Mittwoch, 1. Januar 2014

Eine Liebeserklärung



Rockbands gab es zu diesem Jahresende nicht. Stattdessen mehr Kultur.
Klassische Musik in verschiedenen Variationen. Ein kleines Theaterstück und „schwedischem Folk“. Zwischendurch ein DJ für die jüngeren Gäste. Gemischte Musik und Darbietungen für alle. Der Höhepunkt und die Überraschung des Abends jedoch war eine von Gunnar inszenierte und koreographierte Tanzeinlage, welche sich als getanzte Liebeserklärung an mich, seine Ehefrau entpuppte.

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Tagsüber gab es noch reichlich zu organisieren, Telefonate zu erledigen, zu skypen und SMS’n zu schreiben. Am Abend ein reichliches Mahl und dann tanzen mit Gunnar zu schwedischem Folk. Durch meine krankheitsbedingte konditionelle Schwäche blieb es bei drei, vier Tänzchen. Nicht mehr. Gunnar blieb beinahe den gesamten Abend in meiner Nähe. Nur zuweilen war er für kurze Zeit verschwunden. 
Es war so gegen elf als er sich grinsend von seinem Stuhl erhob und in Richtung der Tür ging, die hinter die Bühne führte. Das Konzert der Geige lag gerade in den letzten Zügen und nach einer minütlichen Pause kamen nach traditioneller Musik zahlreiche junge Damen in unterschiedlicher Kleidung, aber allesamt mit langen roten Haaren auf die Bühne gehopst. Der Spot richtete sich gleich anschließend auf einen Mann. Es war Gunnar. Er tanzte sich nun durch die Reihe der dieser Mädchen und mit jeder von ihnen vollzog er beinahe akrobatische Einlagen. Der Abschluss war stets ein „angedeuteter“ Kuss und der Liebesschwur mit schmachtendem Blick und dem theatralischen Griff seiner beiden Hände zum Herz.
Die Darbietung an sich war nur von kurzer Dauer. Jedoch die Aussage hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Zumal dieser eine verbale Liebeserklärung Gunnars an mich folgte, nach welcher ein erstaunlicher Applaus ausbrach. Er zitierte mich auf die Bühne und ich richtete einige Worte des Dankes an meinen Ehemann. Zum krönenden Abschluss küsste er mich innig vor aller Augen und trug mich auf seinen Armen von der Bühne zu meinem Platz.
Danach folgte der Auftritt von Alicia Rice.
Troels hatte ich bis dahin noch nicht gesehen. Oder zumindest nicht wahrgenommen. Ihn sah ich erst viel später mit dieser blonden Frau, die, wie er sagte, nur eine gute, alte Freundin sei. Wer’s glaubt?

Ungewöhnlich lange hielt ich mich gestern wach und auf den Beinen. Sogar ein intimes, außergewöhnliches Ineinander war mit den letzten Kraftreserven noch möglich, bis ich zufrieden in Gunnar Armen einschlief und heute Morgen in denselben erwachte. Mich noch einmal genüsslich an den warmen Körper meines Ehemannes schmiegte, der mich fest an sich drückte und ebenso genießerisch stöhnte.
Wir blieben noch eine lange Weile im Bett. Ließen das Frühstück schlicht und einfach ausfallen. Küssten, schmusten und genossen einander.
Somit nahm ich jedoch ebenso keine Medikamente zu mir, und da ich keinen erheblichen Unterschied verspürte, ließ ich die Chemie zu Mittag ebenfalls weg. (Ein Experiment.)
Mittlerweile hatte sich Appetitlosigkeit und ein wenig Übelkeit in mir ausgebreitet, sodass ich womöglich noch weniger Speisen hätte zu mir nehmen könne/müssen. Ich quälte mir den Lachs in den Magen mit der Rechtfertigung der „Unterlage“ für die restlichen Medikamente. Wie beispielsweise Boswelia, Magnesium und die Vitamine für die Augen.
Da sich mein Appetit bislang nicht wesentlich verbesserte, begnüge ich mich in Kürze mit einem Kaffee Latte. Ein Schnittchen Brot am heutigen Abend, sollte ebenso genügen. Zudem war gestern ohnehin der „neue Mond“. Ein hervorragender Anlass also, um nach den Tagen des Schlemmens ein wenig zu fasten. Wenn man es denn so nennen kann. Alldieweil ich nicht gänzlich ohne Speisen auszukommen vermag.