Der Nachmittag war dem Notebook gewidmet. Wie so oft.
Gunnar kam erst gegen sieben. Ich war in die Weiten des
Internets getaucht und hatte ihn nicht wirklich vermisst.
„Du sitzt doch noch immer.“, war sein erster Kommentar, als
er das Zimmer betrat.
„Schluss jetzt! Wir gehen essen.“, sprach es und klappte
mein Notebook zu.
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Genau genommen hätten wir am gestrigen Abend dem
Neujahrskonzert im großen Saal beiwohnen (müssen) sollen. Jedoch war es mir
eher danach meine Beine hoch zu legen und es mir auf der Couch beim fernsehen
bequem zu machen. Nur, soviel Glück war mir/uns nicht beschieden. Marie, die Zwillinge
und Henrik kamen vorbei. Alldieweil Marie erneut ihr Anliegen des Reisens
vorzutragen gedachte. Denn sie beabsichtigt in der Tat mit Henrik allein nach
New Orleans zu fliegen und die Kinder hier bei uns zu lassen. Ich verwehrte
mich augenblicklich dagegen. Gunnar wiederum schien ein Lächeln zu
unterdrücken. Wie konnte er nur?
„Schließlich gibt es noch die Nanny“, sagte er dann und
warf damit einen Satz in den Raum, auf welchen ich nur noch mit einem
Luftschnappen reagieren konnte. Offensichtlich war ohne mich bereits eine, DIE
Entscheidung gefallen.
„Wie stellst du dir das eigentlich vor?“, attackierte ich
Gunnar auf verbale Art und Weise. „Wo sollen sie schlafen? Doch nicht etwa bei
uns?“
Gunnar runzelte die Stirn. „Wo sonst?“
Ich funkelte ihn an. Rang hörbar nach Luft und wäre am allerliebsten
davon gelaufen. Aber es hätte am Ende nichts genützt.
Im Inneren kochte ich vor Wut. Konnte dies jedoch nicht
offen zeigen.
Wozu noch diskutieren. Meine Stimme und meine Einwände
waren ohnehin unerheblich. Es war, es ist bereits beschlossene Sache.
Gunnar suchte mich zu beruhigen, als sie gegangen waren.
„Du wirst sehen, so tragisch ist das alles nicht. Du
gewöhnst dich schneller an die Kleinen und wirst sie dann nicht mehr hergeben
wollen, wenn Marie zurückkommt.“ Gunnar lief mir hinterher. Versuchte meine
Hand und mich zu greifen. Ich entzog mich ihm und ging Stück für Stück vor ihm
her.
„WENN sie zurückkommt.“, gab ich zu bedenken. „Zudem weißt
du genau, dass ich Kinder nicht gut leiden mag!“, wurde ich entschlossener.
Gunnar schüttelte lachend den Kopf. „Das bildest du dir nur
ein. Es ist widernatürlich für eine Frau Kinder zu hassen.“
„Ich will sie nicht!“, schrie ich ihn (trotzig) an.
Gunnar wurde jedoch nicht ungehalten. Lächelte weiter und
folgte mir.
Am Ende gab er auf mich zu einfangen zu wollen. Setzte sich
stattdessen auf zurück auf die Couch und brauchte genau genommen nur zu warten,
bis ich mich kapitulierend zu ihm setzte. So saßen wir schweigend eine ganze
Weile nebeneinander und starrten auf den Bildschirm des Fernsehgerätes.
„Ich bin müde.“, sagte ich schließlich und begab mich auf
den Weg zum Schlafzimmer. Gunnar folgte mir.
Und kaum dass er uns beide zugedeckt hatte, ging sein Atem schneller. Er
hatte sich zu mir herübergebeugt. Küsste und streichelte mich. Seine Hand hielt
meinen noch immer trotzig widerstrebenden Kopf, glitt dann aber immer weiter an
meinem Körper entlang, hinunter zwischen meinen Beine und im nächsten
Augenblick stöhnte ich auf, alldieweil Gunnars Finger in mich drangen. Dass
Vorspiel dauerte nicht lange und schon schwang er sich über mich und sein Penis
rutschte in mich hinein.
Gunnar bewegte sich eher verhalten und vorsichtig auf und
ab. Nur am Ende wurden seine Stöße heftiger und er forderte mich auf seine
Hoden zu kneten bis er schließlich in mir kam.
Bis dahin hatte ich Mühe meine Gefühle im Zaum zu halten.
Aus diesem Grund glitt er offensichtlich sehr schnell aus mir heraus und legte
sich mit einem erleichterten Stöhnen neben mich. Wendete sich mir jedoch
sogleich zu. Küsste mich und stich mir über die Wange. „Alles okay?“ Er biss
sich auf die untere Lippe.
