frau es nur mit anderen Worten. Oder es ist schlicht
und einfach eine Selbstverständlichkeit, welche nicht weiter benannt, oder
hervorgehoben werden muss. Ein ganz „natürlicher“ Vorgang untereinander so zu
sagen, und ein gänzlich „normaler“ Umgang miteinander. Was sich selbstredend unter
patriarchaler Herrschaft zur Sinnwidrigkeit entwickelte. Wie so vieles.
Gerade in den
letzten Tagen hatte ich eingehend über diese Thematik nachgedacht und mit
Gunnar sogar darüber gesprochen. Wir hatten definiert, was für uns beide Liebe
ist. Gleichwohl es zahlreiche Arten von Liebe geben mag, die sich in der
Unseren vereinen, was Gunnars unumstößliche Meinung ist, trotz zeitweiliger
Unzufriedenheit. Was nun in der Tat, wie ich denke, eine völlig normale
Variable ist. Denn genau diese bemerkte ich an mir in den letzten ein, zwei
Wochen, und das zunehmend. Und genau darüber hatte ich gleichwohl mit Troels
sprechen wollen, als ich ihn am Freitagabend besuchte.
Emilia
tranchierte unterdessen meine Ehe. Löste sie Stück für Stück auf. Natürlich
hörte ich ihr zu. Wollte verstehen und folgte ihren Gedankengängen. Nahm ihre
Sichtweise ein und fand urplötzlich das meiste davon durchaus plausibel. Sie
vermag zweifelsohne ungemein überzeugend zu sein.
Woraufhin ich erneut über meine
Beziehung zu Gunnar nachdachte und sodann, oder erst jetzt, nach endlosen,
strapaziösen Überlegungen zu dem Schluss kam, wie bereits schon einmal vor längerer
Zeit, dass ICH ihre Vorstellungen nicht zu leben vermag und sie mit ihren
Worten MEINE Welt zerpflückte. Welche ich mir mühsam aufbaute und die ich letztendlich
benötige, um in einem respektablen Rahmen zumindest für die meiste Zeit
glücklich, zufrieden und sorgenfrei zu sein. Auf die ich, aller Widrigkeiten
ungeachtet, stolz bin, und die ich mit Vehemenz verteidige und aufrecht zu
erhalten suche. Obgleich sie nicht jeder Fraues Vorstellung entsprechen mag.
Allemal vermittelt sie mir ein akzeptables Maß an Geborgenheit. Sowie zärtliche
Zweisamkeit und ein liebevollen Miteinander. Wieso, in der Götter Namen, sollte
ich sie plötzlich als nicht lebenswert erachten?
Umso mehr ich über ihre Worte nachdachte, umso unwohler
fühlte ich mich damit. Da waren zu viele Widersprüche, welche ich mitnichten zu
vereinen vermochte. Ihre Offerten passten nicht zu meiner Art des Lebens.
Selbstverständlich gibt es Zeiten der Melancholie, des
Kummers und der Traurigkeit. Wer vermag schon beständig glücklich zu sein? Gleichgültig
für welche Art des Lebens man sich nun entschied. Es ist keinesfalls mein
Wunsch ganz allein durch diese Welt zu gehen. Hätte ich keinen Partner, keinen
Man, der mich liebt, wäre ich allenfalls noch depressiver. Wenn nicht sogar
verbittert. Denn ich bin im Grunde doch ganz glücklich darüber, die
Verantwortung zuweilen vertrauensvoll abgeben zu können. In Gunnars (fähige?)
Hände zu legen und mich geruhsam fallen zu lassen. Auszuruhen, und Kraft zu
schöpfen.
Zudem kann ich mich darauf verlassen, dass Gunnar nach der
bisherigen Zeit unseres Zusammenseins, um meine Kränklichkeit und meine
Schwächen weiß. Aus diesem Grund fühle
ich mich wohl und geborgen in seiner Gegenwart und bin dankbar dafür, dass es
ihn gibt. Genieße seine Zärtlichkeiten, derer ich bedarf und ziehe daraus ein
wohliges Gefühl der Zufriedenheit und Erleichterung. Überdies schätze ich sein
magisches Wissen, sowie seinen Intellekt. Und vermögen wir beide unsere
niederen Triebe zu beherrschen und uns gegenseitig zu respektieren wie wir sind,
hebt es unsere Beziehung auf eine friedvolle, harmonische, intellektuelle und
letztendlich sogar spirituelle Ebene.
Natürlich mag es Dinge geben, welche mir an Gunnar missfallen
und die ich schlichtweg ignoriere. Alldieweil ich nicht im ewigem Streit mit
Gunnar leben will und ebenso wenig drauf aus bin an ihm herum zu erziehen. Viel
mehr schätze ich die mit ihm gefundene Ruhe, den Frieden und die zumeist
anhaltende Harmonie zwischen uns beiden. Wenn wir sie denn zulassen. Was
gegeben ist, solang ich mein Innerstes nicht mit unnützen Gedanken aufwühle.
Mit Gegebenheiten belaste, die im Augenblick nicht zu ändern sind.