„Es geht so.“, antwortete ich.
„Wie fühlst du dich?“
Dies war durchaus eine berechtige Frage. Denn wir
experimentierten gestern bereits erneut mit meiner Medikation. Weil ich dieses
unentwegte Lustempfinden Leid gewesen war. (2 x tägl. anstatt 3 x tägl.) Es
zerrte gewissermaßen an den Nerven wie ein Gespann Pferde an einer Kutsche.
„Ich versuche zügig einzuschlafen.“, sagte ich und
schmiegte mich an meinen Ehemann, der mich in seine Arme schloss und an sich
drückte.
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Heute Morgen hatten wir uns bereits angekleidet und waren
zum Gehen bereit, als ICH mich um entschied und quasi über Gunnar herfiel. Vor
der Haustür stehend ließ ich alle meine Kleidungsstücke auf den Boden fallen,
während Gunnar mit schmunzelnd zusah. Er schüttelte lachend seinen Kopf, kam
auf mich zu und trug mich auf seinen Armen zurück zum Bett, wo ein
überwältigendes, leidenschaftliches Ineinander folgte.
Dann rasch wieder ankleiden und losgehen.
„Wir müssen uns ein wenig
sputen. Ich habe einen Termin im Office.“, sagte er als wir schnellen
Schrittes zum Restaurant eilten.
Ich sah ihn nur verwundert an. Nichts weiter. Denn meine
Gedanken waren noch immer in den heißen Phasen unseres sexuellen Miteinanders
hängen geblieben. Sodass ich mich vorerst nicht weiter mit dieser faden
Thematik zu beschäftigten gedachte.
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Für einen tadellosen Chef, gibt es nicht wirklich ein
Wochenende. Keinen Sonntag und genau genommen ebenso wenig freie Tage. In
diesem Fall würde ICH sagen, Gunnar ist kein vollkommener Chef. Sondern doch
viel mehr seine Mutter Christine. Sie ist immer im Dienst und Thomas, ihr Lebenspartner
gleichermaßen. Obwohl ihm Gunnar nur wenig Rechte an Entscheidungen zubilligt.
Gleichgültig wer das Geschäft führt. Das Wesentliche ist
doch, dass es „besteht“. Das es „läuft“.
Immerhin schliefen wir zumindest aus, am heutigen Morgen.
Jedoch verschwand Gunnar erneut nach dem Breakfast im Office.
„Ich begleite dich.“, sagte ich zu Gunnar und ging neben
ihm her.
Im Office trafen wir auf Dahl Lindqvist, der offensichtlich
auf Gunnar gewartet hatte, und (!!) auf die australische Claire Mc Lachlin.
Sowie eine schwedische Schönheit namens Mathilda Nyborg.
Genau genommen sollte dies ein Art Einstellungsgespräch der
beiden Damen werden. Jedoch sah mir dies doch eher nach einer Privataudienz
(-vorstellung) zum Vergnügen der Herren aus.
Ich schwieg. Beobachtete und harrte der Dinge, die da
kamen.
Allerdings „kamen“ sie nicht. Wie ich vermute wurde „das
Programm“ ob meiner Anwesenheit um einige Parameter verändert. Sodass es einen
eher „förmlichen“ Charakter erhielt und nicht mehr den Anstrich einer Peepshow
hatte. Alldieweil die Damen trotz ihrer Wintermäntel darunter doch ein wenig
spärlich bekleidet waren.
Auf meinen tadelnden Einwurf, dass (Mann) man nicht alle
älteren Mitarbeiterinnen durch Junge ersetzen könne, konterte Dahl Lindqvist
mit den Worten: „Junge Menschen sind Effizienter.“
„Nein. Das entspricht nicht der Wahrheit.“, erwiderte ich
mit gebieterischer Stimme. „Sie sind doch eher unkonzentrierter, verspielter
und ineffizienter als Menschen, die sich im Leben und in ihrem Job bereits
bewährten.“
Dahl räusperte sich und sah zu Gunnar. Der wiederum zuckte
mit den Schultern. Was offensichtlich so viel bedeutete, als dass mein Einwand
gegenstandslos war.
Am Ende wurden beide als Empfangsdamen für die Rezeption
eingestellt.
Wir sprachen bisher nicht weiter darüber und ich
beabsichtige diese Begebenheit vorerst
auf sich beruhen zu lassen.
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Nun muss ich bedauerlicher Weise eilends hier schließen,
alldieweil sich erneut Besuch einstellt. Elena und Kate......