In gleichem Maße begreife ich, dass man den anderen nicht
in seine Bahnen zwingen oder nach seinen eigenen gut Dünken formen kann.
Mit großer Sicherheit ist die matriarchale Gesellschaft die
lebenswerteste, von der ich jemals Kenntnis erhielt und die es selbstredend
erneut anzustreben gilt. Nur ist sie noch lange nicht erreicht. Denn die
meisten Menschen wissen nichts drüber und sind dadurch nicht bereit, etwas an
ihrem Leben zu ändern. Zumindest nicht im „matriarchalem“ Sinne.
Für mich ist es in jedem Fall relevanter in der mich
umgebenden patriarchalen Welt zu bestehen. Gegebenenfalls sogar ein wenig
glücklich zu sein und nicht ausschließlich zu überleben. Was nichts anderes
bedeutet, als dass man auch als Frau die derzeitigen Gegebenheiten annimmt.
Gleichwohl man sie ebenso nach seinen Wünschen zu formen vermag. Was Sinn und
Zweck des Lebens scheint. Denn ich weiß sehr wohl, dass jeder Gedanke zählt,
aus welchem sich unser aller Realität gestaltet.
Als ich mit Gunnar darüber sprach, tippte er mir lächelnd mit
dem Finger auf die Brust und sagte: „Dein Glück liegt hier drinnen. Es kommt
nicht von außen. Du kannst es von niemandem abhängig machen, oder darauf
warten, dass es dir jemand kredenzt. Finde dich, und du findest dein Glück. Du
hast genügend Ruhe und Zeit dafür. Für den Anfang zumindest, würde es genügen,
dich mit etwas zu beschäftigen, was dir Freude bereitet. Womöglich wird dir dann
der Sinn deines Lebens gewahr. Oder du entdeckst wenigstens etwas, was dich
antreibt. Deine Entwicklung entfacht. Denn DAS vermag dir niemand anderes
abzunehmen. Auch ich nicht. Verstehst du Rea? Ich kann dir nur dabei behilflich
sein und dich unterstützen, mit allem, was ich weiß. Denn genau dafür bin ich
da.“
Ein wenig später fügte er noch schmunzelnd hinzu: „Weiß du,
es ist erfreulich dich unter anderen Frauen zu wissen. Jedoch sollten deren
Lebensessenzen nicht uneingeschränkt zu den unseren werden. Unser beider
Verhältnis nicht belasten und vor allem, unsere Verbindung nicht zerstören.
Niemand vermag des anderen Lebenmodell vollends zu übernehmen. Jedes ist durch
seine adäquate Entwicklung einzigartig,
und die Basis zwei von ihnen zusammenzufügen ist, gegenseitiges Einverständnis.
Zudem sollte man des anderen Leben respektieren, so wie es ist, oder von beiden
gelebt wird. Ob nun mehr oder minder erfolgreich.“
„Eines steht jedenfalls außer Frage.“, bemerkte ich
abschließend, “Wir beide befinden uns in einem Entwicklungszyklus, der
zugegebenermaßen von anderen beeinflusst wird, uns jedoch beiden zum Wohle
gereicht. Und ich bin mitnichten bereit, alles, was wir bisher miteinander
aufbauten und teilten, auf dem Scheiterhaufen der angeblich matriarchalen Werte
zu verbrennen?“
Gunnar lachte. „Na, na. Nicht so krasse Worte.
Scheiterhaufen gab es schon genug.“
Ich hatte in der Tat lange mit mir gekämpft, um Emilias und
meine Sicht, was Beziehungen und Partnerschaften betraf, in irgendeiner Weise
miteinander zu vereinen. Jedoch fühlte ich mich dabei zunehmend unwohler. Verstrickte
mich in unendliche Gedankenschleifen und -konstrukte. Schlussendlich respektiere
und akzeptiere ich ihre Sicht auf diese Welt, sowie ihren Standpunkt und
verbleibe doch besser bei dem Meinen. Gleichwohl ich meinem eigenen Konzept durch
die Gespräche mit ihr, dankend einiges hinzugefügt haben mag.
Zu aller letzt schlug sie mir noch vor, doch zu einem
Genesungsurlaub in die Schweiz aufzubrechen. Was selbstredend ohne Gunnar nie
in Frage käme. Oder zumindest nicht gänzlich ohne einen männlichen Begleiter.
Ich bin schließlich nicht lesbisch und es ist mir ebenso wenig danach Ausschau
nach fremden Männern zu halten. Hier gibt es genug davon. Denn ich fühle mich
hier wohl, in meiner kleinen Enklave, MIT meinem Ehemann, welchen ich
keineswegs missen möchte.
Anmerkung in „eigener Sache“:
Ich weiß durchaus die zahlreichen asiatischen
Besucher auf meinem Block zu schätzen. Jedoch vermag ich ihre Lauterkeit zu
bezweifeln.
Daher bitte ich sie, meinen Blog für nichts anderes als „das Lesen zu ge-brauchen“!
Daher bitte ich sie, meinen Blog für nichts anderes als „das Lesen zu ge-brauchen“!
Danke.